geiles Gerät!!
die zugführung am oberrohr ist nicht sehr fesch...
das gefällt mir beim 29er besser da unten![]()
Der Wald. Unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 2003. Dies sind die Abenteuer des Mountainbikers NoPain, der mit seiner 250 Watt schwachen FTP 8:54 Stunden unterwegs ist, um die UEC MTB European Championships niederzuringen. Viele Stunden vom Ziel in Stattegg entfernt, dringt der extrem angeschlagene Protagonist dabei in Sphären menschlicher Kraftlosigkeit vor, die ihm bis dahin noch unbekannt waren.
Als ich spät abends, vom Schlussmotorrad eskortiert, das bereits im Abbau begriffene Ziel erreichte und einen Blick in die Ergebnisliste der 104 Kilometer langen Strecke erhaschte, wurde mir meine Unfähigkeit drastisch vor Augen geführt: Martin Ganglberger (AUT) - letzter Platz mit einem epochalen Rückstand von ziemlich genau vier Stunden auf den Sieger Thomas Dietsch aus Frankreich. Ich war geschockt, beendete meine "Karriere", verkaufte alle Mountainbikes, kehrte dem Offroad-Sport den Rücken und begann das Rennradfahren, welches mir auf meine alte Tagen mehr liegen sollte.
So frönte ich fortan der neuen Leidenschaft und blieb bis zur Eurobike 2012 standhaft - bis zur ersten Begegnung mit dem Ritchey P-27.5 Hardtail aus Stahl. Sein klassischer, rot-weiß-blauer Retrolook versetzte mir einen gewaltigen Stich ins Herz. Schnell wurden alte Erinnerungen an die legendären Ritchey-Hardtails wach, mit denen Thomas Frischknecht jahrelang den Crosscountry-Weltcup dominierte, längst noch, als die Konkurrenz versuchte, ihm auf vollgefederten Rädern aus moderneren Werkstoffen Paroli zu bieten. Augenblicklich wurde das Feuer meiner MTB-Leidenschaft aufs Neue entfacht und es war nur mehr eine Frage der Lieferzeit, bis meine grandiose Fahrtechnik abermals auf den entlegensten Trails dieser Welt zur Anwendung kommen würde.
Bereits 1977 baute Tom Ritchey sein erstes MTB mit 650B Bereifung. Obwohl die Laufradgröße schon damals bei Tourenrädern weit verbreitet war, dauerte es im Mountainbike-Bereich fast 36 Jahre bis zum Durchbruch. Neben diesem "neuen" Format ist die Rennfeile nach wie vor in 26" und seit 2011 auch als 29er erhältlich.
Trotz des klassischen Designs handelt es sich um einen modernen Stahlrahmen aus dreifach konifizierten Ritchey Logic II Rohren mit integriertem Steuersatz, dünnwandigen und nach oben gebogenen Sitzstreben und einer schlanken Scheibenbremsen-Aufnahme mit Postmount. Gegenüber Alu oder Carbon ist der Werkstoff Stahl flexibler und bietet deutlich mehr Komfort. Seine hohe Festigkeit lässt die für Stahlrahmen typischen, dünnen Rohrdurchmesser zu und sorgt für großen Schutz vor Rahmenbrüchen.
Ungeachtet seiner schmalen Rohre bringt der Stahlrahmen im Vergleich zu modernen Materialien ein doch recht hohes Gewicht von 2.115 Gramm auf die Waage. Mit feinsten Ritchey-Komponenten, Vredestein Black Panthers und einer SRAM XX1 Gruppe wollte ich der trägen Masse Herr werden.
