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Bluegrass Brave

Bluegrass Brave

01.07.16 17:24 4.243Text: Ralf Hauser
Ralf Hauser
Klicke für alle Berichte von Ralf Hauser
Fotos: Ronny Kalchhauser/karo.xyz, NR22
Helme gibt es viele. Der Bluegrass Brave Integralhelm sticht aber mit Innovationen hervor, die nicht auf den ersten Blick ersichtlich sind.01.07.16 17:24 4.264

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01.07.16 17:24 4.2641 Kommentare Ralf Hauser
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Ronny Kalchhauser/karo.xyz, NR22
Helme gibt es viele. Der Bluegrass Brave Integralhelm sticht aber mit Innovationen hervor, die nicht auf den ersten Blick ersichtlich sind.01.07.16 17:24 4.264

Das 2010 gegründete Unternehmen Bluegrass, mit dem Adler als Markenzeichen, gehört noch nicht unbedingt zu den bekanntesten Namen der Protektoren-Industrie. Die Gravity-lastigen Modelle finden aber nach und nach, nicht nur bei Downhill-Weltcup-Fahrern wie Sam Blenkinsop oder Enduro-World-Series-Pilot Isabeau Courdurier Anklang, sondern werden auch auf heimischen Trails und in Bikeparks immer öfter gesehen.
Zu Recht, sind die farbenfrohe Optik, exzellente Passform und erstklassiger Schutz doch eine elementare Kombination, um Helmträger glücklich zu machen.

In puncto Erfahrung und Qualität braucht man sich bei Bluegrass auf alle Fälle keine Sorgen zu machen, steht hinter dem Label doch niemand anderer als Helmspezialist MET. Außerdem bedient sich das Entwicklungsteam der sogenannten Bluegrass Active Race Ergonomics, in welche sie die Analyse von Bewegungsabläufen, Unfallforschung und Werkstoffkunde einbeziehen, um Produkte zu entwickeln, die Fahrern das Maximum an Komfort und Sicherheit bieten. Die eigens entwickelte Software Virtual Impact Data erlaubt es darüber hinaus, virtuell erstellte Modelle bereits auf ihre Standfestigkeit zu untersuchen, noch bevor der erste Prototyp angefertigt wird.

Im Fall des Brave, der neuesten Errungenschaft im Lineup von Bluegrass, wurden weitere Innovationen gesucht, um im Fall eines Sturzes bestmöglichen Schutz zu liefern.

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Tech-Talk

Die größte Stärke des Brave ist die Einbindung von D3O-Einsätzen in der Helmkonstruktion. Durch die Integration dieser orangefarbenen Inserts ist es dem Helm möglich, doppelt so viele Aufschläge an Haupkontaktpunkten wie eine normale Composite-Konstruktion zu überstehen.
D3O ist eine patentierte Technologie, beziehungsweise ein patentiertes Material mit hohen Absorptionsfähigkeiten, welches in seinem Ruhezustand flexibel und verformbar ist. Bei einem Aufschlag verhärtet sich das Material und kann dadurch Aufschlagsenergie besser verteilen.

Aufgebaut auf einer EPS-Innenschale, integriert diese nicht nur die D3O-Elemente, sondern auch zahlreiche Ventilationskanäle zur Abkühlung. Diese werden durch zwölf Öffnungen in der Composite V.I.D.-Außenschale (16, wenn man den Kinnbügel miteinbezieht), die allesamt durch Gitter geschützt sind, angeströmt.

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Der Kinnschutz selbst trägt den Namen Airflow 2 und wurde mit Augenmerk auf höchstmögliche Luftzufuhr für uneingeschränkte Atmung der Athleten und das beste Verhältnis aus geringem Gewicht und Schutz konstruiert.
Die Form des Helms ist kompatibel mit den gängigsten Nackenstützen. Auch ein Eject-Helmentfernungssystem - welches zur sicheren Entfernung des Helms bei Verdacht auf Wirbelsäulenverletzungen entwickelt wurde - kann mit dem Brave verwendet werden.

Ein MOPOV Video-Kit wird mit dem Helm mitgeliefert. Dabei handelt es sich um einen Aufsatz für verschiedene Kamerasysteme, welcher an der Seite des Helms mittels selbstklebenden und rückstandslos zu entfernenden Pads angebracht werden kann.

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Der Brave ist in vier Farbmustern und fünf Größen erhältlich: XS/52-54 cm, S/54-56 cm, M/56-58 cm, L/58-60 cm und XL/60-62 cm. Dem ist hinzuzufügen, dass der Brave drei verschiedene Größen der Helmschalen für optimalen Sitz verwendet.

Mit nur 1.008 g bei Größe S gehört der Brave zu einem der leichtesten Vertreter seiner Gattung und schlägt dabei sogar einen der Platzhirsche, den Troy Lee Designs D3 Carbon.
Der Helm erfüllt die CE EN 1078- und die ASTM F1952-2032-Norm. Letztere übertrifft sämtliche Anforderungen anderer Normierungen und schließt auch als einziger Test die Schutzfähigkeit des Kinnbügels mit ein.

