Früher führte eine aerodynamische Rohrform automatisch zu weniger Komfort, besonders auf schlechten Straßen mit vielen Unebenheiten, Rillen oder Löchern. Ganz vermochte der Mercatello diesen Widerspruch zwar nicht zu durchbrechen, bot aber trotz Aerorahmen, einer eher straffen Gabel und seiner messerscharfen Fahrpräzision hinreichend vertikale Nachgiebigkeit (vertical compliance), um Unebenheiten im Asphalt glattzubügeln. Dafür verpassten ihm die Entwickler am Sitzrohr tief ansetzende und blattfederartig abgeflachte Sitzstreben und dem Ober- wie auch Sitzrohr einen speziellen Shape, so daß beide ein gewisses Maß an vertikalem Flex erlauben. Den Rest erledigten die 25 mm breiten UST Reifen von Mavic, die ich tubeless zwischen 5 und 5,5 Bar fuhr. Rahmen und Gabel besäßen allerdings noch genügend Reifenfreiheit, um 28er bzw. 30er Pneus unterzubringen, falls der Wunsch bestünde, die Aerofeile in eine Gran Fondo-Sänfte zu verwandeln.
Über (fast) jeden Zweifel war Shimanos Dura Ace Di2 erhaben. Sie glänzte, dank der filigranen hydraulischen STIs, mit einer perfekten Ergonomie, hoher Schaltpräzision, perfekter Dosierbarkeit und großartiger Bremsverzögerung. Einziger Wermutstropfen war wieder einmal die Geräuschentwicklung der vorderen Disc im Wiegetritt und nach mehrfach aufeinanderfolgenden Bremsmanövern. Stichwort "tschtschtsch". Aber nachdem Shimano dieses Problem mittlerweile bei der GRX-Gruppe vollkommen in den Griff bekommen konnte, ist es wohl nur mehr eine Frage der Zeit, bis auch die Rennradler in den Genuss des "Sounds of Silence" kommen.