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Crocodile Trophy 2010

Mit einem Sieg beim heutigen Zeitfahren besiegelte Urs Huber seinen zweiten Trophy-Triumph in Folge. Auf den Plätzen folgten, wie im Overall-Klassement, Bart Brentjens und Mike Mulkens.
Text: Lisi Hager Fotos: Crocodile Trophy, Lisi Hager

Tag 0: Österreicher in den Startlöchern

Ungewohntes Terrain für René Haselbacher, Philipp Ludescher und Christoph Sokoll. Die drei Straßenprofis starten beim härtesten und abenteuerlichsten MTB-Rennen der Welt. „Damit gibt es erstmals seit Harald Maier wieder berechtigte Chancen auf einen österreichischen Sieg“, schätzt Veranstalter Gerhard Schönbacher.
„Wir haben keine Ahnung, was uns erwartet“, relativieren hingegen Haselbacher und Ludescher. Beide bestreiten ihm Rahmen des zehntägigen Etappenrennens quer durch das australische Outback ihr erstes Mountainbike-Rennen überhaupt. Neben den Anforderungen der Strecke – 1.200 km, 12.000 Höhenmeter durch Hitze, Sand und Staub – sind es vor allem die für Straßenfahrer ungewohnten Rahmenbedingungen, die dem 33-jährigen Burgenländer und seinem 23-jährigen McSabotage-Teamkollegen Respekt einflößen. „Das ist ein Sprung ins kalte Wasser. Als Straßenfahrer sind wir nicht gewohnt, Defekte selbst reparieren zu müssen“, so der Vorarlberger. Und Haselbacher blickt überhaupt einer besonderen Premiere entgegen: „Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie in einem Zelt geschlafen und kenne Schlafsäcke nur aus dem Geschäft“, gesteht der Wahl-Südafrikaner.
Während sich für den derzeit vertragslosen Profi mit der Teilnahme an der Crocodile Trophy ein lang gehegter Traum erfüllt, nützt sein ehemaliger Teamkollege Christoph Sokoll das berühmt-berüchtigte MTB-Rennen als Kick-off für einen mehrmonatigen Abenteuerurlaub Down Under. „Ich komme nicht als Tourist und werde natürlich mein Bestes geben“, zeigt sich der 24-jährige Kärntner kämpferisch. Trotz bereits absolvierter MTB-Premiere im Juli weiß aber auch der Volksbank Corratec-Fahrer nicht, wo er inmitten der geländeerprobten Olympia- und Weltcupsieger stehen wird und ist gespannt auf die erste Etappe.

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    René Haselbacher, Christoph Sokoll und Philipp Ludescher
    René Haselbacher, Christoph Sokoll und Philipp Ludescher
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  • Franz PreihsFranz Preihs
    Franz Preihs
    Franz Preihs

Wiederholungstäter Preihs
Einer, der genau weiß, was ihn auf den morgigen 100 Kilometern und 2.500 Höhenmetern von Cairns zum Lake Tinaroo erwartet, ist Franz Preihs. Der steirische Ultra-Langstreckenspezialist hat bereits im Vorjahr an der Crocodile Trophy teilgenommen und will es heuer erneut wissen.
„Ich habe gut trainiert und fühle mich gewappnet“, ist der 32-Jährige optimistisch. „Ich habe aus meinen Vorjahresfehlern gelernt und werde 100 Prozent geben. Es wäre schön, wenn das für einen Platz am Podium in der Masters-Klasse reicht.“
Und last but not least kämpft ein weiterer, bekannter Österreicher in einer ganz eigenen Kategorie um eine Topplatzierung: „Mister Hitparade“, Udo Huber, nimmt die zehn Etappen quer durch North Queensland per Elektro-Bike in Angriff …

1. Etappe - Ready to croc

Turbulenter Beginn des zehntägigen MTB-Etappenrennens in Australien: Nach einem Murenabgang mussten die Fahrer umgeleitet werden. Vorjahressieger Urs Huber machte das Beste aus Neustart und Mehrkilometern und holte sich den Tagessieg vor seinem härtesten Konkurrenten Bart Brentjens.

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75 Athleten aus 16 Nationen, darunter das komplette Podium des Vorjahres, gingen heute um 9:30 an den Start der Crocodile Trophy in Cairns, Queensland. Die 16. Auflage des härtesten Mountainbike-Rennens der Welt führt an sich auf bewährten Pfaden; die heftigen und für Australien sehr ungewöhnlichen Regenfälle der letzten Tage forderten allerdings die Improvisationskunst der Veranstalter: Aufgrund eines Murenabgangs musste die durchgehend im Regenwald verlaufende Etappe von Cairns in die Atherton Tabellands abgeändert und neu gestartet werden.
Der Schweizer Urs Huber, Crocodile Trophy-Gesamtsieger 2009, kam mit der Unterbrechung und den schwierigen Bodenverhältnissen am besten zurecht. Er bewältigte die nach dem Restart verbliebenen 65 Kilometer in 2:35:11 Stunden und siegte mit einem Vorsprung von 4:32 Minuten auf den Vorjahres-Zweiten Bart Brentjens. „Es war extrem hart. Der Boden war sehr tief und es ging ständig leicht bergauf. Das hat sich angefühlt, als ob du steckenbleibst“, so Huber. „Über den Polster, den ich mir heute erarbeitet habe, bin ich sehr froh“, gestand der sichtlich erleichterte Titelverteidiger.
Bereits vor dem Neustart mit Bart Brentjens alleine in Führung, konnte der Team Stöckli-Fahrer seinen härtesten Verfolger erst am langen Schlussanstieg abschütteln. „Ich habe während der Unterbrechung nicht genug gegessen. Mein Bruder hat mir zwar einen Riegel gegeben und es gab Früchte vom Depot, aber zum Schluss hin bekam ich extremen Hunger und hatte keine Energie mehr“, erklärte der Niederländer vom Trek Brentjens Moutnainbike Racing Team.
Für einen Powernap nützte Cory Wallace die unfreiwillige Wartezeit nach 15 Renn- und zehn neutralisierten Kilometern – und hatte mit dieser Taktik Erfolg: Platz drei für den 26-jährigen Kanadier, dem noch die vor neun Tagen absolvierte 24H-WM der Solofahrer in Canberra in den Knochen steckte.
Als bester Australier erreichte Hans Dielacher (Klasse M3) das Ziel am Lake Tinaroo auf Rang neun, unmittelbar vor ihm platzierte sich das schnellste Team des ersten Tages: Die Esten Allan Oras, Indrek Kelk und Jaan Kirsipuu, von der Schönheit der Regenwald-Etappe restlos begeistert, belegten die Ränge 5 bis 7. Letzterer sicherte sich damit auch den Tagessieg in der Mastersklasse 2. Als M1-Sieger – und damit überglücklich – fuhr Franz Preihs (AUT) auf Gesamtrang 15 über die Ziellinie.

