Super Test, danke! Wißt ihr ob auch ein 1-Sitzer geplant ist?
Wer in der Stadt Autos wie Öffis trotzen und statt dessen Radfahren will, muss, wenn sich Nachwuchs einstellt, seinen Fuhrpark erweitern. Die Lösung ist ein Anhänger, idealerweise gefedert - letzteres vor allem dann, wenn der Trotzkopf Mountainbiker ist.
Von denen gibt es mittlerweile einige auf dem Markt - einen jedoch noch nicht sehr lange. Die Rede ist vom Doppelsitzer Joytrax SE2, erbaut von Imad Assaf, der lange bei Marktführer Chariot in der Entwicklung arbeitete. Mit seinem eigenen Label will er nun den europäischen Markt erstürmen. Sein Hauptargument nebst Entwickler-Know-how und geringem Gewicht: der erschwingliche Preis. Um 599 Euro erhält man einen wahlweise grünen oder roten Anhänger für bis zu zwei Kinder, die Fahrradkupplung und ein mittiges Buggyrad inklusive. Als Jogging-Kinderwagen wäre der Joytrax SE2 auch zu gebrauchen, jedoch müsste dann extra investiert werden.
Frisch aus dem Karton wirkt der zusammengelegte SE2 sehr leicht und kompakt. Immerhin soll er ja mit seinen 10 kg (ohne Deichsel und Schiebebügel) der leichteste seiner Art sein. Zusammengefaltet stehen die Radaufhängungen nicht hervor (wie etwa bei Chariot), sodass das stehende Hineinschieben in einen Kofferraum keine Probleme bereiten sollte.
Ungeduldige Versuche, das Testmodell ohne Studieren der Anleitung zu entfalten, scheiterten kläglich. Aber auch wenn der alles entscheidende Handgriff dann sitzt, braucht es schon Kraft, den SE2 aufzuklappen. Mit etwas Silikonspray und je öfter der prinzipiell recht einfache Vorgang wiederholt wird, geht er dann geschmeidiger vonstatten.
Nach Schmiere verlangte vor Inbetriebnahme auch die Federung. Das patentierte MAS-System (multi adjustment suspension) war anfangs vor allem auf der rechten Seite noch etwas schwergängig und ruckelig. Eine Bastel-Einheit später – Schrauben lockern, Spray rein, Schrauben zu – flutschte die Federung deutlich besser.
Das Zusammenklappen wiederum funktionierte einwandfrei. Ein positives Detail ist, dass vor dem Zusammenlegen beide Laufräder und die Deichsel im Innenraum verstaut werden können und somit das Packvolumen noch kleiner wird. Da der Klappmechanismus einen großen Teil des Hecks einnimmt, fällt der „Kofferraum“ nicht sehr geräumig aus.
Einmal aufgeklappt, braucht man nur noch die beiden Laufräder (übrigens radial eingespeicht – ein nettes Detail) in die Radaufnahmen stecken, was sehr leicht geht, das mittige Buggyrad anbringen und den Schiebebügel umlegen, und einem Gebrauch als Buggy steht nichts mehr im Wege.
Beim Buggyrad merkt man erstmals, dass ob des günstigen Preises Abstriche bei der Qualität in Kauf genommen werden müssen, denn die Lauffläche ist aus Plastik. Ob ein komfortableres Gummi-Modell so viel teurer gewesen wäre? Die Plastik-Version jedenfalls bietet beim Gebrauch als Buggy keine ideale Laufruhe. Beim Gebrauch als Hänger wäre ein praktisches Zusatz-Feature, es verkehrt von oben hineingesteckt transportiert zu können, um es nicht z.B. im „Kofferraum“ verstauen zu müssen.
Laut Hersteller bieten die beiden sehr kompakten Radaufnahmen satte 57 mm Federweg, wobei die Federhärte je nach Gewicht der Insassen und des Gepäcks beiderseits einfach per Hebel 5-stufig reguliert werden kann. Zugelassen ist der Joytrax SE2 für maximal 45 kg, wobei ich dieses Gewicht ehrlich gesagt, nicht mehr bergauf ziehen möchte ... Übrigens haben ähnlich günstige Anhänger, wie z.B. der Croozer, keine Federung.
Innerhalb der Laufräder findet sich auf beiden Seiten eine Feststellbremse. Beim Chariot Cougar wäre diese wesentlich schlechter zu erreichen, beim Chariot CX hätte man den Luxus eines Handbremshebels. Der Schiebebügel ist sehr praktisch, da man ihn z.B. in engen Aufzügen leicht einklappen kann. Jedoch sind die hierfür zuständigen, kleinen Hebel sehr schwergängig und das Gegenteil von ergonomisch.
