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Mountainbiken im Granitland

Kleinzell im Mühlviertel. 1.500 Einwohner, 550 Meter Seehöhe. Ein Sportplatz, ein Badeteich, eine Stockschützenhalle. Touristisches Ödland, möchte man meinen. Und dann das: Eine fette Bühne mit Live-Übertragung ins Regionalradio. Kameras, Mikrofone, Blitzlichtgewitter. Donnernder Applaus, als die Silhouette des ersten Teilnehmers im Durchfahrtsbereich des Festzeltes erscheint. Und Radfahrer, überall Radfahrer.

Seit mittlerweile 15 Jahren steigt in der kleinen Gemeinde nordwestlich von Linz der Granitmarathon. Mit herrlicher Strecke, einfallsreichem Rahmenprogramm, bis unter die Haarspitzen motivierten Helfern sowie perfekter medialer Begleitung hat er es 2011 bereits zu EM-Ehren gebracht. 2015 entschied der Challenge-Bewerb in einer wahren Schlammschlacht über die neuen Staatsmeister, als da wären: Alban Lakata und Christina Kollmann (vgl. BB-Bildbericht).
Zusätzlich feierte im Vorjahr das Granitland Xtreme Premiere – ein dreitägiges Etappenrennen mit der Classic-Distanz des Marathons als großem Finale. Tag eins und zwei nahm die (leicht adaptierte bzw. verkürzte) „Große Granitlandrunde“ mit respekteinflößenden 258 Kilometern und 6.630 Höhenmetern unter die Räder.

 Eine fette Bühne, Kameras, Mikrofone, Blitzlichtgewitter, donnernder Applaus. Und Radfahrer, überall Radfahrer. 

Von wegen Kuhdorf. Beim Granitmarathon geht's rund in Kleinzell.
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Granit wer? Xtreme was? Ein paar sonnig angesagte Tage im Herbst dienten uns als Kulisse und Zeitfenster, unsere Neugierde zu befriedigen und dem Oberen Mühlviertel einen Besuch abzustatten - im gemütlichen Tourentempo, mit kulinarischen Zwischenstopps und genüsslichen Pausen.
Stolze 700 Kilometer umfasst das 2011 eröffnete Wegenetz der MTB-Region Granitland. Von der Donau bis zur tschechischen und bayerischen Grenze erstreckt sich das Gebiet und 25 Gemeinden sowie zahlreiche Partnerbetriebe - Hotels, Gasthöfe, Cafes, Service-Stellen und Taxiunternehmen - sind mit im Boot. Fünf Tagestouren mit 50 bis 100 Kilometern Länge zählt das EU-geförderte Projekt, hinzu kommt, sozusagen als Außengrenze, besagte Mehrtagestour. Sie steht im krassen Gegensatz zu den fünf kurzen Ortsrunden (9-23 km), die als Einsteiger- oder Halbtagestouren das Angebot ergänzen.

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Insofern ist es weder vermessen, noch überzogen, wenn der Gesamtkoordinator des Projekts die Mountainbike-Region Granitland mit einem von Österreichs Paradebeispielen in Sachen MTB-Tourismus vergleicht. „Wir haben mehr Höhenmeter als die Dachsteinrunde, und unsere Wege sind abwechslungsreicher“, so Klaus Falkinger selbstbewusst.
Fünf Jahre warb der Obmann des Trägervereins „Mühlviertler Granitland“ für die Idee, das bestehende Streckennetz auf den Bezirk Rohrbach auszudehnen. Als schließlich Kleinzell den Zuschlag für die Marathon-EM 2011 erhielt, gewann der Gedanke einer nachhaltigen Nutzung des Großereignisses mehr und mehr Fans.

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 "Der Erfolg in Zahlen? Zehn Prozent Nächtigungsplus." 

MTB Granitland-Initiator Klaus Falkinger
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Die Racer starteten mit ihrer Granitland-Umrundung Ende Mai in Kleinzell, also halten wir es der Einfachheit halber ebenso. Genauso gut könnte fast jeder andere Ort entlang der Strecke als Ausgangsbasis dienen - das Netz an Herbergen, die sich bei Bedarf auch gerne um den Gepäcktransport ins nächste Quartier kümmern, ist dicht gestrickt.
Zögerliche Sonnenstrahlen begleiten uns, als wir durch den Granitsteinbruch, aus dem das Baumaterial für den Neuen Linzer Dom stammt, Richtung Donau abtauchen. Die markante Geländestufe hinunter zum großen Strom wird uns an diesem ersten Tourentag gleich vier Mal beschäftigen - abwechselnd steil bergab oder bergauf.

Überhaupt geht es auf der Großen Granitlandrunde eigentlich nie geradeaus. Denn das hügelige Land ist kleinteilig wie kaum ein anderes. Alle paar Meter zweigt ein Weg ab, führt ein Pfad in den Wald, eine Schotterstraße zum Bach. Um hier seinen Spaß am Mountainbike zu haben, muss man nicht weit ausholen. Aber man kann.
Über 900 Meter Seehöhe kommt man dabei selten, unter 400 nie; trotzdem ist die persönliche Leistungsgrenze bei all dem knackigen Auf und Ab schneller erreicht als gedacht - zumal die Schleife zu großen Teilen auf Wald- und Wiesenwegen, Singletrails und Schotterpfaden verläuft, das Ausrasten auf Asphalt somit weitgehend entfällt.

 "Da vorne geht's runter, und drüben wieder rauf." 

Die jederzeit gültige Wegbeschreibung des neuen Granitmarathon-Obmanns Jürgen Scalet
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Mehr als verdient sind deshalb der Espresso in Pfarrkirchen, die zahlreichen Panoramablicke über Fluss und Land, und erst recht das zarte Rumpsteak in Oberkappl, das Kraft für den nächsten Tag verleiht.
Derselbe begrüßt uns mit einer dicken Nebelsuppe, die immer undurchdringlicher wird, je näher wir dem höchsten Punkt der Runde rücken. 941 Meter Seehöhe - aber auf der Ameisbergwarte ist kaum die Hand vor Augen zu sehen. Umso faszinierter bestaunen wir das bunt gefärbte Blättermeer, die moosgrünen Steine und knorrigen Stämme im Wald am Fuße des Aussichtsturms. Jede Wette: Irgendwo in den Spalten und Höhlen, die sich zwischen den Grantiblöcken auftun, lebt ein Gnom.

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Weiter geht unsere Reise in die dunklen, nach Harz und Forstarbeit duftenden Wälder hinter Peilstein und Kollerschlag. Bei der zweiten Auflage des Etappenrennens hat dieser Abstecher in die nördlichste Ecke Oberösterreichs gefehlt - als zu anstrengend für das Gros der Starter hat sich das Tagespensum bei der Premiere unter sengender Pfingstsonne erwiesen. Und angesichts des tiefen Bodens bei der diesjährigen Ausgabe waren dann sicher alle über diese Verkürzung froh.
Wir hingegen sind fast schon tiefenentspannt, als wir nach der Böhmerwaldrunde im Halfwaypoint Sarleinsbach einrollen: Das Gepäck ist bereits da, der obligate Hopfensaft - das Obere Mühlviertel ist Österreichs größtes Hopfenanbaugebiet und beherbergt mehrere Privatbrauereien - ebenfalls.

Bei strahlendem Sonnenschein verlassen wir am nächsten Morgen den freundlichen Ortsplatz, der beim Granitland Xtreme als Zieleinfahrt und Partyzone diente. Vor uns liegen etliche Kilometer Mühlviertel pur: Welle um Welle schwappen die auf ewigem Granit gewachsenen Hügelformen heran; darauf in bunter Folge kleine Felder und Wälder, schmucke Dörfer und Gotteshäuser, saftige Wiesen und die für die Gegend so typischen Dreiseithöfe im "Stoabloß"-Stil: weiß verputzt und aus Stein.

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Im Tal der Großen Mühl schwenken wir in die „Hansbergland Nordrunde“ ein, zu Recht eines der Aushängeschilder des Streckennetzes. Über die ehemalige „Hochschule“ am Hollerberg, die ihre Bezeichnung weniger von der akademischen Lehre als exponierten Lage hat, das idyllische Freilichtmuseum Unterkagererhof, in dem neben der Österreichischen Naturschutzjugend auch Theater und Musik regelmäßig Herberge finden, und St. Stefan arbeiten wir uns kontinuierlich berg- und nordwärts. Leider dräut von dort nichts Gutes: Der für den nächsten Tag angekündigte Wettersturz schickt seine Boten voraus.
Statt auf der großzügigen Außenterrasse des Aviva - bei klarer Sicht Blick bis zum Dachstein - erholen wir uns deshalb im Inneren des Viersterne-Hotels mit Heißgetränken, Suppen und Burgern von der steilen Auffahrt zu dem futuristischen Gebäude-Komplex. Und anstelle des garantierten Flows, der sich anschließend am berühmten Nordkammweg normalerweise einstellt, genießen wir auf dem Singletrail entlang der Tschechischen Grenze nur Kälte, Nässe und Wind.

Aber nach Regen kommt bekanntlich Sonnenschein, und ein kleiner Durchhänger gehört zu einem MTB-Ausflug auf den Spuren eines "brutalen" (O-Ton Vorjahressiegerin Barbara Mayer) Etappenrennens ja eigentlich dazu. Frohen Mutes blicken wir deshalb nach einer heißen Dusche und einem deftigen Schweinsbraten in St. Peter unserem letzten Tag im Granitland entgegen: Bäche und Berge, Kraftwerk und Klippe, Resi und Ruine - es gibt noch so viel zu sehen!

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Informationen

Das Mühlviertler Granitland ist eine ausgesprochen hügelige Mittelgebirgsregion im Nordwesten Oberösterreichs und liegt zwischen 400 und 1.000 m Seehöhe. 25 Gemeinden beteiligen sich am MTB-Projekt. Das Streckennetz zwischen Donau, bayerischer und tschechischer Grenze umfasst über 700 Kilometer und 16.000 Höhenmeter, verteilt auf fünf Halbtages- bzw. Einsteigerrunden (9-23 km), fünf Tages- (50-100 km) und eine regionsumspannende Mehrtagestour (260 km). Typisch für die beschilderten Strecken sind hohe Singletrail- und Wald/Wiesenweg-Anteile sowie die jeweils sehr kurzen, aber knackigen und zahlreichen Anstiege.

Unterkunft/Service

Vollständiges Verzeichnis der Partnerbetriebe (Hotels, Gasthöfe, Service-Stellen uvm.) auf www.granitland.at.

Tourdaten, GPS-Download

  • www.granitland.at
  • Eine detaillierte Karte liegt bei den Partnerbetrieben auf bzw. kann über die Homepage bestellt werden.

Gepäcktransport

Mittels Taxi-Unternehmen auf Basis Self-Service oder über die gebuchten Unterkünfte.

Event

14.-15.5.2016 Rennwochenende mit Marathon, XC-Nachwuchsrennen und Charity-Bewerb; www.granitmarathon.at

Granitbiker MTB Academy

Von Mai bis Oktober bieten die „Granitbiker“ weniger klassisches Guiding als Incentives zum Thema Biken im Gelände (Technik- und Trainingsgrundlagen, Radservice etc.) - Termin nach Vereinbarung. www.granitbiker.at

Allg. Infos

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Danke Paul, waren ein paar wirklich schöne und abwechslungsreiche Herbsttage im Grantiland, so wie man sich einen Saisonausklang vorstellt :)

 

@Michi: Beim Aviva war's so dusig, kann mich an nichts mehr erinnern, könnt ein Dampfbad gewesen sein, oder auch nur Herbstnebel, oder ein paar Bier zu viel... ziemlich sicher nyx sexuelles, ganz sicher keine Singles in unserer Reisegruppe...

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  • 1 Jahr später...

Ich wollte am Wochenende die Granitlandrunde in 2 Tagen fahren. Leider wurde ich bereits am 1.Tag durch zwei Defekte gestoppt.

Gestartet bin ich in Neussserling und wollte bis nach Julbach fahren und dort übernachten. Wären ~150km für den ersten Tag gewesen.

Nach 60km standen bereits 2000Hm am Tacho. Nach ~70km, kurz vor Niederranna, der erste Platten. Nur 2km später der Nächste.

Der Asphaltanteil ist doch recht hoch. So 70% würde ich schätzen. Die Offroadsegmente haben es aber abschnittsweise durchaus in sich.

Eine sehr lohnende Runde die von mir sicher nochmals in Angriff genommen wird.

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  • 6 Jahre später...

2.Tag ist geschlagen. Nochmal und 130km mit 3750Hm. Wieder bei perfekten Wetter- und Streckenbedienungen.

Der Asphaltanteil heute etwas höher. Die +20%-Rampen aber nicht weniger🤪

Dafür waren sogar ein paar einfache Trails dabei 

Verpflegung war heute schwierig. Man kommt kaum durch größere Ortschaften wo es auch Geschäfte gibt.

Fazit: Sehr lohnende und durchaus fordernde Strecke.

Die Strecke ist zwar durchgehend beschildert, trotzdem empfehle ich zusätzlich den Track aufs Navi zu laden. Viele Schilder sind etwas versteckt oder etwas verwachsen 

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