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Österreicher mit Pannenpech
Schnellster Österreicher war Philipp Ludescher (Team Mc Sabotage). Der Straßenprofi erreichte Lake Tinaroo als Achter mit einer halben Stunden Rückstand auf den Tagessieger. Trotz zweier Kettenrisse zeigte sich der Vorarlberger vom ersten MTB-Rennen seines Lebens begeistert: „Die Umleitung und den Neustart habe ich mit Fassung getragen. Das gehört zu einem Abenteuer wie der Crocodile dazu. Und Kette nieten kann ich jetzt auch. Ohne Defekte wäre ich Fünfter geworden. Darauf lässt sich für morgen aufbauen.“ Teamkollege René Haselbacher wurde ebenfalls vom Defektteufel verfolgt, verlor durch mehrere Pannen aber über eine Stunde. „Das gehört zum Mountainbiken anscheinend dazu“, nahm‘s der Burgenländer gelassen, und erfreute sich statt an einer Spitzenplatzierung an der eindrucksvollen Umgebung von Northern Queensland.
Auch der dritte Straßenprofi im Bunde, Christoph Sokoll, wurde von Materialpech verfolgt: „Mir ist 25 Kilometer vor dem Ziel die Schraube der Pedalplatte gebrochen. Dadurch fehlte mir jeglicher Halt auf den Downhills“, berichtete der Volksbank Corratec-Athlet. Selbst ohne dieses Handicap hätte der 24-jährige Kärntner jedoch mit den Anforderungen der Strecke zu kämpfen gehabt. „Da ist die Österreich-Rundfahrt eine Kinderjause dagegen“, resümierte er erschöpft im Ziel.
Das Etappenziel am Lake Tinaroo entschädigt jedoch für sämtliche Strapazen. Als Juwel in der Krone des Atherton Tafellandes bezeichnet, beherbergen der See und sein Umland über 300 Vogelarten, darunter Regenbogen-Papageien, Eisvögel und Lachender Hans. Und die gute, alte Tradition der Crocodile Trophy – geschlafen wird im Zelt – macht es möglich, diese Tiere aus nächster Nähe zu beobachten …

2. Etappe - Sir Bart wiederholt Vorjahressieg

Bart Brentjens scheint das Etappenziel Granite Gorge zu liegen. Der ehemalige Olympiasieger und Weltmeister holte sich wie im Vorjahr seinen ersten Croco-Tagessieg auf dem Weg durch die Atherton Tablelands. Und wie 2009 fiel die Entscheidung im Sprint.

Zwar waren es die Österreicher René Haselbacher und Philipp Ludescher, die auf der heutigen, kurzen Etappe von Lake Tinaroo nach Granite Gorge als erstes attackierten. Am zehn Kilometer langen Anstieg auf den Mount Edith wurden die beiden Straßenprofis aber wieder vom Feld gestellt. Kurz darauf formierte sich die Spitze mit den späteren (und gestrigen) Siegern: Bart Brentjens (NED), Urs Huber (SUI) und Cory Wallace (CAN).
Über erneut tiefen Boden, durch dichten Regenwald, offenes Buschland und schließlich fruchtbare Bananenplantagen holte das Trio einen Sechs-Minuten-Vorsprung auf die Verfolgergruppe heraus. „Der Uphill war wieder sehr zäh wegen des nassen Untergrundes, aber insgesamt war es eine sehr schnelle Etappe“, schildert Tagessieger Bart Brentjens. Der Niederländer gewann den Schlusssprint und finishte in 2:24:32, jeweils drei Sekunden dahinter landeten Urs Huber und Cory Wallace.
„Heute war es wesentlich einfacher als gestern. Ich hatte keine Mühe, ins Rennen zu finden, wir haben gut zusammengearbeitet und ich bin mit dem Ausgang zufrieden,“ resümierte der Schweizer. Und auch Cory Wallace, eher Kletterer denn Rouleur und damit im letzten Drittel benachteiligt, freute sich, bis ins Ziel an den beiden Favoriten drangeblieben zu sein.

Hinter dem Siegertrio formierte sich eine siebenköpfige Verfolgergruppe mit Allan Oras (EST), Mike Mulkens (BEL) und vier Österreichern: Philipp Ludescher, Christoph Tschellnig, Christoph Sokoll und René Haselbacher. Für die Straßenfahrer schien das flacher werdende Terrain nach der Verpflegungsstation wie geschaffen, weshalb sie kräftig attackierten und – mit freundlicher Unterstützung des Rückenwinds – das Tempo hoch hielten.
„So viel Pech ich gestern hatte, so sehr hat’s heute gepasst. Die Gruppe war toll und ist bis zum Schlusssprint zusammen geblieben“, freute sich Christoph Tschellnig (morethanbike), tags zuvor durch drei Reifendefekte zurückgeworfen, über Platz 7.

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Führende Dame souverän
Und auch Abby McLennan fand Gefallen an den erst steil aufwärts, dann flach landeinwärts führenden 71 Kilometern und 1.250 Höhenmeter durch die Atherton Tablelands. Die Australierin sicherte sich den zweiten Tagessieg mit satten 28 Minuten Vorsprung auf ihre Landsfrauen Nancy Caceres und Lauretta Howarth.
„Ich habe deutlich mehr trainiert als 2009. Die Crocodile Trophy zu gewinnen, wäre fantastisch. Aber es kann noch viel passieren“, gibt sich die Rattle N Hum-Athletin trotz ihres bereits eindrucksvollen Vorsprungs von 1,5 Stunden im Gesamtklassement vorsichtig.

Heutiges Etappenziel für den 75 Starter, 55 Helfer und 30 persönliche Betreuer umfassenden Croco-Tross ist ein wildromantischer Badeteich zwölf Kilometer westlich von Mareeba. Am Campingplatz von Granite Gorge wetteifern Wallabies und Dingos um die Aufmerksamkeit der zahlreichen Besucher.
Bevor es in den nächsten Tagen in den echten Outback geht, genießen Spitzen- wie Schlussfahrer, Hobby-Biker wie Profis die außergewöhnliche Landschaft vulkanischen Ursprungs: Wie zufällig über den Boden verteilte Felsbrocken wechseln mit eigentümlichen Bäumen und ausgewaschenen Flussläufen, und ein großer Billabong lädt zu einem Sprung ins erfrischende Nass.

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3. Etappe - Neues Gesicht am Podium

Die wahrscheinlich härteste Etappe der Crocodile Trophy beförderte den Belgier Mike Mulkens zurück auf seinen angestammten Platz. Der Vorjahresdritte erreichte auf dem anspruchsvollen Weg von Granite Gorge nach Irvinebank erstmals das Podest und eroberte damit auch Rang drei Overall hinter Titelverteidiger Urs Huber und Tagessieger Bart Brentjens. Fernab des Führungstrios brachte die Königsetappe Wolken, Pech und Känguru-Kollisionen.

Nur die Sonne war gnädig – sie versteckte sich während des ganzen Tages hinter einer dichten Wolkenwand. Die Organisatoren der Crocodile Trophy hingegen zeigten sich von ihrer unbarmherzigen Seite und schickten ihre Rennteilnehmer auf die laut Veranstalter Gerhard Schönbacher „härteste Etappe der diesjährigen Crocodile“: 144 km, 1.600 Hm, gute Teile davon „really rough“.
Was diese Streckenbeschreibung in einem Land bedeutet, in dem der mieseste Schotterweg als „fixed road“ gilt, wurde den Racern alsbald eindrücklich vor Augen geführt: steile Anstiege, ausgespülte Abfahrten, rutschiger Schotter, fieser Fels. Auf sandigen Pisten und neben Termitenhügeln konnten die Athleten außerdem erstmals echte Outback-Luft schnuppern, und während das Streckenbriefing im Zwischenteil noch erholsame Schotter- und Asphaltstraßen versprach, entpuppte sich die zugehörige Hochebene im Rennen als perfekte Angriffsfläche für den stürmischen Gegenwind.

