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Teilnahme am Ötztaler Radmarathon 2013- "Ich hatte einen Alptraum"


kapi
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Eigentlich ist der „Ötztaler“ für mich nur Mittel zum Zweck. Ich habe gemerkt, dass ich mein Ziel -mich halbwegs fit zu halten- leichter erreichen kann, wenn ich mir messbare größere Herausforderungen stecke und den Ötztaler (bei der ersten Teilnahme) unter neun Stunden zu finishen, kann man sicherlich als solche Herausforderung werten. Die Pflicht –mit mehr als 5.000 km an den Start zu gehen- habe ich absolviert, jetzt folgt nur noch die Kür. Dazu habe ich neben dem Training auch noch alle sonstigen Maßnahmen ergriffen um erfolgreich zu sein.

 

Da es aus den Vorjahren eine Fülle an Daten aus den Zeitnehmungen gibt und der der Veranstalter 8 Zwischenzeiten nimmt, war es nicht schwer einen Marschplan zu erstellen. Dieser wurde komprimiert, ausgedruckt und mittels Klebestreifen am Lenker montiert. Mein Rad (einen Alu-Renner mit etwa 7 kg) habe ich einige Wochen vor der Veranstaltung auf 11-fach umgerüstet und eine 12-28 Kassette montiert. Dazu fahre ich seit einiger Zeit mit einem Power-Meter (Wattmesskurbel) mit der ich meine Leistung objektiv messen und aufzeichnen kann. Für die Veranstaltung montiere ich mittelhohe relativ leichte Alu-Laufräder, dazu klebe ich noch einen Pannenspray an die Sattelstützte, somit bin ich für alles gerüstet.

 

Bei der Ernährung setze ich auf eine Mischung aus Flüssignahrung (Ensure), Riegel (Power-Bar) und Gels (Squeezy) und damit auf ein bewährtes Konzept.

 

Vor der Veranstaltung habe ich noch einen Leistungstest absolviert, der mir meine gute Form objektiv bestätigt hat. Ich fühle mich in der Woche vor dem Start fit und gesund, einer erfolgreichen Teilnahme und Absolvierung der 238km und 5.500hm steht also nichts im Wege.

 

Die Anreise

Für mich ist der Ötztaler kein wahnsinnig emotionales Erlebnis und Sölden ist zu dieser Jahreszeit nicht meine favorisierte Urlaubsdestination, ich möchte also möglichst spät anreisen und mich nicht zu lange vor Ort aufhalten. Dabei kommt mir entgegen, dass ein Clubkollege ein Apartment gebucht hat und noch ein Zimmer frei hat, wo ich flexibel und günstig 1-2 Nächte Quartier beziehen kann. Ich reise daher erst am Samstag zu Mittag an, um mir am Abend noch die Startnummer zu holen und nach einem leichten Abendessen zeitig ins Bett zu gehen. Neben mir nimmt mit Clubkollegen Martin noch jemand teil den ich kenne, interessant ist auch, dass er sich mit einer Zeit 8.59 exakt das gleiche Ziel gesetzt hat wie ich, wobei ich ihn etwas stärker einschätze. Wir haben uns vorab nicht genauer abgestimmt dennoch wird es während der Veranstaltung und in der Analyse sehr interessant im Vergleich.

 

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Vor dem Start

Es hat schon die ganze Nacht geregnet und die Temperatur beträgt etwa 8°, nicht gerade die Bedingungen die man sich für solch eine Veranstaltung vorstellt. Im Internet ist schon am Abend von manchen Teilnehmern zu lesen, dass sie auf den Start verzichten wollen. Für mich kommt das aber nicht in Frage, meine einzige Angst ist, dass der Veranstalter aufgrund des Wetters die Ausweichstrecke nehmen muss, das wäre für mich dann kein „Ötztaler Radmarathon“ mehr, sondern nur ein Radmarathon mit Start und Ziel in Sölden. Meine Angst ist unbegründet, die Temperaturen und Wettervorhersagen sind ausreichend, es gibt keinerlei Tendenzen die Strecke zu verkürzen also werde auch ich um 6.45 am Start stehen, wenn mit einem Böllerschuss die Veranstaltung gestartet wird. Was leider bleibt, ist der Nachteil dass meine Zeitvorgabe von unter 9 Stunden nicht mehr realistisch ist, je nach Entwicklung des Wetters im Tagesverlauf rechne ich für meine Fahrt mit mindestens 30 Minuten mehr, die Vorgabe wird daher geändert auf einen Platz unter den Top 500.

