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Vom Christkind


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Vom Christkind

Ein Gedicht von Anna Ritter (1865-1921)

 

 

Denkt euch, ich habe das Christkind gesehen!

Es kam aus dem Walde, das Mützchen voll Schnee,

 

mit rotgefrorenem Näschen.

Die kleinen Hände taten ihm weh,

 

denn es trug einen Sack, der war gar schwer,

schleppte und polterte hinter ihm her.

 

Was drin war, möchtet ihr wissen?

Ihre Naseweise, ihr Schelmenpack -

 

denkt ihr, er wäre offen der Sack?

Zugebunden bis oben hin!

 

Doch war gewiss etwas Schönes drin!

Es roch so nach Äpfeln und Nüssen!

 

 

 

 

 

 

 

für die, die sich jetzt fragen was dem wohl eingefallen ist: vorweihnachtliche unlust, im büro was sinnvolles zu machen. da poste ich lieber sinnlos im BB.

 

prost & frohe weihnachten!

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Des Forschers Heiligabend (von Gerhard Frank)

 

oder: Deadline 24th December :D

 

 

 

Es ist schon still im Institut,

sogar das Telefax jetzt ruht.

In sanftem Licht bei schwachem Scheine

stehen die Terminals alleine.

 

Schneeflocken fallen leis' und sacht',

weil das der Bildschirmschoner macht,

ganz lautlos über'n Monitor.

Kein Druckerschnarren dringt an's Ohr,

nur die Standby-Diode brennt

und flackert leicht. Es ist Advent.

 

Da schließt der Forscher ohne Eil'

g'rad' noch sein letztes Backupfile.

Und als er legt die Akten hin,

geht ihm so manches durch den Sinn.

Er denkt an die Vergangenheit:

"Von wegen gute alte Zeit!

 

Manch' Stund' hat man mit Zeug verbracht,

das heut' der Rechner ruck-zuck macht."

Er denkt mit mitleidsvoller Mine

an Blaupapier und Schreibmaschine

und an das Warten auf die Post -

wochenlang von West nach Ost.

 

Heut' mit dem Fax, da geht das fix,

und E-Mail erst: null-komma-nix,

schon sind die Daten über'n Bus.

So kommt er zu dem festen Schluß:

"Heut' hat man's besser, keine Frage!"

Und jetzt geht's in die Feiertage.

 

Er hatte sich fest vorgenommen,

nicht allzu spät nach Haus zu kommen.

Heiligabend muß vor allen Dingen

ihm Ruhe und Erholung bringen.

Doch als er sich zum Heimgeh'n wandt',

fällt ihm sein Schlüssel aus der Hand.

 

Und als er sich nach diesem bückt,

hat er ein Blatt Papier erblickt,

das unabsichtlich offenbar

zu Boden scheint's gefallen war.

"Ach Gott," sagt er nach kurzem Lesen,

"das hatte ich total vergessen."

 

Da geht's - er hat es gleich gecheckt -

um irgend so'n EU-Projekt,

das lange schon mal ausgeschrieben.

Die Bewilligung war ausgeblieben,

doch nach Protesten und Beschwerden

kann es nun neu beantragt werden.

Ganz unten steht noch: "Just remember:

Deadline: 24th December!"

 

Zwar war im das nicht angenehm,

doch im Prinzip auch kein Problem.

Da er's schon mal beantragt hatte,

ist es gewiß noch auf der Platte.

Schnell raus mit E-Mail oder Fax.

Termineinhaltung ist ein Klacks.

 

Eine Kopie vom Erstantrag

noch in der Aktenmappe lag.

So denkt er: "Da mach ich mir's leicht!

Der wird einfach nochmal eingereicht.

Nur's Datum ist nicht aktuell.

"Na, kein Problem, das hab'n wir schnell!"

 

Trotzdem faßt er noch den Entschluß,

daß er zu Haus Bescheid sag'n muß:

'ne halbe Stund' er später käme,

mehr Zeit das nicht in Anspruch nähme.

Das Telefon zu Haus belegt,

was unsern Forscher nicht erregt.

 

So schickt er halt' ne Mail, ok,

an frau.forscher@t-online.de.

Nun froh an's Werk, jetzt wird sich g'sputet,

mit frohem Pieps der Rechner bootet

und schon geht's rund, schnell wie ein Pfeil:

DOS, Windows, Word und Open File.

 

Doch eines ist jetzt schon fatal:

Wie hieß denn die Datei noch mal?

Schau'n wir mal, was es da gibt.

Abkürzungen sind ja sehr beliebt:

wrzlbr.fmt und knrad.txt

es ist schon manchmal wie verhext.

 

Und man vernimmt ein leises Fluchen:

"Ja Sakrament, da muß ich suchen."

Nach einer Stunde, in der Tat,

er die Datei gefunden hat.

Sie hieß 'test.doc', es ist zum Flennen,

das hätt' er sich ja denken können.

