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Conway Q-MLC Team XX

Conway Q-MLC Team XX

22.06.12 19:10 16.709Text: NoMan
Lisi Hager

nicht mehr sehr blond, immer noch blauäugig, schokosüchtiger denn je

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Fotos: Erwin Haiden, NR22
Viele bedeutsame Buchstaben, ein inkludierter Traum: Einmal so schnell sein wie Marathon-Staatsmeisterin Verena Krenslehner. Am Bike wird's nicht scheitern ...22.06.12 19:10 16.832

Conway Q-MLC Team XX

22.06.12 19:10 16.8323 Kommentare NoMan
Lisi Hager

nicht mehr sehr blond, immer noch blauäugig, schokosüchtiger denn je

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Erwin Haiden, NR22
Viele bedeutsame Buchstaben, ein inkludierter Traum: Einmal so schnell sein wie Marathon-Staatsmeisterin Verena Krenslehner. Am Bike wird's nicht scheitern ...22.06.12 19:10 16.832

XX. Was früher für (Achtung, Bildungsinitiative!) die römische Zahl 20 oder als Aufzählungszeichen in umfangreicheren Diplomarbeiten stand, ist heute ein Synonym für Highend. Sram XX, das fahren nur die Echten. Die Schnellen. Die Starken. Und spätestens mit der Ausweitung des Schaltgruppen-Begriffs auf eine ganze Komponenten-Familie nur die G'stopftn.
Letzteres ist natürlich immer Ansichtssache und relativ, zumal bei einem deklarierten Preis-Leistungs-Kämpfer wie Conway. Aber ganz objektiv betrachtet, führen XX-Bikes die Modellreihen immer von oben her an, sind also definitiv nie "günstig" zu haben.

Der Doppel-Buchstabe im Namen unseres Testmodells ist aber nicht der einzige Hinweis darauf, dass das Conway Q-MLC Team XX in der Oberklasse des MTB-Sports anzusiedeln ist. Ein bisschen verklausulierter zwar, aber nicht minder deutlich die Willensbezeugung hinter dem Kürzel Q-MLC, das für Q-Mountain Light Carbon steht. Q wiederum bezeichnet bei Conway seit dem Marken-Relaunch 2008 die Produktfamilie der hochwertigen Mountainbikes und Rennräder.
Und dann wäre da noch das Wörtchen "Team". Unmissverständlich deutet es darauf hin, dass irgendwo da draußen eine ganze Truppe Echter, Schneller, Starker auf Conway-Bikes unterwegs ist. Und wir mit dem ferrarirot-weißen Flitzer offensichtlich haargenau das gleiche Bike unterm Hintern haben wie die.

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"Abgesehen von ein paar Ausstattungsänderungen stimmt das", bestätigt Verena Krenslehner. Die amtierende Österreichische Marathon-Staatsmeisterin aus Vils in Tirol ist eins der drei Aushängeschilder des Conway Racing Teams 2012.
Überschaubare 1,58 m groß und zarte 50 kg leicht, hat sie das 100-mm-Hardtail in Rahmengröße 38 auf fix fertige 8,3 kg (also ein gutes Kilo leichter als unser Testmodell in Größe 43) getrimmt. Ihre Modifikationen sind eine Mixtur aus Gewichstoptimierung (SID World Cup XX, Fulcrum Red Carbon XRP-Laufräder, 160er-Bremsscheibe vorne) und persönlichen Vorlieben (Drehgriffschaltung, Fizik Tundra 00 Sattel, Milchreifen Rocket Ron/Racing Ralph und "eine goldene Kette, KMC SL10, wie es sich für Frau gehört").
Und wie auch bereits beim heuer völlig neu gestalteten Rahmen wird das Feedback der 36-Jährigen und ihrer Teamkollegen im weiteren Entwicklungsprozess direkt umgesetzt. "So viel darf schon mal verraten werden: Vieles von dem Material, das ich derzeit teste, wird nächstes Jahr in die Serienproduktion mit einfließen", lässt die Langstrecken-Spezialistin wissen.

  • Die Marathon-Staatsmeisterin Verena KrenslehnerDie Marathon-Staatsmeisterin Verena Krenslehner
    Die Marathon-Staatsmeisterin Verena Krenslehner
    Die Marathon-Staatsmeisterin Verena Krenslehner
  • in vollem Einsatz auf ihrem Conway Q-MLC Team XX.in vollem Einsatz auf ihrem Conway Q-MLC Team XX.
    in vollem Einsatz auf ihrem Conway Q-MLC Team XX.
    in vollem Einsatz auf ihrem Conway Q-MLC Team XX.

