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Fast wär `ich mit einem Bambusrad Fakir geworden!


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Liebe Boardies!

 

Schon als frühzeitig abgestilltes Kind konnte ich an mir, bedingt durch die Lektüre

des Bücherbestandes der für ihr breitgestreutes Spektrum weithin bekannten

Städtischen Leihbücherei Floridsdorf ein gerüttelt Maß an Masochismus feststellen.

 

Insbesonders galt mein Faible den indischen Brotberufen so da z.B. sind:

 

Feuerschluckern, Schwertschluckern, Schlangenbeschwörern und Fakiren.

 

Als mir dann voriges Jahr ein Inserat in einer Pensionistenzeitschrift in die

Augen stach, konnte ich nicht widerstehen.

 

Fettgedruckt stand da zu lesen: "Hier werden Sie auch mit einer kleinen Pension

zum Maharadscha! Fliegen Sie mit der Nevercomebackairways! Kinder und deren

Eltern zahlen nur die Hälfte des halben Preises, vorausgesetzt Sie fliegen in der

Monsunzeit".

 

Da konnte ich nicht an mich halten, ich buchte, und schon zwei Wochen später

gelang es mir, bei 99% Luftfeuchtigkeit und 50 Grad im Schatten schwer atmend

in der Zollzone einzuchecken.

 

Der Rikschafahrer, der meiner habhaft wurde, betrachtete mich erst wohllüstig,

dann mitleidig und brachte mich zu einer Ruine aus der britischen Kolonialzeit.

 

Ein räudiger Hund begrüßte mich freudig, aber nicht schwanzwedelnd.

 

Kakerlaken haben keine Schwänze, belehrte mich der Chef der Ruine

und führte mich in ein freundliches, aber lichtloses Kellerabteil.

 

Na gut, so dachte ich, bei dem Preis kann man nicht mehr verlangen.

Um diesen Betrag wäre ich in Österreich mit dem Postbus gerade

nach Rekawinkel gelangt!

 

Bescheiden, wie ich nun mal bin, legte ich meine Bekleidung (T-Shirt)

und mein Gepäck (Merkur-Sackerl) dorthin, wo am Fußboden mit

zittrigen Kreidestrichen markiert war, wo einst ein Kasten stund.

 

Erschöpft vom Flug, fiel ich sofort in einen tiefen, aber nicht traumlosen Schlaf.

Mir träumte, unter einem Wasserfall zu schlafen, was so ganz der Wahrheit

entsprach, als ich drittzähneknirschend die sintflutartigen Wasserkaskaden

registrierte, die mein armseliges Gestänge, das sich brüstete, ein Bett zu sein,

im Gewölbe hin und her schwabbelten.

 

Flugs schnappte ich das Allernotwendigste (Merkur-Sackerl) und paddelte

zur Treppe.

 

Gerettet!!! Dachte ich, als ich oben auf der Straße anlangte, die eigentlich

ein Fluss war. Das Wasser stand mir bis zum Hals.

 

Da hilft nur autogenes Training.

 

Hans, bleib ganz ruhig, tiiief atmen, es wird alles wieder gut.

 

Mein Rikschafahrer, fürsorglich wie er nun mal ist, kam mit einem

Ruderboot vorbei und bot mir an, mich um ein Vielfaches des Flugpreises

an den Stadtrand zu bringen.

 

Wer kann da schon Nein sagen!?

 

Und dort, noch nicht ganz trockenen Fußes, sah ich dann auch das Schild,

das mein Leben verändern sollte:

 

"Yogikrischnu Mitananda"

 

Dieses Schild befand sich an einem Gebäude, das den Vergleich zum Tadsch Mahal

nicht zu scheuen brauchte. Rosa Marmor, neogotische Erkerchen, ein Geruch von

Räucherstäbchen lag in der Luft, das bringt jede esoterische europäische Seele zum

Schmelzen!

 

Sogar ein Klingelknopf war leider vorhanden!

Leider deswegen, weil ich den Nagel übersehen hatte, der inmitten des Knopfes

herausragte. Mit meinem letzten Papiertaschentuch brachte ich die Blutung zum

Stillstand.

 

Wenig später öffnete sich wie von Geisterhand die Türe und eine angenehm klingende

weibliche Stimme flüsterte verführerisch: "Come in, Sahib"!

 

Solche Angebote soll und darf man nicht ausschlagen!

 

Der Guru (Yogikrischnu Mitananda), dessen ich wenig später ansichtig wurde,

zog mit geübten Griff ein Hansaplast aus seinem Lendenschurz, um die

Blutung meines Daumens zu stillen, und teilte mir lakonisch mit, dass Schmerzen

für den Eintritt ins Nirwana unerlässlich seien.

 

Er könne mir auch um einen Bettel von Rupien ein Second Hand-Nagelbett verschaffen.

Die Nägel seien zwar schon etwas rostig, eine Blutvergiftung oder eine HIV-Infektion

sei nicht zu befürchten, da die Vorbesitzer ja eines natürlichen Hungertodes gestorben

seien.

 

Übernächtig, nicht mehr ganz Herr meiner Sinne, bezahlte ich die geforderten 200 Dollar

und verbrachte ungeachtet der Nägel eine eine Nacht, in der ich reflektierte, wieso

der Lendengeschürzte in solch baulicher Pracht wohne.

 

Nächsten Tags schlenderte ich in Madras ziellos herum, aß Murg Dal (Linsen mit Huhn),

rauchte seltsam süße Zigaretten, traf ein australisches Pärchen, das nach längerem

Aufenthalt der Muttersprache nicht mehr mächtig war und kehrte kurz vor dem in den

Tropen blitzartig stattfindendem Sonnenuntergang heim ins Domizil meines Gurus.

 

Dieser sah mich strahlend an, teilte mir mit, dass er mein Nagelbett schon an einen

Würdigeren weiterverkauft hätte, bot mir aber um 500 Dollar ein einheimisches

Fahrrad an.

 

Wer, frage ich Euch, kann da schon Nein sagen!?

 

Ich war sofort verliebt: Der Rahmen aus Bambus, der Sattel mit Nägeln gespickt, ebenso

die Pedale. Ein Traum für einen Masochisten auf dem Weg ins Nirwana!

Am Gepäckträger war sogar ein kleines rundes Bastkörbchen angebracht!

 

Als ich geistiger Nobody frug, was denn der Zweck des Körbchens, teilte man mir mit,

das die Königskobra im Preis inbegriffen seie.

 

Und wieder regnete es "cats and dogs".

Mein erster Blick am nächsten Morgen: Ist mein Rad noch da???

Ich sah es nicht. Bedingt durch die hohe Luftfeuchtigkeit hatte der Bambusrahmen

in Blitzesschnelle Triebe gebildet, die an ein Weiterfahren nicht mehr denken ließen.

 

Ich wanderte also zu Fuß an einem von Dornengestrüpp gesäumten Pfad Richtung

Hafen, was länger dauerte, als ich dachte, weil sich mir immer heilige Kühe in den

Weg stellten.

 

Vom Durst gepeinigt, versuchte ich diese Euterbehafteten zu melken, das Resultat

waren wenige Tropfen Magermilch.

 

Fast cholesterinfrei bestieg ich eine Dau, die nach Somalia unterwegs war und dann

(natürlich) von Piraten gekapert wurde, aber das ist schon wieder eine andere Story.

 

Es dankt Euch herzlich für die Geduld, die Ihr für das Lesen des Beitrags aufbrachtet,

 

Hans :zwinker:

 

:wink:

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