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Simplon Factory Report

Man hat so seine Vorstellungen von Industriebetrieben. In stahlverarbeitenden Unternehmen ist’s laut und heiß, in der KFZ-Branche vollautomatisiert, die Verpackungsindustrie umhüllt eine Wolke stechenden Plastikgeruchs. Und Fahrradhersteller?
Die arbeiten allesamt unter laborartigen Bedingungen, ganz gewiss. Etwas so elegantes, federleichtes, edel geformtes und vor allem sündteures wie das moderne Sportgerät Fahrrad kann nur einem auf dem letzten Stand der Technik befindlichen Umfeld entspringen. Und die zugehörige Entwicklungsabteilung würde bei CSI Miami als Reinstraum durchgehen –jede Wette.
Insofern ist ein Besuch bei der Simplon Fahrrad GmbH zuallererst einmal ernüchternd. Dunkle Holzvertäfelung statt spacig schimmernder Glasfronten im Eingangsbereich. Schwer zurückklatschende Plastik-Vorhänge statt sich geräuschlos öffnende Schiebetüren zwischen den Hallen. Der schmucklose Zweckbau atmet förmlich die frühen 1980er-Jahre, in denen er erbaut wurde. Willkommen im echten Leben.

Minuten später ist die Enttäuschung verflogen. Was das Firmengebäude an Verve vermissen lässt, machen die 50 Mitarbeiter wieder wett. „Du musst es spüren, fühlen, lieben lernen“, meint etwa Frank Proksch. Der Mann entwarf früher relativ emotionslos Tennisschläger. Seit er jedoch Product Manager bei Simplon ist, hat ihn wahre Leidenschaft für seine Erzeugnisse gepackt. Oder Stefan Bilgeri. Seit mehr als 22 Jahren sitzt er an seinem Platz in der Laufradfertigung. Über 27 Millionen Speichen gingen in dieser Zeit durch seine Hände. Und noch immer hat der Bald-Fünfziger ein freundlich-zufriedenes Lächeln im Gesicht, während er Nabe um Nabe einhängt.

Blick in die Laufrad-Fertigung

  • Laufradbau: Man nehme Naben und SpeichenLaufradbau: Man nehme Naben und Speichen
    Laufradbau: Man nehme Naben und Speichen
    Laufradbau: Man nehme Naben und Speichen
  • fädle und montiere sie händisch in die Felgefädle und montiere sie händisch in die Felge
    fädle und montiere sie händisch in die Felge
    fädle und montiere sie händisch in die Felge
  • und lasse sie dann maschinell abdrücken und zentrieren.und lasse sie dann maschinell abdrücken und zentrieren.
    und lasse sie dann maschinell abdrücken und zentrieren.
    und lasse sie dann maschinell abdrücken und zentrieren.
  • Links oben (grün) ist der enge Toleranzbereich, in dem sich der gelbe Kreis einfinden muss.Links oben (grün) ist der enge Toleranzbereich, in dem sich der gelbe Kreis einfinden muss.
    Links oben (grün) ist der enge Toleranzbereich, in dem sich der gelbe Kreis einfinden muss.
    Links oben (grün) ist der enge Toleranzbereich, in dem sich der gelbe Kreis einfinden muss.
  • Je nach Anzahl der Modellwechsel entstehen 120-140 Laufräder pro Tag.Je nach Anzahl der Modellwechsel entstehen 120-140 Laufräder pro Tag.
    Je nach Anzahl der Modellwechsel entstehen 120-140 Laufräder pro Tag.
    Je nach Anzahl der Modellwechsel entstehen 120-140 Laufräder pro Tag.
  • Die Reifen werden händisch montiert, mit ihnen Schläuche und Felgenbänder.Die Reifen werden händisch montiert, mit ihnen Schläuche und Felgenbänder.
    Die Reifen werden händisch montiert, mit ihnen Schläuche und Felgenbänder.
    Die Reifen werden händisch montiert, mit ihnen Schläuche und Felgenbänder.
  • Knappe drei Seiten füllt dabei das Spektrum an möglichen Kombinationen.Knappe drei Seiten füllt dabei das Spektrum an möglichen Kombinationen.
    Knappe drei Seiten füllt dabei das Spektrum an möglichen Kombinationen.
    Knappe drei Seiten füllt dabei das Spektrum an möglichen Kombinationen.