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Dass die beiden Dominatoren dieser Trophy, Urs Huber und Bart Brentjens, auch mit derlei Bedingungen gut zurecht kommen würden, überraschte nach ihrer Performance an den beiden ersten Tagen niemanden. Dem Niederländer gelang es sogar, nach einem Platten wieder auf die Spitzengruppe aufzuschließen und in 5:18:34 Stunden Tagessieg Nummer zwei mit einer Sekunde Vorsprung auf den Gesamtführenden einzufahren.
Dass aber der Vorjahresdritte, Mike Mulkens, ausgerechnet auf der Königsetappe über weite Teile mit den beiden mithalten und einen fast ebenso imposanten Vorsprung von über einer halben Stunde (!) auf die Verfolger ins Ziel bringen konnte, überraschte viele – auch den Belgier selbst. „Ich bin überglücklich. Die beiden ersten Tage waren ja auch schon nicht schlecht. Aber irgendwie hat doch jeder wieder einen dritten Platz von mir erwartet. Jetzt habe ich ihn – und werde ihn mit aller Kraft verteidigen“, so der 30-Jährige. In die Hände gespielt hat Mulkens die Tatsache, dass der bisherige Drittplatzierte, Cory Wallace, von zwei Reifendefekten ausgebremst wurde.
Defekt- und problemfrei kam Abby McLennon in die alte Goldgräberstadt Irvinebank und fixierte damit ihren dritten Etappensieg in Folge. „Jeder einzelne Meter war heute hart, selbst die flache Sektion, weil mich dort der Wind verblasen hat. Ich bin unendlich froh, hier zu sein“, so die Australierin.

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Kangaroo sighted!
Stell‘ dir vor, du fährst auf deinem Mountainbike - und wirst von einem Känguru gerammt. So passiert dem Österreicher René Haselbacher. Gemeinsam mit dem Australier Taigh Banson und den Esten Jaan Kirsipuu und Allan Oras auf dem Weg, wurde der Straßenprofi von einem flüchtenden Beuteltier gestreift und zu Boden gerissen. "Das war unglaublich! Es ist mitten durch unsere Gruppe durch, und plötzlich hat's sowohl mich als auch das Känguru durch die Luft gewirbelt", erzählte ein immer noch fassungsloser Haselbacher. Augenzeuge Jaan Kirsipuu wiederum hatte nach der - glimpflich verlaufenen - Kollision ebenso seine liebe Not. "Ich konnte mich vor Lachen kaum auf dem Bike halten", schmunzelte der elffache estnische Meister.

Nichts zu lachen hatten hingegen viele andere Crocodile Trophy-Racer. Der mit losem Geröll und scharfkantigen Steinen übersäte National Track, über den heute große Teile der Strecke führten, sorgte nämlich für Defekte am laufenden Band.
Besonders schlimm erwischte es die Österreicher Christoph Sokoll und Christoph Ludescher. Von jeweils drei Platten weit zurückgeworfen, war bei der vierten Reifenpanne guter Rat teuer. "Auf den Tipp eines Einheimischen hin haben wir mit australischen Banknoten die Seitenwand geflickt", erzählte Ludescher von seinem Griff in die Trickkiste. Allerdings hielt der behelfsmäßig zusammengeknotete Schlauch nicht dicht. Erst ein von der Gesamt-Zweiten Lauretta Howarth spendierter Ersatzschlauch konnte das Duo vor dem Besenwagen retten. "Komisch, nach Rang acht und vier an den beiden ersten Tagen wäre heute laut Gesetz der Serie Platz zwei dran gewesen", nahm der Vorarlberger das Malheur mit Humor, während sich Sokoll im Zweckoptimismus übte: "Hoffentlich habe ich damit alles Pannenpech für die restlichen Tage verbraucht."

Sollte sich übrigens heute ein Fahrer wider Erwarten nicht völlig ausgepowert haben, steht schon Abhilfe bereit: Als Abendunterhaltung spielen die "Hillibilly Goats", und ihre Musik klingt exakt so, wie es der Name vermuten lässt: fröhlich-beschwingter Country-Style, bei dem kein Tanzbein ruhig verharren kann ...

4. Etappe - Talentprobe von Jaan Kirsipuu

Bislang hatte sich Estlands Superstar eher im Hintergrund gehalten. Heute nützte Jaan Kirsipuu das flacher werdende Terrain in den Outback-Vorposten Chillagoe für seinen ersten Tagessieg. Der Österreicher Philipp Ludescher wurde Zweiter.

1999 holte er den ersten Tour de France-Etappensieg für Estland, 2010 gelingt ihm nach 4:55:03 Stunden Gleiches bei der Crocodile Trophy. Wie zu seinen besten Sprinter-Zeiten setzte sich der elffache estnische Meister nach 157 langen, aber größtenteils flachen Kilometern gegen sieben Konkurrenten durch. Landsmann Allan Oras machte mit Platz 3 das fabelhafte Teamergebnis der Esten komplett.
„Etappensieger zu sein, fühlt sich großartig an. Zumal ich dachte, dass Bart der richtige Mann für die schwierige Zielkurve sein würde. Deshalb habe ich die letzten fünf Kilometer mehrmals versucht, wegzukommen, und beim dritten Mal ist es mir dann gelungen“, schildert der 40-Jährige. Bislang „nur“ Führender der Masters-Kategorie, hat Kirsipuu nun übrigens Lunte gerochen: „Die kommenden Flachetappen sollten mir noch besser liegen“, liebäugelt er mit weiteren Topplatzierungen.

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„Ich hätte gerne noch eine Steigerung“, macht auch der Österreicher Philipp Ludescher, heute Zweitplatzierter, keinen Hehl aus seinen Siegesambitionen. Gestern vom Pannenpech verfolgt, war die heutige Etappe von Irvinebank nach Chillagoe wie eine Wiedergutmachung. „Vorne mitzufahren, macht eindeutig mehr Spaß, als sich hinten beim Besenwagen aufzuhalten. Aber es ist auch anstrengender“, resümiert der 23-Jährige Feldkirchner. Die erste lange Sandpassage seines Lebens gut überstanden, war der Straßenprofi auf den letzten 56, größtenteils auf Asphalt verlaufenden Kilometern in seinem Element. Im von zahlreichen Attacken geprägten Endspurt konnte er sich u.a. gegen Bart Brentjens (NED) und Mike Mulkens (BEL) durchsetzen.
McSabotage-Teamkollege René Haselbacher hingegen musste im erodierten Zwischenteil entlang einer ehemaligen Eisenbahntrasse reißen lassen und kam, ebenso wie der Niederösterreicher Christoph Tschellnig und der Kärntner Christoph Sokoll, mit der Verfolgergruppe ins Ziel.

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Solo-Ausritt nicht belohnt
Tragischer Held des Tages war der Gesamtführende Urs Huber. Er wurde nach 150 Kilometern alleine an der Front kurz vor dem Ziel gestellt. Seine Enttäuschung hielt sich allerdings in Grenzen, hatte er doch selbst nicht an den Erfolg seiner Soloflucht geglaubt: „Eigentlich war das keine Absicht. Aber am ersten Anstieg ist niemand mitgekommen, und als ich nach 100 Kilometern immer noch alleine war und Rückenwind hatte, habe ich beschlossen, das Unmögliche zu versuchen“, erzählt der Schweizer.
Förmlich vom Pech verfolgt scheint der Kanadier Cory Wallace zu sein. Nach zwei Plattfüßen gestern musste der anfangs Drittplatzierte auch heute die Verfolgergruppe aufgrund eines Reifendefekts ziehen lassen und kam mit 35 Minuten Rückstand ins Ziel.