Rahmen | Ritchey P-650B, Large (19") | Kurbel | Sram XX1 36, 175 mm, GXP QF156 |
Steuersatz | Ritchey Logic Zero WCS drop in 1-1/8” | Kasette | Sram XX1 10-42 |
Gabel | Ritchey Carbon 650B | Kette | Sram XX1 |
Vorbau | Ritchey WCS Carbon Matris C260, 11 cm | Schalthebel | Sram XX1 Trigger |
Lenker | Ritchey WCS Carbon Flat 10D, 660 mm | Schaltwerk | Sram XX1 X-Horizon |
Sattelstütze | Ritchey WCS Carbon 1-Bolt, 27,2 mm | Innenlager | Truvativ GXP Blackbox Keramic BSA |
Sattel | Ritchey WCS BioMax, schwarz | Laufräder | Ritchey WCS Alloy Vantage II 650B, XX1 |
Griffe | SQlab 711 MX Medium | Reifen | Vredestein Black Panther 27,5 x 2.20 |
Bremsen | Magura MT8, 160/180 mm | Gewicht | 9,25 kg ohne Pedale |
Mein erster Gedanke beim Wort "Mountainbike" wäre "Chainsuck". Nichts geht mir persönlich mehr auf den Sack als eine zwischen Kettenblatt und Rahmen eingeklemmte, verbogene oder gar gerissene Kette. Damit ist jetzt Schluss. Dank der Elffach-Schaltgruppe XX1 von Sram kann auf den unzuverlässigen Umwerfer, den zugehörigen Schalthebel und einen Bowdenzug verzichtet werden.
Vorteile
+ geringeres Gewicht (die XX1 ist um 280 g leichter als die XX und spart 319 g gegenüber der XTR)
+ elf unterschiedliche nutzbare Gänge
+ reduziertes Kettenschlagen
+ größere Bodenfreiheit
+ angeblich langlebiger (laut Sram)
Nachteile
- eingeschränkter Einsatzbereich je nach Fitnesslevel oder gewählter Übersetzung
- einige Gänge fehlen immer (entweder oben oder unten)
- kostspielige Ersatzteile (Kassette € 390,-, Kette € 57,- Kettenblatt ab € 85,-)
Da ich keine Alpenüberquerungen plane und für gewöhnlich auch keine steilen 2000er erklimme, wählte ich vorne ein 36er Blatt statt dem serienmäßigen 32er. In Verbindung mit den 27,5" Laufrädern war es tatsächlich die richtige Wahl. Bergauf lässt sich mit 36/42 auch eine Eiserne Hand gelassen bewältigen, während bergab mit 36/10 ausreichend Druck aufs Pedal gebracht werden kann.
Fazit
Nie wieder Zweifach. Kein Chainsuck, keine Schaltprobleme, absolut zuverlässig und wartungsarm (ich musste nur einmal nach ca. 600 Kilometern den Schaltzug etwas straffen). Ich liebe die XX1 und würde sie jederzeit wieder kaufen.
Alltagsbikern mit unterdurchschnittlichen Wattleistungen würde ich die Gruppe wegen dem eingeschränkten Einsatzbereich (Forstwege vs. steile Berge) dennoch nicht empfehlen.
Die Verarbeitung der MT8 ist auf höchstem Niveau, ihre Montage ging kinderleicht von der Hand und im Fahrbetrieb stieß ich bei 80 kg Systemgewicht noch nicht an die Grenzen. Dabei stellte ich sie mit Dauerbremsen im Rahmen kniffliger Abfahrten und brutalsten Panik-Vollbremsungen bei schnellen Asphalt-Downhills gehörig auf die Probe, bekam die Fuhre aber jederzeit (entsprechende Handkraft vorausgesetzt) passabel zum Stillstand. Selbst bei absoluter Überhitzung funktionierte die Bremse ohne Fading - sie quittierte meine Misshandlung maximal per lautem Quietschen, welches nach kurzer Zeit wieder verschwand.
Was mir besonders gefiel: Die recht dünnen Storm SL-Bremsscheiben waren nach 700 km weder verzogen noch striffen sie während der Fahrt je an den Bremsbelägen.
>> Hier gehts zum Magura MT8 Testbericht
Das Ritchey P-27.5 fährt sich infolge seines Stahlrahmens, großer 650B-Laufräder, einer 27,2 mm Sattelstütze und der dünnen, gebogenen Sitzstreben trotz Starrgabel stets geschmeidig. Wer wie ich mit wenig Luftdruck (1,25 Bar vorne, 1,5 hinten) unterwegs ist, wird obendrein auf den schroffsten Trails mit einem außergewöhnlich hohen Fahrkomfort belohnt. Rüstet man die montierten Laufräder mittels spezieller Ventile und Felgenbänder auf Tubeless um, kann der Luftruck ohne Reduzierung der Pannensicherheit zusätzlich verringert werden.