 

"Na bitte," dachte er, "das paßt!

Nur noch 'ne Kurzmessage verfaßt,

das File als Anhängsel attached

und dann ins Internet gequetscht.

Vorher wie immer den Login,

dann kriege ich das schnellstens hin."

 

Doch kommt es nicht ganz, wie er meint.

Denn was am Bildschirm da erscheint,

das hätt' ihn beinah' umgehaun.

Es steht da "LOCAL NETWORK'S DOWN!"

Rasch die Hotline angewählt.

"Das krieg'n wir schon!" - doch weit gefehlt:

das Rechenzentrum menschenleer,

am Heiligabend ist da keiner mehr.

 

Dann klingelt noch das Telefon.

Seine Frau mit lautem Ton

entfacht 'ne Diskussion sofort,

die schließlich endet mit dem Wort:

"Dann heirat' nächstens dein Büro!"

Das stimmte ihn jetzt auch nicht froh.

Darauf versucht er einmal noch

den Login, denn vielleicht geht's ja doch.

 

Nach 10 Versuchen schmeißt er's hin:

"Das hat doch alles keinen Sinn.

Dann eben nicht mit Internet,

das macht das Kraut jetzt auch nicht fett.

Stattdessen drucke ich es aus

und dann geht es per Fax hinaus."

 

Doch wieder unser Forscher irrt.

Er blickt den Ausdruck an verwirrt

und er muß zugeben, daß man

die Formeln nicht entziffern kann.

Den Grund dafür, den kennt er schon:

Das liegt sicher an der Word-Version.

 

Der Text mit WinWord 2 geschrieben

ist nicht ganz up-to-date geblieben.

Dies Manko wird eliminiert,

indem man Filter installiert,

ein paar Fonts zusätzlich lädt,

darauf in die win.ini geht,

dort zwei drei Einträge editiert

und dann reg.dat modifiziert.

 

Zuletzt dann schließlich dreimal booten,

das dauert nur ein paar Minuten.

Nach drei Stunden hin und her

lief dann überhaupt nichts mehr:

Kein Word, kein Windows und kein DOS.

Frustriert der Forscher d'rauf beschloß,

den Rechner nunmehr abzuschalten

und zu versuchen, nach der alten

Tippex- und Schreibmaschinenweise

den alten Antrag still und leise

zu retouchier'n und wegzuschicken.

Das sollt' ihm heute doch noch glücken.

 

20 vor zwölf war es geschafft.

Der Forscher völlig abgeschlafft,

mehr wankt er schon, als daß er geht,

schnurstracks bis zum Faxgerät.

Den Antrag in den Einzugschacht,

gewählt, doch - wer hätt' das gedacht -

hört er nur das Besetzt-Signal

und's Display zeigt: "ERNEUTE WAHL".

Und so probiert erneut er 's wieder,

die Laune ist total darnieder.

 

Beim zehnten Anlauf endlich dann

springt die Übertragung an.

Dem Forscher geht nur durch den Sinn:

"' s ist zwei vor zwölf, das haut noch hin!"

Wie er sich freut, nah'zu unbändig,

zeigt's Display: "SENDUNG UNVOLLSTÄNDIG".

 

Es kracht die Faust, die keiner hält,

zack-bumm auf das Bedienungsfeld.

Und bei diesem Faustschlag im Affekt

ist's Faxgerät total verreckt.

Es trifft dies unsern Forscher schwer:

Jetzt ist es aus, jetzt geht nichts mehr!

 

Am Boden liegend sieht er dann

das Blatt Papier, mit dem's begann.

Fast rasend schnaubt er: "Just remember:

Deadline 24th December!"

Als er das Blatt zerreißen will,

wird er mit einem Male still.

Da sieht er, daß es in der Tat

auch rückseits noch was stehen hat.

Da steht - das sieht er jetzt ganz klar -

"Wiederholungsanträge bis Ende Januar."

 

Perplex steckt er nun den Antrag

einfach in einen Briefumschlag,

Adresse d'rauf und, ohne Drang,

ab damit in den Postausgang.

Schwer hat der Abend ihn geplagt,

doch jetzt scheint's endlich abgehakt,

und er tritt unverzüglich dann

den wohlverdienten Heimweg an.

 

Busse fahr'n zwar längst nicht mehr,

doch nimmt der Forscher das nicht schwer

und er beschließt zu Fuß zu laufen,

um gute, frische Luft zu schnaufen.

Ganz still ist es um diese Zeit,

die Landschaft liegt im Winterkleid,

 

Schneeflocken fallen sacht und leis',

rings um ihm her nur tiefes Weiß.

Man hört nichts Lautes, und im Dunkeln

vereinzelt ein paar Sterne funkeln.

Auf seinem langen Weg nach Haus'

kramt manch' Erinnerung er aus.

Viel fällt ihm ein, während es schneit,

aus der guten alten Zeit.

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