Buchdrucker47 Geschrieben 13. Februar 2013 Teilen Geschrieben 13. Februar 2013 Liebe Boardies, ich bin halt ein Überbleibsel der 68er Generation. Dadurch bedingt, habe ich die Scheu vor Vorgesetzten relativ früh abgelegt, auch mein "Herr" Vater war durch diese für ihn neue Erkenntnis etwas beklommen. Dann wurde ich von Lehrern, die sich aus dem Schutt des 1000jährigen Reiches noch nicht befreit hatten, aufgefordert, zum Friseur zu gehen, obwohl meine Haarpracht gerade mal zwei Zentimeter meinen Kragen überragte. (Wie halt damals bei den Beatles üblich). Der Direktor der Schule war aber sehr verständnisvoll! Er wusste, dass ich und meine Eltern nicht reich seien. Er bezahlte die Friseurrechnung aus dem Schulfundus, was immer das auch ist, quasi eine Portokasse. Eine Stunde später sah ich den Klassenvorstand schon olympiareif springen, als er meiner wieder ansichtig wurde. Seine Präpotenz leitete sich auch zusätzlich daraus ab, dass er nicht nur "Lehrer" war, sondern auch Druckereibesitzer, und uns in der Schule als Sklaven betrachtete. (Außer den Schülern, deren Daddy auch eine Druckerei besaß). Ich hatte den Friseur in der Nähe der Stadthalle gebeten, mir zwei Zentimeter abzuschneiden und mir eine Rechnung auszu- stellen. Deshalb der Ärger. Ich unterlief den Befehl des Altnazis, (a la Schwejk) mir die Haare schneiden zu lassen. Dann kam es zu einem Vorfall in der Druckerei, der mein Weltbild (wie später noch so viele andere Bilder), und meinen Glauben an die Gerechtigkeit in dieser Welt ins Wanken brachte. Ein "Faktor" ist ein Abteilungsleiter, entweder im Satz- oder im Druckbereich. DIESER Faktor war die graueste Ratte, die ich je sah. Alles an ihm war grau: Der Mantel, die Hose, die Haare, die Augen, die Gedanken... Noch nie zuvor sah ich einen derart grauen Menschen, quasi modo der erste Zombie! (Ich hab` ihn in vier Jahren auch nie lachen gesehen, er hat aber, so glaube ich, nur in einem grauen Keller amstettnerisch gelacht)! Es ist ja nicht zu fassen, aber wenn Du zur falschen Zeit am falschen Ort bist, kann die Begegnung mit einem seelenlosen Menschen wie diesem, Dein ganzes restliches Leben verändern oder zerstören. In Kürze: Ich transportierte einen schweren Bleisatz zurück in die Setzerei, ER (die Sau) kam mir entgegen, forderte mich barsch und lautstark auf, auszuweichen, was ich verweigerte. Er: "Du kriagst a Watschn"! Ich: "De kenans von mia a haum" ! (Hätte ich wie mein Freund aus Floridsdorf Buchbinder gelernt, ein Beruf, der nur drei Jahre Lehrzeit erfordert, dann hätte dieses jetzt schon längst verweste, unnötiges, die Menschheit quälendes Gebilde damals keine Macht mehr über mich gehabt). Es gibt Lebenshilfebücher, die einem, wenn man zuviel Schiss vor einem Vorgesetzten hat, empfehlen, sich ebendiesen Vorgesetzten ganz einfach in der Unterhose vorzustellen oder gleich auf der Schüssel sitzend, U-Hose heruntergelassen. (Gilt natürlich auch für weibliche Chefs)! Vorsicht! Kann geile Nebenwirkungen verursachen! Achtung! Jetzt wird`s steil! Hat man nun erfolgreich all diese vorgenannten Stufen absolviert, kann man, erst selten, dann manchmal und später immer öfter sich seine(n) Vorgesetzten sich völlig jeden Fleisches entkleidet vorstellen ! Fährt dann dieses Gerippe mit einem knallroten Ferrari auf dem Firmenparkplatz vor und öffnet sich die Tür dieses italienischen Schrotthaufens, so kann man beobachten, wie die Padrones wichtigen Blickes mit leeren Augenhöhlen das Gebäude betreten. Diese imaginäre Skelettierung kann auch nützlich sein, wenn mann für ein Mädchen schwärmt, das wie ein Engel, come un angelo, unerreichbar ist für Normalsterbliche, außer für Berlusconi, naturalmente. Caro amico! Wenn Du Dir all das bei Deiner Freundin vorstellen kannst, dann trink Soda Citron, wipp mit dem Fuß, (Restless Leg Syndrom), rauch 60 Marlboro und fahr dann um 24 Uhr mit dem Rad auf den Kahlenberg. Dann weiß ich, dass Du rettungslos verliebt bist! Cordiali saluti, Hans , Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Venomenon Geschrieben 14. Februar 2013 Teilen Geschrieben 14. Februar 2013 Köstlich zu lesen, wie immer. Ich hatte ein ähnliches Erlebniss mit dem Frisör beim Bundesheer im Grenzeinsatz im Burgenland. Wie bekommt man ein System gekippt? In dem man wortwörtlich tut was von einem gefordert wird. Danke für diesen Schwan aus deinem Leben. Grüße Veno Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Buchdrucker47 Geschrieben 15. Februar 2013 Autor Teilen Geschrieben 15. Februar 2013 Köstlich zu lesen, wie immer. Ich hatte ein ähnliches Erlebniss mit dem Frisör beim Bundesheer im Grenzeinsatz im Burgenland. Wie bekommt man ein System gekippt? In dem man wortwörtlich tut was von einem gefordert wird. Danke für diesen Schwan aus deinem Leben. Grüße Veno Lieber Venomenon, das war nur ein Schwan aus meinem Leben, der Rest der Schwäne ist im Zoo zu finden. Aber ich bedanke mich herzlich für Deine positive Kriti! Hans Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
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