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Per E-MTB zum Ski-Weltcup

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09.11.15 11:59 9.519Text: Dirk BellingFotos: Dirk BellingStromgestützt zum Ski WorldCup Opening in Sölden. Wie das E-Mountainbiken die Mobilität in den Bergen verändert - Selbstversuch und Interview.09.11.15 11:59 9.520

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09.11.15 11:59 9.5201 Kommentare Dirk Belling Dirk BellingStromgestützt zum Ski WorldCup Opening in Sölden. Wie das E-Mountainbiken die Mobilität in den Bergen verändert - Selbstversuch und Interview.09.11.15 11:59 9.520

Dirk Belling ist Mountainbiker aus Leidenschaft. Als Redakteur, Fotograf, PR-Manager uvm. begleitet der Marketing-Profi die Bike-Branche seit über zwei Jahrzehnten und ist über News und Trends nicht nur stets bestens informiert, sondern befeuert sie mitunter auch.
Was im Erfahrungsschatz des Deutschen aber bislang fehlte, war eine „echte“ MTB-Tour per Pedelec. Im Tiroler Ötztal bot sich ihm akkurat am Wochenende des Ski-Weltcup Openings die Möglichkeit, dieses Manko zu bereinigen. Begleitet von Local Gebhard Kneisl, eroberte er die alpinen Lagen und Wege hoch über Sölden dank eingebautem Rückenwind im Sturm.

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Der Lärm von Kuhglocken reißt Sölden aus dem Schlaf. Es sind jedoch keine Kühe sondern eine Herde Schweizer Fans, die in den Shuttlebus drängen. Es ist der 24. Oktober, die Eidgenossen und wir haben das selbe Ziel auf 2.700 Metern. Während tausende Skifans mit Bussen zum Ski World Cup Opening auf den Rettenbachferner shutteln, starten wir mit den E-Mountainbikes unsere Tour.
Start der Runde ist die Talstation Gaislachkoglbahn in Sölden. Von dort geht es über steile Bergwiesen, verschneite Forstwege und technische Singeltrails via Hochsölden (2.083m) durch die Skigebiete hinauf bis zum Zielbereich des Ski WorldCups am Gletscher.
Bei traumhaftem Herbstwetter sind der erste Schnee und das Eis, welche die Wege teilweise komplett bedecken, eine neue Erfahrung mit dem E-Mountainbike. Mit einem normalen MTB wären die knapp 1.400 Höhenmeter inklusive vieler Trage- und Schiebepassagen eine wahre Tortur geworden. Die E-Mountainbikes mit breiter 650B+ Bereifung bescheren jedoch ein völlig neues Fahrerlebnis.

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 "Sogar eine Gämse lief uns über den Trail." 

Dirk Belling, von Sölden und E-Mountainbiken gleichermaßen angetan

Oben angekommen, ist am Zielhang die Afterrace Party in vollem Gange. Laute Musik und reichlich Alkohol bringen die 17.000 Besucher bei schönstem Sonnenschein in Stimmung.
Zwischen all dem Skiparty-Volk finden wir eine freie Bank und einen heißen Kaffee. Gebhard mit seinem E-Bike wird bestaunt wie ein Außerirdischer. Einige treibt die Neugier bis zum "Beweisfoto".
Dass diese Tour noch nicht das Ende der Fahnenstange ist, offenbaren die Erzählungen des Ötztalers. "Das nächste Mal", so schwöre ich mir inspiriert von seinen Ausführungen, "geht es mit Bike und Kletterschuhen weiter bis ganz rauf auf den Gipfel."

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Zum Einsatz kamen die E-Mountainbikes Jarifa Fat mit Impulse EVO RS Motorensystem aus dem Hause Focus. Auf dieses Material vertraut Gebhard Kneisl, Radsport-Abteilungsleiter eines örtlichen Sportgeschäfts, seit Jahren und bekommt bei seinen Touren 3 - 4000 Höhenmeter aus einem Akku. Auch Dirk Belling haben die Fahrleistungen des Impulse Systems mit schwerer Ausrüstung und im anspruchsvollen Gelände überzeugt. Ganz abgesehen von der Tiroler Bergwelt - O-Ton Belling: "Ein unvergesslicher Tag, dank Gebhard Kneisl, der mich sicher, mit vielen Tipps und spannenden Geschichten durch die Tour geführt hat".

Interview Gebhard Kneisl

Der gelernte Kunsttischler verbrachte seine ersten 17 Jahre im Sommer auf der elterlichen Alm, wo er das Ötztal durch die Arbeit in der Landwirtschaft ausgiebig kennen lernte. Sein Vater nahm ihn schon früh mit auf die Jagd im Hochgebirge. Die 25 Jahre, in denen er als Jagdaufseher jeden Gipfel zu Fuß erkundete, waren die perfekte Ausbildung, um sich sicher im Hochgebirge zu bewegen und die Natur zu respektieren. Im Winter begeistert der staatlich geprüfte Skilehrer mit seiner eigenen Skischule Flachländer von der Faszination Schnee. Als Mountainbiker der ersten Stunde baute er vor 30 Jahren die Radabteilung in einem der führenden Sportgeschäfte Söldens auf. Diese managed er heute noch, immer auf dem neusten Stand der Technik und Produkte.

Detailansicht
Gebhard Kneisl (56), Sölden

Wie oft fährst Du im Schnitt in der Woche Rad?
Drei- bis vier Mal eine ausgiebige Tour mit E-Mountainbike oder MTB. Daneben fahre ich mit dem E-Bike fast jeden Tag zur Arbeit, außer bei Sauwetter.

Wie entscheidest Du, ob Mountainbike oder E-Mountainbike?
Oft entscheidet die Zeit. Mit dem E-Mountainbike schaffe ich meine Runde in kürzerer Zeit. Gerade nach der Arbeit ist es oft das E-Mountainbike. Wenn ich mit der Familie fahre, bin ich mit dem Mountainbike, die Family mit den E-Mountainbikes unterwegs. Im Winter fahre ich nur E-Mountainbike.

Wann hast Du mit den ersten Mountainbike-Touren begonnen?
1993 habe ich die Ausbildung zum MTB-Lehrer durchlaufen. Mit den ersten Touren habe ich bereits vier Jahre vorher begonnen.

Und wann bist Du zum ersten Mal mit einem E-MTB gefahren?
Vor ungefähr sechs Jahren haben ich die ersten Versuche unternommen. Für unsere Gegend gab es leider lange nicht das wirklich passende Bike. Die ersten Motoren und Akkus konnten in unserem Gelände nicht standhalten. Es war ähnlich wie mit dem Mountainbike Anfang der 1990er. Die Felgenbremsen waren damals auch komplett überfordert.

Was waren die Herausforderungen?
Die Motoren wurden bei geringer Geschwindigkeit und starker Steigung schnell überhitzt. Die Akkus hatten zu wenig Speicher, um auf die Almen zu kommen. Bei uns ist es so steil, dass man Saft für mindestens 1000 Höhenmeter bei höchster Stufe braucht. Auch heute noch ist das für die meisten Systeme nicht machbar.
Aber gerade bei Radfahrern, die aus dem Flachland oder Mittelgebirge kommen, muss die Aufmerksamkeit auf das Bergabfahren gelegt werden. Mit dem E-Mountainbike kommt man vieles hoch, da muss man auch wieder runter. Die Radfahrer kommen in Gelände, das sie so vorher noch nicht kannten und überschätzen ihre Fahrtechnik. Beim Skifahren hat man durch die Einteilung Rot, Blau und Schwarz eine einfache und sichere Hilfe, das fängt beim Mountainbiken erst an. Die neuen Strecken, die bei uns im Tal angelegt werden, nutzen diese Farbmarkierungen aus dem Winter bereits.

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 „Das E-Bike ist das Mittel zum Zweck geworden.“ 

Local Gebhard Kneisl über seine neue Mobilität in den Bergen

Wie viele Höhenmeter bekommst Du mit Deinem aktuellen E-Mountainbike bei einer Tour aus dem Akku?
Ungefähr 3 - 4000 Höhenmeter, und manchmal sogar noch mehr.

Wie hat sich Deine Mobilität durch das E-MTB verändert?
Das Auto bleibt tagelang in der Garage, da ich mit dem E-Bike zur Arbeit fahre. Das E-Bike ist das Mittel zum Zweck geworden. Wo ich sonst meistens Auto, Taxi oder Bus benutzt habe, bin ich jetzt mit dem E-Mountainbike unterwegs. Es macht süchtig, selbst im Winter ziehe ich Spike-Reifen auf das E-Mountainbike und fahre auf die Gipfel. Wenn die letzten Skifahrer die Piste verlassen, fahre ich los, absolute Ruhe, ein Traum.

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Wozu setzt Du das E-Mountainbike überall ein?
Ich kann durch das E-Mountainbike jetzt all meine Hobbys in den Bergen kombinieren. Zum Beispiele fahre ich Bergfahrten von 500 bis 1.000 Höhenmeter bis zu einer Alm und dann geht es zu Fuß weiter zum Bergsteigen, Klettern oder an den Klettersteig. Hier spare ich viel Zeit, besonders beim Abstieg ins Tal. Auf die Trail-Abfahrten freue ich mich immer schon beim Klettern. Außerdem kann ich wieder mit der ganzen Familie Radfahren, da sich jeder den Widerstand selbst regulieren kann. Meine Tochter würde ohne den E-Antrieb nie Radfahren, jetzt waren wir zusammen schon eine Woche im Radurlaub und können neue Erlebnisse teilen.
Im Winter ist es ein super Ausgleich zum Skifahren, wenn man den ganzen Tag nur auf den Skiern steht und einen die Gravitation bewegt. Ich fahre regelmäßig mit dem E-Mountainbike auf den Forststraßen, und wenn möglich zu den Pisten. Die Atmosphäre ist unglaublich. Jeder Ausritt ist ein besonderes Erlebnis und der Kaiserschmarren schmeckt dann umso besser. Ein wirkliches Highlight sind die Abendrunden nach der Arbeit zum Sonnenuntergang auf den Berg. Das würde ich mit einem normalen Bike nicht schaffen. Es ist die perfekte Kombination: nochmal bewegen und die Ruhe der Natur. Ich fotografiere leidenschaftlich gerne, so kann ich traumhafte Bilder schießen und auch das Wild ungestört beobachten. Auf den Pisten und Ziehwegen im Winter mit Spikes ist ein Riesenspaß, und manchmal nehme ich das Stromradl auch mit zum Rodeln mit der Familie. Ich ziehe dann den Schlitten nach oben. Runter fahren wir um die Wette.
Und last but not least: Beim Ötztaler Radmarathon betreue ich die Teamfahrer des Sporthütten Rennteams als Radmechaniker. Den letzten wichtigen Anstieg von St.Leonhard zum Timmelsjoch fahre ich mit ihnen zusammen hoch. Das sind 1.700 Höhenmeter, hier kann ich volles Renntempo selbst mit schwerem Rucksack mitfahren. In den letzten Jahren gab es sogar Podest Plätze für unsere Fahrer!

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