Ang'schaut

Zu wissen, dass ich im Begriff bin, Verena Krenslehners quasi baugleiches Arbeitsgerät auszupacken, macht bereits beim Empfang des Testbikes schnell – gedanklich zumindest. Das Conway selbst tut ein Übriges:
Von der Alu-Carbon-Mischung des Vorgängers (sog. Carbo-Metal-Matrix) wurde abgegangen, das 26-Zoll-Hardtail ist nun ein Monocoque. Zufällig, aber doch, in den Farben der Österreichischen Staatsmeister lackiert und optisch liebevoll bis ins kleinste Detail abgestimmt, gefällt der Carbonhobel nicht nur durch seinen fetzigen Auftritt. Die Formensprache vermittelt Dynamik und Vortrieb; wo zuvor ein Gusset und ein etwas überdimensionaler Steuerrohr-Bereich den Linienfluss störten, duckt sich jetzt ein eleganter Bogen wie die Katze vor dem Sprung. Dazu innenverlegte Züge, BB30-Innenlager, konisches Steuerrohr, plakatives Branding und reduziertes Design, wie es sich für einen Racer modernen Zuschnitts gehört.

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Ausstattungsmäßig ist keine Mogelpackung zu erkennen, dafür manch Abweichung vom Mainstream, die das Conway einerseits zum Hingucker machen, andererseits jedoch kleine „abers“ beinhalten – zwei Beispiele: Die roten Cobalt 3-Laufräder mit ihrem Twin-Spokes-Design aus dem Hause Crankbrothers machen ohne Zweifel ordentlich was her und verhalten sich im Fahrbetrieb auch in bestem Sinne unauffällig. Wehe allerdings dem, der sie eines Tages zentrieren muss (bei einer anderen Testgarnitur, seit über einem Jahr im Einsatz, bislang jedoch noch nie nötig geworden). Der Vorbau des gleichen Herstellers weist eine geschlossen konstruierte Lenkerklemmung auf – sieht cool aus, ist aber mühsam bei eventuellen Umbauten oder beim Verpacken im Radkoffer, weil, um den Lenker abzunehmen, erst aller Tand von demselben verschwinden muss. Zudem machte sich der Cobalt 11 Carbon-Vorbau insofern unangenehm bemerkbar, als er sich erst nach Zuknallen mit deutlich mehr als den angegebenen Newtonmetern nicht mehr zu lockern beliebte.
Komplettiert wird die Crankbrothers-Ausstattung durch die namensgebende Sram XX Gruppe inklusive RockShox SID mit XLoc, zwei Racing Ralph-Gummis und Conway Schraubgriffe. Diese waren zwar schlampig montiert weil nicht festgeschraubt, überzeugten aber mit gutem Grip und durchdachter Konstruktionsweise: die Endkappen sind integriert, Verlieren somit unmöglich.

Spezifikationen

  • Conway Q-MLC Team XX

Tech Specs

RahmenCarbon Monocoque SuperlightLaufräderCrankbrothers Cobalt 3
Größen38/43/48/53 cmReifen vo./hi.Schwalbe Racing Ralph EVO, 2.25"
GabelRockShox SID XX XLoc, 100 mmSteuersatzFSA Integrated 1.5 - 1 1/8
VorbauCrankbrothers Cobalt 11 Carb. A-HeadSattelstützeCrankbrothers Cobalt 11 Carbon
LenkerCrankbrothers Cobalt 11 Carbon FlatbarSattel Fizik Tundra Braided Carbon
Schaltwerk Sram XX, 28/42 Z.KassetteSram XX, 11-36 Z.
Schalthebel Sram XX
KurbelSram XX, 28/42 Z.
UmwerferSram XXGewicht o.P.
9,3 kg
Bremsen
Avid XX, 180/160 mmPreis
€ 4.499,95

Ausprobiert

  • Conway Q-MLC Team XX

So kompromisslos das Conway optisch nach vorne drängt, so wenig tut es dies beim ersten Aufsitzen. Die Gründe hierfür sind rasch gefunden: Der Spacer-Turm, gut, um das Bike auch für Menschen mit "Rahmen-Zwischengröße" passend abzulängen, zwingt Zwerge wie mich (die gebogene Oberrohre übrigens auch aus Gründen der niedrigeren Überstandshöhe schätzen) in eine arg aufrechte Position - also runtergeräumt die Hälfte davon. Das ändert aber noch nichts daran, dass meine Hände kaum das Lenkerende erreichen. Breite Prügel sind "in", ich weiß. Aber auf einem 17-Zoll-Bike ist ein 68-cm-Gestänge vielleicht dann doch ein wenig übertrieben.
Ansonsten ist das Bike mit dem mindestens so sperrigen wie bedeutungsvollen Namen ein Race-Bike im wahrsten Sinne des Wortes. 9,3 Kilogramm Wettkampfgewicht sind jetzt zwar kein Spitzenwert; leicht genug, um ordentlich Gas zu geben, ist das Q-MLC Team XX aber allemal. Im Tretlager scheint nichts zu verpuffen, im Frontbereich gibt's kein Schleifen und Schmieren - die Monocoque-Konstruktion ist steif und weiß mit dem kostbaren Gut Muskelkraft effizient umzugehen.