Bergauf verhält sich das Bike wie die sprichwörtliche Rakete. Egal ob im Sitzen oder Stangeln, das knapp 9 kg leichte Hardtail beschleunigt willig und setzt jeden Tritt unmittelbar in Vortrieb um. Sein langer Radstand sorgt für einen stoischen Geradeauslauf und hält das Vorderrad selbst inmitten steilster Uphills fest am Boden.
Ritchey P-27.5 Custom | |
---|---|
Modelljahr: | 2013 |
Testdauer: | 6 Monate, 700 km |
+ | zeitloses Retro-Design |
+ | gute Rahmendämpfung |
+ | Postmount für 160 mm Discs |
o | keine Steckachse |
o | Rahmengewicht deutlich höher als bei Alu- oder Carbon |
- | nur als Rahmensatz (€ 899,00) |
BB-Urteil: | Moderner Klassiker für Retro-Fans und XC-Racer mit Hang zum Problemlosen. |
Um in Bezug auf Lenkpräzision und allgemeines Handling ein seriöses Urteil abgeben zu können, fehlen mir gebührende Fahrpraxis und hinreichende Erfahrungen auf anderen Bikes. Zwar lässt sich das Cockpit am Stand unter roher Gewalteinwirkung hin- und herbiegen, jedoch sprangen mir Steuerrohr, Lenker oder Vorbau im Fahrbetrieb niemals wegen eines zu hohen Flex negativ ins Auge.
Auf technischen Downhill-Passagen stieß ich mit meiner gestreckten Sitzposition (Radstand, Vorbaulänge und Überhöhung) und der starren Gabel dann aber doch immer wieder an meine Grenzen. Dennoch bleibt fraglich, ob ich die eine oder andere Schlüsselstelle mit mehr Federweg hätte meistern können - denn Mut kann man bekanntlich nicht kaufen.
Poste hier Fragen oder Kommentare zu diesem Beitrag.
Noch nicht registriert bei Österreichs größter Bike-Community?
Folge diesem Link um dich für Bikeboard.at anzumelden.
Registrierte User unserer Community profitieren zusätzlich von:
- weniger Werbung auf den Magazin-Seiten und in den Foren
- erweiterter Forensuche in über 2 Mio Beiträgen
- gratis Nutzung der Bikebörse
- zahlreichen Neuigkeiten aus der Radszene per BB-Newsletter
Hier registrieren und mitreden!
geiles Gerät!!
die zugführung am oberrohr ist nicht sehr fesch...
das gefällt mir beim 29er besser da unten![]()
Geändert von bike charly (06-11-2013 um 08:59 Uhr)
Sehr schönes Bike. Ein Ritchey eben. Eine Starrgabel im Gelände ist sicher hart. Mir hauts bei einer Wurzelpassage mit 100 mm Federweg schon fast die Hände vom Lenker. Die MT8 würde ich durch eine R1 Racing tauschen und eine schöne DT Swiss Federgabel montieren.
Die XX1 ist derzeit das Beste am Markt. Da führt nichts vorbei. Hab die Drehgriff gehabt.
Viel Spaß noch beim Biken am Manhartsberg.
LG
die MT8 bleibt, die funktioniert perfekt. über eine gabel können wir reden, leider sind die modernen fast alle tapered. welche 100mm mit standard schaft würdest du vorschlagen?
Und ich hab mir beim Foto 67 beim schnell hinschaun gedacht: "Bist du deppert is der drauf!"
Stimmt das ist schwierig.
Glaube RockShox Reba RLT gibts in 27,5" mit 1-1/8" mit 9mm QR und 15mm Steckachse. Ist auch eine sehr schöne gute und auch noch halbwegs günstige Gabel.
LG
Großartiges Bike - wie schon an anderer Stelle gesagt, mich würde aufgrund der anderen Ausfallenden aber die Art des P-29 mehr ansprechen. Irgendwie ist mir ein nicht tauschbares Schaltauge heutzutage nicht geheuer...
Mich würde interessieren, wie lange man pannenfrei bleibt mit der Reifen/Druck-Kombination. Klingt jedenfalls wirklich nach Komfortsteigerung, aber bleibt das Feeling direkt, oder werden die Reifen schon schwammig?
Bergab würde auch ein etwas kürzerer Vorbau sicher einiges bringen! 110mm klingen mir ewig lang.
das Gerät deiner Wahl für Samstag?
servas
Endlich wieder mal ein richtiges MTB
Ich sach nur Hammer Bike!!
vermutlich nicht unter 3000 eiro![]()