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48H Höhenmeter-Weltrekord

48H Höhenmeter-Weltrekord

03.07.17 08:50 3.199Text: Thomas MauerhoferFotos: privatWenn Everesting erst der Anfang ist: Thomas Mauerhofer schaffte mit 31.140 Höhenmetern binnen 48 Stunden einen neuen Guinness Weltrekord.03.07.17 08:50 3.216

48H Höhenmeter-Weltrekord

03.07.17 08:50 3.2162 Kommentare Thomas Mauerhofer privatWenn Everesting erst der Anfang ist: Thomas Mauerhofer schaffte mit 31.140 Höhenmetern binnen 48 Stunden einen neuen Guinness Weltrekord.03.07.17 08:50 3.216

Er ist nicht mehr ganz taufrisch, dafür – hoffentlich - gemacht für eine kleine Ewigkeit: Der Steirer Thomas Mauerhofer sicherte sich am letzten Mai-Wochenende mit 31.140 Höhenmetern am Stück, absolviert binnen 48 Stunden in Anger im Bezirk Weiz, einen Eintrag ins Guinness Buch der Rekorde. Für bikeboard.at lässt er die langen Stunden bis zum Triumph samt Vorgeschichte nochmals Revue passieren …

Detailansicht

Zur Person Thomas Mauerhofer:
39 Jahre
verheiratet
2 Kinder
von Beruf im Aussendienst
seit 4 Jahren Ultracycling
Ziel: Race across America 2018

Fakten zum Weltrekord:
Start/Ziel: Anger (Steiermark, Bezirk Weiz)
Rundenlänge: 3,3 km
Höhendifferenz: 162,188
Höhenmeter Auffahrten: 192
neuer Weltrekord: 31.140 Höhenmeter
Schlafpause: 3x12 Minuten
Pause insgesamt: ca. 3,5 Stunden (Kleidungswechsel, Massagen, WC, 1x Hinterraddefekt)

Von der Idee …

Ich bin bereits seit einigen Jahren erfolgreich auf der Radsport-Langstrecke unterwegs. Nach dem Race around Austria 2016 (4. Platz) reifte in den Köpfen meines Teams und mir die Idee, meinen Sport auch in unsere Heimat zu bringen, da viele unserer Freunde, Familien und Bekannten mit dem Begriff „Ultracycling“, also nonstop Radfahren über mehrere Tage, nichts anzufangen wussten.
Nach einigem Nachdenken kam uns die Idee mit dem 48 Stunden Höhenmeter Weltrekord. Ende September reichte ich offiziell bei Guinness World Records den Versuch ein. Erst Ende Jänner 2017 bekam ich die Antwort, dass der Versuch offiziell genehmigt sei.

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Ab diesem Zeitpunkt begannen die umfangreichen Vorbereitungsarbeiten. Die ideale Strecke musste gefunden werden: nicht zu lang, nicht zu steil, nicht allzu viele Kurven, windgeschützt, mit einem Parkplatz bei Start/Ziel, mit Infrastruktur (Strom, Wasser, Parkplatz), div. Genehmigungen, etc. Zum Glück kann ich auf ein sehr professionell arbeitendes Team - allen voran mein Bruder, welcher den Hauptpart in der Organisation übernahm - zurückgreifen. Als Termin wurde der 26. bis 28. Mai 2017 festgelegt.

Aus sportlicher Sicht begann für mich die Vorbereitung im Oktober 2016. Im Winter absolvierte ich viele Lauf- und Langlauftrainings. Einheiten am Ergometer waren natürlich auch darunter, wobei ich mich lieber draußen als drinnen bewege. Im Februar und März stand jeweils ein Trainingslager in Kroatien auf dem Programm. Da ich die Vorbereitung gut und ohne Krankheiten durchziehen konnte, ging ich am 26. Mai top motiviert in meinen Weltrekordversuch.

… über die Durchführung ...

Wohl wissend, dass es eine „harte Partie“ werden würde, startete ich mit viel Zuversicht pünktlich um 12 Uhr, begleitet von meiner Familie, meinem Betreuerteam und unzähligen Fans und Interessierten.
Die ersten Auffahrten verliefen ganz nach Plan. Ich konnte ein hohes Tempo gehen und lag nach den ersten Stunden sogar leicht über der Marschtabelle. Besonderes Glück hatte ich mit dem Wetter. Die Prognose versprach trockenes Wetter bei rund 25° am Tag und 12-14° in der Nacht. Die trockene Fahrbahn ließ eine sehr hohe Geschwindigkeit mit bis zu 90 km/h beim Bergabfahren zu.
Die erste geplante Pause nach 9 Stunden (21 Uhr) nutzte ich, um mich für die mittlerweile tieferen Temperaturen anzuziehen sowie kurze Körperpflege. Nach nur rund vier Minuten saß ich wieder am Rad und fuhr in die Nacht hinein.