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Mit vollem Speed bergab

Zweifellos fällt als erstes Kriterium beim Aufsetzen die perfekte Passform auf, die allerdings vom Maß und Kopfumfang kleiner als bei vielen anderen Helmherstellern mit korrelierenden Maßangaben ausfällt. Vor dem Kauf gehört es sowieso dazu, dass man den korrekten Sitz ausprobiert, man sollte sich dann aber auch nicht darüber wundern, falls man eine Nummer Größer als normal benötigt.

Nicht von Nachteil, passt auf diese Art und Weise ein XS-Modell sicherlich auch vielen Jugendlichen, Frauen und generell Fahrern, die bei anderen Marken vielleicht ins Leere schauen.

Einmal das richtige Modell gefunden, schmiegen sich die Innenpolster perfekt an die Kopfform an. Ohne jegliche Druckstellen bringen weder Rüttelpisten noch harte Landungen den Brave aus seiner Idealposition.
Keine Überraschungen gibt es beim D-Ring-Verschluss, der sich sicherheitstechnisch mittlerweile bei Integralhelmen etabliert hat. Auch mit Handschuhen wird das Einfädeln und Festziehen nach kurzer Zeit zur Routine.

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Die Helmöffnung fällt zumindest bei der Helmschale, die sich das Modell XS und S teilen (M sowie L/XL verfügen über eine eigene Schale) eher klein aus. Es ist zu vermuten, dass Fahrer mit kleinen Helmen auch Brillen mit kleinerer Form bevorzugen, es zahlt sich aber aus, sein Lieblingsmodell zur Anprobe mitzunehmen um sicherzustellen, dass die Brille gut am Gesicht aufliegt und der Nasenteil nicht zu stark auf die Nase gedrückt wird. Hat sich ein solches Brillenmodell gefunden, gibt es nichts zu beanstanden und das Helmband findet guten Halt an der Außenschale.

Der Visor erscheint lang, schränkt aber das Sichtfeld nur minimal zu dem Grad ein, den man von einem Blendschutz erwarten würde. Das leicht flexible Material lässt darauf hoffen, dass der Visor einen mittelstarken Bodenkontakt unbeschadet übersteht.
Etwas fragwürdig ist die Befestigung mittels zweier Schrauben an den Seiten. Zwar geht die Rechnung auf, dass sich mit dieser Art der Befestigung der Visor schnell verstellen lässt, aber leider geschieht dies ab und zu selbst dann, wenn man die Schrauben ziemlich zuknallt und sich der Visor zum Beispiel während dem Handling beim Auf-und Absetzen, Weglegen oder Einhängen am Lenker unabsichtlich leicht verdreht. Positiv zu erwähnen ist allerdings, dass während der Fahrt nichts von alleine verrutscht.

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Die Kompatibilität mit Nackenstützen ist gegeben, allerdings sitzt der Brave früher auf dem hinteren Spoiler auf, als Helme, die an dieser Kontaktstelle abgeflacht sind. Mit einer Leatt DBX 5.5 ist die Weitsicht dennoch nicht eingeschränkt, die frühere Kontaktaufnahme zwischen Helm und Nackenstütze ist allerdings etwas gewöhnungsbedürftig.

Der Luftzug im unteren Kopfbereich ist sehr gut, bei der Hitzeentwicklung unter der Helmschale bewegt sich der Brave im Mittelfeld. Selbst an sehr schwülen und heißen Tagen hat es sich nicht angefühlt, als würde man anstelle des Kopfes ein Ei braten; den Schweiß muss man sich aber gelegentlich dennoch von der Stirn wischen.

Zwar vermittelt der Brave auf den ersten Blick einen Motocross-artigen Look, seine Außengröße und vor allem sein Gewicht liegen allerdings definitiv auf der geringen Seite, was sich nach einem langen Tag im Bikepark positiv auf Nacken und Ausdauer auswirkt.

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Fazit

Bluegrass Brave
Modelljahr:2016
Testdauer:3 Wochen
+sehr leicht
+sehr gute Passform
+moderne Sicherheits-Features mit D3O-Einlagen
+Erfüllung hoher Sicherheitsnormen
+flexibles Material des Visors
oVisor Befestigung
oetwas früherer Kontakt mit Nackenstütze
onicht perfekt kompatibel mit größeren Brillen (bei Helmform XS und S)
BB-Urteil:Perfekter Sitz und leichtes Gewicht lassen den Kopf auch nach einem langen Tag im Bikepark nicht traurig hinunterhängen.

Bluegrass ist eine Marke, die sich sicherlich in der Zukunft weiter am österreichischen Markt etablieren wird - und das zu Recht.

Die Befestigung des Visors könnte nochmal überdacht werden: Mit großartiger Passform, modernen Sicherheits-Features, zahlreichen poppigen und dezenteren Farbgestaltungen sowie sehr geringem Gewicht ist der Brave für Enduro- und Downhill-Piloten jedenfalls ein heißer und empfelenswerter Kandidat.

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