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KTM Scarp 29 Prestige

KTM Scarp 29 Prestige

20.06.16 10:49 33.478Text: NoMan
Lisi Hager

nicht mehr sehr blond, immer noch blauäugig, schokosüchtiger denn je

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Fotos: Erwin Haiden, Lukas Salzer
Die Oberösterreicher haben ihr Fully-Lineup 2016 fast komplett neu konstruiert. Ein kühner Plan, der voll aufgeht, wie wir anhand des Rennboliden Scarp feststellen konnten. One, two, three, go!20.06.16 10:49 33.669

KTM Scarp 29 Prestige

20.06.16 10:49 33.66914 Kommentare NoMan
Lisi Hager

nicht mehr sehr blond, immer noch blauäugig, schokosüchtiger denn je

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Erwin Haiden, Lukas Salzer
Die Oberösterreicher haben ihr Fully-Lineup 2016 fast komplett neu konstruiert. Ein kühner Plan, der voll aufgeht, wie wir anhand des Rennboliden Scarp feststellen konnten. One, two, three, go!20.06.16 10:49 33.669

Alte Rennfahrerweisheit: "Kenne deine Schwächen, nütze deine Stärken." Wer schlau ist, hält sich auch nach der Rennkarriere an diese Regel und wählt Testräder, so es denn eine Wahlmöglichkeit gibt, mit entsprechendem Bedacht: Eher großzügige Übersetzungsbandbreiten, gemütliche Konzepte, vernünftige Bestückungen. Man ist ja nicht mehr so durchtrainiert, dort und da zwickt's, und für geschrottetes Material steht als Sponsor nur mehr die eigene Geldbörse parat.
Das KTM Scarp 29 Prestige 11 ist gemäß dieser Maxime genau nicht mehr meins: Einfach-Kurbel, und die nicht klein. Race-Geometrie, modern, aber kompromisslos. Und alles drauf, was viel zu gut und teuer ist. Und doch war ich noch nie so froh, mich gegen mein Bauchgefühl entschieden zu haben.
Nach drei Wochen mit der 2016er-Version des oberösterreichischen Race-Fullys wurde es tatsächlich Zeit für eine neue Rennfahrerweisheit: "Ignoriere deine Schwächen, nütze dein Scarp." Aber alles der Reihe nach.

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 "Ignoriere deine Schwächen. Nütze dein Scarp." 

Neue Rennfahrerweisheit
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Technik

Nach ein paar Jahren mit dem PDS (das Kürzel steht für Pro Damping System) ließ KTM vergangenen Sommer aufhorchen: Das bewährte Hinterbau-System werde bei den Fullys mit 90 bis 125 mm zugunsten einer völlig neuartigen Bauweise aufgegeben und durch die SLL-Technologie ersetzt. "Zu schwer" lautete der vorrangige Vorwurf an den Hinterbau mit vertikal platziertem, schwimmend gelagerten Dämpfer. Im Straight Line Link meinten die Mattighofener, etwas Zeitgemäßeres und vor allem Leichteres gefunden zu haben.
In Sachen Gewicht lässt sich diese Behauptung out of the box bestätigen. Zur Herstellerangabe von 9.8 kg legt die unbestechliche BB-Waage noch vier Packungen Mannerwafferl drauf. Ergibt zehn Kilo und ein paar Haselnussbrösel. Das ist für einen Twentyniner mit Vollfederung mehr als in Ordnung, wird allerdings, das sei an dieser Stelle erstmals erwähnt, auch mit Reifen erkauft, die einen echten Geländeeinsatz nicht zulassen.

Zur Performance der neuen Kinematik später mehr. Hier vorerst die technischen Fakten: SLL ist die grundlegende Neuentwicklung im Hause KTM für das Modelljahr 2016 und kommt bei sämtlichen Scarp-, Lycan- und Kapoho-Modellen zur Anwendung. Lediglich die 160-mm-Fullys (Lycan LT) bleiben wie gehabt.
Der Dämpfer wird dabei horizontal unter dem Oberrohr platziert. Auf den Rahmen sollen dadurch weniger Kräfte einwirken, weshalb dieser mit weniger Material und damit Gewicht auskommt. Weiters System-zugehörig ist zum einen die Wippe ("Rocker Blade"), bei den Highend-Modellen (Scarp und Lycan) aus Carbon und laut Hersteller 40% leichter. Sie soll gemeinsam mit der neuen Anlenkung bewirken, dass der Dämpfer die Kräfte direkter aufnimmt. Zum anderen wird die SLL-Technologie durch flexende Sitzstreben komplettiert. Sie ersetzen den vierten Lagerpunkt beim Ausfallende - Nebeneffekt der Einsparung: Gewichtsreduktion und mehr Steifigkeit.

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Erscheinungsbild

Optisch ergibt das ein sehr schnittiges, nach vorne orientiertes Bike, das – aus hochwertigen UD-Fasern gefertigt – in Sachen Design keine Experimente wagt. Ein KTM-Racer hat schwarz-orange zu sein, Punkt. Gepaart mit den farblich abgestimmten Akzenten auf Laufrädern, Sattel, Gabel und Griffen, tut er dies aber immerhin in einer Konsequenz, welche die etwas einfallslose Lackierung kaschiert.
Mangels entsprechendem Hinweis, Schriftzug o.ä. beinahe übersehen könnte man, dass im Hinterrad eine Boost-Nabe steckt. Sechs Millimeter mehr Einbaubreite führen am Ende aller physikalischen Überlegungen zu mehr Steifigkeit. Gleiches schaffen die Steckachsen, das Pressfit-Tretlager, das konische Steuerrohr und viele Details mehr. Auch ohne Abschluss in höherer Mathematik klingt es somit schlüssig, wenn KTM für das neue Scarp eine deutliche Verbesserung in Sachen Steifigkeit proklamiert.

Was an Rahmen wie Gesamtpaket auffällt, ist eine gewisse, sehr sympathische Detailverliebtheit. So wurde dezent, aber hocheffektiv Schutzfolie an Stellen angebracht, denen man vorab nie Beachtung geschenkt hätte (etwa Sitzstreben-Innenseite). Elegant auch der Kettenstrebenschutz; die Gummi-Verhüterlis auf den Kurbelarmen schlagen in die gleiche Kerbe. Generell wirkt die Verarbeitung top, die Zugführung aufgeräumt, das matte Schwarz elegant. Die Variationsmöglichkeiten für die Flaschenkorb-Montage (prinzipiell zwei Positionen, am Unterrohr zudem dritte Bohrung für 1l-Flasche oder weitere Platzierungsalternative) sind gut gemeint, beim kleinsten Rahmen aber obsolet, weil sich nicht mehr als eine 620-ml-Botttle ausgeht.
Zu haben ist das Race-Fully mit 90 mm Federweg am Heck nebst der hier getesteten Vollcarbon-Version auch in einer Alu-Kohlefaser-Mischung (Schwinge/Hauptrahmen&Rocker) sowie komplett aus dem Leichtmetall gefertigt. Beim Alu-Einstieg stehen zwei Bestückungen zur Wahl (€ 2.299/2.999,-), den Mittelweg gibt’s als Scarp Elite um 3.199 Euro, wer den hochwertigsten Rahmen will, kann aus fünf Modellen zwischen € 4.499,- und € 6.899,- wählen. Den Boost-Hinterbau gibt’s nur bei diesem Quintett.

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Tech Specs

Rahmen:Performance UD Carbon, SLL 90 mm, Boost 148Laufräder:KTM-DT Prime II CC, 15x110/12x148
Größe:17/19/21"Reifen:Schwalbe Thunder Burt 54-622 Evo, TL-easy, LS
Gabel:RockShox RS-1, 100 mmVorbau:Ritchey WCS C-220, 6°, 70 mm
Dämpfer:RockShox Monarch XX-CLenker:Ritchey WCS 2X flat, Carbon, 710 mm
Schaltwerk:Sram XX1 RD 1x11Griffe:KTM Team VLG Neopren 1-Clamp
Schalthebel:Sram XX1 SL Trigger, 11-fachSattelstütze:Ritchey WCS Carbon UD, 1-bolt, 400/30,9
Kassette:Sram XX1, 11-fach, 10-42 Z. Sattel:Selle Italia SLR XC Cross Flow
Kurbel:Sram XX1, 32 Z.Gewicht:10,1 kg
Bremsen:Shimano XTR M9020, 180/180 mm IceTecPreis:€ 6.899,-