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Bereits zu diesem Zeitpunkt war das Publikumsinteresse enorm! Egal ob im Start/Ziel-Bereich, entlang der Strecke oder bei der Wende: Überall standen Leute und feuerten mich Auffahrt für Auffahrt an.
Auch in den ersten Nachtstunden konnte ich mein Anfangstempo halten, was natürlich den „Polster“ auf die Marschtabelle ansteigen ließ. Der erste kleine Einbruch kam um ca. 4 Uhr in der Früh. Extreme Müdigkeit zwang mich zu einem ersten Powernap von zwölf Minuten, der aber ausreichte, um mich gut zu erholen.
Am Samstag Vormittag kamen von Stunde zu Stunde mehr und mehr Radfahrer, welche mit mir eine oder mehrere Auffahrten machen wollen. Gepusht von ihnen und den vielen Zusehern hatte ich zur Halbzeit des Events bereits mehr als 17.000 Höhenmeter absolviert!

Zum ersten Mal richtig schwer wurde es am Samstag Nachmittag nach gut 26 Stunden. Die Temperatur stieg auf fast 30 Grad und ich übersah, dass der Flüssigkeitsverlust höher war als gedacht. Es folgte eine Dehydrierung.
Nachdem mir dies bewusst geworden war, wollte ich den Flüssigkeitsverlust durch viel Trinken wieder aufholen. Leider trank ich zu viel und zu schnell, was sich in massiver Übelkeit auswirkte, die meine weitere Verpflegung über Stunden sehr erschwerte. In dieser Zeit war das Team an meiner Seite sehr wichtig!

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Die zweite Nacht begann ich mit einem weiteren Powernap von wiederum zwölf Minuten. Auch wenn der „Polster“ geschrumpft war, lag ich immer noch gut auf Kurs. Während der Nachtstunden ging es mir den Umständen entsprechend gut – auch, wenn sich langsam Knieschmerzen und Probleme mit der Achillessehne einstellten. Wir bekämpften diese mit kurzen Massagen zwischendurch.
Nicht schlecht überrascht war ich, als sich im Laufe der Nacht immer wieder Radfahrer zu mir gesellten und mit mir einige Auffahrten – einige sogar über Stunden – machten! Ich fuhr in dieser Zeit wieder sehr gute Rundenzeiten und die ersten Hochrechnungen meines Teams ergaben, dass die 30.000 Höhenmeter gegen 9 Uhr Vormittag geknackt sein dürften. Gegen 5 Uhr früh legte ich mich noch einmal für zwölf Minuten hin und genoss eine Massage.
Es folgten die schwierigsten Studnen ... Mein perfekt arbeitendes Team informierte mich: Noch zehn Auffahrten bis zu den 30.000! Ich wollte dann eigentlich Runde für Runde herunter zählen – leider gelang mir das aufgrund der Müdigkeit nicht mehr ganz und ich musste Anstieg für Anstieg fragen „Wie oft noch?“

… zum Weltrekord!

Aber um ca. 9.30 Uhr war es dann geschafft – Weltrekord, und als erster Mensch in 48 Stunden über 30.000 Höhenmeter! Sämtlicher Ballast fiel von mir und auch von meinem Team!
In den letzten 2,5 Stunden waren es dann nur noch „Genussauffahrten“. Eine Schar an Gratulanten wollte unbedingt noch eine Auffahrt mit mir machen oder die Strecke im Laufschritt bewältigen. Zeitweise waren 20 oder mehr Fans mit mir unterwegs!
Nach rund 47 Stunden und 50 Minuten stieg ich dann als neuer Weltrekord-Halter vom Rad und durfte die Glückwünsche meiner Familie und den hunderten anwesenden Fans entgegennehmen!

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Wahnsinn. Fast 649 VAM über 48 Stunden, reine Fahrzeit knapp 700 VAM über 44,5 Stunden. Da wird einem beim Lesen schon schlecht. Respekt und Gratulation!

 

Ps.: Liege ich richtig, dass er ca. 535 km gefahren ist?

Bearbeitet von fanti
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