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Kleine, ganz groß

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21.11.15 15:09 9.481Text: Elias S. (11 Jahre)Fotos: Christian Waldegger, Biene, NR22Die Rookie Training Days aus Kindersicht. Anfang August fand im Rahmen des MTB Festivals Serfaus-Fiss-Ladis ein eigenes Trainingslager für Nachwuchstalente statt. Der elfjährige Elias war dabei und schildert fürs BB seine Erfahrungen.21.11.15 15:09 9.517

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21.11.15 15:09 9.5172 Kommentare Elias S. (11 Jahre) Christian Waldegger, Biene, NR22Die Rookie Training Days aus Kindersicht. Anfang August fand im Rahmen des MTB Festivals Serfaus-Fiss-Ladis ein eigenes Trainingslager für Nachwuchstalente statt. Der elfjährige Elias war dabei und schildert fürs BB seine Erfahrungen.21.11.15 15:09 9.517

Um Heranwachsenden die ersten Schritte im Downhill-Sport etwas zu erleichtern und jungen Talenten beim Einstieg unter die Arme zu greifen, trommelte der Bikepark Serfaus-Fiss-Ladis auch 2015 wieder gemeinsam mit Trail Solutions, dem Österreichischen Radsportverband und dem DH-Weltcup Team MS Mondraker eine Truppe aus Coaches, Physiotherapeuten, Mechanikern und Special Guests, wie zum Beispiel Trial Weltmeister Tom Öhler, für ein exklusives Trainingslager zusammen.
Dort konnten sich die potenziellen Profis der Zukunft nicht nur die richtige Linienführung von Downhill-Pros abschauen, sondern sich auch noch jede Menge Tipps abholen und nötiges theoretisches Wissen sammeln. Einer von ihnen war Elias S., der exklusiv für Bikeboard.at im Anschluss an seine Teilnahme zum Stift - oder besser: zur Tastatur - griff, um seine Eindrücke von der Trainingswoche festzuhalten:

Viel Erfahrung hatte ich mit Downhillen eigentlich noch nicht. Mein Können baute auf dem Besuch eines fünftägigen Camps im Bikepark in Saalbach im Vorjahr, einigen Ausfahrten mit meinen Eltern in anderen Bikeparks und natürlich regelmäßigen Cross-Country-Runden auf. Deshalb war mir schon etwas mulmig zumute, als ich schließlich im professionellen Fahrerlager der Rookie Days saß. Dasselbe war übrigens auch gleich das erste Highlight - errichtet mit dem wetterfesten Zelt des World Cup Teams MS Mondraker. Dieses benutzen zu dürfen war eine große Hilfe, und alle Kids hatten ein super Lager.

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Insgesamt 43 junge Downhill-Talente im Alter von elf bis 18 Jahren besuchten das Camp in Serfaus, wobei ausnahmsweise auch noch ein sehr talentierter Neunjähriger, betreut von seiner Mutter, vor Ort war. Unter den Teilnehmern waren auch drei Mädels (Vali Höll, Paula Zibasa und Ottilia Jones), welche ziemlich flott unterwegs waren. Drei Väter hatten sich angemeldet, um beim Eltern/Kind-Rennen teilzunehmen, und auch so waren immer ein paar Eltern in der Pit dabei. Die meisten Kinder bzw. Jugendlichen kamen aus Deutschland und Österreich, aber auch drei Jungs aus Bulgarien und ein schneller ganz junger Mann aus der Schweiz waren dabei.

Das Gelernte wurde dann auch gleich beim iXS Rookies Downhill Cup und bei den iXS International Rookies Championships am Ende der Woche in die Tat umgesetzt. Die Betreuer des Camps begleiteten die Teilnehmer durch das Rennwochenende und die Profis standen beim Trackwalk und für die Trainingsläufe als Berater zur Seite.

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Hier die Liste der anwesenden Profis und Betreuer:
  • James Shirley (Radon Team) - ehem. Downhiller und erfolgreicher Enduro-Pro aus Schottland
  • Matthias Stonig (MS Mondraker Team) - ehem. Downhiller und erfolgreicher Enduro-Racer (AUT)
  • Alice Kühne - macht Kurse im Bikepark SFL (CH)
  • Thomas Öhler - Red Bull Athlet und ehemaliger Weltmeister im Trial (AUT)
  • Angie Hohenwarter (YT Industries)
  • Co-Trainer wie Andrew Dorrit - Mondraker Junior Team Schladming (UK) oder Simone Wechselberger - Sportnuts DH Team (AUT)
  • Betreuer und Physio: Roland Wolf
  • Betreuer und Bikemechanik: Max Niederwieser
  • Betreuer: Sabine Oswald, Philip Böhmer, Maria Ulrich
  • Gäste wie z.B. Christian Jeghers vom Österreichischen Radsportverband oder Stefan Falkeis vom Bikepark SFL

Das Rookies Camp-Tagebuch

Montag

Nach einer sechsstündigen und ziemlich langweiligen Fahrt von Wien nach Tirol sind wir (meine Eltern und ich) am Treffpunkt des Rookies Camps, im Bikepark Serfaus-Fiss-Ladis, angekommen. Ich war einerseits schon ein bisschen müde und andererseits aufgeregt, weil ich einer der jüngsten Teilnehmer war. Das hat sich aber schnell gelegt, denn eigentlich waren alle extrem nett.