Simplons dienstältester Mitarbeiter ist der erste von rund zwanzig Männern, die uns bei unserem Rundgang durch die Produktions- und Lagerhallen begegnen. Tatsächlich beginnt der Weg eines Simplon Bikes aber noch eine Abteilung weiter, in der Buchhaltung. Dort geht der vom Kundendienst aufgenommene Auftrag ein und wird auf einem weißen Blatt Papier festgehalten. Modell, Größe, Farbe, Ausstattungspaket, Sonderwünsche - sämtliche vom Händler per EDV-System, E-Mail, Fax oder Telefon vermerkten Angaben finden hier Platz.

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Auftragseingang: Wünsch' dir was ...

Was Simplon seit jeher auszeichnet, ist sein Baukastensystem. Bereits in den Sechzigerjahren waren Teile der Bestückung individuell wählbar: Freilauf oder 3-Gang, Lenkerform, die Farbe der Schutzbleche oder Kleidernetze ... Heute sind nur zwei Modelle fix bestückt, bei jedem anderen können sich die Kunden in puncto Antrieb, Federung, Laufrad etc. zwischen zig Optionen entscheiden. Und doch vergehen im Regelfall nur drei, in der Hochsaison zehn Tage, bis das Rad in der gewünschten Konfiguration beim Kunden steht.
Für Einkauf, Logistik und Lagerhaltung ist dieser Service natürlich eine große Aufgabe. Ein Beispiel: Im Vorjahr gab es alleine 48 verschiedene Kurbel-Spezifikationen für Rennräder! "Das funktioniert nur, weil wir hier auf enorme Erfahrungswerte zurückgreifen können und unsere Rahmenhersteller uns aufgrund unserer langjährigen Zusammenarbeit rascher bedienen, als dies ausschließlich aufgrund unserer Stückzahlen der Fall wäre", gibt Geschäftsführer Andreas Hämmerle zu.

Rundgang durchs Lager

  • Viele Optionen bedeuten viel Lagerbedarf.Viele Optionen bedeuten viel Lagerbedarf.
    Viele Optionen bedeuten viel Lagerbedarf.
    Viele Optionen bedeuten viel Lagerbedarf.
  • Insgesamt liegen in Hard  mehrere Millionen Euro Insgesamt liegen in Hard  mehrere Millionen Euro
    Insgesamt liegen in Hard mehrere Millionen Euro
    Insgesamt liegen in Hard mehrere Millionen Euro
  • an Laufrädern, Schaltungen, Sätteln, Federgabeln uvm.an Laufrädern, Schaltungen, Sätteln, Federgabeln uvm.
    an Laufrädern, Schaltungen, Sätteln, Federgabeln uvm.
    an Laufrädern, Schaltungen, Sätteln, Federgabeln uvm.
  • Die Rahmen selbst müssen nach WareneingangDie Rahmen selbst müssen nach Wareneingang
    Die Rahmen selbst müssen nach Wareneingang
    Die Rahmen selbst müssen nach Wareneingang
  • natürlich auch irgendwo zwischengelagert werden.natürlich auch irgendwo zwischengelagert werden.
    natürlich auch irgendwo zwischengelagert werden.
    natürlich auch irgendwo zwischengelagert werden.
  • Die Lagerverwaltung passiert per Spickzettel und händisch.Die Lagerverwaltung passiert per Spickzettel und händisch.
    Die Lagerverwaltung passiert per Spickzettel und händisch.
    Die Lagerverwaltung passiert per Spickzettel und händisch.
  • "Chaotisch wird's ohnehin von selber", ist Hämmerle gegenüber automatisierten Systemen skeptisch.
    "Chaotisch wird's ohnehin von selber", ist Hämmerle gegenüber automatisierten Systemen skeptisch.
    "Chaotisch wird's ohnehin von selber", ist Hämmerle gegenüber automatisierten Systemen skeptisch.

So manches in den Firmenhallen von Simplon, allen voran die Lagerung, wäre effizienter, moderner oder einfacher zu lösen. Allein: Output-Maximierung ist nicht der Vorarlberger oberstes Ziel. Vielmehr steht für Familie Hämmerle und Mitarbeiter die Qualität über allem. Das war schon so, als Großvater Josef 1961 die Firma gründete.
Damals genossen die „rostfreien“ Fahrräder aus der Schweiz in Vorarlberg ungleich höheres Ansehen als die Pendants österreichischer Provenienz (Puch, Triumph, RWC …). Deshalb entschloss sich der Geschäftsmann, ganz Marketing-Profi, den Qualitätsnimbus des „Schweizer Rades“ zu importieren, indem er seiner Marke den Namen eines bekannten eidgenössischen Alpenpasses verpasste und Rahmen, Bremsen und Felgen bei den Nachbarn erwarb.

