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Die Reise zu einer Leiche in Dänemark


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Liebe Boardies,

 

verzeiht mir, so Ihr könnt, ich bin heute schon ein bisschen wulli wulli!

 

Vor zwei Stunden wollte ich über eine Reise zu einer Leiche nach Dänemark schreiben

und dann schrieb ich unter "Masern und Mumps" eine Story über den Tod.

 

Ich versuche also, beim Thema zu bleiben und nicht wieder ins Nirwana abzuschweifen.

 

Eine Affinität zu Leichen ist mir nicht abzusprechen, egal ob gefroren (Ötzi), mumifiziert

(Tut ench Amun), Missgeburten in Spiritus (Schnapsleichen, Politiker).

 

Dass ich Euch von den Mumien in Palermo berichtete, die dort zu vielen Tausenden in den

Katakomben herumhängen, schmuck bekleidet mit den Trachten des 17. und 18. Jahrhunderts

und Dich mit leeren Augenhöhlen kokett mustern, als seiest auch Du schon ein Ewigkeitsaspirant,

weiß ich, besuchenswert sind sie allemal!

 

Dass es außer mir noch viele andere gibt, die speziell wegen einer Leiche nach Dänemark

reisen, glaube ich nicht so sehr, außer es handelt sich um einen dortig verstorbenen

Familienangehörigen.

 

Natürlich könnte man weitläufig sagen, dass wir Menschen aufgrund unserer DNA alle mehr

oder minder verwandt sind, bei manchen Menschen weigere ich mich, dies zu akzeptieren!

 

Dafür, dass der "Mann von Tollund" die letzten 2000 Jahre im Moor verbrachte, sieht er toll

aus, besser jedenfalls, als hätte er diese Zeitspanne in einem Beisl totgeschlagen.

Besonders sein Antlitz ist perfekt erhalten, jede einzelne Stirnrunzel!

Er war 45 Jahre alt, als er zu Tode kam und sieht auch heute noch aus wie ein

45-jähriger. Die chemischen Bestandteile des Moors taten ihr Bestes ganz ohne Botox.

 

Also auf, meine Schickimickidamen, auf ins Moor für die nächsten 2000 Jahre!

 

Als der Schlammschönling gefunden wurde, war wenig später die Mordkommission

da, weil aufgrund der perfekten Erhaltung der Leiche niemand glaubte, dass es sich

um ein Relikt aus vergangenen Zeiten handeln könne.

 

Er trug eine Schlinge um den Hals (das tun manche heute noch, sie nennen dies "Krawatte"),

die ihn vom Leben zum Tode beförderte, er trägt sie jetzt noch, die Strangulationsmarken sind

schön! (Zu erkennen). Was er wohl verbrochen hatte? War er ein Cartoonist? Das kann in

Dänemark, wie wir wissen, gefährlich sein!

 

Im selben Raum, nur wenige Meter entfernt, befand sich ein zweiter Schneewittchensarg.

Darin lag eine etwa 25jährige Dame, deren Haarmode dem Trend der Zeit folgend zu

einem Dutt gestylt war.

 

Auch sie hatte es sich aus irgendwelchen Gründen mit ihren Mit(un)menschen verscherzt

und wurde vermoort. Ihr Gesichtsausdruck war neutral, womit ich sagen will, dass die

Mimik mangels Gesichts eine mangelhafte war.

 

Genug der (g)leichen!

 

Mein vierwöchiger Urlaub war schon zur Hälfte vorbei und ich musste leider wieder an

die Heimfahrt denken (Man bedenke: Hans denkt!).

 

Vor Ort befand sich wunderbarerweise ein Radshop, der auch Gebrauchtfahrräder

anbot, hauptsächlich japanische Mountainbikes.

