Am siebenten Tag standen wieder Flip-Versuche ins Foam Pit auf dem Programm. Fast schon routiniert wühlte ich zum Aufwärmen durch die Schaumstoffwürfel und bereitete die Landezone vor. Mit voller Montur sprang ich mich ein und tastete mich wieder an die Rotation heran. Im Kopf schwirrten alle Anweisungen durcheinander und verdichteten sich zu einem Gedankenknödel, der wie der Ballastkiel eines Segelbootes meine Bewegungen auszugleichen versuchte. Richtig rund lief es an diesem Tag noch nicht.
Dann eine glorreichte Idee: “Wenn ich mich schneller drehe, bin ich schneller herum und damit schneller fertig”. Gedacht, getan. Im Hinterkopf hörte ich Niki wie aus weiter Entfernung sagen, dass ein gezupfter Backflip kein g’scheiter, sondern ein unkontrollierter Backflip sei, doch ich ließ mich nicht beirren. Oben auf der Plattform des Roll-Ins ging ich den Plan nochmals im Detail durch: “Sobald das Vorderrad die Rampe verlässt, zupfe ich ein bisschen am Lenker und erhöhe damit den Drehimpuls. Der Rest ergibt sich dann von selbst”. Und wie es sich ergeben hat!
Ich fegte die Anfahrt hinunter, fixierte schon auf halber Strecke die Kante des Kickers und traf den Absprung wie ein Klon von Schlieri und Morgi. Danach ging es schnell. Sehr schnell. Fast schon zu schnell.
Ich wirbelte durch die Luft und verlor an einem mir nicht mehr erkennbaren Punkt den Kontakt zu meinem Fluggerät. Ein Umstand, der sich bei der darauffolgenden Landung rächen sollte. Das Video enthüllte die wunderbare Landeposition des Bikes und die eher wundersame Landehaltung von mir. Wie ein U-Hakerl hing ich über dem Lenker, als das Bike ins Pit einschlug. Danach verlor ich auch noch den Lenker aus den Händen und riss mit der rechten Hand beim Eintauchen in die Schaumstoffwürfel den Bremshebel aus. Gut, dass die zweite Bremse wohlweislich bereits vorher abmontiert wurde. So lagen die Ersatzteile schon im Keller bereit.
Die weiteren Sprünge an diesem Tag verdienen keine Erwähnung an dieser Stelle, denn einen wirklichen Fortschritt brachte keiner und Fortschritt durch Stillstand ist kein sehr überzeugender Slogan.