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Pasculli Maiolo

In den letzten Jahre hat sich die kleine Berliner Edelschmiede Pasculli bereits einen Namen im Rennradbereich gemacht. Auf Maß gefertigte Rahmen höchster Qualität, handgefertigt in Italien. Nun folgt mit dem Maiolo das erste Mountainbike der Pascullis, und man kennt ihm relativ schnell die Rennrad-Gene an: kompakt gebaut, steifer Steuersatz- und Tretlager-Bereich sowie die Bestückung mit einer Einfach-Übersetzung sprechen eine eindeutige Sprache. Andererseits bringen der breite Lenker und ein wenig Nachlauf an der Gabel auch gute Kontrolle im Downhill, wie man sie von einem leichten XC-Bike nicht in erster Linie erwarten würde.

 Italienische Rahmenbaukunst, deutsche Technik und Perfektion 

eine Kombination, die auch Namensgeber Antonio Pasculli gefallen hätte

Dabei habe ich mich zuerst eher aus optischen Gründen ins Maiolo verschossen. Bei der letzten Eurobike hat mich neben der Verarbeitung vor allem die Farbkombination aus Hellgrau und Neon-Orange begeistert, die im Übrigen auf den Fotos ganz schwer einzufangen ist. Dazu sieht das Maiolo mit dem breiten Lenker und den Vier-Kolben-Bremsen ein wenig bergab-lastiger aus, als es in Wirklichkeit ist - eine Spannung, der ich einfach auf den Zahn fühlen musste.

  • Pasculli Maiolo
  • Das Maiolo ist gebaut für knackige AntritteDas Maiolo ist gebaut für knackige Antritte
    Das Maiolo ist gebaut für knackige Antritte
    Das Maiolo ist gebaut für knackige Antritte
  • und harte aber dosierte Bremsmanöverund harte aber dosierte Bremsmanöver
    und harte aber dosierte Bremsmanöver
    und harte aber dosierte Bremsmanöver

Erste Schritte

Laufradkl. GangSchaltungEntfaltung
26"30-421-fach1,50 m
29"32-421-fach1,73 m
26"26-362-fach1,55 m
26"24-343-fach1,48 m

Wie mit jedem neuen Bike geht's nach dem Fotostudio sofort ab auf die Hausrunde. Beim Einrollen auf Asphalt lege ich ein paar Ampelsprints hin - erstaunlich, wie direkt das Pasculli sich fährt. Mit 415 mm Reach sitze ich dabei relativ kompakt am Bike. Trotz 80 mm langem Vorbau bin ich so knappe 25 mm kürzer als auf meinem KTM Myroon 650B-Hardtail. Der Lenkwinkel ist dazu 1° steiler, und so habe ich auch mit 29" Reifen ein direkteres Fahrgefühl als am KTM. Das wird zusätzlich verstärkt durch den 73 cm breiten Lenker.

Dann geht's die ersten Steigungen bergauf. Am Display meines Garmin Edge 500 sehe ich die Wattwerte nach oben klettern, während die Kette links auf Anschlag läuft. Wo ich am Liteville 301 mit 1-fach Übersetzung noch locker rauf fahre (30-42 auf 26"), bin ich mit der Übersetzung des Maiolo am Limit. Zum Nachrechnen: Das Liteville hat eine Entfaltung von ca. 1,5 m, das Pasculli ca. 1,73 m. Das sind ca. 15%, die bei steilen oder langen Steigungen einen entscheidenen Unterschied machen. Abgesehen von der etwas langen Übersetzung schaltet die XX1 knackig und das Maiolo klettert geschmeidig; selbst an steilen Stellen muss mein Hintern nur selten auf die Sattelspitze. Genau so stelle ich mir das bei einem XC-Bike vor.

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Tech Specs

RahmenPasculli Maiolo 29"KurbelRotor REX - Power2Max Type S - 32 Zähne
SteuersatzFSA taperedKasetteSRAM XX1 - 10-42
GabelDT-Swiss OPM O.D.L. 100ReifenContinental X-King 2,2
VorbauRace Face Turbine 35 - 80 mmSchalthebelSRAM XX1
LenkerRace Face SIXC 35 mmSchaltwerkSRAM XX1
InnenlagerRotor 4130LaufräderDT-Swiss XR-1501 Spline
SattelstützeRace Face Next 31,6 mmKetteSRAM XX1
GriffeRace Face NelsonUmwerferohne
SattelFizik TharPreisEUR 6.490,- komplett, EUR 2.290,- Rahmen
BremsenAvid X0 TrailGewicht9,6 kg ohne Pedale

Technisches

Detailansicht

Technisch ist das Maiolo am letzten Stand der Dinge. Steckachsen sind mittlerweile ebenso Standard wie die vibrationsärmere, hintere Bremsaufnahme im Streben-Dreieck. Die Bowden und Kabel sind alle durchgehend innen geführt - das ist zwar um ein paar Gramm schwerer als Anschläge am Rahmen, diese Art der Montage ist aber mit Abstand die problemlosere und wartungsärmere. Der Lenkwinkel von 71° ist XC-typisch relativ steil und sorgt für Wendigkeit, der Nachlauf der Gabel bringt ein wenig Ruhe. Der Sitzwinkel von 73° und die Sattelstütze mit etwas Setback erlauben eine relativ kurze Kettenstrebe, mit minimalem Knick im Sitzrohr. Die Sitzstreben selbst sind dünn und sorgen damit für ein wenig Flexibilität und Komfort im hinteren Rahmendreieck.