Abriss der Firmengeschichte

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Das Gründungshaus in Hard am Bodensee

Fahrradhändler Josef Hämmerle gründet 1961 die Firma Simplon. In Hard beginnt die Montage von Fahrrädern „auf Schweizer Niveau“.
Anfangs werden die Einzelteile für die hochwertigen Sporträder bei den Eidgenossen zugekauft, dann in Deutschland.

Als in den Siebzigerjahren das Rennrad boomt, bringen Josef Hämmerles Söhne Heinz und Kurt, selbst Radrennfahrer, ihr Know-how ein.
Der Familienbetrieb setzt erstmals auf Eigenentwicklungen und lässt von Unterlieferanten produzieren.

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Das 5-Sterne-Rad.

Das 5-Sterne-Rad und Gerhard Zadrobileks darauf errungener Österreich-Rundfahrt-Sieg bringen österreichweite Bekanntheit.

Der Wechsel von Stahl auf Titan, dann Aluminium, bedeutet für viele Fahrradhersteller mit eigener Produktion das Ende. Simplon hingegen übersteht die schwierigen 1980er-Jahre dank seines früh etablierten "Outsourcings" problemlos und kann flexibel auf alle Änderungen in der Rahmenbautechnologie reagieren.

Mit der dritten Generation hält auch das Mountainbike Einzug. Der Maschinenbauer Andreas Hämmerle etabliert nach zweijährigem USA-Aufenthalt die erste Palette grobstolliger Fahrräder.

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Der Mythos: das Mythos.

Darüber hinaus bringen die 1990er-Jahre Innovationen im Trekking- und Crossbike-Sektor.
Mit dem EU-Beitritt Österreichs fallen die Zoll-Kosten. Simplon-Räder werden damit auch in Deutschland konkurrenzfähig. Also wagen die Vorarlberger 1994 den Schritt nach Deutschland, kurze Zeit später auch in die Schweiz. Beim dortigen, gewichtsabhängigen Zoll sind die Leichtbau-Modelle ein Vorteil.
Im gleichen Jahr kommt mit dem Mythos außerdem das erste Carbon-MTB auf den Markt und sichert Simplon früh eine Expertenrolle im Umgang mit dem neuen Material.

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Geschäftsführer Andreas Hämmerle.

Mit innovativen Carbon-Modellen am Rennrad-und MTB-Sektor festigt Simplon seinen Ruf als Leichtbau-Spezialist. Daneben bringt das neue Jahrtausend aber auch Fullys mit mehr Federweg und E-Bikes mit Simplon-exklusiver Antriebstechnologie.

Heute wird das Familienunternehmen von Andreas Hämmerle und dessen Cousin Christian geführt. Rund 50 Mitarbeiter sind in Hard beschäftigt, hinzu kommen sechs Außendienstmitarbeiter.
Jährlich verlassen ca. 13.000 Fahrräder den Firmensitz, 65 % davon (Tendenz steigend) gehen in den Export (D, CH, Südtirol). Der Jahresumsatz liegt bei etwa 20 Mio. Euro.

Besuch in der Produktion

Fünfzig Jahre später halten die heutigen Geschäftsführer die Maximen ihres Großvaters nach wie vor hoch. Kein Fließband quert die Firmenhallen, kein Luftdruck-Schlauch hängt von der Decke, relative Stille umgibt die Montage-Plätze im ersten Stock und Erdgeschoß. Hier wird jede Schraube von Hand und nötigenfalls Drehmomentschlüssel reingedreht, und die Arbeiter bestücken einen Rahmen vom ersten Kurbelarm bis zum letzten Staubkapperl in einem durch. Projekt- statt Fließbandarbeit, Herz und Hirn statt automatisierter Routine.

Um die Monteure zu fordern und nicht zu bloßen Robotern zu degradieren, müssen sich diese den Rahmen und sämtliche Anbauteile selbst zusammensuchen und sind per Kontrollnummer auch jederzeit für ihr Werk verantwortlich. Die Sicherung des Nachschubs an Seilen, Schrauben, Gummistoppeln und Co. liegt ebenfalls in ihrem Kompetenzbereich. Auch gibt es keine Auserwählten, die nur Hightech-Räder zusammenschrauben und niedriges Fußvolk, das tagein, tagaus in den Eingeweiden der günstigen Modelle wühlt. "Hier macht jeder alles, in der Zeit, die er dafür braucht", erklärt Andreas Hämmerle, und sein Blick wird dabei fast väterlich.
Natürlich gibt es aber schon Richtwerte. Sechs bis sieben Rennräder pro Tag und Nase sind beispielsweise Usus, wenn ein Monteur gut eingearbeitet ist. Bis es so weit ist, erleichtern ihm Montagelisten, penibel dokumentierte Richtlinien oder einfach die Kollegen seine Aufgabe.