Luxusklasse also. Die Ausstattung des Testbikes ist dementsprechend: Von RockShoxs exklusiver RS-1 über Srams beste Schaltung und Shimanos hochwertigste Bremsen bis zu noblen Leichtbau-Laufrädern aus dem Hause DT Swiss ist nur feinste Ware an der Topversion der Scarp-Linie zu finden.
Die Funktionalität all dieser Teile ist genial. Gänge legt man mit der Präzision und Geschwindigkeit einer Schnellfeuerwaffe ein, und irgendwie klingt's auch so: klack-klack-klack-klack, jeder Druck ein Treffer, egal, wie viele binnen kürzester Zeit oder unter größter Last man dem Werk'l auch abverlangt. Verzögern gelingt schleif- und quietschfrei in perfekter Dosierbarkeit und - nicht zuletzt auch wegen der beiden 180er-Scheiben - dauerhafter Zuverlässigkeit. Die Ergonomie sämtlicher hierzu gehöriger Hebel ist hervorragend, lediglich der Remote Lockout für Gabel und Dämpfer benötigt etwas Daumen-Streckung und -Kraft.
Am Sattel, für die Testpilotin persönlich einen Hauch zu schmal, gefällt, dass hier robuste Ausführung und durchdachter Sitzkomfort über den puren Leichtbaugedanken siegten. Auch die (geringfügig schwereren) geschraubten Griffe sind lediglich hinaufgesteckten hinsichtlich Halt vorzuziehen. Insofern umso unverständlicher ist, dass am Sattelstützen-Schnellspanner gespart wurde. Spätestens beim Verladen ins Auto wird dieser nämlich vermisst. Apropos: Sowohl für eine versenkbare Stütze als auch für elektronische Schaltungen ist das Rahmeninnere natürlich vorbereitet.
Nervig im Handling beim Laufradein- bzw. Ausbau ist die RS-1. Der ausfahrende und schwenkende linke Holm, das fummelige Einführen und sogar Herausnehmen der Steckachse - neidig schielt man da auf Fox-bestückte Kollegen, die ungleich flotter reisefertig sind.

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In puncto Geometrie positioniert KTM das Scarp recht kompromisslos auf der sportlichen Seite. Der Sitzwinkel des 29" Bikes ist im Vergleich zum Vorgänger marginal steiler (0,5°) und soll, wie auch beim Hardtail Myroon, für bessere Kraftübertragung sorgen. Tretlager und Schwerpunkt des Rahmens liegen nun tiefer. Das verlängerte Oberrohr sorgt für mehr Reach, dadurch kann ein kürzerer Vorbau gefahren werden, was sich in Summe, gemeinsam mit dem 70° Lenkwinkel, positiv auf das Bikehandling auswirkt. 
Für die Testpilotin, normalerweise mit 17"-Rädern gut bedient, erwies sich dieses Konzept als ein Euzerl zu lang, weshalb sie auch aufs - von der Charakteristik her durchaus passend erscheinende - Weglassen eines Spacers verzichtete. Genau genommen heißt das: Wer kleiner ist als 1,70 m und durchschnittlich proportioniert, muss fürs neue Scarp noch wachsen, denn ein 15" gibt es nicht.

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Fahreindrücke

Wo theoretisch so viel Steifigkeit, Effizienz und so wenig Gewicht, da praktisch eine enorme Erwartungshaltung. Und tatsächlich wird das KTM schon mit den ersten Pedaltritten etlichen Vorschusslorbeeren gerecht: Ganz eindeutig will das Bike nach vorne, an die Spitze, in die Führungsposition.
Mit gesperrten Federelementen entpuppt es sich als eleganter (Forst-)Straßenflitzer, der es ob der Semislicks und Leichtgewichtigkeit fast schon mit Disc-Rennern aufnehmen kann. Das von anderen Fullys im Lockout-Modus bekannte Feeling, wie auf einem hopsenden Gummiball zu sitzen, bleibt gänzlich aus, weshalb das Scarp auch kurzerhand die Waffe der Wahl wurde, um, weil es sich gerade anbot, den Großglockner zu erklimmen.
Offen werkt der Hinterbau auch bei straffer Abstimmung beständig mit. Allerdings kommt von diesem sichtbaren Wippen nichts störend in der Tretbewegung an. Was bleibt, ist eine bemerkenswerte Sensibilität, mit der von feinsten Unebenheiten bis zu größeren Kieselsteinen alles wohltuend nivelliert wird. Speziell fürs Thema Traktion ist das ein enormer Pluspunkt. Abgesehen davon, dass hinten bald die Reifen durchrutschen, steht davon jede Menge zur Verfügung.
Ähnlich die Feinfühligkeit an der Front: Die RS-1, optisch generell polarisierend, speziell am Scarp aber sehr stimmig integriert, reagiert auf alles und jeden, aber nie zu viel. Unterm Strich ergibt das ein herrliches Dahingleiten, nie ohne Feedback vom Boden, aber immer sanft glattgebügelt.

 „Nach vorne, an die Spitze, in die Führungsposition.“ 

Wohin das Scarp will.
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In gröberem Geläuf befürchtet man deshalb das baldige Ende Gelände, zumal der Dämpfer bereits auf einfacheren Wegerln selbst bei einem Setup mit nicht einmal 20 % Sag schon den Großteil seiner Kapazitäten auszunützen scheint. Wenn jedoch verfrüht Schluss mit lustig ist, liegt das einzig an den halbseidenen Gummis (die Thunder Burts halten gut im Furztrockenen; ist's auch nur ein bisschen schmierig im Wald, wechselt man ungewollt die Sportart und geht Seifenkisten-Rennen. Aber immerhin: pannenfrei), und sicher nicht an der Performance der Federung.
Wie von KTM versprochen, gibt das Federbein bei großen Schlägen seinen Weg großzügig frei, ohne durchzusacken; Durchschläge? Nein. Die Gabel steht dem in nichts nach und wehrte sich zudem erfolgreich gegen ein von anderen Testberichten genährtes Vorurteil: unruhiges Flattern, wenn's wirklich schnell wird? Keine Spur. Mag sein, dass hier etliche Kilogramm weniger Körpergewicht eine Rolle spielen, mag sein, dass die überzeugend steifen Laufräder diesbezüglich so manches kompensieren. Jedenfalls zog das Scarp Prestige auf Highspeed-Passagen von Rumpelforststraße bis Lieblings-Singletrail stoisch ruhig seine Spur.

Womit wir beim generellen Handling angelangt wären. Von Haus aus wirft man einen Twentyniner nicht zackig um jede Ecke; und ist man fürs Testbike noch dazu ein paar Zentimeter zu klein, wird das die Sache nicht vereinfachen. Deshalb wurde ein 1,73 cm großer Co-Tester an Bord geholt, der NoMans Eindruck schließlich bestätigte: Das Race-Fully ist sehr exakt zu steuern und so zackig und flink umzulegen, wie man sich das von einem hochwertigen Race-Fully erwarten darf und so wendig wie nötig. Extrakurviges Terrain wird jedoch nicht seine Spezialdisziplin.
Dafür brilliert es in Sachen Vortrieb, Antrittstärke und Spritzigkeit, lebt also seine Agilität bevorzugt nach vorne aus - auch, wenn es steil wird. Das ist insofern hilfreich, als ein 32er-Blatt am Twentyniner für Nicht-mehr-Racer harter Tobak bleibt, so sehr einem das geringe Gewicht des Bikes die Aufgabe auch zu vereinfachen sucht.
Das Scarp will also anzupfen, attakieren, die Gegner mit Rhythmuswechseln zermürben. Und hier schließt sich der Kreis zur eingangs erwähnten Rennfahrerweisheit. Denn derlei taktische Manöver waren der Testerin Sache nie. Als Langstrecken-Diesellok zählten die Gleichmäßigkeit, das allmähliche Hochziehen bis zum gerade noch sinnvollen Maximum und Halten desselben zu ihren Trümpfen. