Und sie wird noch schöner. Auf der Mahdalm öffnet sich der Blick zum fast allumfassenden Panorama: Direkt voraus das Tennengebirge mit seinen rund 20 Zweitausendern, die sich über das wild verkarstete Massiv verteilen; versetzt dahinter der Hochkönig, mit fast 3.000 Metern und rekordverdächtiger Schartenhöhe fast noch imposanter und jedenfalls mindestens so beeindruckend wie die langgezogenen Ketten der Radstädter und Schladminger Tauern auf der anderen Seite. Der Roßbrand mit seinem markanten Sender nimmt sich, waldumschlungen, grün bemoost, in all diesen Steinmeeren fast lieblich aus - ähnlich wie die Zwieselalm, auf deren Hängen ein gewisser Marcel Hirscher aus Annaberg ja einst den Nationalsport Nummer 1 erlernte.
Die am Fuß der Bischofsmütze gelegene Mahdalm steht dieser geomorphologisch beachtlichen Leistungsschau in nichts nach. Wie viel Hedonismus sich auf den wenigen Quadratmetern der sonnigen Holzterrasse und urigen Gaststube bündeln lässt, ist außergewöhnlich. Und welch selbstverständliche Geselligkeit sich daraus ergibt, bemerkenswert.
Jeder kennt hier jeden, wenn nicht von vornherein, dann spätestens, nachdem man eine Stunde zusammengesessen ist. Bei Spezialitäten wie dem Mahdalmbrettl, der Würstlsuppe mit Ur-Frankfurtern nach Originalrezept von 1805 oder dem Mohnkuchen mit Grant'nschleck (ein eher unschönes Wort für Preiselbeeren mit Schlagobers) wird geplaudert, gefeixt und das Leben gefeiert; selbstgemachte Säfte und Brände halten derweilen den Flüssigkeitshaushalt stabil.
"Heut' ist Stammtisch", erklärt uns Herbert, nachdem er nebst Schwager Heimo, Jäger Hias, Biker Fritz und Fixinventar Opa den gefühlt hundertsen Gast herzlich und freudig begrüßt. Aber irgendwie, so beschleicht uns im Laufe dieses gar genüsslichen und gemütlichen Nachmittags das Gefühl, ist auf der Mahdalm jeden Tag Stammtischtag ...
Uns von diesem Logenplatz mit Vollverpflegung wieder loszueisen, fällt nicht leicht. Aber es hilft ja nichts. Zwar bietet die Hütte auch ein kleines Zimmer mit Lager für 4-5 Personen, Sonnenauf- und -untergang. Aber unsere Unterkunft für die kommenden Nacht ist schon wo anders reserviert. Und Federkielsticker Herbert hat dem Vernehmen nach auch noch dies oder das zu tun, 700 Höhenmeter weiter unten in seinem Betrieb. Denn ganz anders als im Rest der Welt gehen die Uhren dann ja doch auch nicht, im Lammertal ...