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Radfahren an einem unheimlich schönen Tag


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Liebe Boardies!

 

Amsel Drossel Fink und Star und Meise und die ganze Vogelschar

zwitscherten trommelfellerschütternd, als ich mich, bedingt durch die

fast sommerlichen Temperaturen genötigt sah, mein Rad zu besteigen.

 

Der Wind kam von hinten (hehe) und wehte mich nach Mauerbach, wo

ich meine geheimen Schwammerlsuchplätzchen heimsuchte.

 

Artig lüpften die Parasole, Rotkappen und Psilocyberln ihre Hütchen,

als sie meiner ansichtig wurden.

 

Wenig später, am Tulbinger Kogel, blieb nicht nur mir, sondern auch

meinem Vorderrad die Luft weg, doch wie in griechischen Tragödien

nahte eine Dea ex Machina mit ihrem Cabrio, stoppte abrupt und

kümmerte sich sofort um meinen kaputten Schlauch.

 

Nachdem dieses adrette Fräulein ihn wieder aufgeblasen hatte, lächelte

sie schelmisch und überreichte mir ihre Visitenkarte mit der lasziv

hingehauchten Bemerkung, dass ich sie jederzeit wieder anrufen

könne.

 

In Katzelsdorf steuerte ich mit ausgedörrter Kehle den Dorfkrug an,

doch leider war dieser geschlossen, weil Ruhetag.

Als aber der Wirt, der neugierig aus dem Fenster lugte, meiner

rissigen Lippen und der lange heraushängenden Zunge ansichtig

wurde, öffnete er, von Mitleid übermannt, sofort sein Etablissement,

offerierte mir ungefragt ein Krügerl Budweiser und meinte, dass ich

nichts zu bezahlen hätte, er sei ein Freund der Radfahrer.

 

Auch sein mandeläugiges Objekt der Begierde, die verlegen lächelnd

wie eine Pendeluhr in einer Ecke stand und die er eigenhändig von

den Philippinen importiert hatte, stünde mir zur Verfügung,

selbstverständlich ebenfalls gratis!

 

Ich murmelte nur, dass ich schon etwas müde seie, der Tulbinger

Kogel hätte mich doch sehr erschöpft, bedankte und verabschiedete

ich mich und fuhr meines Weges.

 

Der Wind blies noch immer von hinten (hehe) und so querte ich

binnen Kürze via Staudamm Greifenstein die Donau.

In Langenzersdorf hielt mich ein Streifenwagen auf und machte mich

höflich darauf aufmerksam, dass der hiesige Radweg für mein

Plastikrennrad viel zu schlaglochbehaftet sei, ich möge doch besser

die Bundesstraße benützen.

 

Völlig verwirrt ob des ungewohnten Entgegenkommens der Exekutive

überfuhr ich flugs eine rote Ampel und da waren sie schon wieder,

meine Freunde und Helfer. Sie überreichten mir nonchalant 30 Euro.

Auf meine Frage: "Wieso denn dieses"? antwortete dienstbeflissen

der Herr Inspektor: "Weil Sie vorschriftsmäßig vor Querung der

Kreuzung nach links und rechts blickten, ob kein Fahrzeug käme"!

 

Ja, dachte ich, die können auch anders, wenn sie wollen!

 

Nun hatte ich schon seit geraumer Zeit Gegenwind, mein Tempo

verlangsamte sich zusehends, als mich auf der Floridsdorfer

Hauptstrasse ein Rollstuhlfahrer überholte. Als er meines

ausgezehrten Zustandes ansichtig wurde, bot er mir an, mich

abzuschleppen, er hätte auch ein Seil dabei.

 

Allein mein Stolz verbot mir dieses, außerdem hatten die Reifen

des Rollstuhls schon so wenig Profil, dass mir dies

verkehrssicherheitsbedingt bedenklich erschien.

 

Dann brach, wie meistens, wenn es dunkel wird, unversehens

die Nacht herein.

 

Da ich aus ästhetischen Gründen Beleuchtung am Rennrad ablehne,

war alleine dieser Umstand schon wieder Grund genug, um die

Obrigkeit auf mich aufmerksam zu machen.

 

Der Beifahrer des Wagens BP133 schaltete das Blaulicht ein und

forderte mich höflich, aber bestimmt auf, ihm zu folgen, man werde

mir Heim leuchten.

Dankbar nahm ich dieses Angebot an.

 

Nun sitze ich hier, mit blütenweißer Jacke, deren Ärmel

unerklärlicherweise am Rücken verknotet sind, mir aber

sonst recht gut zu Gesichte steht!

 

Eine nette Frau, die ich vorher noch nie gesehen hatte,

stellte sich mir als Schwester vor (obwohl ich in Österreich

gar keine Verwandten mehr mein Eigen nenne) und fütterte

mich mit Hühnerrisotto (ohne Salz und wenig Huhn).

 

Zuschriften bitte an:

1140 Wien, Baumgartnerhöhe, Pavillion 8

 

Es grüßt Euch,

 

Hans :zwinker:

 

:wink:

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