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Was den Komfort des Conway Q-MLC betrifft: Von hinten gibt's gelegentlich einen Rumpser ins Kreuz. Zwar dämpfen die schmalen Kettenstreben manch Unebenheit ab, aber so ein Renn-Hardtail ist nunmal kein Schaukelstuhl.
Umso weniger, als die RockShox SID aufgrund eines defekten Lockouts von Anfang an ihren Dienst verweigert. An sich ist die vielfach bewährte XC-Forke mitsamt ihrer hydraulischen Sperrvorrichtung ja über jeden Zweifel erhaben und hat uns auf anderen Testbikes schon viel Freude bereitet. Auch das Sram Service in Deutschland, mit der Firma Hartje zufällig im gleichen Haus wie Conway, klassifiziert die Gabel als "eine der zuverlässigsten überhaupt". Diesmal jedoch steckt sie (bzw. das Lockout) fest und gibt ihren Weg lediglich in luftleerem Zustand frei.
Conway selbst ist diesbezüglich - außer latenter Unachtsamkeit beim Assembling - kein Vorwurf zu machen. Auch wurde von Hartje ein sofortiger Austausch angeboten. "Umständehalber" haben wir darauf allerdings verzichtet. Mal ehrlich: Andere schrauben sich Starrgabeln an ihr Bike. Da werden wir den Gaul wohl auch mit 10 mm Federweg derreiten!?
Dies umso leichter, als das Hardtail ausgesprochen ruhig am Trail liegt und mit einem feinen Kompromiss aus Spurtreue und Wendigkeit punkten kann. "Im Vergleich zum Vorjahresmodell kann ich damit schneller und sicherer bergab fahren", berichtet Verena Krenslehner. Zwar fehlt mir der direkte Vergleich, ihren Eindruck des "sain et sauf" im Downhill kann ich aber teilen. Und auch bergauf liegt's ziemlich sicher nicht am Bike, wenn's mal kein Fortkommen mehr gibt. Wiegetritt in Steilpassagen, Klettern mit dem Lenker zwischen den Zähnen - das Conway verhält sich in allen Extremformen der himmelwärts gerichteten Fortbewegung tadellos.
Große Überraschung im positiven Sinne war eine Tour auf meinem leider oft völlig verschlammten Wienerwald-Lieblingstrail. Die Racing Ralphs, im Trockenen ohnehin so ziemlich everybody's darling, hielten sich auch dort wacker und schnupften feuchte Wurzeln und nabenhohen Dreck, als ob nichts wäre.

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Zur Funktionalität der XX-Gruppe wurde schon an anderen Stellen alles gesagt, deshalb hier nur das Wesentlichste in Kurzform: Die Bremsen gefallen mit deutlichem Druckpunkt, ordentlich Power und guter Dosierbarkeit von Anfang an. Die Schaltung funktioniert knackig-zackig und präzise wie von Sram gewohnt und befreit das Hirn dank Zweifach-Kurbel von etlichen Schalt- sprich Denkvorgängen. Aber wie schon eine alte chinesische Weisheit sagt: "Was'd net im Kopf hast, hast in de Fiaß", und wenn deren Zustand so mitleiderregend ist, wie bei meiner Wenigkeit derzeit der Fall, verpufft spätestens am Steilstück beim Lainzer Tiergarten auch die Wirkung des Placebos "Teambike".
Insofern wurde auch rasch wieder vom ohnehin völlig unrealistischen Plan Abstand genommen, die Frau Staatsmeister bei nächster Gelegenheit einfach - und wortwörtlich - mit ihren eigenen Waffen zu schlagen. Soll sie doch bei der Trans Germany auf Platz fünf fahren, bei der Marathon-EM in der ersten Verfolgergruppe mithalten oder bei Top6-Marathons und Landesmeisterschaften gewinnen. Ich gehe derweilen einfach mit ihrem Rennhobel Mountainbiken und fühle mich ebenfalls recht gut und stark und echt und schnell ...

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Fazit

Conway Q-MLC Team XX
Modelljahr:2012
Testdauer:ca. 300 km
+Handling hält, was Optik verspricht
+der Style
+der Teamspirit
-Lenkerbreite in Relation zu 17"
-Vorbau locker und unpraktisch
BB-Urteil:Nicht umsonst das Arbeitsgerät der schnellsten Marathon-Bikerin Österreichs.
Cleanes Design, durchgestylte Optik, klare Formensprache, technischer Stand der Dinge, ausgewogenes Handling, fairer Preis – das generalüberholte Conway Q-MLC vermag in seiner 2012er-Machart auf breiter Front zu überzeugen.

In Sachen Gewicht noch nicht völlig ausgereizt, in puncto Geometrie und Komfort aber hundertprozentig auf Rennbetrieb getrimmt, wird es Racer dank seiner harmonischen Fahreigenschaften allzeit schnell und sicher über die XC- und Marathon-Kurse dieser Welt bringen.

Ausstattungsmäßig vermischt es bewährte Highend-Standards mit interessanten Alternativ-Bauteilen, die ihm optische Unverwechselbarkeit bescheren, konstruktiv jedoch in manchen Situationen Nachteile bringen können; dass aber ausgerechnet die renommierte SID ihren Dienst versagte, war wohl schlichtweg Pech und wäre auf Wunsch auch umgehend behoben worden.

Webtipp: Reni's Rennseite

  • 6 Jahre später...
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