Ein böser böser Spiegel

Liebe Boardies!

Hier schon wieder ein invalides Gschichterl (weil`s weder Hand noch Fuß hat).

"Na, du scheinst mir ja ein ganz verwegener Bursch zu sein!", so hörte ich gestern

während des Zähneputzens meinen Spiegel zu mir sagen.

"Von wegen verwegen", erwiderte ich, "du hättest mich vor 40 Jahren sehen sollen.

Da war ich ein Jüngling mit lockigem Haar und mit feurig loderndem Blick, der die

Herzen der schönsten Frauen zum Schmelzen brachte"!

"Na na, jetzt übertreibst aber ein bisserl", erwiderte mein Spiegel, "dein Blick hat

geglüht wie das Lamperl eines radfahrenden Pensionisten kurz vor dem Exitus.

Dein Haar war nur deshalb so lockig, weil du besoffen versucht hast, um zwei Uhr

morgens feuchtfingrig eine Waschmaschine anzuschließen und in den Strom-

kreislauf gerietest"!

"Werd nicht frech" blaffte ich meinen Spiegel an, "du bist schon alt und blind"!

"Ja", meinte lakonisch der Spiegel, der mich tatsächlich schon seit meiner

Kindheit kannte und deshalb glaubte, sich derartige Frechheiten herausnehmen

zu können.

"Ja, alt und blind. Wir werden uns immer ähnlicher", legte er noch ein Schäuferl

nach.

KRACH! BOING! KAWUMM! Mit der Bierflasche hatte mein "Freund" nicht

gerechnet.

Nun lag er zerscherbelt am Boden und aus jedem Splitter glotzte mich klein,

aber höhnisch mein Ebenbild an.

Trotz Schneetreibens bestieg ich grollend mein Mountainbike und besorgte

mir im nächstgelegenen Lokal einen neuen Spiegel.

Es war ein Alkoholspiegel.

Kaum an die Badezimmerwand gedübelt, stellte ich ihm die Gretchenfrage:

"Na, du scheinst mir ja ein ganz verwegener Bursch zu sein"!?

Er aber lallte nur unverständliches Zeug.

"So ist`s brav", dachte ich, entkleidete mich und begab mich zu Bett.

Liebe Grüße,

Hans