Weiterhin fabelhaft läuft die Crocodile Trophy für die Australierin Abby McLennan. Die 30-Jährige sicherte sich ihren vierten Tagessieg in 6:21:14 Stunden. In einer zwölf Mann starken Gruppe gut aufgehoben, blieb ihr sogar Zeit, den einzigartigen Ausblick vom Mt. Misery über die Great Dividing Range zu genießen.
Und auch Ultralangstrecken-Fahrer Franz Preihs kann seit seiner Ankunft im 450-Einwohner-Dorf Chillagoe wieder lachen: Sein Rahmen war aufgrund der extremen Anforderungen der ersten Etappen eingerissen. „Focus hat alle Hebel in Bewegung gesetzt, mir einen neuen zu schicken, somit kann ich morgen wieder mit Top-Material an den Start gehen“, freut sich der derzeit Viertplatzierte (M1).

Im Trophy-Camp hat zwischenzeitlich das große Rennen nach dem Rennen eingesetzt: Nachdem untertags erstmals strahlender Sonnenschien herrschte und das Thermometer auf – für den Nordosten Australiens immer noch harmlose - 30 Grad kletterte, macht nun heftiger Regen Fahrern wie Betreuern Beine: Es gilt, die gewaschene Wäsche abzunehmen, die Zelte zu schließen und herumliegende Habseligkeiten ins Trockene zu bringen …

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5. Etappe - Doppelsieg für Österreich

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Völlig überraschend holte heute Christoph Tschellnig einen Boomerang nach Niederösterreich. Philipp Ludescher machte als Zweitplatzierter den Erfolg für die Alpenrepublik perfekt. Der Kanadier Cory Wallace kehrte nach zwei Tagen Pannenpech auf seinen angestammten dritten Platz zurück.

Halbzeit beim härtesten MTB-Rennen der Welt, und zur Feier des Tages stand die einfachste Etappe der diesjährigen Crocodile Trophy am Programm: 100 relativ flache Kilometer mit Start und Ziel in Chillagoe, zu absolvieren in Form eines 50 km langen Straßenabschnitts, der hin und zurück gefahren wurde. Um Tag fünf aber nicht ganz zum Kindergeburtstag verkommen zu lassen, blies den Fahrern auf dem Rückweg Wind entgegen, und das Thermometer kletterte auf kuschelige 36 Grad.
Nachdem sich die Gesamtführenden, Urs Huber (SUI) und Bart Brentjens (NED), auf gegenseitiges Beobachten und Aufpassen verlegten, war der Weg frei für einen neuen Tagesieger. Zur Überraschung aller rekrutierte sich dieser allerdings nicht aus der favorisierten Gruppe der Straßenprofis. Hobby-Biker Christoph Tschellnig (morethanbike), daheim in Niederösterreich 40 Stunden wöchentlich mit einem Job als Fitnesstrainer angehängt, machte das Rennen.
"Das müssen die drei Fische vom gestrigen Abendessen gewesen sein", witzelte der 25-Jährige im Ziel. Bis vor drei Jahren ebenfalls auf der Straße unterwegs, lancierte der nunmehr passionierte Mountainbiker bereits bei Kilometer 20 eine Attacke - und ward nicht mehr gesehen. Fünf Minuten Vorsprung am Wendepunkt reichten aus, um Philipp Ludeschers späten Konter zu parieren. "Schade, dass ich ihn nicht mehr erwischt habe. Aber schön, dass die Etappe an einen Österreicher ging", nahm der McSabotage-Racer seine Fehleinschätzung des Konkurrenten sportlich.
Nach 3:11:26 erreichte der Gablitzer völlig ausgepumpt, aber überglücklich ob seiner 2:20 Minuten Vorsprung Chillagoe. "An sich war mein Ziel, einmal aufs Podium zu fahren. Nachdem ich aber gleich am ersten Tag drei Platten hatte, wollte ich zum Trost fürs verpatzte Gesamtklassement unbedingt einen Boomerang. Dass dieser Traum nun wirklich in Erfüllung geht, ist einfach geil."
Unter einer Schicht aus Staub und Schweiß hervor lachen konnte heute endlich auch wieder Cory Wallace. Durch eine Reihe von Defekten aus den Top drei gefallen, finishte der Kanadier heute wieder auf seinem angestammten Platz. "Fürs Gesamtklassement bin ich mittlerweile unerheblich, darum ließen mich Urs und Bart gewähren. Mal sehen, ob ich in den nächsten Tagen noch punkten kann", hat der Kona-Rider seine Angriffslust trotz aller Troubles noch nicht verloren.

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Oldies, but goldies
In den Masters-Klassen wird derweilen gefahren, dass die Schwarten krachen. Zwar ist sowohl der Vorsprung Jaan Kirsipuus (M1) als auch Hans Dielachers (M3) mit jeweils rund 45 Minuten auf ihre Verfolger komfortabel. Dennoch geben der Este und der Auslandsösterreicher, der seit 31 Jahren an der Gold Coast wohnt, jeden Tag aufs Neue alles. „Ich dachte immer, ich sei zu alt für dieses Rennen. Aber als ich im Vorjahr Zweiter bei der Transalp wurde, habe ich mir’s anders überlegt“, schmunzelt der 55-Jährige, der im Gesamtklassement auf dem sensationellen 9. Rang liegt. „Jetzt hoffe ich, dass ich dieses Ergebnis ins Ziel bringen kann“, so der Wahl-Australier.
Deutlich knapper geht’s in der Kategorie M1 zu: Während der Belgier Raf de Bakker auf den bergigen Etappen einen Vorsprung von sieben Minuten herausfahren konnte, knabbert sein Landsmann Cristof Mariën diesen umso vehementer an, je flacher die Etappen werden. „Mal sehen, ob ich Raf in den nächsten Tagen einholen kann“, meint der Klassensieger der letzten drei Tage.

Von den ursprünglich 79 Teilnehmern gingen heute noch 67 ins Rennen. Darunter – neben sämtlichen Podiums- und Spitzenfahrern – manch Helden des Gruppettos: Lesley Sutton etwa, alleinerziehende Mutter und bis vor einem Jahr alles andere als Mountainbikerin, jetzt Viertplatzierte im Gesamtklassement. Die Australierin hatte 2009 nur zum Spaß am MTB-Rennen Triple A von Mount Mollow nach Port Douglas teilgenommen und bei der dortigen Tombola einen Startplatz gewonnen. „Damals habe ich noch nicht mal gewusst, was die Crocodile Trophy ist“, lacht die 34-Jährige.
Oder Peter Clayton. Der M1-Fahrer ist gestern kurz vor Kilometer 100 gestürzt und hat sich dabei den Daumen gebrochen. Von seinem Onkel ins nächste Spital gebracht und versorgt, wollte der Australier das Rennen partout nicht aufgeben. Er ließ sich an den Unglücksort zurückbringen, stieg dort wieder in die Etappe ein und erreichte Chillagoe mit eingegipstem Finger kurz vor Einbruch der Dunkelheit.

Duo electricale
Nach vier langen und mit steilen Anstiegen gespickten Tagen schlug heute außerdem die Stunde der E-Biker. Bis dato durch Akku-Laufzeiten, automatische Abriegelungsmechanismen und das Mehrgewicht der Elektro-Räder gehandicapt, rollten sowohl Klaus Sever als auch Udo Huber – offiziell aufgrund einer zweitägigen Unterbrechung bereits aus dem Klassement – das Feld von hinten auf. „Diese Etappe war in Länge und Beschaffenheit wie für ein E-Bike zugeschnitten“, waren sich die beiden Strom-Biker einig. Während Udo Huber mit seinen seit Juni im burgenländischen Seewinkel abgespulten 1.700 Trainingskilometern 4:03:52 Stunden benötigte, kam der – abseits der Crocodile Trophy deklarierte Nicht-Biker – Klaus Sever sogar im vorderen Mittelfeld (3:40:56) ins Ziel. „Ich profitiere natürlich von meinen im Vorjahr gemachten Erfahrungen. Mittlerweile weiß ich genau, wie viel Akku ich je nach Untergrund und Steigung verbrauche, um habe quasi eine eigene Fahrtechnik entwickelt, um die Reichweite optimal zu nützen“, plaudert der steirische Wiederholungstäter aus dem elektrischen Nähkästchen.

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  • Udo HuberUdo Huber
    Udo Huber
    Udo Huber

Time to relax
Für die zahlreichen Helfer und Betreuer, die die Crocodile Trophy begleiten, bedeutet der Verbleib im 450-Einwohner-Städtchen Chillagoe eine verdiente Ruhepause vom geschäftigen Croco-Alltag.. Einmal müssen nicht in aller Eile die Zelte abgebaut, die LKWs beladen und die Küchenutensilien verräumt werden. Und einmal muss nicht unmittelbar nach Ankunft im nächsten Etappenort das Camp schnellstmöglich wieder aufgebaut werden.
Aber auch den Fahrern winkt aufgrund der relativ kurzen Etappe ein erholsamer Nachmittag, den wohl viele am Swimmingpool des Campingplatzes oder beim nahegelegenen Billabong verbringen werden. Zudem können im Umland der letzten größeren Siedlung vor den echten Outback-Etappen Tropfsteinhöhlen, Aborigines-Felsmalereien und Wackelsteine besichtigt werden.

6. Etappe - Trophy trägt Trauer

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Aufgrund eines tragischen Todesfalles wurde die sechste Etappe der Crocodile Trophy abgesagt und das Fahrerfeld neutralisiert nach Mt. Mulgrave geführt.

Um sechs Uhr früh erreichte Organisatoren und Fahrer die schreckliche Nachricht, dass der Niederländer Weit Heuker in der Nacht vom 23. auf den 24. Oktober verstorben ist. Der 59-Jährige erlitt ein Herz- Kreislaufversagen, die sofort herbeigerufenen Ärzte konnten nur noch seinen Tod feststellen.
"Wie wir - leider erst im Nachhinein - erfahren haben, hatte Weit Heuker bereits vor einigen Jahren einen Herzstillstand und stand seither unter ärztlicher Betreuung", erklärt die medizinische Leiterin der Crocodile Trophy, Dr. Alexandra Reimann.
"Unser aufrichtiges Beileid gilt den Familienangehörigen, Freunden und Teamkollegen", so Veranstalter Gerhard Schönbacher.
Die heutige Etappe wurde aus Respekt vor dem Verstorbenen und seinen Angehörigen abgesagt. Nach einer gemeinsamen Schweigeminute wurden die Teilnehmer entlang der Hauptstraße neutralisiert bis Mt. Mulgrave geleitet, von wo das Rennen morgen wieder aufgenommen wird.

7. Etappe - Feel the heat

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Der verflixte siebte Tag gehörte den Führenden der Crocodile Trophy: Auf der von Hitze, Wind, Staub und Flussquerungen gekennzeichneten Strecke von Mt. Mulgrave nach Laura errang Bart Brentjens Etappensieg Nummer drei. Der Niederländer setzte sich im Sprint gegen Urs Huber (SUI) und Philipp Ludescher (AUT) durch. Heldenhaft schlug sich Christoph Sokoll: Der Kärntner finishte trotz Verdacht auf Schlüsselbeinbruch.

Drei der acht Fahrer, die heute mit rund 20 Minuten Vorsprung auf die Verfolger und völlig dreckverschmierten Gesichtern in der Aborigines-Siedlung Laura eintrafen, hatten seit dem frühen Morgen gewusst, was ihnen blüht: Sowohl der mit 4:19 Minuten im Gesamtranking Führende Urs Huber, als auch Verfolger Bart Brentjens und der Drittplatzierte Mike Mulkens (BEL) kannten die 151 km lange Etappe aus dem Vorjahr. Die Schlüsse, die sie aus ihrem Wissensvorsprung zogen, waren allerdings gänzlich verschieden.
Während Mike Mulkens gleich zu Beginn attackierte, versuchten Huber und Brentjens möglichst kräfteschonend über die endlos langen und von zahlreichen Flussquerungen unterbrochenen Staubpisten zu kommen. Letztlich war die Taktik der beiden Führenden erfolgreicher. "Ich habe den Sprint fast ein wenig früh angezogen, und war auch schon ziemlich müde vom vielen Gegenwind und meiner häufigen Führungsarbeit", gestand Bart Brentjens. Nach 4:53:56 Stunden reichten die Kräfte des ehemaligen Weltmeisters und Olympiasiegers aber noch für den Tagessieg. Eben diesen hätte auch Urs Huber gerne eingestreift, allerdings kam hierzu die Attacke des Schweizers zu spät. Insgesamt war der Gesamtführende aber auch mit Platz zwei und einer Sekunde Rückstand zufrieden.
"Wieder nichts", lautete hingegen der enttäuschte Kommentar von Philipp Ludescher, der unmittelbar hinter Huber das Ziel erreichte. Aufgrund seiner defektbedingt aussichtslosen Platzierung im Gesamtklassement wünscht sich der Österreicher nichts sehnlicher als einen Etappensieg. "Ich habe die sandige Kurve vor dem Ziel verpatzt und war dann am falschen Hinterrad", so der aus Vorarlberg stammende, jüngste Teilnehmer der diesjährigen Crocodile Trophy.
"Schade. Ich habe mich stark gefühlt und dachte wirklich, dass es sich ausgehen könnte", erklärte ein ebenfalls enttäuschter Mike Mulkens. Anfangs nur von einem Quartett verfolgt, wurde der 30-Jährige Belgier bei Kilometer 100 von einer auf acht Mann angewachsenen Gruppe gestellt. Im Endspurt kostete ihn ein Sturz die drei Kilometer vor dem Ziel wiedererkämpfte Spitzenposition.

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Spannung bei den Führungstrikots
Eine gebrochene Sattelstützen-Aufnahme kostete heute dem Esten Jaan Kirsipuu (M2) wertvolle Minuten im Masters-Klassement. „Das Trikot ist meine geringste Sorge. Mich beschäftigt viel eher, wie ich den Sattel bis morgen so weit reparieren kann, dass er nicht mehr ständig hin- und herrutscht“, so der Oldies-Leader mit besorgtem Blick auf seine integrierte Stütze. Einmal mehr sind also die beiden findigen Mechaniker im Croco-Tross gefordert, die nach den staubig-schlammigen Wechselbädern, welche die Räder der Teilnehmer heute genommen haben, ohnehin alle Hände voll zu tun haben …
Dankbarer Abnehmer des Leader Jerseys wäre Cristof Mariën (M1), der trotz Plattfuß auf den letzten 20 Kilometern erstmals mit der Spitzengruppe ins Ziel kam. Die Attacke des Belgiers galt allerdings ausschließlich seiner eigenen Altersklasse, die er nunmehr anführt. Von Jaan Kirsipuu trennen ihn nach wie vor 40 Minuten.
Aufregung auch rund um das Führungstrikot der Damen: Abby McLennans Team war in einen Crash verwickelt. Zwar ging die Australierin selbst unbeschadet aus dem Sturz hervor. Ihr Mann Scott allerdings blieb mit Defekt und später auch Kreislauf-Problemen zurück und kam erst mit geraumer Verspätung in Laura an.
Und ein weiterer Fahrer hätte das Finish am Beginn der Halbinsel Cape York beinahe nicht per Bike erreicht. Der Kärntner Christoph Sokoll beteiligte sich an einer der anfänglichen Attacken, stürzte allerdings schwer in einer schlammigen Flussquerung. Von der Ärztin versorgt und vom Schlusswagen beobachtet, kämpfte sich der 24-jährige Lavanttaler trotz Verdacht auf Schlüsselbeinbruch über die restlichen 135 Kilometer.

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8. Etappe - Zweiter Tagessieg für Estland

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Allan Oras heißt der glückliche Gewinner, der die prestigeträchtige Zielankunft in Cooktown für sich verbuchen konnte. Der Kanadier Cory Wallace und Overall-Leader Urs Huber machten das Podium hoch über der Küstenstadt komplett.

"Das ist der schönste Ausblick, den ich je gesehen habe", staunte Allan Oras, kaum, dass er den Grassy Hill hoch über Cooktown nach 4:41:24 Stunden Fahrzeit erreicht hatte. Mit dem Etappensieg bei der Crocodile Trophy ging für den 34-jährigen Esten ein heiß ersehnter Wunsch in Erfüllung. Dennoch hatte er unmittelbar danach nur Augen für jenes Panorama, das 1777 auch Captain Cook genossen haben dürfte: Grüner Regenwald, weiße Strände, blitzblaues Meer.
Bereits ab Kilometer 15 in der ersten Fluchtgruppe mit René Haselbach (AUT) und den beiden Belgiern Mike Mulkens und Cristof Mariën vertreten, hatte sich der Marathon-Europameister von 2009 als einziger gegen die 30 Minuten später heran rollenden Verfolger wehren können - und seinen bereits auf 30 Sekunden geschmolzenen Vorsprung bis zum Ziel wieder auf fünf Minuten ausbauen können. "Mein Freund Jaan Kirsipuu kam mir zu Hilfe und nahm mir viel Arbeit ab", erzählte der erstmals auf die andere Seite der Welt gereiste Überraschungssieger, der bis zu den letzten Metern nicht an den Erfolg seiner Attacke geglaubt hatte. Fünf Minuten Vorsprung unterstrichen letztlich aber recht deutlich die perfekte Tagesform des Rietumu-Delfin-Teamfahrers.
Aus der siebenköpfigen Verfolgergruppe konnte sich - ebenfalls etwas überraschend - Cory Wallace am besten lösen. Der Kanadier distanzierte den Gesamtführenden Urs Huber auf dem brutalen 30%-Schlussanstieg um 23 Sekunden und hofft nun auf ähnliche Kletterprüfungen an den beiden letzten Tagen, um vielleicht doch noch mit einem Boomerang heimkehren zu können.
Urs Huber hatte zwar ebenfalls auf seine Uphill-Qualitäten vertraut und deshalb mit einem Etappensieg spekuliert, war schlussendlich aber auch mit Bronze zufrieden. "Allan ist uns irgendwie entkommen. Im Feld herrschte keine Harmonie, also haben wir die Übung wieder abgebrochen", schilderte der Schweizer. Seinen Polster im Gesamtklassement konnte der 25-Jährige - trotz einer kurzen Schrecksekunde nach einem Beinahe-Sturz bei einer Flussquerung - auf knapp fünf Minuten ausbauen.

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Umsonst gefürchtet
In allen anderen Kategorien fuhren jeweils die Overall-Führenden als Etappensieger in Cooktown ein. Die beiden Australier Abby McLennan und Hans Dielacher (M3) haben damit bis dato das Maximum aus der Crocodile Trophy herausgeholt: sieben Renntage, sieben Siege.
Was ihnen – und allen anderen verbliebenen, 66 Startern – heute zugute kam: die 142 km lange Strecke von Laura nach Cooktown, die bislang als Horroretappe schlechthin galt, hat durch umfangreiche Straßenbauarbeiten viel von ihrem Schrecken verloren. Zwar wartete nach wie vor manch Kilometer der gefürchteten „corrugated roads“ (Querrillen in der Straße, in Höhe und Dichte einem Wellblech gleich), dazwischen sorgten aber feste Erde und asphaltierte Teilstück für Erholung von den unbarmherzigen Rüttelpisten. Der gestern aufgekommene Gegenwind blieb allerdings auch heute ein treuer Begleiter des Croco-Trosses.
Umso verdienter war für alle Fahrer, Helfer und Betreuer der Sprung in einen der beiden Swimmingpools am luxuriösen Campingplatz von Cooktown. Vom anfangs erwähnten Panorama im Ziel ganz abgesehen …

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9. Etappe - Philipp Ludescher gewinnt Sekunden-Krimi

Auf verkürzter Strecke durch tropischen Regenwald holte sich der Österreicher den ersehnten Boomerang. Der jüngste Teilnehmer der Crocodile Trophy besiegte Allan Oras (EST) und Cory Wallace (CAN) in einem spannenden Sprint. Landsmann Christoph Sokoll musste zusehen. Für den Kärntner ist das Rennen aufgrund eines Schlüsselbeinbruchs vorzeitig beendet.

Kein Tag ohne spezielle Herausforderung für die Organisatoren der Crocodile Trophy. Von Murenabgang und Neustart über defekte Versorgungs-Autos bis zu einem tragischen Todesfall war das Krisenmanagement des Veranstalter Gerhard Schönbachers und seiner Crew heuer bereits mehrmals gefordert. Am neunten Tag der Trophy nun musste spontan eine neue Streckenführung gefunden werden. "Der Bloomfield River führt extrem viel Wasser. Ihn zu überqueren, wäre unverantwortlich", erklärte Gerhard Schönbacher beim abendlichen Briefing.
Statt des anspruchsvollen und steilen Zick Zack-Track reduzierte sich die Schleife um den Zielort Ayton somit auf eine Zehn-Kilometer-Runde auf Schotter und Asphalt, die Streckenlänge betrug insgesamt 80 km statt der vorgesehenen 124, vor allem aber entfielen 700 Höhenmeter.
Das Team McSabotage, bestehend aus René Haselbacher und Philipp Ludescher, nutzte diesen Umstand von Anfang an. "René hat permanent attackiert, während ich schön hinten sitzen blieb", schildert der Tagessieger den Rennverlauf. Auf den letzten 15 Kilometern starteten schließlich sämtliche Mitglieder der achtköpfigen Spitzengruppe Ausreißversuche, erfolgreich waren letztlich neben dem Österreicher noch der Este Allan Oras und der Kanadier Cory Wallace. Mit 40 Sekunden Vorsprung raste das Trio Richtung Ziel, wo Philipp Ludescher alle Erfahrung aus seinem eigentlichen Leben als Straßen-Profi ausspielte. "Ich habe mir in der sandigen Zielkurve die engste Linie gesucht und durchgezogen", so der Vorarlberger. Zeitlich ex aequo, aber mit einer halben Radlänge Vorsprung auf den gestrigen Gewinner, sicherte sich der 23-Jährige nach 2:37:26 Stunden den vorletzten möglichen Etappensieg.
Am Hinterrad seiner Fluchtgefährten kam Kletter-Spezialist Cory Wallace ins Ziel. Obwohl er sich nach seinem defektbedingt verlorenen dritten Gesamtrang gerne mit einem Boomerang trösten würde, nahm der TransRockies-Sieger und 24H-Vize-Weltmeister die Niederlage gelassen: "Mehr als versuchen kann ich's ja nicht. Aber die Anstiege waren nicht lange genug für mich, und Sprinten zählt nicht zu meinen Stärken. Vielleicht habe ich morgen noch eine Chance."
In den drei Masters-Kategorien und bei den Frauen wiederholte sich das gestrige Bild: Die Tagessiege gingen mit Christof Mariën (BEL), Jaan Kirsipuu (EST), Hans Dielacher (AUS) und Abby McLennan (AUS) an die Führenden.