  • Der Aufbau ist zweistufig: Der Rahmenmonteur (vorne links) arbeitet dem Radmonteur (Bildmitte) zu.Der Aufbau ist zweistufig: Der Rahmenmonteur (vorne links) arbeitet dem Radmonteur (Bildmitte) zu.
    Der Aufbau ist zweistufig: Der Rahmenmonteur (vorne links) arbeitet dem Radmonteur (Bildmitte) zu.
    Der Aufbau ist zweistufig: Der Rahmenmonteur (vorne links) arbeitet dem Radmonteur (Bildmitte) zu.
  • Anhand des Kontrollblattes, das jedem Rahmen und jeder Gabel beiliegt, wird nochmals gecheckt: Steifigkeitswerte, Toleranzen etc.Anhand des Kontrollblattes, das jedem Rahmen und jeder Gabel beiliegt, wird nochmals gecheckt: Steifigkeitswerte, Toleranzen etc.
    Anhand des Kontrollblattes, das jedem Rahmen und jeder Gabel beiliegt, wird nochmals gecheckt: Steifigkeitswerte, Toleranzen etc.
    Anhand des Kontrollblattes, das jedem Rahmen und jeder Gabel beiliegt, wird nochmals gecheckt: Steifigkeitswerte, Toleranzen etc.
  • Bei der Rahmen-Montage werden Steuerrohr, Tretlager, Bremssitz und sogar Gewindeösen nachgefräst, alle Lager gefettet, Schutzfolien aufgeklebt.Bei der Rahmen-Montage werden Steuerrohr, Tretlager, Bremssitz und sogar Gewindeösen nachgefräst, alle Lager gefettet, Schutzfolien aufgeklebt.
    Bei der Rahmen-Montage werden Steuerrohr, Tretlager, Bremssitz und sogar Gewindeösen nachgefräst, alle Lager gefettet, Schutzfolien aufgeklebt.
    Bei der Rahmen-Montage werden Steuerrohr, Tretlager, Bremssitz und sogar Gewindeösen nachgefräst, alle Lager gefettet, Schutzfolien aufgeklebt.
  • Dann geht's weiter zum Kollegen von der Rad-Montage.Dann geht's weiter zum Kollegen von der Rad-Montage.
    Dann geht's weiter zum Kollegen von der Rad-Montage.
    Dann geht's weiter zum Kollegen von der Rad-Montage.
  • Dieser übernimmt die komplette Bestückung,Dieser übernimmt die komplette Bestückung,
    Dieser übernimmt die komplette Bestückung,
    Dieser übernimmt die komplette Bestückung,
  • (größenabhängige!) Seilablängung, Einstellung(größenabhängige!) Seilablängung, Einstellung
    (größenabhängige!) Seilablängung, Einstellung
    (größenabhängige!) Seilablängung, Einstellung
  • und finale Säuberung samt Endkontrolle.und finale Säuberung samt Endkontrolle.
    und finale Säuberung samt Endkontrolle.
    und finale Säuberung samt Endkontrolle.
  • Das fertige Rad wird inkl. Laufrädern und eingeschlagenem LenkerDas fertige Rad wird inkl. Laufrädern und eingeschlagenem Lenker
    Das fertige Rad wird inkl. Laufrädern und eingeschlagenem Lenker
    Das fertige Rad wird inkl. Laufrädern und eingeschlagenem Lenker
  • verpackt und quasi fahrbereit zum Händler geschickt. verpackt und quasi fahrbereit zum Händler geschickt.
    verpackt und quasi fahrbereit zum Händler geschickt.
    verpackt und quasi fahrbereit zum Händler geschickt.