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Noch mehr Technik

Auch die Wahl der Komponenten passt beim Maiolo. Die DT-Laufräder mit Tubeless-Reifen sind ausreichend steif und vor allem leicht. Die DT-Swiss Gabel wiegt dank OPM (One Piece Magnesium) leichte 1570 g und bietet eine 3-stufige Dämpfungsverstellung. Ein bisschen progressiver könnte sie für meinen Geschmack sein, bzw. leidet bei härterer Abstimmung ein wenig das Ansprechverhalten. Das alles kann natürlich auch an den winterlichen Temperaturen liegen. Besonderes Highlight ist der breite und steife Lenker in Kombination mit dem Vorbau. Dazu die gut zu dosierenden X0-Trail Bremsen, die mächtig zupacken und aus dem XC-Hardtail bergab eine echte Spaßmaschine machen.

Detailansicht
Mavic Plasma Helm
DetailansichtMittlerweile seit über einem Jahr im Dauereinsatz: Der Plasma ist sehr angenehm zu tragen und einer meiner liebsten Begleiter am Bike.
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Mavic Inferno Jacke
DetailansichtDie Inferno-Jacke deckt eine breite Temperatur-Bandbreite ab. Von +8°C bis -5°C ist sie im Moment meiner erste Wahl, je nach Wetter mit unterschiedlichen Schichten darunter.
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Mavic Extreme Inferno
DetailansichtAuch die Winterhandschuhe von Mavic sind seit 2 Saisonen im Einsatz und haben nicht nur auf Biketouren treue Dienste geleistet.
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Mavic Inferno Bib Tight
DetailansichtPassend zur Jacke bietet die Inferno Bib ein ähnliches Temperatur-Spektrum.
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Mavic Drift Winterschuhe
DetailansichtDie Winterschuhe von Mavic fangen die Kälte ein, bevor sie in die Zehen kriecht. Zumindest sind warme Knöchel und gut eingepackte Füße kein Nachteil wenn Frost und Kälte am Biker knabbern.
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Das stark abfallende Oberrohr in Kombination mit dem Lenker sorgt ebenso für zusätzliche Sicherheit im Grenzbereich. Auch ohne Spacer ist man so vor bösen Lenkereinschlägen im Oberrohr gefeit. Mit diesem Wissen im Hinterkopf taste ich mich auf meiner Hausrunde an mein persönliches Hardtail-Limit.

  • Phänomenaler Lenkeinschlag und garantiert kein Oberrohr-KontaktPhänomenaler Lenkeinschlag und garantiert kein Oberrohr-Kontakt
    Phänomenaler Lenkeinschlag und garantiert kein Oberrohr-Kontakt
    Phänomenaler Lenkeinschlag und garantiert kein Oberrohr-Kontakt
  • Da ist auch ohne Spacer noch Platz: Breiter Lenker und stark abfallendes OberrohrDa ist auch ohne Spacer noch Platz: Breiter Lenker und stark abfallendes Oberrohr
    Da ist auch ohne Spacer noch Platz: Breiter Lenker und stark abfallendes Oberrohr
    Da ist auch ohne Spacer noch Platz: Breiter Lenker und stark abfallendes Oberrohr

Am Trail

Denn kaum geht es bergab, zeigt sich das Maiolo von einer radikal unerwarteten Seite. Die Sitzposition ist für mich so perfekt im Schwerpunkt, dass auf kleinen Stufen bei schnellen Downhills ein leichtes Lupfen am Lenker reicht, um kontrolliert und völlig unspektakulär über die Kante zu springen. Die ersten Ausfahrten taste ich mich noch ein wenig verhalten ans Limit, um mit jeder weiteren Ausfahrt Blut zu lecken und schneller zu werden. Das Zickzack am weichen Waldboden zwischen Kiefern und Felsen lässt mich grinsen wie ein kleines Kind vorm Weihnachtsbaum.

Selbst über die relativ steilen und rutschigen "Stage-2" und "Stage-3" Abfahrten meiner Hausberge lässt sich das Maiolo gut manövrieren. Die Reifen sind auf nassen Felsen zwar schnell am Limit, aber der breite Lenker und genügend Bewegungsfreiheit lassen keinen Stress aufkommen, auch ohne versenkbare Stütze. Klar, das Maiolo ist eine Cross-Country Rennmaschine mit steilem Lenkwinkel und genetisch einem Crosser näher als einem Allmountain, aber das Gesamt-Setup ist so stimmig und ausgewogen, dass es auch im mittelschweren Gelände Spaß macht.

Im Zickzack meiner Hausrunde erwische ich mich beim Gedanken das Maiolo über die neue XC Strecke in Obertraun zu jagen, mit einem breitem Grinsen durch den Rockgarden und über die Stufen.

 Das Fahrrad bedeutet mechanische Vollkommenheit.  

Alan und Elizabeth West
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Fazit

Pasculli Maiolo
Modelljahr:2014
Testdauer:3 Monate / 300 km
+massives Cockpit
+breiter Lenker
+sehr steif und antrittsstark
+stimmige Komponenten
+Individualität
+Verarbeitungs-Qualität
oÜbersetzung
oPreis
BB-Urteil:Eine Cross Country-Rakete für Individualisten
Selten hatte ich mehr Spaß auf einem Hardtail als in den paar Wochen mit dem Pasculli Maiolo. Da ist zum einen das sehr direkte Verhalten bei knackigen Antritten, welches durch das massive Cockpit zusätzlich verstärkt wird, und zum anderen eine Wendigkeit, die ich eher von einem 26er bzw. 27,5er Bike erwartet hätte. Man spürt förmlich die XC- bzw. Crosser-Gene des Maiolo. Die kompakte Sitzposition und der steile Lenkwinkel sorgen für Agilität, dabei wird aber dank des breiten Lenkers sowie steifer DT-Laufräder und Gabel die Rakete auch bergab nie unberechenbar. Im Gegenteil: Ein leichtes Lupfen am Vorderrad genügt, und das Maiolo geht auch über kleine Kanten und Sprünge neutral und kontrolliert ab.

Kritik bzw. Vorsicht ist bei der Wahl der Übersetzung angebracht. 32-42 auf einem 29" Bike erfordern ausreichend dimensionierte Oberschenkel. Dank Power2Max-Kurbel konnte ich zwar regelmäßig meine Watt-vor-Explosion-Werte ablesen, musste aber eben auch regelmäßig an mein Limit gehen. Generell sollten all jene, die eine 1-fach Kurbel einsetzen wollen, ganz genau die gewünschte "Entfaltung" kalkulieren.

Das Pasculli Maiolo ist ein Sprinter. Perfekt für knackige Antritte, aber auch schön neutral und ausbalanciert für flowige Downhills. Dazu ist das Maiolo ein Bike für Individualisten, das man nicht an jeder Ecke findet.
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Macht es deshalb so viel Spaß, weil man nicht dauernd ein 6,5k€-Bike unter sich hat? Bei den Geometriedaten gefällt mir nichts so toll, wie es die Optik hergibt. Das Erscheinungsbild ist wie das Gewicht einwandfrei, keine Frage, aber auch nicht einzigartig. Irgendwie erschließt sich mir nicht der besondere Reiz des Geräts...
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@Optik und Spaß: Mit dem Preis hat das vielleicht auch unbewusst zu tun ... zumindest mit der Tatsache dass man ein exklusives Teil in scharfer Optik unterm Hintern hat, das nicht jeder fährt ... der Poser-Faktor ... :cool:

 

Anhand der reinen Geo-Daten hätte ich das Pasculli auch ganz anders eingeschätzt, als es sich tatsächlich fährt, oder anders: die Optik wirkt brachialer als der Lenkwinkel (am Papier). Am Trail war das Maiolo neben dem Cannondale Flash 29 sicher eines der coolsten Hardtails, das ich je gefahren bin, quirlig und trotzdem eine Waffe bergab. Ich denke auch aufgrund der Kombi aus dem fetten Cockpit und dem steifen Rahmen, ich kann jetzt nicht mit Nm/° dienen, aber ich hab's bergab schon krachen lassen, deutlich kontrollierter und präziser als mit meinem privaten 27,5er Hardtail.

 

@1-fach: Auf meinem 160mm Fully steh ich voll auf die 1-fach, die passt mit 30-42 perfekt, ich komm überall rauf und bergab ist bei 40km/h Schluss. Aber die Bandbreite vor allem in der Ebene ist bei einem Race-Hardtail dann nochmal eine andere, von daher würde ich für mich privat am Hardtail auf jeden Fall eine 2-fach nehmen.

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  • 2 Wochen später...

Yes... das rattleCAD ist ein Wahnsinn, funktioniert super, auch auf Mac! Ganz großes Kompliment für das Tool!

 

***

 

@Maiolo: Wie auch die Rennräder von Pasculli ist das Maiolo tube-to-tube handgefertigt und so in Geometrie, Rahmenhärte, usw. relativ flexibel auf die Bedürfnisse anpassbar, was vor allem für Fahrer außerhalb der Norm (Größe, Gewicht, Wattwerte,.... ) eine feine Sache ist.

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