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  • Philipp LudescherPhilipp Ludescher
    Philipp Ludescher
    Philipp Ludescher

Zeitfahren zum Schluss
Die Fahrer hatten die Etappen-Kürzung übrigens mit Freude aufgenommen. Nach acht Tagen durch Regenwald und Outback sind die Kräfte am Schwinden, die Beine müde und die Hintern wund. Selbst Ultralangdistanz-Sportler Franz Preihs, von Blasen an den Füßen gequält, zeigte sich ob der Verkürzung erfreut: „Je kürzer die Etappe, desto weniger schwellen meine Füße an und desto weniger Schmerzen habe ich. Außerdem riecht man nun bereits das Ziel, das steigert die Motivation“, so der Steirer, der sich prinzipiell mehr als einen vierten Platz im M1-Klassement erhofft hatte.
In der Tradition großer Straßen-Rundfahrten wird die 16. Crocodile Trophy morgen mit einem 38 km langen Zeitfahren zu Ende gehen. Overall-Leader Urs Huber, heute mit einem Speichenbruch, aber ohne Zeitverlust auf Verfolger Bart Brentjens im Ziel, rechnet mit einem Frontalangriff des Niederländers. „Ich habe heute schon gemerkt, dass ich müde bin. Aber wenn nichts passiert, sollte mein Vorsprung reichen“, hofft der Schweizer auf seinen zweiten Trophy-Sieg.
Nicht am Finale teilnehmen kann der Österreicher Christoph Sokoll. Am Montag schwer gestürzt und trotz heftiger Schmerzen ins Ziel gefahren und auch am nächsten Tag angetreten, wurde bei dem jungen Kärntner gestern Abend doch ein Schlüsselbeinbruch diagnostiziert – Race over.

10. Etappe - Urs Huber gewinnt zum zweiten Mal

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Strahlender Sieger: Urs Huber, Team Stöckli

Mit einem Sieg beim heutigen Zeitfahren besiegelte Urs Huber seinen zweiten Trophy-Triumph in Folge. Auf den Plätzen folgten, wie im Overall-Klassement, Bart Brentjens und Mike Mulkens. Abby McLennan dominierte das Damenfeld vom ersten bis zum letzten Tag der Crocodile Trophy 2010 und holte sich die Gesamtwertung mit einem der größten jemals erreichten Vorsprünge. Betser Österreicher wurde Christoph Tschellnig auf Rang 6.

Spannung lag in der Luft, als das Fahrerfeld sich heute Morgen um 9 Uhr zum Showdown versammelte. Erstmals wurde die 38 Kilometer lange, letzte Etappe von Ayton nach Cape Tribulation als Zeitfahren ausgetragen, wobei die Athleten in gestürzter Reihenfolge des Gesamtklassements starteten. Würde Sir Bart mit seinem mächtigen Antritt auf den Geraden seinem Schweizer Kontrahenten den Platz an der Sonne nochmals streitig machen können? Würde Urs Huber in den steilen Anstiegen dagegenhalten können? Würde Mike Mulkens nach insgesamt zwei Jahren bzw. 19 Etappen endlich einen Boomerang erkämpfen? Oder würde Kletter-Spezialist Cory Wallace noch einmal nach den Sternen greifen?
Angefeuert von den Profis und Führenden der 16. Auflage der Crocodile Trophy, gingen vorerst jedoch all jene ins Rennen, für die dieser Bewerb mehr Spaß und Abenteuer war denn Wettkampf: Das erste jemals am Start gewesene Frauenteam, bestehend aus der routinierten Adventure-Racerin Sharman Parr (NZL), der Triathletin Lauretta Howarth (AUS) und der Straßenfahrerin Maree Roberts (AUS); der mit jedem absolvierten Kilometer für die Marc Herremans-Foundation Spenden sammelnde Belgier Kurt Alderweireldt; die E-Biker Udo Huber und Klaus Sever aus Österreich; der ehemalige XC-Racer und seit einem Unfall mit verschraubten Wirbeln lebende Belgier Bart Verberckmoes; insgesamt 66 Teilnehmer aus aller Herren Länder, im Alter zwischen 23 und 60 Jahren.
Konnte Bart Brentjens auf den ersten flachen Kilometern mit 40 Sekunden Vorsprung wirklich Boden auf Urs Huber gut machen, eroberte der Schweizer auf den giftigen Uphills im tropischen Regenwald Nord-Queenslands Sekunde um Sekunde zurück. Nach 1:15:01 Fahrzeit überquerte der 25-jährige Titelverteidiger die Ziellinie in Cape Tribulation mit 23 Sekunden Vorsprung auf "Sir Bart" - und versprach noch an der selben Stelle, nächstes Jahr wieder zu kommen. Dritter wurde, wie im Vorjahr, der Belgier Mike Mulkens.

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Zwei Etappensiege für Österreich
Mit Rang sechs wurde der Gablitzer Christoph Tschellnig bester Österreicher im Gesamtklassement. Der Halbzeit als Fitnesstrainer arbeitende Mountainbiker kehrt ebenso mit einem Tagessieg im Gepäck nach Hause wie Straßenprofi Philipp Ludescher. Zwei weitere zweite Plätze verhalfen dem Vorarlberger zudem zu Platz vier im Punkte-Ranking, das Bart Brentjens gewann.
Bei den Damen beendete Abby McLennan (30) nach neun souveränen Vorstellungen die Crocodile Trophy mit einem beeindruckenden Vorsprung von 7:53 Stunden auf Lauretta Howarth und Nancy Carceres (alle AUS). Im Vorjahr drittplatziert und von ihrem Mann zu einer neuerlichen Teilnahme überredet, freut sich die 30-Jährige über die Erfüllung eines Lebenstraumes. Und auch Jaan Kirsipuu war nach seiner Ankunft als Masters-Sieger zufrieden – vor allem, was das Abschneiden der estnischen Delegation insgesamt (das Team Rietumu-Delfin gewann die Team-Wertung) betrifft.
Am Strand von Cape Tribulation wurde dann aber ohnehin jeder einzelne Finisher der 16. Crocodile Trophy 2010 wie ein Held gefeiert. Angehörige und Freunde begrüßten die 1.200 Kilometer und 12.000 Höhenmeter Gefahrenen, und abgesehen davon, dass ein kurzer Regenschauer das verdiente Bad im Meer verzögerte, herrschte verdiente Freude, Erleichterung und Stolz über das Geleistete.
Mit einer symbolischen Geste verabschiedete sich der Croco-Tross außerdem nochmals von dem in der Nacht vom 23. auf den 24. Oktober an einem Herzinfarkt verstorbenen Niederländer Weit Heuker: Traditionell durchfahren die Letzten des Gesamtklassements nach den von allen gemeinsam absolvierten Schlusskilometern als erstes den Zielbogen am Strand. Diesmal waren es Weits Teamkollegen Harry Beutetrading und Johan Wekeman, die das Feld anführten.

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Abschlussbericht

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Die Sieger heißen gleich wie 2009: Urs Huber vor Bart Brentjens und Mike Mulkens. Der Weg dorthin jedoch war ungleich spannender, umkämpfter und dramatischer.

66 Finisher, und jeder von ihnen ein Sieger, rollten am 28.10. gegen Mittag am Strand von Cape Tribulation ein. Hinter ihnen lagen 1.200 Kilometer und 12.000 Höhenmeter durch Regenwald, Buschland und Outback, über Schlaglöcher, Corrugations und Sand, gegen Hitze, Wind und den inneren Schweinehund. Insofern war das Kap der Leiden der Ort mit dem wohl passendsten Namen, um die 16. Crocodile Trophy zu einem Ende zu bringen. Umgeben von Palmen, Sandstrand und Meer überwogen dann aber definitiv Freude und Stolz über das Geleistete - und die schönen Erinnerungen.
"Das war die abenteuerlichste Trophy überhaupt, mit vielen Ups und Downs", zieht Veranstalter Gerhard Schönbacher Bilanz. Überschattet von einem tragischen Todesfall (der 59-jährige Niederländer Weit Heuker verstarb im Schlaf an einem Herz-Kreislauf-Versagen) und begleitet von allerlei Turbulenzen, welche die Improvisationskünste der Organisation forderten (Streckenänderungen bzw. Neustart aufgrund von Muren und Hochwasser, defekte Versorgungs-Autos etc.), zeichnete sich die 16. Auflage des Etappenrennens durch Australiens Outback gleichzeitig durch hohe Klasse aus: "Was die Qualität der Fahrer an der Spitze anbelangt, war das wohl die beste Trophy aller Zeiten."

Gleiches Podium wie 2009
In Zahlen: Sechs verschiedene Etappensieger, und eine Handvoll weiterer Fahrer, die das Rennen um die begehrten Bumerangs mit etwas mehr Glück oder weniger Defekten ebenfalls hätten machen können. Die Nase vorne hatte am Ende aber das gleiche Trio wie im Vorjahr.
"Ich bin überglücklich, die Trophy ein zweites Mal gewonnen zu haben. Nach einer langen Saison mit Höhen und Tiefen ist das ein sehr versöhnlicher Abschluss", so Gesamtsieger Urs Huber. Der Schweizer hatte sich mit einer fulminanten ersten Etappe genug Vorsprung herausgearbeitet, um das Rennen ab dann von vorne kontrollieren zu können. Beim finalen Zeitfahren spielte der Team-Stöckli-Fahrer nochmals seine Uphill-Qualitäten aus und siegte schließlich mit 5:17 Minuten Vorsprung auf den Niederländer Bart Brentjens. Der 25-Jährige war übrigens heuer ohne Betreuer angereist und bereute es nicht, von der Bike- bis zur Radwäsche sämtliche vor- und nachbereitenden Handgriffe selbst gemacht sowie im Zelt geschlafen zu haben. "Natürlich ist das viel Arbeit. Aber ich finde, dass es so besser zum Spirit der Crocodile Trophy passt."
Von der Dichte des Spitzenfeldes und dem damit spannenden Rennverlauf angetan, zeigte sich auch Bart Brentjens (NED) von seiner zweiten Australien-Reise begeistert. "Leider habe ich das Rennen gleich am ersten Tag aufgrund eines Hungerastes verloren. Aber insgesamt war es ein toller Wettkampf, und Urs hat sich den Sieg wirklich verdient", so der ehemalige Olympiasieger und Weltmeister, der es auf drei Etappensiege brachte.
Ob der 42-Jährige ein drittes Mal bei der Crocodile Trophy antritt, macht der zweifache Vater von seiner Familie abhängig - detto Mike Mulkens (BEL), dem bei aller Konstanz erneut ein Tagessieg verwehrt blieb. Der Vollzeit berufstätige Techniker freut sich nach seiner sensationellen Verteidigung des dritten Podiumsplatzes auf ein paar ruhigere Wochen mit Freundin und Betreuerin Mieke - und darauf, auch künftig so viel Spaß wie möglich am Bike zu haben.

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Hans und Abby took it all
Im Rennen der Damen triumphierte Abby McLennan mit dem deutlichsten Vorsprung seit langem. Die Vorjahres-Dritte gewann alle neun gewerteten Etappen und fuhr insgesamt 7:53 Stunden auf Lauretta Howarth und Nancy Carceres heraus. Von ihrem Mann Scott zu einer neuerlichen Teilnahme überredet, ging für die Australierin mit ihrem Gesamtsieg ein Traum in Erfüllung.
„Ich habe jeden Tag mein Bestes gegeben und versucht, schnelle Gruppen zu halten, damit meine beiden Teampartner nicht so hart arbeiten müssen. Jetzt haben wir uns alle eine Pause verdient, dann sehe ich weiter“, hat die 30-Jährige noch keine konkreten sportlichen Zukunftspläne.
Ebenfalls mit Punkte-Maximum in der Masters 3-Klasse kehrt der Auslands-Österreicher Hans Dielacher in seine Wahlheimat Byron Bay an der Gold Cost zurück. Der 55-Jährige war lange Zeit im Zweifel, ob ihm das Etappenrennen nicht eine Nummer zu groß sei. Nach Platz zwei bei der TransAlp 2009 entschied er sich aber schließlich zur Teilnahme. „Dass ich jeden Tag wieder so weit vorne mitfahren konnte, macht mich stolz“, resümiert der insgesamt 14.

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Esten dominieren Teamwertung
Angeführt vom mehrfachen Tour de France-Etappensieger Jaan Kirsipuu, sicherte sich eine dreiköpfige Delegation aus Estland die Teamwertung. Sowohl der ehemalige Träger des Gelben Trikots als auch sein Kollege Allan Oras fahren mit einem Bumerang nach Hause, der estnische Superstar führte zusätzlich vom ersten bis zum letzten Tag die Gesamtwertung der Masters an.
Eine Altersklasse darunter freute sich der Belgier Christof Mariën über den Sieg in der M1. „Das ist definitiv mein bestes Jahr, und dieses Ergebnis ist die Krönung, zumal mir die wenigsten Etappen vom Profil her lagen.“, so der Straßenfahrer mit einer Vorliebe fürs Flache.
Und auch die beiden E-Biker, Udo Huber und Klaus Sever, waren zufrieden. Ersterer, weil er trotz technischer und körperlicher Probleme manch harte Etappe beenden konnte und mit beeindruckenden Impressionen, neuen Bekanntschaften und einem vagen Vorhaben (Comeback zum 60er, auf einem stromlosen Bike) heimkehrt; Letzterer, weil er nach 2009 erneut finishen und diesmal sogar eine Klasse anführen konnte. „Das Duell mit Udo hat Spaß gemacht. Interessant wäre es jetzt noch, ob man mit ein wenig Training auf solch einem Bike auch eine Etappe gewinnen könnte“, spinnt der deklarierte Nicht-Biker für ihn gar untypische Gedanken – und wird deshalb mit jener Weisheit konfrontiert, die wohl für alle gilt, die nun mit wunden Hintern, abgeschürften Armen, müden Beinen, aber tollen Erinnerungen eine neuerliche Teilnahme überlegen: Sag niemals nie …

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Ergebnisse


Bin gespannt wie`s den "echten" Österreichern ergehen wird, vom Udo Huber konnte man ja heute schon in der Zeitung lesen!

 

Ich hoff, die Jungs, druckn gscheit an :toll:

 

Hab mir nachmittags die Bilder vom Vohrjahr angesehen, noch mit Jure Robic - teil oarge Strecke!

 

Viel Spass und viel Erfolg !!!

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[quote name=';2193712]Weiß man eigentlich Genaueres zu den verwendeten Pedelecs? - Jener Udo Huber' date=' den ich auf Facebook dazu kontaktiert habe, verweigert jegliche Kommunikation. ;)[/quote']

 

Klaus ist wie im Vorjahr auf einem serienmäßigen KTM e-Race gefahren, bloß mit anderer Gabel. Udo mit einem adaptierten (= vom Klumpert befreiten) Storck Raddar: http://www.storck-bicycle.de/en/web-anz-bikes.asp?ID=3051&ID2=3084&sub=3000&objekt=E-Bikes&objekt3=Raddar-Multitask

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