Den Entwicklern über die Schulter geschaut

Bevor aber überhaupt ein Rad bestückt und ausgeliefert werden kann, muss es entwickelt und produziert werden. Bei Simplon passiert dies im Wesentlichen an einem großen Schreibtisch, auf dem sich Product Manager Frank Proksch und Konstrukteur Andreas Heckmeier gegenübersitzen. Große Computer-Bildschirme, CAD-Software und mit Zahlencodes und Buchstaben-Kürzeln vollgestopfte Tabellen bestimmen ihren Arbeitsalltag.
Wenn dann nach ersten 2D-Zeichnungen und 3D-Modellen die Zeit der Prototypen kommt, ist Frank Proksch auch öfter "drüben", sprich, in Asien, um die ersten Ergebnisse ihrer bis dahin lediglich theoretischen Konstrukte in Augenschein zu nehmen. Anschließend folgt jene Phase, um die alle anderen Kollegen die Entwicklungsabteilung beneiden: Mit einem Federbein-Spezialisten im Schlepptau, mehreren Dämpfern im Rucksack und viel Gefühl in den Fingerspitzen geht's auf den Pfänder, um das berühmte "neutrale Setup" zu finden.
Am Anfang jeder Neuentwicklung stehen strategische Überlegungen: Händler-Inputs, Branchentrends, Teamfahrer-Feedbacks und das aktuelle Portfolio geben Antworten auf die Fragen, was Simplon braucht, will und wohin die Marke sich entwickeln soll. Inspiration holen sich die Konstrukteure in der Auto- und Luftfahrt-Industrie, im Erfahrungsaustausch mit ihren Verbund-Lieferanten Mitsubishi und Toray, vor allem aber auf dem Rad selbst.

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Frank "du musst die streicheln" Proksch.

"Wir sind alle ein Haufen Verrückter, die sich gegenseitig befruchten, gemeinsam Ideen durchspielen, einander Feedback geben", erklärt Frank Proksch den durchaus sinnvollen Nebeneffekt von spaßigen Bike-Ausflügen in der Mittagszeit. Er selbst nennt ein federleichtes Trekkingbike, ein Rennrad und einen 29er sein eigen und nützt den täglichen Weg zur Arbeit oder die Hausrunde mitunter auch für spontane Produkttests.

Wenn sich dann eine Idee als verfolgenswert, eine Detaillösung als sinnvoll erweist, profitieren die Vorarlberger von ihrer überschaubaren Größe: "Wenn Andreas von etwas überzeugt ist, kann man's bei Simplon machen", beschreibt der Product Manager die kurzen Entscheidungswege in Hard.
Schon öfter hat sich diese Flexibilität als Vorteil erwiesen und dem David einen Wettbewerbsvorteil unter den Goliaths verschafft - wenngleich ein solcher Vorsprung heute oft nicht länger als für eine Saison zu halten ist, fehlen doch Simplon die Mittel, um jede Schraube patentieren zu lassen, wie das laut Proksch manch Mitbewerber macht.

