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Trek Procaliber 9.9 SL

Ein Monolith, der wie einst Schillers Glocke direkt aus dem teuflisch heißen Schmiedefeuer entstiegen sein muss. So wuchtig steht das Procaliber 9.9 SL vor mir, mit breiten Schultern an der Front und elegantem Isospeed-Heck. Das Topmodell der Reihe rollt mit einer RockShox RS-1 Upside-Down-Gabel vom Band, die ihm einen einzigartigen Look verleiht. Mit den dazupassenden Carbon-Laufrädern aus dem Haus DT-Swiss wirkt das Hardtail wie aus einem Guss.

Es ist das puristische und direkte Hardtail-Fahrgefühl, das auch hartgesottenen Federwegs-Fetischisten immer wieder ein Grinsen ins Gesicht zaubert. Wenn man um die Kurve ein bisschen Druck am Pedal ausübt und nach vorne katapultiert wird, ein harter Antritt den Vorderreifen in die Luft bringt und man einfach jede Bodenwelle unterm Hintern spürt. Mit modernen Geometrien und Dämpfer-Abstimmungen haben Fullys abseits der Rennstrecken dem klassichen Hardtail ein wenig den Rang abgelaufen; dabei hat sich im federwegslosen Bereich technisch nicht minder viel getan.

 Fest gemauert in der Erden
Steht die Form, aus Lehm gebrannt. 

Friedrich Schiller
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Isospeed

So geht Trek mit dem Isospeed-Gelenk im Rahmendreieck einen Weg, den es ursprünglich am Domane im Rennradbereich begonnen hat. Während z.B. BMC mit dem Micro-Travel-Hinterbau einen kleinen Elastomer in die Sattelstrebe baut, setzt Trek auf eine optisch aufgeräumtere Lösung und verbindet das Sattelrohr durch ein Drehgelenk mit der vom Steuersatz bis zum Ausfallende durchgängigen Einheit aus Oberrohr und Sattelstreben. Dadurch kann das Sattelrohr samt Sattelstütze freier schwingen. Im Wiegetritt spürt man vom Isospeed nichts, doch im Sattel sitzend werden vor allem die kleinen Schläge gut gefiltert. Mehr dazu im Trail-Teil unten.

  • Trek Procaliber 9.9 SL

Tech Specs

RahmenTrek Procaliber SL, OCLV Carbon, PF92, Boost148KurbelRace Face Next SL, 32 Zähne
SteuersatzFSA IS-2 Carbon E2KassetteShimano XTR, 11-fach (11-40)
GabelRockShox RS-1, Solo Air, 100mmGriffeESI Chunky
VorbauBontrager XXX, 7°SchalthebelShimano XTR, 11-fach
LenkerBontrager XXX, 0° RiseSchaltwerkShimano XTR, Shadow Plus
SattelstützeBontrager XXX, 31,8mm, 7°KetteShimano HG900
LaufräderDT Swiss XMC1200 TubelessReifenBontrager XR1 29x2,00"
SattelBontrager Montrose ProPreis7.999,-
BremsenShimano XTRGewicht8,9 kg ohne Pedale
  • Trek Procaliber 9.9 SL
  • Trek Procaliber 9.7 SLTrek Procaliber 9.7 SL
    Trek Procaliber 9.7 SL
    Trek Procaliber 9.7 SL
  • Trek Procaliber 9.8 SLTrek Procaliber 9.8 SL
    Trek Procaliber 9.8 SL
    Trek Procaliber 9.8 SL

RockShox RS-1

Die RS-1 ist zuerst einmal optisch eine Ansage. Mit den breiten Schultern ist der Blick aus der Fahrerperspektive ein echtes Statement, das Hobetten im selben Augeblick ein paar Watt schneller werden lässt. Vorteil der Upside-Down Konstruktion ist das sensible Ansprechverhalten, bedingt durch die gute Schmierung und die kleinere ungefederte Masse. Nachteile sind die etwas geringere Seitensteifigkeit durch die fehlende Brücke, die Notwendigkeit einer speziellen Sram-Nabe (Predictive Steering) und die Montage des Laufrads, die ein wenig geübt werden will. Mit dem Remote-Lockout blockiert die Gabel fast vollständig und macht das Procaliber auch zu einer guten Wahl auf Querfeldein-Kursen.

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1-fach Antriebspuristen

Mit den großen 29” Reifen, einem 32er Kettenblatt und einer 11-40er Kassette ist klar, dass das Bike nichts für Genuss-Schnecken ist (geringste Entfaltung 1,8 m). Zwar kann ich 45 km/h in der Eben noch ohne Kniescheiben-Austritt pedalieren, allerdings gibt's bergauf keine Gnade, da helfen auch die 8,9 kg Trockengewicht vom Procaliber nichts. Ich persönlich steh' auf einfache und puristische Lösungen, und da ich keine Rennen fahre, würde ich vermutlich auf ein 30er Kettenblatt umrüsten und für die meisten Ausfahrten glücklich werden. Allerdings ist eine 1-fach Lösung für Hobbyfahrer, die nicht auf Abruf ein paar hundert Watt drauflegen können, immer eine Gratwanderung. Was für den XC Einsatz perfekt sein mag, müssen Marathonfahrer genau ausloten: Passt die Übersetzung zum jeweiligen Streckenprofil? Wer eine größere Bandbreite braucht oder möchte, für den gibt's die Möglichkeit, einen Sideswing-Umwerfer zu montieren. Alle Leitungen sind dabei sauber im Rahmen verlegt.

  • Trek Procaliber 9.9 SL
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Am Trail

Für mich war das Procaliber in den letzten Monaten eine echte Überraschung. Auf der einen Seite steht da dieses brachiale Renngerät, gebaut für den XC-Weltcup. Auf der anderen Seite habe ich das Trek zuallererst auf einer dreitägigen Tour mit Rucksack zweckentfremdet, täglich sechs bis acht Stunden im Sattel und ganz ohne die sonst auftretenden Ermüdungserscheinungen im Gesäß. Das Isospeed-Gelenk macht aus dem Hardtail zwar kein Fully, aber wenn man direkt von einem konventionellen Racer auf das Trek umsteigt, merkt man den Komfort-Unterschied doch recht deutlich.

Trotzdem gehört ein Bike wie das Procaliber primär auf den XC- und Marathon-Strecken dieser Welt bewegt. Als Nicht-Racer hat mich zurück auf der Hausrunde der Edge 520-Test (coming soon ...) dazu motiviert, doch noch Rennen zu fahren - abseits der Rennstrecken und meistens gegen mich selbst. So hab ich auf diversen Strava-Segmenten immer wieder versucht, an mein persönliches Limit zu gehen. Ein seltsames Schauspiel im Wald, wenn ich abwechselnd mit meinem privaten 27,5” KTM Myroon, dann wieder mit dem 29” Trek Procaliber nach Luft ringend mit 180 Puls die herbstliche Stille am Größenberg durchbrochen habe.

Das Ergebnis: Neben dem geringen Gewichtsvorteil vom Trek rollen die leichten Bontrager-Reifen extrem gut. Das zwar zu Lasten des Grips, denn die Reifen kommen in Kurven und bei schlechten Bedingungen sehr rasch an ihr Limit, aber bergauf verleitet das Trek auch dank 1-fach Übersetzung und dem antriebssteifen Hinterbau immer wieder zu kurzen Sprint-Attacken. Es ist ein herrliches Gefühl, so über kleine Hügel oder Wellen zu ziehen, immer vorausgesetzt, die Beine sind entsprechend frisch und ausgeruht. So konnte ich meine persönliche Bestzeit auf den Größenberg mit dem Procaliber doch deutlich unterbieten und bin jetzt wieder frei im Kopf, mich gemütlicheren Ausfahrten zu widmen.

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    3 - 2 - 1 Action
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    im Strava-Motivationsrausch
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  • Trek Procaliber 9.9 SL

 Empfohlene Erholungszeit: 57 Stunden 

was weiß mein Garmin schon...
  • Trek Procaliber 9.9 SL

Bergab lässt sich das Trek locker und leicht um die Kurve werfen. An die relativ weiche Gabel-Laufrad-Kombination muss man sich allerdings erst gewöhnen. Schon auf den ersten Metern am Asphalt spürt man, wie in engen Kurven das Laufrad leicht nachgibt. Je weicher der Untergrund im Gelände, desto weniger fällt das zwar ins Gewicht, doch sollte man stets auf der Hut vor unsauberen Fahrmanövern sein. Ein stures Draufhalten und Fahren wie auf Schienen, wie das bei Bikes mit steiferen, breiteren Felgen oder mehr Federweg möglich ist, kann schnell zu außerplanmäßigen Stunts führen. Auf gerader und trockener Strecke ist aber auch ein hohes Tempo über Wurzeln und Felsen kein Thema, solange man nicht versucht, zu viel Richtung zu machen.

  • Trek Procaliber 9.9 SL

Fazit

Trek Procaliber 9.9 SL
Modelljahr:2016
Testdauer:2 Monate, > 600 km
+Monolith
+Isospeed Gelenk
+Abstimmung
+Technisch top
oSeitensteifigkeit Gabel
oGrip Bontrager Reifen
-Preis
BB-Urteil:Renngerät vom Feinsten mit Touren- und Marathon-Qualitäten

Das Procaliber ist eine XC-Rennfeile, wie sie im Buche steht. Mit Boost-Nabe und dem steifen Rahmen wird keine Energie verschwendet, zündet jeder Tritt ins Pedal eine kleine Rakete unterm Hintern.

Das Isospeed-Gelenk passt perfekt zum Ansprechverhalten der Gabel. Konstruktionsbedingt sind die Tauchrohre der RockShox RS-1 Upside-Down-Gabel permanent im Öl, was die Hemmschwelle, sprich das Auslösemoment, senkt und ein sensibles Arbeiten der Gabel zur Folge hat. Vor allem Minischläge, wie sie auf Rumpelpisten im leichten Gelände oft vorkommen, werden effizient geschluckt und man spürt deutlich das Plus an Komfort.

So effizient das Bike im Antritt reagiert und kleine Schläge filtert, so sehr musste ich mich im Winkelwerk, vor allem auf festem Untergrund, an die relativ weiche Gabel-Vorderrad-Kombination gewöhnen, die deutlich mehr nachgibt als z.B. eine SID in 27,5”. Im schwierigeren Gelände oder wenn’s nass ist, geben aber sowieso die Reifen die Wohlfühlgrenze vor. Auf diesen leichten XC-Bikes ist bergab präziseres Fahren und eine feine Klinge angesagt, um böse Überraschungen zu vermeiden.

Alles in allem passt das Setup beim Trek, und so ist das Procaliber eine Top-Wahl vom ambitionierten Marathonisti bis zum XC-Profi. Es ist ein kompromissloses State-of-the-art-Bike zu einem ebenso kompromisslosen Preis.

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habs erst vorige Woche in einen Bikeshop wiegen lassen ( des blaue) ...10,01kg ohne Pedale Rahmen 18,5 Zoll.....

deswegen hab ichs auch nicht genommen obwohlö es wirklich super aussieht aber 4499.- und trotzdem 10kg nene eindeutig zuviel für mein hart verdientes Geld

 

Mit 1*11 Antrieb?? Kommt mir viel vor.

Mein Radon in 20" wiegt ~9,4kg mit 2*11 XTR und kostet nebenbei eine guten 1000er weniger im Sale.

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Das war ja für mich auch das problem .....

ja genau 1*11 Antrieb .....

Finds auch viel zu schwer für den stolzen Preis für 4499.-

 

Und ja das Topmodell mit 8,9kg ist viel zu hochpreisig find ich wenn ich mir denke das Scott Scale 900RC hat 9,0kg und kostet 5899.- oder centurion Backfire carbon 8,5kg für 6299.- ..... bin gerade selber am schmöckern für 2016 !

Zurzeit scheint für mich das Scott Scale 900RC am besten ....aber die die Hauptsache ist Spass am Biken es lebe die Bikemarkenvielfalt ganz egal für welch man sich entscheidet

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Gewicht = geistige Onanie nicht mehr und nicht weniger.

 

Ganz so ist es nicht. Ich durfte gerade die Erfahrung machen und musste mit einem 14kg schweren Merida als Ersatzrad ein Rennen bestreiten.

4kg Mehrgewicht merkt man sehr wohl. Folglich muss ja auch ein halbes Kilo einen Unterschied machen.

Wobei ich aber auch sagen muss das ich mir den Unterschied gravierender vorgestellt hätte.

Aber hier geht es ja auch mehr darum das 10kg für 4500€ ein stolzer Preis ist. Trek ist aber auch nicht bekannt für sein gutes Preis-Leistungsverhältnis.

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Hmm... bisserl über einen kg schwerer als mein betagtes 26" Canyon Ultimate CF Hardtail (2008er Modell), aber der Unterschied bez. Fahrkomfort ist riesig und darauf kommst es mir Schlussendlich an.

Bestimmt einiges Gewicht in den Laufrädern (im Vergleich zum Topmodel) versteckt.

 

Aber zum Glück bin ich vom Grammzählen schon "fast" geheilt. :D

Ich würds mir trotz der 10,1kg kaufen... aber z.B.: auf die Canyon Seite derfst ned schaun, was man da an Ausstattung um den Preis bekommt. :eek:

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Ich finde es hat was, aber wahrscheinlich denke ich bei hellblau und Trek immer an Emily Batty. Mich hat aber auch schon das Superfly in der Teamfarbe fasziniert.

 

 

Die Canyon Vergleiche könnten langsam mal vom Tisch sein. Einen Golf vergleicht auch niemand mit einem Panamera.

Fragt sich nur, wer der Golf und wer der Panamera ist...

 

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Was ich bei den neuen Treks wirklich auffällt dass überall diese 1x11er verbaut sind. Hab wirklich nicht wenig Dampf in den Haxn aber Bergauf ists mühsam und im Flachen haxlst wie ein Trottel. Aber sonst wirklich schön und pervers teuer

 

blödsinn, mit einem 32er Kettenblatt und der 10-42 Kassette geht alles Problemlos.

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