Zum Inhalt springen

Die Bahnkarte wird wieder Teuer!


 Teilen

Empfohlene Beiträge

Die ÖBB, ein verfahrener Karren

Während die Bahn willfährige Manager sucht, findet sich in der Bilanz Erschreckendes - Von Luise Ungerboeck

Wer die Bilanzen des ÖBB-Konzerns liest, fühlt sich unweigerlich an unselige Verstaatlichtenzeiten erinnert. Um nur ja keine Details über den Umgang mit Milliarden an Steuergeld preiszugeben, werden Zahlenkolonnen so lange umstrukturiert und verschoben, bis der p. t. Eigentümer ratlos auf dem Abstellgleis gelandet ist.

 

Dass auch die neue ÖBB-Chefetage mit der Kennzahl "Gesamterträge" hausieren geht, sagt viel aus über ihren Zugang zu Transparenz im größten öffentlichen Unternehmen der Republik. Dies deshalb, weil Gesamterträge eine mehr als trügerische Maßzahl sind, eine, die mit der Wirklichkeit wenig zu tun hat. Wohl sind die 5,5 Milliarden Euro sehr beeindruckend und klingen nach Schweiß und Tränen, sie bestehen aber fast zur Hälfte aus internen Umsätzen, die sich diverse ÖBB-Töchter gegenseitig verrechnen.

 

Will jemand wissen, wie die Bahn in ihrem Kerngeschäft, der Erbringung von Verkehrsleistungen für Menschen und Güter, vorankommt, wird es mühsam. Denn auch die etwas aussagekräftigere Kennzahl Umsatz besteht nicht aus Marktumsätzen, sondern wurde mit internen Erlösen verrührt. So lange, bis dem aufmerksamen Beobacher dämmert, dass in den im Vorjahr erwirtschafteten 4,87 Milliarden Euro Umsatzerlösen satte 1649 Millionen Euro an Staatszuschüssen versteckt sind. Diese bekommt die ÖBB für Sozialtarife, Schülerfreifahrten, Behindertenbeförderung, Rollende Landstraße, Betrieb und Erhaltung des 5700 Kilometer langen Schienennetzes.

 

Vergleicht man nun Umsatz und Investitionen der mit 10,6 Milliarden Euro hochverschuldeten Bahn, stellt man bald fest: Die altmodische ÖBB ist endgültig in der New Economy festgefahren. Die mit Euro-Milliarden aus den Staatskassen vollgepumpte Staatsbahn investiert jährlich fast doppelt so viel Geld in den Ausbau des Schienennetzes, wie sie mit ihrem ureigenen Transportgeschäft umsetzt.

 

Dass das nicht mehr lange gutgehen kann, weil Schulden- und Zinsendienst exponentiell steigen, sagt der Hausverstand. 2014 werden nicht "nur" 130 Millionen Euro zugeschossen werden müssen, sondern 500 oder 800 nicht reichen.

 

Um sich das inferiore ÖBB-Zahlenwerk schönzureden und den Spagat zu politisch verordneten Prestigeprojekten wie Koralmtunnel oder Hauptbahnhof Wien zu schaffen, braucht es entsprechende Vollstrecker an der Spitze der Bahn. Leute, die zwischen "guten" und "schlechten" Schulden zu unterscheiden wissen. Wobei es sich - gemäß der Logik von Verkehrsminister Werner Faymann - von selbst versteht, dass Bahntunnel prinzipiell "gut" sind. Auch dann, wenn sie keiner braucht, aber jenes Steuergeld draufgeht, das im Sinne von Spritsparen, Stauvermeidung und Klimaschutz dringend im Nahverkehr investiert werden müsste.

 

Die Suche nach diesen Vollstreckern stockt seit Wochen. Der Aufsichtsrat konnte seit März vakante Managementposten nicht nachbesetzen, weil sich die Koalitionspartner nicht und nicht einigen. Daher stockt auch die überfällige Bahnreform. Außerdem hat die SPÖ überlauert, dass sie sich erstens von der ÖVP mit relativ unwichtigen Posten abspeisen hat lassen, und zweitens, dass sich fähige Leute nicht als Hampelmänner vor einen verfahrenen Karren spannen lassen. Der ÖVP gehen die willfährigen Vollstrecker mittlerweile auch aus.

 

Die ÖBB aber ist ein verfahrener Karren, praktisch unsanierbar. Gewiss ist nur, dass zu Milliardensubventionen nun Tariferhöhungen kommen müssen, um das Werkel am Laufen zu halten. Und: dass der Ausverkauf kommen muss, denn sonst will die Deutsche Bahn die ÖBB nicht einmal geschenkt. (Luise Ungerboeck, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 3.7.2008)

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

@SirDodger

 

Ich finds ja recht nett, dass sich die Printmedien drüber aufregen, allerdings muss ich als Jahreskartenbesitzer und täglicher Pendler hier der Fairness halber anmerken, dass für meine zu bewältigende Strecke die Jahreskarte noch immer nur "rund" die Hälfte von dem kosten wird, was ich für

 

-) Sprit

-) INstandhaltung/Erhaltung

-) Parken

 

...des privaten PKW´s aufbringen müsste.

 

Öffi´s fahren is einfach trotz der Teuerung noch immer billiger als Autofahren.

 

Und was soll ich mich über eine Teuerung aufregen, wenn ich sie sowieso nicht verhindern kann, und auf die Häuseln angewiesen bin?

 

Was ich tragisch finde, ist, dass die Politik da zusieht, wo doch immer von "Pendeln muss billiger werden" und Klimaschutzargumenten und dem ganzen Schmonzes geredet wird.

 

Das is das, was mich wirklich anblaht.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

@SirDodger

 

Ich finds ja recht nett, dass sich die Printmedien drüber aufregen, allerdings muss ich als Jahreskartenbesitzer und täglicher Pendler hier der Fairness halber anmerken, dass für meine zu bewältigende Strecke die Jahreskarte noch immer nur "rund" die Hälfte von dem kosten wird, was ich für

 

-) Sprit

-) INstandhaltung/Erhaltung

-) Parken

 

...des privaten PKW´s aufbringen müsste.

 

das Problem ist, daß es deshalb so billig ist, weil ÖBB de facto enorm subventioniert wird. Auf dem freien Markt, wäre ÖBB ein privates Unternehmen, wären sie längst bankrott.

 

Natürlich kann sich das Österreich leisten und natürlich ist es dann eine "sackgassige" Diskussion zwischen "sollte der Staat sich verschulden oder privatisieren".

 

€1.6 Milliarden Zuschüsse. Die Rechnung ist zwar nicht sehr realistisch, aber stell dir vor, das Geld würde unter den 8 Millionen Österreichern verteilt. Jeder würde jedes Jahr €200 zugesteckt bekommen. Eine 4köpfige Familie wäre jährlich €800 reicher.

 

Öffis sind immer noch billiger als Autofahren und werden das vermutlich auch bleiben, weil Autofahren, somit die Spritpreise auf freiem Markt entstehen, während für Öffis und ÖBB sowas nicht existiert.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

@siegfried: Aber es wird ja deshalb teuer, weil die Öbb ler irgendwelche wertpapiere in den Sand setzen und nicht, weil die Leistung viel besser wird, gell.

 

Das stört mich schon.

 

Für eine Mehr - Leistung bin ich auch gerne bereit mehr zu zahlen, auch Inflation seh ich ein. Aber nicht weil die Immobilienkrise die Papiere der ÖBB hin macht.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Die ÖBB nehmen eine Grundversorgerrolle, keine Unternehmerrolle ein. Daher sind Vergleiche zum "freien Markt" nur bedingt möglich.

 

Na ja, starten wir hier keinen volkswirtschaftlichen Diskurs, würde ich meinen. ÖBB's Rolle kann durchaus von freien Unternehmen übernommen werden. So abwegig ist das nicht, wie Bahnprivatisierungen oder zumindestens Öffnung des Schienenverkehrs an privaten Unternehmen in diversen Ländern zeigen.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Bei den ÖBB, auf die sich die Abgeordneten in der Debatte konzentrierten, nahmen die Vorstandsgehälter im Bereich der ÖBB Dienstleistung 2005/2006 um 84,37 % zu, bei der ÖBB Immo um 45,1 % und in der ÖBB Holding um 41,65 %. Im ÖBB Personenverkehr betrug die Steigerung 25,96 %, bei den ÖBB Infra Betrieb 15,58 % und bei der ÖBB Infra Bau 12,42 %. Die Schere zwischen Vorstands- und Angestellteneinkommen ging durchwegs weiter auf, im Bereich der ÖBB Dienstleistung etwa um 72,11 %. Da jahresverschobene Auszahlungen von Prämien die Vergleichbarkeit der Daten beeinträchtigen, legte der Moser ergänzend Daten über die Entwicklung der ÖBB-Einkommen in den Jahren 2002-2006 vor, denen zu entnehmen war, dass der Durchschnittsbezug der Vorstände in diesem Zeitraum von 275.060 € auf 390.200 € zunahm, während der Durchschnittsbezug der Mitarbeiter von 32.770 € auf 38.020 € stieg. (http://www.jusline.at/index.php?cpid=8d9dec3ece36c05c3417a89eec877615&feed=5032)

 

http://www.oe24.at/zeitung/wirtschaft/article266227.ece

 

dann war noch der Rüdiger vorm Walde, der in deutschland die verkehrsbetriebe runtergewirtschaftet hat...den hamma braucht.

 

und nachkommen is auch nix besseres. dafür hams die hackler jetzt imma blöder...und dürfen bis zu 8 jahre länger arbeiten. sch***verein!

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Jetz war grad in den Nachrichten auf ORF so von wegen "Weg vom Auto" -> gratis Öffentliche. Das wirds wohl net spielen, jedoch da würd sich keiner mehr beschweren, wenn was gratis ist, nimmt mans halt so hin. :D

 

Was ich aber interessant finde ist, dass das öffentliche Verkehrsnetz besser funktioniert und genausoviel kostet wie bei uns. Irgendwas machen wir da falsch, offensichtlich! :)

 

Klar gehts auch schlimmer, aber wer will dann noch mit den Öffis fahren?

 

Stimmt schon, bei uns erreicht man beinahe jedes Kuhdorf - aber wenn ich nun z.B. nach Linz mit dem Zug fahren will und dabei ganz auf das Auto verzichte, brauch ich schon mind. 1 1/2 h ZUM Bahnhof in Wien. Also wenn jemand zuviel Zeit hat okay, aber ich fahr da lieber mit dem Auto...

 

Und bezüglich günstiger.....also ich zahl da dann locker über 30 euro für eine Fahrt (ohne Vorteilskarte), mit mind. 20. (und da muss man dazu rechnen dass ich ca 20 Euro für die Karte zahle), also würds für sagen wir mal einmal hin und zurück aufs gleiche rauskommen.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Die Erfahrungen in Großbritannien (keine Wartung des Netzes, Schadenszahlungen billiger) zeigen was für Katastrophe daraus resultiert.

 

Nimmt man die "diversen Länder" als Beispiel, dann kristallisiert sich eines raus: was nicht rentabel ist, wird zugesperrt. Eine Westbahn, auf der Vollpreis-zahlende Touristen von Salzburg nach Wien fahren, ist leicht rentabel zu betreiben, die "Schülerzüge" von Schaßtrappach zur nächsten AHS nicht. Konsequenz: zusperren.

Verkehr ist grundsätzlich privatisierbar, richtig. Aber zB die USA zeigen, dass sich der Verkehr dann auf wenige rentable Linien (Züge: NJ-NY) beschränkt und der Rest aufs Auto angewiesen ist. Schreckensbeispiel ist zB LA, wo 12 Millionen Menschen (Einzugsgebiet) mit einer schlechteren Infrastruktur als Wien leben. Die MTA fährt einen Sparkurs, gut in der Bilanz, dafür kommt man nicht von einen Ende der Stadt ans andere, während man bei uns jedes Kuhdorf recht gut erreicht.

 

 

Wie gesagt, in meinen Augen ist das eine Grundsatzdiskussion. Ich fahre auch viel mit dem Zug, vor allem mit den kleinen Regionalzügen herum. Teilweise fahren 3 Wagen leer oder ich sitze allein mit der Freundin drin. Auf der einen Seite hast du dann natürlich, daß "jedes Kuhdorf erreichbar ist", auf der anderen Seite kannst du das auch als enorme Energie- und Geldverschwendung bewerten.

 

Übrigens, letzten Sommer bin ich auch in GB ziemlich viel mit dem Zug gefahren, von katastrophalen Zuständen, die immer von den Privatisierungsgegnern gegeißelt werden, habe ich nichts mitbekommen.