 

Von der Bekleidung her bin ich gut gerüstet und habe ich alles nötige mit. Nach dem Frühstück um etwa 5.30 ziehe ich zuerst die kurze Radbekleidung an, dann Ärmlinge und Knielinge, darüber ein Windbraker-Gilet und eine Regenjacke, eine Mütze aus Windbraker Material und lange Handschuhe. Über die Schuhe kommen einmal Plastiksackerl die mit einem Klebeband oben möglichst wasserdicht abgeklebt werden, darüber Neopren Überschuhe. Dermaßen gerüstet watschle ich bei Dunkelheit um 6 Uhr bei starkem Regen aus dem Hotel, zu diesem Zeitpunkt zugegebener maßen eine große Überwindung.

 

Vom Hotel ist der Start etwa 1km entfernt, da es bergab geht rolle ich mit dem Rad Richtung Startaustellung. Als ich dort etwa 5 Minuten nach 6 Uhr ankomme, stehen die Massen schon am Start, anscheinend war das Wetter doch nicht für so viele abschreckend. Die Analyse danach zeigt dass es letztendlich 3212 bis zur Startlinie geschafft haben. Ich nehme an, dass vor allem die Starter im Hotel geblieben sind, die schon unter guten Bedingungen mehr als 11 bis 12 Stunden benötigt hätten.

 

Ich möchte unbedingt möglichst weit vorne stehen, das wollen aber 3000 andere auch und die sind offensichtlich früher aufgestanden als ich, also muss ich mich vorne rein schummeln. Ganz vorne stehen die Promis, dann etwa 300 Fahrer die sich durch gute Vorjahresleistungen für den ersten Startblock qualifiziert haben, dann kommen die „Normalsterblichen“ und dort muss ich mich rein quetschen. Bei solchen Manövern habe ich schon Erfahrung und es ist daher kein Problem etwa 15 Meter hinter dem Gatter ins zweite Feld zu kommen, ich schätze dass etwa 300 Fahrer vor mir sind, mit dem Feld der Spitzenfahrer gerechnet werde ich daher die Startlinie als etwa 600. überqueren, was ich sehr positiv sehe. Nachdem die erste Hürde genommen ist, kommt leider ein großer Rückschlag, mein Radcomputer gibt im Regen w.o. und lässt sich nicht starten, er zeigt nur noch Höhe, Zeit und die Temperatur an. Das ist leider ein Nachteil, da ich mich stark nach Leistung und Herzfrequenz orientieren wollte und ich nun etwas im Blindflug unterwegs sein werde. Wie sagt man so schön, wenn man kein Glück hat kommt noch Pech dazu…

 

Die letzten 20 Minuten vor dem Start verharre ich regungslos und warte auf den großen Knall.

 

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Start Sölden bis Ötz 33 km (bergab)

Pünktlich um 6.45 fällt der Böllerschuss zum Start und zuerst wird die etwa 300 Personen umfassende Spitzengruppe ins Rennen geschickt. Ich stehe zwar nicht weit weg von der Spitzengruppe, aber leider werden wir erst etwa 1 Minute später vom Start gelassen. Mit meiner Position bin ich aber noch immer viel besser dran als tausende andere, Teamkollege Martin wird erst etwa 10 Minuten nach mir die Startline passieren, obwohl die Zeit netto genommen wird ein großer Nachteil. Mein Kopf schaltet sofort nach der Startlinie auf „Racemodus“ um und ich versuche Plätze gut zu machen. Es regnet stark und die Sicht ist sehr bescheiden, aber zu diesem Zeitpunkt macht mir das nichts aus. Die Abfahrt ist nicht sehr schwierig, aber bei diesen Bedingungen weder angenehm noch ungefährlich, ich habe jedoch keine großen Probleme und mache bis Ötz etwa 300 Plätze gut, das kostet natürlich ein paar „Körner“, aber ich denke die sind ganz gut investiert.