Doch, oh Wunder! Mittendrin ein Puch Damenfahrrad mit Dreigangschaltung um

2000 Schilling, Auch ein Gepäcksträger war vohanden und schon 10 Minuten

später cruiste ich nach Westen, um alsbald festzustellen, dass bei einem

Gegenwind, der dir mit 70 kmh entgegenbläst, eine Dreigangschaltung viel

zu wenig ist. Dann gab noch der Hinterreifen den Geist auf und ich schob, wie

ich in meinem Leben schon so oft geschoben hatte. (Was, sag` ich nicht)

 

Mit der Durchschnitts- (Durchschnitz?) geschwindigkeit eines lahmen Fussgängers

erreichte ich drei Tage später Ejsberg, das direkt am Meer liegt und fraß mich

dort mit rosa Fischzeugs mit Rahm und Toasts voll.

Dort lebte ich wie ein Wikinger, d.h. ich überfiel Hotels, doch anstatt abzuzocken

wurde ich abgezockt. Eine Nacht mindestens 1000 Schillinge, ohne

Stubenmädchen, a la francaise. (DSK).

(Das war damals in Wien ein Wochenlohn).

 

Nächsten Tags hatte ich dann Rückenwind extrem und war in wenigen Tagen

in Hamburg.

 

ZU den Grenzkontrollen (damals): Strenge Kontrolle von Deutschland (Sassnitz)

nach Schweden (Trelleborg).

Innerhalb der skandinavischen Länder überhaupt keine Kontrollen.

Rückreise: Strenge Kontrolle mit Computerabfrage an der Grenze

Dänemark - Deutschland.

 

Hamburg war leider auch nicht mehr die Stadt, wie ich sie in Erinnerung hatte.

Auf den Gehsteigen nur Skateboarder ohne Nummerntafeln :-)

schlimm fand ich in den Randbezirken türkische Jungs, 7, 8,9 Jahre alt,

die vor den Autos auf die Straße liefen, derjenige der als Letzter

zurücksprang, war Sieger. (Mutprobe, Langeweile).

Kein Scherz, ich hab` es 20 Minuten beobachtet und sehe jetzt noch

die entsetzten Blicke der notbremsenden Autofahrer vor mir.

 

Am Bahnhof in Hamburg wurde ich etwa 50 mal angeschnorrt:

Ey, Mann, haste mal nen Heiamann für mich?

(Ein Heiermann war ein 5-Mark-Stück).

 

Dann hatte ich das Glück, einen Zug zu erwischen, der nach Passau fuhr.

 

Als ich Jüngling mit lockigem Haar mein Puch Rad (mit 3-Gangschaltung!)

in den Gepäckwagen stellte, erntete ich mitleidige Blicke von den dort

anwesenden Greisen (die allesamt jünger waren, als ich heute bin),

aber mit ihren Rädern prunkten, womit denn sonst!?

 

Um fünf Uhr morgens in Passau hatte es fünf Grad, wie in Malmö,

dort spielten aber schwarzlockige Kinder im T-Shirt und Shorts auf

der Straße, in Passau begab ich mich sofort auf den Donauradweg,

hatte, obwohl Schengen noch unbekannt, keine Grenzkontrolle,

erfreute mich an der Schlögerner Schlinge, war aber dort so

durchfroren, dass ich nach dem siebenten Tee mit Rum doppelt

mich gezwungen sah, die Chefin des dortigen Etablissements

zwecks Bleibe zu kontaktieren. Ich krag ein (Doppel)-Zimmer.

(Im Zug brachte ich ja auch kein Auge zu).

 

Happy End: Am nächsten Morgen, um 11 Uhr ausgeschlafen, zum

Frühstück ein Wiener Schnitzel und zwei Tage später, mit einem

Kurzstop in der Wachau, war ich

wieder zuhause.

 

Es grüßt Euch,

 

der Hans :zwinker:

 

:wink:

 

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PS Stationen der Reise: Wien-Berlin-Stralsund-Sassnitz-Trelleborg-Malmö-Kopenhagen

Silkeborg-Ejsberg-Hamburg-Passau-Wien

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