Nachdem sich jeder angemeldet hatte, begann die Vorstellrunde. Die Leiterin des Camps, Sabine, erklärte uns die Regeln und erzählte uns ein bisschen über das Programm der nächsten Tage. Dann stellten sich die anderen Trainer und Betreuer vor. Jeder von uns bekam einen Sessel, wo unser Name darauf stand (den wir während des Camps zum Ausruhen und für unsere Sachen verwenden konnten und am Ende des Camps sogar mitnehmen durften!), sowie eine Kappe und andere Kleinigkeiten vom Bikepark.
Bei einem gemeinsamen Grillabend hatten wir noch Gelegenheit, uns kennen zu lernen und uns über unsere verschiedenen DH-Bikes zu unterhalten. Dann war das einleitende Programm für diesen Tag zu Ende.

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Dienstag

Als ich aufwachte, war ich extrem aufgeregt. Wir waren am Vorabend in drei verschiedene Hotels aufgeteilt worden. Die Kids und Betreuer aus meinem Hotel trafen sich nach dem gemeinsamen Frühstück vor dem Hotel und gingen hinunter zur Volksschule, wo die anderen Gruppen schon warteten. Dann marschierten wir zum Bikepark. Dort haben wir alle einen schnellen Bike Check like a Pro (schauen, ob eh alles passt) und Warm-up like a Pro (Aufwärmübungen) gemacht. Danach ging es in den Bikepark.

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Es gab zwei blaue (Milky Way, Morning Glory), eine rote (Strada del Sole) und zwei schwarze Strecken (Hill Bill, Downhill). Wir wurden in Kleingruppen aufgeteilt und am ersten Tag ist unsere Gruppe mit Trainer Roland nur Blau und Rot gefahren. Die blaue Strecke hatte enge Kurven und ein paar Sprünge. Die Rote hatte lange und schnelle Kurven und große, voll coole Sprünge. Strada del Sole wurde somit schnell meine Lieblingsstrecke.

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Immer wieder blieben wir bei Hindernissen stehen, arbeiteten an unserer Fahr- und Bremstechnik und erhielten Tipps, wie wir uns in verschiedenen Situationen am besten verhalten sollten.
Zum Mittagessen waren wir auf einer Alm mit vielen Unterhaltungsmöglichkeiten. Dort hatten sie sogar eine eigene Schneeproduktion mitten im Hochsommer! Ich will gar nicht wissen, was das für die Umwelt bedeutet.

Am Nachmittag sind wir dann wieder im Downhillpark gefahren. Einmal hat uns dann auch der Chef des Bikeparks besucht und uns über die Arbeit in einem Park erzählt, und welche Aufgaben es zu erledigen gibt.

Am Abend wollten wir eigentlich wieder auf die Alm, aber das ist wortwörtlich ins Wasser gefallen, weil es geschüttet hat. Stattdessen bekamen wir einen Vortrag über Sicherheit beim Fahren und Sicherheitsausrüstung, Verhalten im Notfall und ähnliches in einem Gasthaus im Ort präsentiert. Obwohl sie uns die ganze Zeit versicherten, uns keine Angst machen zu wollen, erfuhr ich Sachen, die ich vielleicht gar nicht so genau hätte wissen wollen.

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Mittwoch

Der Vormittag verlief genauso wie am Dienstag und wir arbeiteten an unseren Grundpositionen beim Springen, Droppen und bei der Kurventechnik. Am Nachmittag habe ich dann zum ersten Mal die Pumptrack bei der Talstation ausprobiert und ich muss sagen, dass sie extrem cool war. Später hat mir Roland noch geholfen, meine Kurventechnik und meine Haltung am Rad weiter zu verbessern.

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Wir bekamen dann noch Besuch vom Rennleiter des ÖRV, der uns alles über den Ablauf eines Rennens erklärte (Regeln, Anmeldung, Timing, Lizenzen, Verbände, usw.).
Am Abend sind wir an einen See gefahren, damit wir nicht durch zu langes Fahren im Park zu müde werden würden. Mir persönlich war das Wasser am Abend dann schon zu kalt, aber bei der Wasserschlacht hab ich dann doch noch mitgemacht. Kurz bevor wir gegangen sind, haben wir noch ein Paar Fitness Übungen gemacht. Kaum war ich im Hotel, bin ich schon eingeschlafen, denn ich war wirklich müde.