Apropos enge Aufzüge: Mit einer Breite von ca. 80 cm ist der SE2 nicht sehr viel breiter als ein Einsitzer und passt doch durch so manche Tür.
Was mir negativ ins Auge fiel, ist die ungenaue Fertigung und Befestigung der Planen. So sind z.B. die beiden seitlichen Plastikscheiben mit Klettverschluss an den Oberrohren angebracht und nicht etwa angenietet. Am Testmodell war auf der rechten Seite allerdings so viel Zug, dass sich die Befestigung (und zwar die Klebeverbindung der Plane, nicht das Klettband) von selbst, ohne jeglichen Gebrauch, wieder löste.
Weiters ist die durchsichtige Plastik-Windschutzscheibe um ca. 5 cm zu lang bemessen, sodass sie auch ohne Fahrtwind durchhängt, was sehr billig aussieht. Zudem ist sie seitlich nicht anzippbar (wie z.B. bei Chariot), sodass sich die Windschutzscheibe mangels Fixierung bei der Fahrt fast 15 cm nach innen beult und nicht einmal der Spritzwasserschutz gewährleistet ist. Für einen wirksamen Regenschutz ist als Zubehör eine eigene durchsichtige Plane erhältlich.
Positive zu erwähnen ist der großzügige Innenraum des SE2, der auch viel Beinfreiheit bietet. Die Rückwand ist sehr gut belüftet.
Der Umbau des Buggys zu einem Anhänger ist sehr einfach: Man muss nur das Buggy-Rad entfernen, den Schiebebügel einklappen und mit einem genialen Einrastmechanismus die Deichsel anbringen. Hier fällt auf, dass - anders als bei Chariot - kein Sicherungssplint konzipiert wurde. Allerdings erscheint es schier unmöglich, dass die Deichsel von selbst die nötige Drehbewegung vollziehen könnte, um sich nach einem unabsichtlichem Entsichern des Einrast-Knopfes tatsächlich zu lösen.
Beim Kupplungssystem wurde das Rad irgendwie neu erfunden, dies allerdings nicht ganz zum Positiven. Es findet sich eine Kugelkupplung (wie bei Chariot, jedoch weicherer Kugelkopf), die in ihrer Bewegungsfreiheit durch zwei Eisenflügel eingeschränkt wird. Durch ein zusätzliches Scharniersystem erhält sie diese zurück. Mein Vermutung: Vielleicht gründet diese komplexe Konstruktion in der Notwendigkeit, ein Patent zu umgehen. Das meiner Ansicht nach unnötige Scharnier jedenfalls klappert während der Fahrt ziemlich nervig - ähnlich wie ein kaputter Gepäcksträger.
Eine Gummi-Lasche soll neben dem Fangriemen die Sicherheit gewährleisten, ist jedoch bei einer meiner Testfahrten trotz gewissenhafter Montage spontan aufgegangen, was für mich ein schwerer Mangel ist.
Generell liegt die Kupplungsdeichsel zwischen Rad und Hänger sehr tief, was der Bodenfreiheit nicht gerade zuträglich ist. Bei höheren Randsteinen oder sonstigen Stufen könnte sie somit am Boden streifen - tatsächlich passiert ist mir das aber nie.
Meine 10 kg schwere und 14 Monate alte Tochter erklärte sich bereit, eine unserer beiden Testpilotinnen zu sein. Da sie mir für das normale Gurtsystem noch eher klein erschien, probierte ich die so genannte Sitzstütze aus, eine Art Sitzverkleinerer. Diese wird in das 5-Punkt-Gurtesystem eingefädelt, ist aber leider nicht mittels Klettverschlussen o.ä. am Boden oder der Rückwand zu befestigen. Das hat zur Folge, dass die Sitzstütze schon beim Hineinsetzen des Kindes verrutscht, beim Fahren dann noch mehr.
Der untere Gurt zwischen den Beinen des Kindes ist nach meinem Geschmack zu weit außen am Boden angebracht, sodass das äußere Bein nicht mehr so viel Platz hat. Auch eine Polsterung von diesem Gurt und Bauchgurt wäre für die Fahrgäste bequemer. Unsere beiden Testpilotinnen, die zweite zwei Jahre jung und einen knappen Meter groß, bemerkten diese Punkte jedoch kaum und konnten ihre Fahrt genießen.
Für die kleinsten Fahrgäste empfiehlt Joytrax die Babyschale der Firma Weber. Die so genannte Hängematte von Chariot ist im SE2 ebenfalls verwendbar, jedoch ist die Montage mühsam. Der Kindersitz von Chariot, den man am Hängerboden mittels Klettband befestigt, ist leider nicht kompatibel. Detto die Babytasche des gleichen Herstellers, da sie nicht befestigt werden kann.