  • Basierend auf 2D-Gittermustern (hier geht's im Detail übrigens um die Gusset-Innenkurve des Lexx 2012), die Winkel und Geometrien festlegenBasierend auf 2D-Gittermustern (hier geht's im Detail übrigens um die Gusset-Innenkurve des Lexx 2012), die Winkel und Geometrien festlegen
    Basierend auf 2D-Gittermustern (hier geht's im Detail übrigens um die Gusset-Innenkurve des Lexx 2012), die Winkel und Geometrien festlegen
    Basierend auf 2D-Gittermustern (hier geht's im Detail übrigens um die Gusset-Innenkurve des Lexx 2012), die Winkel und Geometrien festlegen
  • werden 3D-Modelle erstellt. Liest sich einfach, dauert je nach Komplexität und Kinematik aber ein bis sechs Monate.werden 3D-Modelle erstellt. Liest sich einfach, dauert je nach Komplexität und Kinematik aber ein bis sechs Monate.
    werden 3D-Modelle erstellt. Liest sich einfach, dauert je nach Komplexität und Kinematik aber ein bis sechs Monate.
    werden 3D-Modelle erstellt. Liest sich einfach, dauert je nach Komplexität und Kinematik aber ein bis sechs Monate.
  • Erst geht's darum, wie die Rohrformen verschnitten und dimensioniert werden, sprich: Wie die Kräfte durch den Rahmen leiten und das Ding steif kriegen?Erst geht's darum, wie die Rohrformen verschnitten und dimensioniert werden, sprich: Wie die Kräfte durch den Rahmen leiten und das Ding steif kriegen?
    Erst geht's darum, wie die Rohrformen verschnitten und dimensioniert werden, sprich: Wie die Kräfte durch den Rahmen leiten und das Ding steif kriegen?
    Erst geht's darum, wie die Rohrformen verschnitten und dimensioniert werden, sprich: Wie die Kräfte durch den Rahmen leiten und das Ding steif kriegen?
  • Dann kommen die Formensprache und Komponentenanforderungen hinzu: Wie sieht's schön aus, wo kann der Umwerfer befestigt werden? etc.Dann kommen die Formensprache und Komponentenanforderungen hinzu: Wie sieht's schön aus, wo kann der Umwerfer befestigt werden? etc.
    Dann kommen die Formensprache und Komponentenanforderungen hinzu: Wie sieht's schön aus, wo kann der Umwerfer befestigt werden? etc.
    Dann kommen die Formensprache und Komponentenanforderungen hinzu: Wie sieht's schön aus, wo kann der Umwerfer befestigt werden? etc.
  • Wenn dann auch noch Gedanken zum besseren Handling einfließen, entstehen mitunter Gimmicks wie die "Service-Klappe am Tretlager.Wenn dann auch noch Gedanken zum besseren Handling einfließen, entstehen mitunter Gimmicks wie die "Service-Klappe am Tretlager.
    Wenn dann auch noch Gedanken zum besseren Handling einfließen, entstehen mitunter Gimmicks wie die "Service-Klappe am Tretlager.
    Wenn dann auch noch Gedanken zum besseren Handling einfließen, entstehen mitunter Gimmicks wie die "Service-Klappe am Tretlager.
  • Gelegentlich helfen Modelle aus EPS-Kunststoff beim Veranschaulichen. Insgesamt besteht ein Carbonrahmen übrigensGelegentlich helfen Modelle aus EPS-Kunststoff beim Veranschaulichen. Insgesamt besteht ein Carbonrahmen übrigens
    Gelegentlich helfen Modelle aus EPS-Kunststoff beim Veranschaulichen. Insgesamt besteht ein Carbonrahmen übrigens
    Gelegentlich helfen Modelle aus EPS-Kunststoff beim Veranschaulichen. Insgesamt besteht ein Carbonrahmen übrigens
  • aus 600 bis 700 Einzelteilen, und max. 7 Rahmen entstehen täglich pro Form (Produktionsvolumen Alurahmen: 100 pro Tag).aus 600 bis 700 Einzelteilen, und max. 7 Rahmen entstehen täglich pro Form (Produktionsvolumen Alurahmen: 100 pro Tag).
    aus 600 bis 700 Einzelteilen, und max. 7 Rahmen entstehen täglich pro Form (Produktionsvolumen Alurahmen: 100 pro Tag).
    aus 600 bis 700 Einzelteilen, und max. 7 Rahmen entstehen täglich pro Form (Produktionsvolumen Alurahmen: 100 pro Tag).
  • Zuletzt wartet (bei Fullys) die hohe Kunst der Kinematik. Die Verschiebung eines Drehpunkts um nur einen Millimeter kann WeltenZuletzt wartet (bei Fullys) die hohe Kunst der Kinematik. Die Verschiebung eines Drehpunkts um nur einen Millimeter kann Welten
    Zuletzt wartet (bei Fullys) die hohe Kunst der Kinematik. Die Verschiebung eines Drehpunkts um nur einen Millimeter kann Welten
    Zuletzt wartet (bei Fullys) die hohe Kunst der Kinematik. Die Verschiebung eines Drehpunkts um nur einen Millimeter kann Welten
  • im Verlauf der Kennlinien bedeuten. Das Ergebnis ist immer ein Kompromiss aus Idealkurve und Komponentenanforderungenim Verlauf der Kennlinien bedeuten. Das Ergebnis ist immer ein Kompromiss aus Idealkurve und Komponentenanforderungen
    im Verlauf der Kennlinien bedeuten. Das Ergebnis ist immer ein Kompromiss aus Idealkurve und Komponentenanforderungen
    im Verlauf der Kennlinien bedeuten. Das Ergebnis ist immer ein Kompromiss aus Idealkurve und Komponentenanforderungen
  • (Leitblechlänge, Umwerfer-Fixplatz, Reifenbreite, Anlenkung etc.). Am Kibo wurde die Kinematik beispielsweise 8 Mal revidiert.(Leitblechlänge, Umwerfer-Fixplatz, Reifenbreite, Anlenkung etc.). Am Kibo wurde die Kinematik beispielsweise 8 Mal revidiert.
    (Leitblechlänge, Umwerfer-Fixplatz, Reifenbreite, Anlenkung etc.). Am Kibo wurde die Kinematik beispielsweise 8 Mal revidiert.
    (Leitblechlänge, Umwerfer-Fixplatz, Reifenbreite, Anlenkung etc.). Am Kibo wurde die Kinematik beispielsweise 8 Mal revidiert.