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Donnerstag

Am Morgen hatten wir denselben Ablauf wie immer, aber an diesem Tag wurden wir in zwei Gruppen aufgeteilt. Eine Gruppe ging mit ein paar Trainern Downhill fahren und die andere durfte mit Red Bull-Athlet und Trial Weltmeister Tom Öhler einen Trial-Workshop machen. Zuerst haben wir mit Toms Hilfe Bunny Hops und Manuals erlernt und geübt und dann einen kleinen Wettbewerb gemacht, wer am höchsten springen kann.

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Am Nachmittag wurde das Programm umgedreht. Das Highlight des Tages war, dass ich nach der Mittagspause zum ersten Mal alle drei großen Dirt Jumps im Slopestyle-Teil des Parks gesprungen bin. Es hat mich motiviert die anderen Kids aus meiner Gruppe zu sehen, die es vorgemacht haben, und ich konnte nicht widerstehen, es auch zu probieren. Einer der Sprünge hatte sogar einen Baumstamm als Absprung, und ich war extrem glücklich, dass ich diese Line bezwingen konnte.

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Einen ziemlich schweren Sturz, bei dem ich die Böschung hinunterpurzelte, hatte ich dann zwar auf einer der Strecken auch noch, aber zum Glück ist dank der kompletten Downhill-Ausrüstung nichts passiert.

Da war es mir dann auch nur recht, am späteren Nachmittag beim Track-Walk der Downhill-Rennstrecke teilzunehmen. Die Trainer und erfahreneren Piloten halfen dabei, die schnellsten Linien auszuloten und es wurde den ganzen Weg hinunter gefachsimpelt. Ich glaube aber, dass es an manchen Abschnitten schwieriger war, zu Fuß hinunterzukommen als mit dem Bike.

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Am Abend gab es von Tom noch einen Vortrag darüber, wie man einen Sponsor bekommt und auch behält und andere nützliche Tipps für angehende Rennläufer. Danach sind wir noch ins Hotel zum Duschen und Umziehen. Nach dem Abendessen fiel ich wie immer müde ins Bett.

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Freitag

Nachdem am vorigen Tag die Downhill-Strecke gesperrt gewesen war, hatte ich an diesem Tag erstmals die Gelegenheit, sie zu befahren und für mich auszuchecken, ob ich mich für das Rennen anmelden würde.
Eine schwierige Entscheidung - einerseits wollte ich natürlich unbedingt am Rennen teilnehmen, andererseits wurde mir von allen Seiten geraten, mich nicht zu überschätzen, da ich ja doch erst im ersten Jahr so richtig am DH-Bike war.

So ging ich an den Start für die Probefahrt und stürzte, stürzte und stürzte. Mehr als vier Mal bestimmt. "So macht das keinen Spaß", dachte ich mir und beschloss, ausnahmsweise auf die Erwachsenen zu hören und nicht am iXS Rookies Cup Downhill-Rennen teilzunehmen.

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Aber das Pumptrack-Rennen wollte ich mir keinesfalls entgehen lassen, und so drehte ich so viele Runden wie möglich, um vielleicht die Qualifikation als einer der vier Schnellsten in meiner Altersgruppe zu schaffen, um beim Finale am Nachmittag dabei zu sein. Dieses wurde so wie die Downhill-Rennen und der Jugend-Slopestyle-Wettkampf live im Internet übertragen.
Im Endeffekt schaffte ich das leider nicht, aber nachdem ich auf diesem Trip zum ersten Mal überhaupt auf einem Pumptrack gefahren bin, war es okay für mich und animiert mich dazu, für das nächste Rennen fleißig zu trainieren.

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Samstag/Sonntag

So wurde es die letzten beiden Tage eigentlich sehr gemütlich. Teilweise hatten wir noch Fahrtechniktrainings mit den Trainern und ich konnte mittlerweile auch den großen Table oben am Berg überspringen, aber es drehte sich natürlich schon alles um die verschiedenen Rennen des Wochenendes und wer die inoffiziellen Kids-Weltmeister werden würden.
Ich sah viel zu, war mit meinen Eltern im Park und drehte noch meine Runden auf der Pumptrack.

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Alles in allem war es eine echt coole Woche, denn ich konnte extrem viel fahren und habe auch sehr viel gelernt. Selbst die Trainer waren überrascht, um wie viel schneller ich wurde und wie deutlich ich mich in dieser Woche verbessern konnte.
Wenn ich nächstes Jahr wieder hinfahre, verplane ich die Woche danach mit Essen und Schlafen, denn viel mehr ist nach der anstrengenden Camp-Woche nicht drinnen! ;-)


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