Während der Fahrt ist der Joytrax SE2 sehr spurtreu und leichtgängig. Links steht er relativ zum Fahrrad kaum über, was die Sicherheit im Straßenverkehr erhöht, rechts sollte man schon einen deutlichen Abstand zu Randsteinen oder Verkehrszeichen einhalten. Wenn das „Klackern“ der Kupplung nicht wäre, würde man nur bergauf merken, dass man zwei Kids im Schlepptau hat.
Das MAS-Federungssystem arbeitet in Action durchwegs zuverlässig und sorgt für ein angenehm ruhiges Fahrverhalten, was Kind wie Zugtier zugute kommt. Außerdem hat der SE2 eine recht gute Kurvenlage. Flottere Richtungswechsel o.ä. muss man zwar nicht krampfhaft suchen, extra meiden braucht man sie allerdings auch nicht.
Was sich in der Praxis außerdem bewährt hat, ist die Ausstattung der Fahrgastzelle. Die verschiedenen Seitentaschen oder dem geräumigen Innenraum generell bieten – auch bei Doppelbelegung – genug Stauraum für Spielzeug, Trinkflaschen & Co.
Unsere Testfahrten fanden bei hochsommerlichen Temperaturen und sehr starker Sonneneinstrahlung statt. Die Sonnenmarkise bot hier nur bedingten Schutz, da sie etwas zu kurz geraten ist. Ebenso wäre es von Vorteil, zumindest einen Teil der getönten Seitenwand zur besseren Belüftung öffnen zu können.
Joytrax SE2 | |
---|---|
Modelljahr: | 2012 |
Testdauer: | ca. 8 h |
+ | geringes Gewicht |
+ | kleines Packmaß |
+ | niedriger Preis |
+ | funktionelle und einstellbare Federung |
+ | gute Fahreigenschaften |
- | Gurt-/Befestigungssystem noch nicht ausgereift |
- | Planen/Verdecke schlecht befestigt bzw. zu groß/klein |
- | mangelnde Laufruhe als Buggy |
BB-Urteil: | Empfehlenswerte Alternative zur Benchmark mit Potenzial. |
Poste hier Fragen oder Kommentare zu diesem Beitrag.
Noch nicht registriert bei Österreichs größter Bike-Community?
Folge diesem Link um dich für Bikeboard.at anzumelden.
Registrierte User unserer Community profitieren zusätzlich von:
- weniger Werbung auf den Magazin-Seiten und in den Foren
- erweiterter Forensuche in über 2 Mio Beiträgen
- gratis Nutzung der Bikebörse
- zahlreichen Neuigkeiten aus der Radszene per BB-Newsletter
Hier registrieren und mitreden!
Super Test, danke! Wißt ihr ob auch ein 1-Sitzer geplant ist?
504. 2RadChaotNoKi
BesserBiken Club hier kauf ich ein besserbiken.at
Suche: Crosser RH 60
FUHRPARKABVERKAUF: Reifen: Fat Albert, Mountainking
Meine Website: Shiatsu in Wien
Danke für den Test. Vergleich mit Croozer seh ich jetzt eigentlich nur Nachteile bis auf die Dämpfung.
Als weitere Alternative ist mir dieser hier untergekommen:
http://www.leggero.de/kinderfahrrada...gepruft-1.html
Bekommt ihr den zufällig mal zum Testen? Habe bis jetzt Gutes und Schlechtes gehört.
Aber nichts ist perfekt und das Gewicht trotz fester Wanne die für uns bei einer Neuanschaffung aufgrund von Schmutz/Nässe ein muss wäre ist sehr gut.
Also ich habe einmal einen mit so einem Anhänger im Wald auf einem Wurzeltrail gesehen!! Ob das für das Kind optimal ist, wage ich zu bezweifeln. Für glattes Terrain ist das sicherlich eine Möglichkeit, wobei ich den Praxiseinsatz dennoch anzweifle, so mein Kind, in Bezug auf Erschütternungen usw., spazieren zu führen.
2RadChaoten.com
optisch ist unser croozer um welten schöner. von vorne sieht das ding aus, als obs vom kistentischler wäre.
kinderanhänger generell:
sicher optimal fürs laufen u. radfahren. auch fürs wandern im gröberen gelände genial, aufgrund der großen räder. unser kleiner hat in den letzten jahren viele tolle erlebnisse damit gehabt und liebt seinen croozer.
"quäl dich, du sau"
suche:
biete: