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Pleiten Pech und Pannen


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London - Carmarthen

 

Da diese Reise schon vor Jahrzehnten stattfand (ca 3), kann

ich mich leider nicht mehr erinnern, wie der Ort hieß, in dem

ich Unterkunft fand. Auch die Landschaft, durch die ich mich

bewegte, kann ich leider Gottes nicht beschreiben. Diese

Informationen für diejenigen, die mich um ein so genanntes

"Streckenprofil" baten. Wales zeichnet sich durch Hügel und

Nebel aus, durch Verkehrszeichen, die es in Österreich nicht

gibt, durch geschlossene Pubs und durch nicht unfreundliche,

aber introvertierte Bewohner, die aber nach einigen Whiskies

recht zugänglich werden. Der beste Tipp für die Suche nach

einer Unterkunft: in`s nächste (falls geöffnete) Pub, zwei

"Bitter" trinken und ein unverfängliches Gespräch mit dem

Barkeeper beginnen und so beiläufig die Frage einfließen

lassen: Wo kann man denn hier nächtigen? Ganz sicher hat

er einen Verwandten, der ein Kämmerchen zu einem

akzeptablen Preis zur Verfügung stellt. Eigentlich fühlte

ich mich wie auf einer griechischen Insel, außer dass die

dortselbst Einheimischen englisch (oder was sie halt dafür

hielten) sprachen, statt Ouzo Whisky tranken und dann

begannen Lieder zu singen, die ich, ohne den Text zu

kennen, fröhlich mitsang.

Die Ortstafeln zeichnen sich durch einen extremen Mangel

an Vokalen und ein Übermaß an Konsonanten aus, z.B: Bwlch,

Abergwaunny etc. Egal, man sieht diese im Nebel eh kaum.

Ich erfuhr dann, dank meiner Neugier, dass es noch weitere

Lokale gäbe, dass ich mich aber vorsehen solle, die

Arbeitslosigkeit unter den Jugendlichen betrüge 60%, und

dass dieser Umstand zu Komplikationen führen könne.

Schon wenig später konnte ich feststellen, dass diese

Aussage eines Wahrheitsgehaltes nicht entbehrte. Nachdem

ich meine nebelgesättigte Radbekleidung nach einer

Katzenwäsche gegen eine braune Schnürlsamtlatzhose

getauscht hatte, brach ich auf, neuen Abenteuern entgegen!

Es waren etwa 40 Skins versammelt, alle ohne Job, alle

zwischen 18 und 25 Jahre alt und alle total besoffen.

Auch ich hatte ja schon einiges getrunken, aber hier fühlte

ich mich plötzlich sehr nüchtern. Zehn Minuten später brach

eine Massenschlägerei aus, wie ich sie erst einmal erlebt

hatte und zwar in Passau, wo ich damals als Donaumatrose

zugegen war. Ich frug die Chefin des Lokals, ob sie denn

nicht die Polizei verständigen wolle, sie meinte aber, dass

das keinen Sinn hätte, weil das ja jeden Tag vorkomme.

Ein englisches Lehrerehepaar, das auch zugegen war, erklärte

mir, dass aufgrund der Stilllegung der Kohlengrube und der

Eisenbahnlinie die Jugend keine Zukunftsperspektive mehr

hätte und man sich damit abfinden müsse. Ich sei übrigens

nur deshalb nicht in die Keilerei verwickelt worden, weil man,

durch meine "Bekleidung" (Latzhose) bedingt, erkannt hätte,

dass ich Ausländer seie, und die ließe man unbehelligt.

Wir wechselten dann in eine Konditorei, wo lauter

kuchenessende ältere Ladies anwesend waren, aber, oh Wunder!,

sogar an diesem scheinbar friedlichen Örtchen entbrannte ein

Disput zwischen zwei Jugendlichen, der in einer Schlägerei

mündete. Das Lehrerehepaar und ich wechselten in eine

Disco, es war eine Wellblechbaracke am Dorfrand, in dem an diesem

Abend eine Rockband auftrat. Die Band spielte, wie zu erwarten,

sehr schlecht, was den Unmut der etwa 150-200 Gäste

hervorrief. Das Resultat: Eine Massenschlägerei.

Die beiden Lehrer brachten mich mit ihrem Wagen zum

Bed and Breakfest, entschuldigten sich bei mir: "Es sind ja nicht

alle unsere Landsleute so", dann ging ich zu Bett, in der

Erwartung, dass der nächste Tag ja nur Besseres bringen könne.

Ich hatte mich getäuscht, denn am nächsten Tag fuhr ich

nach Camarthen.

Aber das ist schon wieder eine andere Geschichte....

 

Good night, boardies,

 

Hans und Pepi

 

:wink: :wink:

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