 

Zwischenzeit Ötz: Sollzeit 0:39 / IST 0:39, Platz 279 (Martin 0:48, Platz 2449)

Sektor: Sollzeit 0:39 / IST 0:39, Platz 279 (Martin 0:48, Platz 2449)

Ich habe also überraschender Weise nichts auf meinen Marschplan verloren, trotz der extrem schlechten Bedingungen und liege platzierungsmäßig (wie erwartet) deutlich besser als nach Plan. Martin hat zu seinem langsamen Start zusätzlich noch 9 Minuten kassiert (die Zeit wird wie gesagt netto genommen).

 

 

Ötz-Kühtai 17,3 km, 1200hm

Nach der Zwischenzeitmessung in Ötz geht es gleich in den Anstieg, der im Schnitt etwa 7,5 % steil ist. Mir ist klar dass ich im Moment sehr gut liege, ich aber jetzt das Tempo gut dosieren muss um nicht zu überziehen. Obwohl mir weder das Leistungsmessgerät noch die Herzfrequenzmessung zur Verfügung stehen, habe ich kein Problem meinen Rhythmus zu finden. Aus der Vorbereitung kenne ich meinen Körper so gut, um mittlerweile auch ohne technische Hilfsmittel das richtige Tempo zu finden. Dass mich jede Menge Fahrer überholen, irritiert mich überhaupt nicht. Da mir nach ein paar Minuten Anstieg auch nicht mehr kalt ist, bin ich rundum zufrieden und erreiche ohne Probleme nach 1 Stunde 19 Minuten die Bergwertung.

 

Zwischenzeit Kühtai: SOLL 1:54 / IST 1:58, Platz 521 (Martin 2:06, Platz 934)

Sektor: Sollzeit 1:15 / IST 1:19, Platz 674 (Martin 1:17, Platz 582)

Zwar bin ich um 4 Minuten langsamer als im Plan, aber aus meiner Sicht liegt das aufgrund des Wetters absolut im zu erwartenden Bereich, außerdem war es mein Plan diesen Sektor vorsichtig anzugehen, Sektor- und Gesamtplatz liegen daher wenig überraschend etwas schlechter als Platz 500, Martin hat knapp 2 Minuten aufgeholt.

 

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Kühtai-Innsbruck 38km (bergab)

Nach nicht ganz 2 Stunden Fahrzeit fehlt es mir weder an Nahrung noch an Flüssigkeit, ich fühle mich topfit, lasse wie geplant die Labestelle aus und begebe mich in die Abfahrt. Aus Berichten weiß ich, dass die Abfahrt schnell aber eher ungefährlich ist, zumindest bei Trockenheit und passenden Temperaturen. Aber zu dieser Zeit hat es 3° und es regnet heftig, die Sicht Null und ich kühle merklich aus, aber bergab ist meine Stärke. Den anderen Fahrern geht es anscheinend deutlich schlechter als mir, ich kann bergab Platz um Platz gut machen. Zu dieser Zeit bin ich fast froh dass meine Geschwindigkeitsanzeige nicht funktioniert, eigentlich möchte ich gar nicht wissen wie schnell ich teilweise dran bin. Ich fahre von einer Gruppe zur nächsten vor und muss dabei immer wieder Löcher alleine zufahren. Ab Kematen wird es flacher und es sind auch kurze Anstiege dabei, ich gebe weiter alles und kann bis Innsbruck etwa 150 Fahrer überholen.

 

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Zwischenzeit Innsbruck: SOLL 2:40 / IST 2:47, Platz 377 (Martin 3:05, Platz 886)

Sektor: Sollzeit 0:46 / IST 0:48, Platz 213 (Martin 0:59, Platz 940)

Mit einer Sektorplatzierung von 213 erziele ich ein Topergebnis, vor allem da ich viel alleine gefahren bin. In der Gesamtwertung habe ich damit etwa 150 Plätze gut gemacht und Martin wieder mehr als 10 Minuten abgenommen. Wie teuer dieser Erfolg bezahlt werden muss, werde ich später noch sehen.