Blick in die Zukunft

Für ein kleines Team wie bei Simplon ist die Entwicklung von drei neuen Rahmen pro Jahr eine realistische Zahl. 2011 stemmte die Abteilung mit gleich fünf Neulingen (das Komfort-orientierte Rennrad Kiaro, das All Mountain-Fully Kibo in Alu und Carbon, das 29er Razorblade und das Lifestyle-Modell Silkcarbon) das absolute Maximum des Möglichen. Das heißt aber nicht, dass für 2012 nun alle Lichter aus sind – im Gegenteil.
Was 2013 auf den Markt kommen wird, erblickt dieser Tage als Prototyp das Licht der Welt. Noch will Frank Proksch nicht wirklich ausplaudern, was er in petto hat. Aber für die erste Neugierde tun’s auch seine Anspielungen. „Das Stomp ist schon ein wenig in die Jahre gekommen. Und wenn man sich ansieht, welchen Erfolg die großen Räder einfahren …“ … wird’s wohl ein 100-Millimeter-Fully in 29 Zoll werden, schlussfolgern wir jetzt einfach mal frech dahin.
Generell sieht man bei Simplon eine große Zukunft für Twentyniner, so lange es nicht auf kompliziert-verwinkelten XC-Kursen dahingeht. „Aber das Gros der Biker fährt Forststraßen-Autobahnen“, glaubt Proksch, dass Big Wheels das klassische MTB im niedrigeren Federwegsbereich über kurz oder lang ablösen werden. Nicht zuletzt, weil die gesamte Branche ihre Anstrengungen zur Verbesserung der Performance von 29-Zoll-Bikes verstärkt. „Sram wird zum Beispiel die Taper-Länge der Gabel verkürzen, um die Steigfähigkeit der Twentyniner zu verbessern“, plaudert der Deutsche aus dem Nähkästchen. Bei Big Bikes mit Federwegen von 160 mm und mehr sieht er hingegen Grenzen. „Da halte ich das 29er-Konzept hinsichtlich der Steifigkeit von Laufrädern und Gabeln für nicht umsetzbar.“

  • Prototypen wie Serienbikes müssen sich nicht nur in Fahrtests beweisen, sondern auch am Prüfstand.Prototypen wie Serienbikes müssen sich nicht nur in Fahrtests beweisen, sondern auch am Prüfstand.
    Prototypen wie Serienbikes müssen sich nicht nur in Fahrtests beweisen, sondern auch am Prüfstand.
    Prototypen wie Serienbikes müssen sich nicht nur in Fahrtests beweisen, sondern auch am Prüfstand.
  • Auf der hauseigenen Anlage werden stichprobenartig Steifigkeit und Dauerfestigkeit der Serienbikes geprüft.Auf der hauseigenen Anlage werden stichprobenartig Steifigkeit und Dauerfestigkeit der Serienbikes geprüft.
    Auf der hauseigenen Anlage werden stichprobenartig Steifigkeit und Dauerfestigkeit der Serienbikes geprüft.
    Auf der hauseigenen Anlage werden stichprobenartig Steifigkeit und Dauerfestigkeit der Serienbikes geprüft.
  • Das ungleich größere Prüf-Prozedere findet während der Entwicklung und Herstellung in Asien statt.Das ungleich größere Prüf-Prozedere findet während der Entwicklung und Herstellung in Asien statt.
    Das ungleich größere Prüf-Prozedere findet während der Entwicklung und Herstellung in Asien statt.
    Das ungleich größere Prüf-Prozedere findet während der Entwicklung und Herstellung in Asien statt.
  • Zusätzlich beauftragt Simplon externe Prüf-Institute. Kosten pro Test: 12.000 Euro.Zusätzlich beauftragt Simplon externe Prüf-Institute. Kosten pro Test: 12.000 Euro.
    Zusätzlich beauftragt Simplon externe Prüf-Institute. Kosten pro Test: 12.000 Euro.
    Zusätzlich beauftragt Simplon externe Prüf-Institute. Kosten pro Test: 12.000 Euro.

