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Merida Reacto 2014 - das schnelle Rad des Weltmeisters

Merida Reacto 2014 - das schnelle Rad des Weltmeisters

19.02.14 15:32 35.126Text: Reini Hörmann
Reini Hörmann

https://vereins.fandom.com/wiki/Reinhard_Hörmann

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Fotos: Reini Hörmann, Armin Küstenbrück, Rotor
Lampre-Merida ist der neue Arbeitgeber des regierenden Weltmeisters Rui Costa aus Portugal. Beim diesjährigen Pressecamp auf Mallorca konnten wir vorab das aktuelle Arbeitsgerät des Champions testen.19.02.14 15:32 35.170

Merida Reacto 2014 - das schnelle Rad des Weltmeisters

19.02.14 15:32 35.17017 Kommentare Reini Hörmann
Reini Hörmann

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Reini Hörmann, Armin Küstenbrück, Rotor
Lampre-Merida ist der neue Arbeitgeber des regierenden Weltmeisters Rui Costa aus Portugal. Beim diesjährigen Pressecamp auf Mallorca konnten wir vorab das aktuelle Arbeitsgerät des Champions testen.19.02.14 15:32 35.170

Sogar für erfahrene Fachjournalisten ist die Dimension des Merida Pressecamps ziemlich beeindruckend. Mehr als 380 Journalisten und VIPs aus aller Welt reisen alljährlich nach Playa de Muro, um die brandneuen Modelle der Merida Familie unter die Lupe zu nehmen. Eine Armada von Mechanikern steht bereit, um eines der 70 Renngeräte an die jeweiligen Bedürfnisse der Tester anzupassen, die wichtigsten Produktdesigner sind vor Ort, um alle Fragen zu Design und Technik beantworten zu können, und auch die gebotene Infrastruktur könnte (auch dank Österreich-Importeur „Sail and Surf“) besser nicht sein.

Da kurz vor dem Event die Mallorca Rundfahrt stattfindet, sind als Draufgabe noch jede Menge anderer Profiteams mit all ihren Stars und Renngeräten auf Mallorca. So trifft man auf Radgrößen wie Pippo Pozzato, Ryder Hesjedal und natürlich auch auf den bereits genannten Straßenweltmeister Rui Costa.
Dabei bietet sich klarerweise auch die Möglichkeit, die vielen verschiedenen Teamräder genauer zu begutachten. Vor allem überraschend war für uns der Umstand, dass fast alle Profis wirklich extrem lange Vorbauten fahren, im Schnitt wohl mindestens 15 cm lang. Teilweise noch dazu mit einer negativen Neigung. Aufgrund der Tatsache, dass so lange Vorbauten weder eine optimale Steifigkeit, noch ein neutrales Kurvenverhalten in schnellen Abfahrten bieten, stellten wird die Frage nach dem Warum. Jürgen Falke, seines Zeichens der Kopf des Entwicklerteams rund um die Merida Räder, brachte Licht ins Dunkel ...

Need for Speed

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Nach den Regeln der UCI muss nämlich jeder Radrahmen, der im Profizirkus verwendet wird, auch für den Endkunden käuflich zu erwerben sein. Da Profis eine extrem gestreckte und niedrige Haltung benötigen, wäre es beinahe unmöglich, entsprechend designte Rahmen der breiten Masse der Hobbyradler schmackhaft zu machen. Dies führt in Folge dazu, dass sich die Rennfahrer selbst etwas einfallen lassen müssen, um dermaßen aerodynamisch auf dem Renngerät zu sitzen, dass sie konkurrenzfähig bleiben.

Schon aus dieser Vorgangsweise kann man ableiten, dass im Rennsport auf Aerodynamik immer mehr Wert gelegt wird und dass das neue Reacto-Teamrad 2014 von Merida genau diesem Umstand Rechnung tragen soll. Da auch der Leichtbautrend vom Berufsradsport auf den kommerziellen Markt übergeschwappt ist, rechnen wohl viele Radhersteller damit, dass der sportliche Radfahrer auf der Landstraße in Zukunft ebenfalls noch häufiger nach Aerorennrädern verlangen wird, als dies ohnedies schon der Fall ist.

