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Trainieren macht stark, mehr zu trainieren, macht stärker - zu viel zu trainieren bedeutet jedoch, zu viel Zeit in zu wenig Erfolg zu investieren; im schlimmsten Fall "schießt" sich der Athlet sogar ab. Trainiert man allerdings zu wenig, läuft man Gefahr, die eigenen Leistungsgrenzen nicht gewinnbringend auszuschöpfen. Die Balance zwischen Aufwand und Erfolg zu halten ist also keine leichte Aufgabe. Grundsätzlich darf behauptet werden, dass die meisten Menschen nicht mehr in der Lage sind, sich auf ihr Körpergefühl zu verlassen. Während die einen Rat bei Trainern suchen, verwenden die anderen hochtechnische Geräte, um herauszufinden, wie sich ihr Körper fühlt. Dies macht durchaus Sinn - speziell für Sportler, die noch nicht gelernt haben, in sich hineinzuhören; aber auch Athleten, die bereits sehr gut einschätzen können, wie lange und wie intensiv sie ihre Trainingseinheiten gestalten sollten, benutzen zur Überprüfung technische Hilfsmittel oder Labortests, um sicher zu gehen, dass der von ihnen eingeschlagene Weg noch immer in die richtige Richtung führt.

Sportler verfolgen oft sehr individuelle Ziele: während manche von großen Siegen inmitten der Weltelite träumen, freuen sich andere über persönliche Bestzeiten auf dem Hausberg; für viele stehen schlicht Gesundheit, Spaß und Fitness im Mittelpunkt. Alle von ihnen haben eines gemeinsam: den Wunsch, die im Training erbrachte Leistung bestmöglich zu nutzen. Verschiedene Möglichkeiten, um dieses gemeinsame Ziel zu verwirklichen, sollen in der folgenen Berichtreihe vorgestellt werden.

Trainieren - nach Watt oder Puls?

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Seit Beginn der 70er Jahre richten sich viele Sportler beim Training nach ihrer Herzfrequenz. Wie viel Potential in einem Athleten steckt und welche Leistung er erbringen kann, wurde damit auch erstmals für Trainer ersichtlich. In den 90ern machte Bjarne Riis damit auf sich aufmerksam, dass er sein Training an seine Leistung – gemessen in Watt – anpasste. Der klare Vorteil gegenüber pulsgesteuertem Training ist, dass die Wattanzeige weniger Schwankungen unterliegt – Mageninhalt, Meeresspiegel und Witterung spielen im Gegensatz zur Pulsmessung hier überhaupt keine Rolle. Sportler, die mit guten und genauen Geräten nach Watt trainieren, erfahren auf diesem Weg viel über das Zusammenspiel zwischen Körper, Geist und Seele, und sind weiters in der Lage, die äußeren Einflüsse (z.B. Änderung der Sitzposition) in Bezug auf ihre optimale Leistungsbereitschaft zu interpretieren. Dennoch erfordert es eine gewisse Hingabe zur Technik, solche Geräte beim Training mit einzubeziehen. Hobbysportlern, deren Trainingsumfang weniger als 6 Stunden pro Woche beträgt, mag es den finanziellen Aufwand in Hinblick auf den zu erwartenden Erfolg nicht wert erscheinen.

Derzeit gibt es zwei ernst zu nehmende Systeme auf dem Markt, die es jedem ambitionierten Radfahrer erlauben, sein Training zu gestalten wie ein Profi: das relativ teure SRM und das im Vergleich günstigere POWER TAP. Die Leistungsmessung erfolgt bei SRM an der Tretkurbel und beim POWER TAP in der Hinterradnabe. Beide Systeme haben ihre Vor- und Nachteile, die man vor der Anschaffung individuell abwägen sollte – hat man zum Beispiel ein zweites Rad, müsste man mit dem POWER TAP nur das Hinterrad wechseln; benutzt man das SRM-System, wäre die Tretkurbel auszutauschen. Beide Geräte messen die Leistung sehr genau und sind hervorragend für wattgesteuertes Training geeignet.

CycleOps Powertap & SRM Powermeter Systeme

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Seit 1997 gibt es das CycleOps Powertap System für wattgesteuertes Training. Die Berechnung der erbrachten Leistung funktioniert wie bei SRM mit Dehnmess-Streifen, welche im Gegensatz nicht in die Kurbel, sondern in die Hinterradnabe integriert sind. Die kleinen Sensoren reagieren auf Verformungen mit Änderung des elektrischen Widerstandes, die Signale werden elektrisch verstärkt und digital per ANT+ Protokoll an den Computer gefunkt. Dort wird mit der Trittfrequenz die Wattleistung errechnet, angezeigt und aufgezeichnet.

Die Montage dauert nur wenige Minuten, wenn die Nabe bereits in ein Laufrad eingespeicht ist. Das Laufrad wird eingespannt, der Halter für den Computer mit zwei Kabelbindern montiert - fertig. Geschwindigkeit, Trittfrequenz und Leistung werden von der Nabe gesendet und der Puls kann von einem beliebigen ANT+ Brustgurt empfangen werden. Die Qualität der Funkübertragung ist ausgereift und überzeugt. Nachdem der Computer aus dem "Sleep" Modus geweckt wird, erkennt er sowohl Nabe wie auch den Pulsgurt immer zuverlässig. Während der Fahrt kommt es nie zu Ausfällen und die Puls- und Wattwerte sind stimmig. Gerade mal die "errechnete" Trittfrequenz weicht des Öfteren von der Realität ab. Bei gleichmäßiger Fahrweise und guter Fahrbahn kann man sich aber recht gut daran orientieren.

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Das SRM System ist aus dem Profi-Radsport und der Leistungsdiagnostik nicht mehr wegzudenken. Für fast alle gängigen Einsatzbereiche und Innenlagertypen werden passende Kurbeln vom Erfinder der Leistungsmessung am Fahrrad angeboten. Integriert ist stets die gleiche Messtechnik: Dehnmessstreifen nehmen kleinste Verformungen im Antrieb auf und rechnen diese in Verbindung mit der Trittfrequenz in Leistung um. Die Sensoren sitzen beim SRM auf dem Kurbelstern zwischen Innenlagerachse und Kettenblättern und die Daten werden drahtlos zum Computer (PowerControl VI bzw. VII) gesendet.

Im Gegensatz zu Ergomo und PowerTap reagiert die Leistungsanzeige ruhig auf kurzfristige Veränderung, da die Daten rechnerisch gut geglättet werden. Die Bedienung ist sehr einfach: Fehler und das unabsichtliche Löschen der Daten sind praktisch ausgeschlossen. Die modernen Geräte wiegen kaum mehr als Standardkurbel und Tacho, die Akkulebensdauer der Kurbel liegt bei ungefähr zwei Jahren. Eine mühevolle Eichung vor und während der Fahrt ist dank der "Auto-Abnullfunktion" nicht mehr notwendig, bzw. wenn manuell gewünscht, in Sekunden fertig.

Häufige Fehler vermeiden

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Beginnt man nun sein Training mit Power Tap zu steuern, liegt die Versuchung nahe, die bisher ermittelten Leistungstestergebnisse auf die empirischen Werte seines Power Taps umzumünzen. Dies ist jedoch ein grundlegender Fehler, den es zu vermeiden gilt; ein Grund dafür ist die meist unterschiedliche Einstellung der verschiedenen Messgeräte und die daraus resultierende Unstimmigkeit der Wattanzeigen. Im ersten Schritt sollten die individuellen Wattwerte für den Erholungs-, Grundlagen-, steady state- und Entwicklungsbereich sowie für die Sub- und Maximalleistung festgestellt werden.

Die erforderlichen Tests zur Eruierung der Wattwerte für die jeweiligen Bereiche können wahlweise im Freien oder zu Hause auf der eigenen Walze stattfinden - in jedem Fall jedoch unbedingt auf dem eigenen Rad. Da innerhalb der eigenen vier Wände immer identische Bedingungen geschaffen werden können, ist diese Methode zu bevorzugen.
Nach Bestimmung der Werte und der ersten Trainingsperiode wird an Hand von weiteren Leistungstests der jeweilige Trainingszustand kontinuierlich überprüft und das Training optimiert.

Richtig testen

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Eine hervorragende und gut geeignete Methode zur Feststellung der persönlichen Leistung ist der 20-minütige Test von Hunter Allen. Dabei wird die Durchschnittsleistung ermittelt, welche über einen Zeitraum von 20 Minuten getreten werden kann. Für einen Sportler kann es in der Praxis sowohl beim Zeitfahren als auch bei Bergankünften und Ausreißversuchen enorm hilfreich sein, diese Werte zu kennen. Der Test, der ein Mal pro Monat an einem fixen Termin durchgeführt werden sollte, kann außerdem als echter Parameter für Leistungssteigerungen und -einbrüche gesehen werden. Dabei ist es wichtig, die eigene Eitelkeit zu überwinden und sich den notwendigen Tests auch dann zu unterziehen, wenn man sich gerade nicht in Topform fühlt. Drei Tage vor dem Termin sollte man nur mehr moderat trainieren und auf zu große Abwechslungen bei der Ernährung verzichten. Anhand der aufgezeichneten Wattwerte kann die Leistungsbereitschaft immer an das Training angepasst werden.

Der Sportler erstellt nun selbst oder mit Hilfe seines persönlichen Trainers einen Trainingsplan, dessen Trainingsbereiche auf Watt basieren. Wer sich keinen Trainer leisten will, kann sich auch relativ "günstig" virtuell trainieren lassen.

Fazit: Die klaren Vorteile von Watt gesteuertem Training sind nicht nur die Exaktheit und Effizienz, mit der man sein Training gestalten kann, sondern vor allem die permanente Übersicht über den derzeitigen persönlichen Fitness-Level. Der einmalige Anschaffungspreis amortisiert sich relativ schnell, wenn man bedenkt, dass alle weiteren auf diese Weise durchgeführten Leistungstests kostenlos sind. Der Umfang aller ermittelten Leistungs-Werte ist enorm und ermöglicht es dem Athleten mehr über sich selbst und seine individuelle Trainingseffizienz zu lernen. In der Praxis wurden bei gleichem Trainingsumfang Leistungszuwächse von bis zu 20 Prozent nachgewiesen. Eine gewisse Technikverliebtheit und ein hohes Maß an Eigenverantwortung und Disziplin sind aber unbedingt erforderlich, um die gegebenen Möglichkeiten erfolgreich umzusetzen.

Fotos: NoSane | Text: Mr. Blue


Tests/Berichte über
An sich nicht schlecht, aber kann das sein dass mir die Literaturtipps (generell) heute das erst mal ins Okular springen?

Ja, die beiden Bücher hab ich mir auch gekauft und sie behandeln 1:1 das besprochene Thema. Das Buch von Stefan Schurr ist zwar nur eine grobe Übersicht, aber wirklich jeden Cent wert.

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Sind wir im Sommer einmal zwischen Berndorf und Leobersdorf hintereinander gefahren?

 

Schwarzes RR mit Power Tap und dahinter ein Weißes CanyonF10 mit Power Tap...war nicht gerade im Grundlagenbereich :D

Hey,

 

das kann leicht sein. Da hatte ich noch meinen schwarzen KOM.

 

@Grundlagenbereich: ich schon ... :-P

 

(spasserl)

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