Auf dem Rennrad-Sektor sieht sich Simplon viel stärker als im Gelände von den Entscheidungen der UCI abhängig. „Erst wenn’s die Profis fahren, will es die breite Masse auch“, meint Proksch, und gibt deshalb Entwicklungen wie Asphaltschneidern mit Discs erst nach erfolgter UCI-Freigabe eine Chance.
Was aber nicht zuletzt aufgrund der Wünsche des seit 2011 von Simplon gesponserten NetApp-Teams angegangen wurde, ist das Thema Aerodynamik. „Ab einer gewissen Geschwindigkeit im Peloton ist dieses tatsächlich mitentscheidend, hinzu kommt der psychologische Effekt“ zeigt der Product Manager durchaus Verständnis, dass sich die Fahrer des Pro Continental-Teams luftströmungsoptimierte Rahmen wünschten. Für die breite Masse wird er versuchen, die systemimmanenten Nachteile eines solchen Aero-Rades (Gewicht, extreme Steifigkeit, Kosten) möglichst zu kompensieren. Denn wie immer sollen die Endverbraucher genau das gleiche Modell fahren können wie die Profis …

  • Billig ist das NetApp-Sponsoring nicht, aber im Millionen-BereichBillig ist das NetApp-Sponsoring nicht, aber im Millionen-Bereich
    Billig ist das NetApp-Sponsoring nicht, aber im Millionen-Bereich
    Billig ist das NetApp-Sponsoring nicht, aber im Millionen-Bereich
  • wie bei den World Tour-Teams liegt das Engagement noch nicht.wie bei den World Tour-Teams liegt das Engagement noch nicht.
    wie bei den World Tour-Teams liegt das Engagement noch nicht.
    wie bei den World Tour-Teams liegt das Engagement noch nicht.
  • Gefahren wird auf Pavo und Mr.T, Ersteres gibt's als Team Replica.Gefahren wird auf Pavo und Mr.T, Ersteres gibt's als Team Replica.
    Gefahren wird auf Pavo und Mr.T, Ersteres gibt's als Team Replica.
    Gefahren wird auf Pavo und Mr.T, Ersteres gibt's als Team Replica.

Apropos: Auch das Engagement bei Deutschlands hochklassigstem Rennteam fällt eigentlich in die Kategorie „Zukunftsmusik“. Denn während der Österreichische Markt in Andreas Hämmerles Augen ziemlich ausgereizt ist, sieht er im deutschen bzw. internationalen durchaus noch Potenzial. „Wir haben aber weder die Kapazitäten noch das Bestreben, mit unserem Individualsystem zu expandieren. Hier müssten wir eher mit Fixmodellen oder Framesets operieren“, so der Geschäftsführer. Erste Versuche mit den Carbon-Modellen sind in Italien bereits angelaufen
Da kommt eine bald 18-köpfige Mannschaft mit germanischem Sitz und internationaler Ausrichtung gerade recht, auch, wenn diese Marketing-Maßnahme „eine Zahl mit fünf Nullen“ schwer ist. Zwar ließen sich nach nur einem Jahr noch keine Aussagen darüber treffen, ob die Rechnung aufgehen wird, einer Sache ist sich Hämmerle aber gewiss: „Rennradfahrer achten stärker als Mountainbiker darauf, welche Marken die Profis fahren.“
Für professionelle Mountainbiker, die gerne in einem Simplon-gesponserten Team fahren würden, heißt’s deshalb aber vorerst bitte warten. Denn „irgendwo muss man ja auch einmal aufhören mit Geld-Ausgeben“ (O-Ton Hämmerle).
Beim Qualitätsanspruch wird das allerdings nie der Fall sein. Das war in den letzten 50 Jahren so, und das wird auch in Zukunft so sein. Und wer weiß, vielleicht hält beim nächsten Jubiläum dann ja auch das Firmengebäude mit diesem über Jahre aufgebauten Image mit …

  • Das ist der Pantoffel von Marketing-Leiter Jan Biedermann. Wiewohl dieser uns durch den gesamten Tag bei Simplon geleitete, hat er es nicht in den Bericht geschafft. Sorry, Jan - und danke für den köstlichen Kaffe!
    Das ist der Pantoffel von Marketing-Leiter Jan Biedermann. Wiewohl dieser uns durch den gesamten Tag bei Simplon geleitete, hat er es nicht in den Bericht geschafft. Sorry, Jan - und danke für den köstlichen Kaffe!
    Das ist der Pantoffel von Marketing-Leiter Jan Biedermann. Wiewohl dieser uns durch den gesamten Tag bei Simplon geleitete, hat er es nicht in den Bericht geschafft. Sorry, Jan - und danke für den köstlichen Kaffe!

I a voller Simplon Fan, Pavo, Stomp, Dozer, Myhtos, .... alles schon gehabt, weiter so Jungs und 50% auf alles wäre nett ansonsten müssen meine Kids nackert in die Schule gehen.

Wünschen tu ich mir: Auf Basis Dozer a federleichtes 160mm Fully -- Soll ich gleich meine Adresse bekanntgeben damit ihr ma des Teil schicken könnt?

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