Reacto CF Team Replica

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Spezifikation

RahmenReacto Pro-Direct-E, Lampre TeamTretlagerBB86 Shimano Press fit
Größen47, 50, 52, 54, 56, 59 cmKurbelShimano Dura Ace FC-9000, 50-34
SteuersatzBig Conoid-insert carbon Neck CFKassetteShimano Dura Ace CS-9000, 11-28
GabelReacto Carbon Pro-DirectKetteShimano Dura Ace CN-9000 Kette
VorbauFSA OS99 -6°SchalthebelShimano Dura Ace ST-9000
LenkerFSA K-Force Compact OSSchaltwerkShimano Dura Ace RD-9000
LenkerbandPrologo Lenkerband, schwarzUmwerferShimano Dura Ace FD-9000
SattelstützeReacto Aero Carbon FlexBremsenShimano Dura Ace Direct
SattelProLogo Zero2 TiroxReifenContinental Grand Prix 4000S 23 KV
LaufräderFulcrum Red Wind 50Pedalekeine
Gewicht7,3 kgPreis€ 6.999,-
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Erste Fahreindrücke

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Fast schon ein wenig enttäuscht waren NoPain und ich dann, als wir am ersten Tag des Testevents noch kein Reacto auf die Straße bringen konnten. Der Andrang der Kollegen auf die Renner war einfach zu groß, unsere Größen waren somit vorerst nicht mehr verfügbar. Am zweiten Tag hatten wir dann aber umso größeres Glück, denn wir bekamen tatsächlich beide jeweils originale Teamräder, welche kurz zuvor noch bei der Rundfahrt im Einsatz gewesen waren. Mit leicht veränderten Modifikationen, wie sich wohl von selbst versteht, denn ein 15 cm langer Vorbau hätte selbst mich (ich bin ein echter Fan von langen Posen) gänzlich überfordert.

Schon beim Herunternehmen vom Haken fiel das überraschend geringe Gewicht auf, beim Abstellen auf den Boden vibrierte der Rahmen dann so stark unter der eigenen Last, dass förmlich ein elektrischer Schlag durch meine Handgelenke fuhr. Ein erstes Indiz für die schier unfassbare vertikale Steifigkeit, die Aerorenner so an sich haben. Die Ausstattung ließ bis auf den Lenker keine Wünsche offen. Fulcrum Aerolaufräder mit 25 mm Continental Schlauchreifen, 11-fach Di2 Dura Ace, funktionell bestechende Direct-Mount-Bremsen von Shimano und eine Rotor Powerkurbel bildeten ein nahezu perfektes Gesamtpaket.

Zum sehr schmalen FSA Lenker sei zu sagen, dass es wohl eher an der suboptimalen Einstellung haperte, als an der Qualität. Für mich persönlich war die Rohrdimension für einen guten Griff zu klein, der Untergriff bei dynamischen Sprints zu weit offen.

Eine kleine Überraschung brachten dann die ersten Bodenwellen. Die gut flexende Sattelstütze (S-Flex) mit "Fenster" konnte die schlimmsten Stöße ohne Probleme absorbieren - wohl eine der nachhaltigsten Verbesserungen zu den Vorgängermodellen der Serie. Es folgten schnelle Kurvenfahrten und harte Antritte bis zur Übelkeitsgrenze, wenig überraschend und doch beindruckend war dabei der fast unheimliche Vortrieb des Merida Reacto. Die vertikale, wie auch die horizontale Verwindungssteifigkeit ist schlicht gesagt überragend, der Komfort im Sitzen ist aufgrund der innovativen Sattelstütze überraschend gut, wird aber empfindliche Rücken nicht zur Gänze zufrieden stellen können.

  • Merida Reacto 2014 - das schnelle Rad des Weltmeisters

Das Fahrverhalten in der Kurve ließe sich am besten mit "hyperaktiv" beschreiben, dennoch ist der Geradeauslauf auch bei sehr hohen Geschwindigkeiten ohne jeden Tadel. Das Reacto reagiert jedenfalls extrem schnell und direkt auf eingeleitete Lenkmanöver. Es ist jedoch nicht anzunehmen, dass auch das Serienrad so dermaßen agil auf Richtungswechsel ansprechen wird wie das Testrad - denn der Rahmen (samt allen anderen Einstellungen) war offenbar auf den überlangen Vorbau der Teamfahrer abgestimmt. Wie stark sich das aerodynamisch optimierte Rahmenset in der Praxis auf die eigene erreichbare Geschwindigkeit auswirkt, konnte seriös von uns nicht beantwortet werden, hierbei muss man sich wohl oder übel auf Laborwerte oder umfangreichere Feldtests verlassen. Insgesamt waren die ersten Eindrücke enorm vielversprechend. Wer sich 2014 ein Merida-Reacto zulegt, stellt sich ohne jeden Zweifel ein Vollblut Rennpferd in den Stall.

  • Merida Reacto 2014 - das schnelle Rad des Weltmeisters

mir gefällt die Farbkombi.

ich konnte ja schon das "alte" Reacto fahren, ein wirklich tolles Rad. dass wird beim Evo nicht anders sein

 

es war in der Tat kompromisslos - ich kann mich an deinen Test erinnern, der Vortrieb den du schon beschrieben hast ist, auch wenn es abgelutscht klingt - einfach irre...

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Warum kommen die ovalen Kettenblätter bei den Pros wieder? Hab mich letztes Jahr schon gewundert wie der Wiggins beim Bergzeitfahren mit ovalem Blatt aufgetaucht ist.

Hab am Winter/Stadtrad ca. 30 jahre alt auch so eines hab mir gedacht die haben damit aufgehört weil sie keinen echten Vorteil merkten.

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Warum kommen die ovalen Kettenblätter bei den Pros wieder? Hab mich letztes Jahr schon gewundert wie der Wiggins beim Bergzeitfahren mit ovalem Blatt aufgetaucht ist.

Hab am Winter/Stadtrad ca. 30 jahre alt auch so eines hab mir gedacht die haben damit aufgehört weil sie keinen echten Vorteil merkten.

 

Rotor errechnet Vorteile die im Profisport massgeblich sind, wenn sie sich denn in der Praxis umsetzbar zeigen...

Dass Wiggins ohne Qs lt. PM deutlich weniger Watt getreten hat, als mit liegt aber vermutlich daran, dass der PM mit den ovalen Blättern nicht so richtig genau war.

Oft ist es eine Glaubenssache, aber selbst wenn es das ist und für den Fahrer was nützt, schadet es nicht sondern bringt vielleicht im Kopf Vorteile.

 

Das Schaltverhalten ist mmn. mit den ovalen Blättern wiederrum nicht so optimal..Kein Vorteil ohne Nachteil - wenn es überhaupt einer ist.

 

Ich selber merke beim testen die ovalen Blätter nur für die ersten 10 Min., danach hat sich mein Hirn umgestellt und alles fühlt sich normal an, ich würde es "blind" wohl nur erkennen, wenn ich gerade von einem auf das andere umsteige.

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Ich selber merke beim testen die ovalen Blätter nur für die ersten 10 Min., danach hat sich mein Hirn umgestellt und alles fühlt sich normal an, ich würde es "blind" wohl nur erkennen, wenn ich gerade von einem auf das andere umsteige.

 

Ich merke Q-Rings nur beim schalten, am Geräusch.

 

Das geilste Reacto war eindeutig die Pippo-Edition!

 

http://instagram.com/p/euFh18xpxM/

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Weils ihr alle so antiquierten, mechanischen Scheißdreck fahrts.^^ Auffe mit einer Dura-Ace Di2 und die Q-Rings laufen/schalten wie ein Glöckerl.

 

Ich bin entsetzt über diese Ausdrucksweise...!

 

Wer Radfahren schon im Kindesalter gelernt hat, nicht erst mit 38 Jahren, der kann das auch mit der Mechanischen - welche absolut superb schaltet!!!!!

 

 

:p

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  • 4 Wochen später...

Rui Costa belegte bei Paris Nizza 2014 den zweiten Gesamtrang. Gott sei dank ist ihm bei dem bösen Sturz im letzten Sprint nichts passiert. Das Team Lampre-Merida führt nun außerdem im World Tour Ranking. Rui Costa liegt am dritten Platz und sein Kollege Diego Ulissi auf Platz fünf.

 

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World_Tour_Ranking_Individual.jpg

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