 

 

Innsbruck-Brenner 38km, 697hm

So toll das Rennen bisher gelaufen ist, jetzt muss ich erkennen, dass ich mich in meiner Euphorie im Teilstück nach Innsbruck etwas übernommen habe. Kurz vor dem Brenner spüre ich deutliche Verschleißerscheinungen und durch die aktive Fahrweise hatte ich es in den Flachstücken verabsäumt zu essen und zu trinken. Das wird mir nun mehr und mehr bewusst und ich hoffe auf dem relativ moderaten Anstieg auf den Brenner das wieder ausgleichen zu können. Schon zu Beginn des Anstiegs bin ich in einer etwa 30 Fahrer starken Gruppe und versuche mich im Windschatten zu verstecken. Leider ist der erste Teil das Anstieges anstrengender als erwartet, erst ab Matrei wird es flacher und angenehmer und man kann gut den Windschatten in der Gruppe nutzen, nun kann ich auch etwas essen und trinken. Ab Steinach wird es etwas steiler, aber es läuft relativ gut, trotzdem bin ich froh als es wieder flacher wird und wir zur Labestation auf dem Brenner kommen. Dort fülle ich wie geplant eine Trinkflasche mit Wasser auf und nehme nach rund 1 bis 2 Minuten die Fahrt wieder auf.

 

Zwischenzeit Brenner SOLL 3:51 / IST 4:06, Platz 399 (Martin 4:23, Platz 720)

Sektor: Sollzeit 1:11 / IST 1:19, Platz 569 (Martin 1:17, Platz 347)

Den Anstieg zum Brenner habe ich Feld verbracht, daher hat sich die Platzierung kaum geändert, durch die kurze Pause am Pass habe ich ein paar Plätze verloren, ich liege aber noch immer etwa 100 Plätze besser als nach meinem Plan. Martin war 2 Minuten schneller und hat auch viele Plätze gut gemacht, allgemein war überraschend dass auch diesem Stück die Zeiten viel langsamer waren als in den letzten Jahren.

 

 

Brenner-Gasteig 19km (bergab)

Vom Brenner hinunter nach Sterzing hat der Regen schon nachgelassen, aber die Straße ist noch immer nass und es ist noch ziemlich kalt. Ich kann wieder viele Fahrer überholen, mache aber wieder den gleichen Fehler wie in der Abfahrt vom Kühtai und verausgabe mich zu sehr. Vor dem Anstieg auf den Jaufenpass fühle ich mich stehend KO, ich habe relativ starke Schmerzen in den Sehnen und der Muskulatur. Da es mittlerweile nicht mehr regnet und die Temperaturen angenehm sind, bleibe ich kurz vor dem Anstieg zum Jaufenpass stehen, ziehe die Regensachen aus esse und trinke kurz und erleichtere meine Blase. Danach überquere ich die Zwischenzeitnehmung und gehe in den nächsten Anstieg.

 

Zwischenzeit Gasteig: SOLL 4:19 / IST 4:38, Platz 407 (Martin 4:55, Platz 688)

Sektor: Sollzeit 0:28 / IST 0:31, Platz 621 (Martin 0:32, Platz 658)

Da ich ein paar Meter vor der Zwischenzeit eine längere Pause mache und mich sicher wieder 50 Fahrer überholen wird das Bild etwas verfälscht, trotzdem bin ich in diesem Sektor etwas schneller als Martin. In der Gesamtwertung liege ich noch immer etwa 100 Plätze besser als im Plan, das wird sich aber in Kürze ändern…..

 

 

Gasteig-Jaufenpass 15,5km, 1130hm

Mittlerweile ist mir die Zeit völlig egal, da ich den Jaufenpass und das Timmelsjoch noch vor mir habe, geht es nur noch ums durchkommen und ich stelle mich auf einen schmerzhaften Nachmittag ein. Langsam quäle ich mich den Jaufenpass hoch, der Anstieg beträgt im Mittel 7% und wie ich aus dem Streckenstudium weiß, ist die Steigung sehr gleichmäßig, ich kann mich also zumindest sehr gut auf die Aufgabe einstellen. Nun ziehen Fahrer um Fahrer an mir vorbei, bis oben werden es über 100 sein, ein sehr „charakterbildender“ Vorgang. Aber auch solche Erlebnisse haben ein Ende, nach eineinhalb Stunden erreiche ich die Labestelle oben am Pass, wo ich mir noch eine –nicht geplante- Pause gönne und meine Speicher mit Nahrung und Getränken auffülle. In der Zwischenzeit ist es völlig trocken, die Sonne scheint und die Passhöhe ist fast kitschig schön. Ich überquere kurz nach der Labe die Zeitnehmung.

 

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Zwischenzeit Jaufenpass: SOLL 5:35 / IST 6:12, Platz 518 (Martin 6:09, Platz 586)

Sektor: Sollzeit 1:16 / IST 1:33, Platz 1032 (Martin 1:13, Platz 219)

Wie zu erwarten habe ich an diesem Anstieg mehr als eine viertel Stunde auf meine Planzeit verloren, Martin ist den Anstieg wie entfesselt gefahren und hat seinen Rückstand auf mich von etwa 17 Minuten in einen Vorsprung von 3 Minuten umgewandelt, auf der Strecke liegt er aber noch hinter mir, da er erst 10 Minuten nach mir die Startlinie überquert habt. Mit meiner Gesamtplazierung liege ich aber noch immer knapp an meinem Wunschresultat, leider fehlt der härteste Anstieg noch.

 

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Jaufenpass-St. Leonhard 22km (bergab)

Die Abfahrt vom Jaufenpass kann ich ohne Einschränkungen als die schönste Abfahrt bezeichnen die ich je gefahren bin. 22km nicht zu steil, mit einer Unzahl von leichten Kurven die aber gegen Ende immer schön auslaufen. Man kommt in einen richtigen „Flow“ und der Berg scheint kein Ende zu nehmen. Ich überhole wieder einige Fahrer, da ich aber meine (nicht vorhandenen) Kräfte schonen möchte, bewältige ich die Abfahrt fast ohne Treten.

 

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Zwischenzeit St. Leonhard: SOLL 6:00 / IST 6:38, Platz 502 (Martin 6:35, Platz 475)

Sektor: Sollzeit 0:25 / IST 0:25, Platz 438 (Martin 0:26, Platz 642)

In der Abfahrt konnte ich wieder fast auf Platz 500 vor fahren und eine Minute auf Martin gut machen.

 

 

St. Leonhard-Timmelsjoch 31km, 1759hm

In St. Leonhard hat es etwa 24° und Sonnenschein, fast schon zu warm für einen Alpenpass. Ich muss mich nun auf einen fast 30km langen Anstieg einstellen und werde noch rund 2,5 Stunden benötigen um den letzten Berg zu bewältigen. Nachdem es ohne Flachpassage sofort wieder in den Anstieg geht, entledige ich mich aller nicht benötigter Kleidungsstücke und versuche ein Tempo zu finden, dass ich bis oben durchhalten kann. Mir ist klar, dass mich bis oben wieder jede Menge Fahrer überholen werden, aber es ist motivierend dass die Anzahl und der Geschwindigkeitsüberschuss immer mehr abnehmen. Nach etwa 18 Kilometer wird es flacher und ich freue mich auf die Labstation die mich in Kürze erwarten wird, hier werde ich einen weiteren –eigentlich ungeplanten- Stopp einlegen, aber die Zeit spielt ja keine Rolle mehr und die letzten 10 Kilometer Anstieg haben es noch in sich.

Plötzlich, wie aus dem Nichts, taucht Teamkollege Martin auf, eigentlich wundert es mich dass er mich so spät einholt, aber ich weiß zu dem Zeitpunkt nicht, dass er bis zur Startlinie 10 Minuten verloren hat und danach zwischenzeitlich nochmals 20 Minuten dazu. Wir plaudern ein wenig und ich nutze dann den Windschatten um bis zur Labestation gemeinsam zu fahren. Dort machen wir gemeinsam Pause, Martin fährt allerdings rasch wieder weiter, ich mache etwas länger Pause, danach geht es in den letzten Anstieg. Ich quäle mich Kehre für Kehre nach oben und motiviere mich mit dem Höhenmesser etappenweise hinauf. Endlich erblicke ich den Tunnel der mich zurück nach Österreich führt und wähne mich fast am Ziel.

 

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Zwischenzeit Timmelsjoch: SOLL 8:20 / IST 9:21, Platz 624 (Martin 9:05, Platz 489)

Sektor: Sollzeit 2:20 / IST 2:42, Platz 968 (Martin 2:30, Platz 569)

Es haben mich zwar wieder jede Menge Fahrer überholt, aber angesichts der Länge des Anstieges war es doch deutlich besser als am Jaufenpass, Martin konnte im Gegensatz zum Jaufenpass keine Plätze mehr gut machen.

 

 

Timmelsjoch-Sölden Ziel 23,5km (bergab)

Zurück in Österreich habe ich den Anstieg geschafft und gehe erleichtert in die Abfahrt. Es ist schon nach 16 Uhr und es wird schon wieder kühler, auch weil die Abfahrt sehr schattig ist. Nach einer kurzen Abfahrt sind nochmals etwa 200 Höhenmeter zu bewältigen, dann geht es nur noch bergab. Da ich fast alleine auf der Strecke bin und mir die Zeit mittlerweile egal ist, bin ich auch nicht mehr sonderlich motiviert und lasse mich bis ins Ziel rollen, nur beim letzten Kilometer ist noch ein wenig Tretarbeit zu leisten. Nach 10 Stunden und 19 Sekunden habe ich es geschafft und fahre über die Ziellinie. Teamkollege Martin ist etwa 10 Minuten vor mir eingetroffen und liegt netto mit einer Fahrzeit von 9:41 fast 20 Minuten vor mir, bei besserem Wetter und einem besseren Start wären für ihn die 9 Stunden zu knacken gewesen.

 

Zielzeit Sölden: SOLL 8:59 / IST 10:00, Platz 626 (Martin 9:41, Platz 471)

Sektor: Sollzeit 0:38 / IST 0:38, Platz 823 (Martin 0:35, Platz 216)

 

 

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Fazit, Resümee und Ausblick

Der Ötztaler ist sicher eine Veranstaltung die jeder Hobbyradsportler einmal auf seinem Plan haben sollte, eine tolle Herausforderung in einer imposanten Landschaft. Die Organisation ist nahezu perfekt und sicher jeden Cent wert. Wenn man Kritikpunkte suchen möchte, ist es sicherlich die extreme Kommerzialisierung, (Red Bull lässt grüßen) der vermutlich auch der späte Starttermin geschuldet ist. Organisatorisch fand ich den langen Weg zur Nummernausgabe und vor allem bei der Chiprückgabe nicht optimal, auch der Weg aus dem Zielareal ist etwas beschwerlich (wenn man zuvor 10 Stunden im Sattel verbracht hat).

 

In der Vorbereitung kann ich mir nichts vorwerfen und auch der Marschplan wäre nachträglich gesehen OK gewesen, ich denke noch immer dass das Wetter zusammen mit ein paar kleinen taktischen Fehlern in den flacheren Stücken ein bisschen eine Kettenreaktion ausgelöst hat.

 

Hätte ich eine gute Zeit erreicht, würde ich vermutlich nicht nochmal an den Start gehen, so bin ich mir nicht sicher, es wäre sicherlich eine gute Trainingsmotivation diese Scharte noch auszuwetzen und den Ötztaler mit einer respektablen Zeit ad Acta zu legen…

Bearbeitet von kapi
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Danke für die Rückmeldungen.

 

 

...und die tröstenden Worte ;)

 

Ich hab noch die Details zum letzten Sektor eingefügt.

 

bin vor 2jahren bei meiner ersten Teilnahme. 8.28 gefahren. deine sollzeiten liegen bis zum jaufen fast gleichauf mit meinen durchfahrtszeiten erst danach hast du mehr zeit eingeplant. so als Info für deinen marschplan.

Bearbeitet von chriz
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