 

LA ist insofern auch kein Schreckensbeispiel, weil da praktisch jeder ein Auto hat. Ich halte diese sehr europäische Sichtweise "Amerika ist öffis-/verkehrstechnisch sowas von rückständig" auch nicht unbedingt für richtig. Es ist einfach eine andere Art von Mobilität, die sich aus der wirtschaftlichen wie städtischen Entwicklung des Landes ergeben hat. Das sage ich in vollem Bewußtsein, daß die USA 2007 etwa 43% des weltweiten Benzinkonsums verantwortet haben.

 

Es stimmt auch in meinen Augen, daß der Staat kein Unternehmen sein soll, dessen Maxime Profit abwerfen ist, auf der anderen Seite stellt sich aber doch die Frage der Rentabilität und der Wirtschaftlichkeit. Wenn ich €1.6 Mrd. pro Jahr zuschießen muß, damit ich eine durchschnittliche Qualität beibehalten kann, dann sollte ich das lieber überdenken. Das Geld, das da zugeschossen wird, ist erstens mein Geld, zweitens fehlt es dann meistens woanders.

 

Letztendlich muß ich sagen, Zugfahren ist selten billiger als Autofahren, wenn du zu zweit unterwegst bist. Ich mache mir die Rechnung jedes Mal, wenn ich längere Strecken fahren will, die Entscheidung fällt immer zugunsten des Autos.

 

So das war's auch dann von meiner Seite.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Vergleicht man nun Umsatz und Investitionen der mit 10,6 Milliarden Euro hochverschuldeten Bahn, stellt man bald fest: Die altmodische ÖBB ist endgültig in der New Economy festgefahren. Die mit Euro-Milliarden aus den Staatskassen vollgepumpte Staatsbahn investiert jährlich fast doppelt so viel Geld in den Ausbau des Schienennetzes, wie sie mit ihrem ureigenen Transportgeschäft umsetzt.

 

was erwartet sich frau ungerböck? etwa dass die leute ihr auto stehen lassen, um auf jenem schienennetz ins 21. jahrhundert zu fahren, das zu zeiten des letzten kaisers im prinzip nicht viel anders aussah?

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

@SirDodger

 

Ich finds ja recht nett, dass sich die Printmedien drüber aufregen, allerdings muss ich als Jahreskartenbesitzer und täglicher Pendler hier der Fairness halber anmerken, dass für meine zu bewältigende Strecke die Jahreskarte noch immer nur "rund" die Hälfte von dem kosten wird, was ich für

 

-) Sprit

-) INstandhaltung/Erhaltung

-) Parken

 

...des privaten PKW´s aufbringen müsste.

 

Öffi´s fahren is einfach trotz der Teuerung noch immer billiger als Autofahren.

 

Und was soll ich mich über eine Teuerung aufregen, wenn ich sie sowieso nicht verhindern kann, und auf die Häuseln angewiesen bin?

 

Was ich tragisch finde, ist, dass die Politik da zusieht, wo doch immer von "Pendeln muss billiger werden" und Klimaschutzargumenten und dem ganzen Schmonzes geredet wird.

 

Das is das, was mich wirklich anblaht.

 

Sehe ich genauso aber ich bedauere es, dass ich es selbst nicht machen kann, da ich aus beruflichen und standordgemässigten Gründen das Auto verwenden muss, leider.

Ich muss praktisch ein Vielfaches bezahlen gegenüber einem ÖBB Pendler. :(

 

MFG

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Dein Kommentar

Du kannst jetzt schreiben und Dich später registrieren. Wenn Du ein Konto hast, melde Dich jetzt an, um unter Deinem Benutzernamen zu schreiben.

Gast
Auf dieses Thema antworten...

×   Du hast formatierten Text eingefügt.   Formatierung jetzt entfernen

  Nur 75 Emojis sind erlaubt.

×   Dein Link wurde automatisch eingebettet.   Einbetten rückgängig machen und als Link darstellen

×   Dein vorheriger Inhalt wurde wiederhergestellt.   Editor leeren

×   Du kannst Bilder nicht direkt einfügen. Lade Bilder hoch oder lade sie von einer URL.

 Teilen

×
×
  • Neu erstellen...