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Weite, Wein und Wald

Weite, Wein und Wald

27.06.13 07:42 8.273Text: NoMan
Lisi Hager

nicht mehr sehr blond, immer noch blauäugig, schokosüchtiger denn je

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Fotos: Rene Wallentin, Waldviertel Tourismus/R. Mandl (6), R. Herbst (1)
Als Rennrad-Destination ist Niederösterreichs Norden, genauer: das Waldviertel, mindestens so unterschätzt wie unbekannt. Schade eigentlich ...27.06.13 07:42 8.308

Weite, Wein und Wald

27.06.13 07:42 8.3085 Kommentare NoMan
Lisi Hager

nicht mehr sehr blond, immer noch blauäugig, schokosüchtiger denn je

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Rene Wallentin, Waldviertel Tourismus/R. Mandl (6), R. Herbst (1)
Als Rennrad-Destination ist Niederösterreichs Norden, genauer: das Waldviertel, mindestens so unterschätzt wie unbekannt. Schade eigentlich ...27.06.13 07:42 8.308

Wo wir sind, ist oben. Wie recht doch der Tourismusverband mit diesem Slogan hat! Weit schweift der Blick; nur Felder, Wiesen und Wälder, wohin das Auge reicht. Wir befinden uns oben im Hochland, oben in Niederösterreich, oben im nördlichen Waldviertel, unweit der Grenze zur Tschechischen Republik. Die Gegend ist einsam, das Straßennetz perfekt.

Das Einzugsgebiet des herrlichen Nationalpark Thayatal haben wir über Geras und dessen Barockstift verlassen und fahren nun geradewegs auf Raabs an der Thaya zu. "Im Gasthaus Raffetseder gibt's den besten Schweinsbraten der Welt", spornt uns Local Reinhard Hörmann noch einmal an.
Denn was die findigen Marketing-Spezialisten verschwiegen haben: Wo oben ist, ist auch Wind! Beharrlich stemmt er sich uns entgegen, unaufhaltsam pfeift er in Helm und Ohr. Beine und Kopf sind deshalb schon ein wenig müder, als der Kilometerstand vermuten lassen würde.

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Szenenwechsel. „Alles mit der Zeit“, steht auf dem zinnenbewehrten Verderberhaus am stolzen Retzer Hauptplatz. Im Gegensatz zum rauen Hochland des Nordens vermittelt das prunkvolle Zentrum der Weinviertel-Metropole eher südliches Flair.
Tatsächlich verbirgt sich das bemerkenswerteste Bauwerk der prächtigen Weinstadt jedoch tief in ihrem Bauch: Über eine Gesamtlänge von ca. 20 Kilometern – somit umfangreicher als das oberirdische Straßennetz – erstreckt sich unter dem Retzer Stadtkern der größte Weinkeller Österreichs. Bis zu 20 Meter tief und teilweise dreigeschossig angelegt, hat er die Jahrhunderte überdauert und dient heute neben seiner eigentlichen Bestimmung auch als Vinothek, Theaterkulisse und Erlebniswelt.

„Das Kamptal ist für uns quasi das Epizentrum des Radsports“, erzählt Reinhard, als wir von Retz über Eggenburg und Maissau südwärts strampeln. „Der URC Langenlois veranstaltet mit den Rennradtagen sogar einen internationalen Event.“
Am malerischen Schnittpunkt von Weinterrassen, Flusslandschaft und Gföhlerwald angekommen, interessieren uns jedoch, ehrlich gesagt, fast mehr die Buschenschanken. An jeder Ecke locken hier hofeigene Tropfen und großzügig belegte Jausenbrote. Dass die Heurigen oft nur aus ein paar im Schutz der Hauswand aufgestellten Tischen und Bänken bestehen, macht sie umso sympathischer.

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Mittelalter und Moderne

Alles mit der Zeit. Das bedeutet nicht nur „Gemach, Gemach“. Es beschreibt auch das fruchtbare Nebeneinander der Epochen. In allen Landesteilen zeugen Burgen von früherer Wehrhaftigkeit, berichten Ruinen vom Stolz ihrer einstigen Herren. Als Ausflugsziele für die Touristen von heute bieten sie sich ebenso an wie die Stifte Zwettl, Geras oder Altenburg.
Aber auch die moderne Architektur hat mittlerweile ihren Platz, man denke nur an den mit Aluminium verkleideten Kubus der Weinerlebniswelt Loisium. Mancherorts erzählen bröckelnde Hausfassaden und blinde Fenster vom Wandel der Erwerbs- und Arbeitswelt, von Abwanderung und Resignation. Anderswo ist es ausgerechnet das Alte, Wiederbelebte, das für Besucherströme und internationales Interesse sorgt: die Kulturpflanzen im Schaugarten Arche Noah, die Falknerei auf der Rosenburg, die unorthodoxen Klänge beim Festival der Schrammelmusik.

Überhaupt haben sich Tourismus, Landwirtschaft und Infrastruktur von Niederösterreichs Norden seit dem Fall des Eisernen Vorhangs ordentlich gemausert. Speziell Radfahrer profitieren von diesem Wandel auf Schritt und Tritt.
Denn die Wirtshauskultur, immer schon ausgeprägt und hochgehalten, hat ihre bodenständige Gastlichkeit und regionale Tradition um den Faktor Raffinesse erweitert. Gebeizte Krumbacher Lachsforelle, geschmortes Schulterscherzl vom Waldviertler Weiderind oder Mohnknödel mit Hollerkoch sind nur einige der regionalen Schmankerl, mit denen wir uns im Lauf unseres Aufenthaltes verwöhnen. Ausgezeichnete Hotels, in denen Biker herzlich willkommen sind, gibt es mittlerweile ebenfalls im ganzen Land. Der regionstypische Grüne Veltliner hat sich zur Spezialität mit anerkannter Herkunfts- und Qualitätsbezeichnung (DAC) entwickelt.
Und was den Weinviertlern der Rebensaft, ist den Waldviertlern das Bier. In Zwettl, Schrems und Weitra haben Hopfenanbau und Braukunst eine jahrhundertealte Tradition, und wo schmeckt ein Radler frischer und fruchtiger als dort, wo er soeben aus dem Brauhaus kam!

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Auch Hügel machen Meter

Alles mit der Zeit. Dieses auf ganz besondere Weise ehrliche, echte Land ist auch der ideale Boden, um im Rhythmus des Tretens und Atmens alles andere zu vergessen und ein stückweit zu sich selbst zu finden.
Entlang mystischer Moore und dunkler Teiche, moosbewachsener Granitblöcke und blühender Rapsfelder geht die wellige Reise von Heidenreichstein über Schrems nach Gmünd. Dort biegen wir ab Richtung Südwesten, tauchen ein in immer ausgedehntere Wälder und hügeligeres Land. Unser Respekt für die hier trainierenden Fahrer des Radclub Kosmopiloten wächst, detto jener für die Teilnehmer des Zwettler Radmarathons.
Erst recht, als wir die Braustadt hinter uns lassen und sich bewahrheitet, was im nahegelegenen, eher flachen Weinviertel noch unvorstellbar schien: „Rund um den Ottensteiner und Dobrastausee gibt’s keinen einzigen ebenen Kilometer mehr“, hatte Reinhard Hörmann dort schon prophezeit.

Ihn erinnere das Kerngebiet des Waldviertels an Kanada, erzählt der Rohrendorfer, der eine solide Karriere als Langstreckenfahrer hinter sich hat. „Und speziell hier herunten, wo wieder mehr Mischwald ist, kannst im Herbst den schönsten Indian Summer erleben.“
Wir sitzen wieder bei einem seiner kulinarischen Geheimtipps, dem „sensationellen Schnitzel vom Nigl“ in Senftenberg, und diskutieren die überraschende Vielfalt dieses Landes. Nach dem kräftezehrenden Auf und Ab in Klein Kanada haben wir uns über das ebenso liebliche wie flache Kremstal hierher gerettet.
„Wenn ihr wollt, können wir noch anhängen. Nach Krems ist's nur ein Sprung, und gleich dahinter beginnt die Wachau“, scheinen die Reserven unseres Guides noch lange nicht erschöpft. Dankend winken wir ab. Alles mit der Zeit …

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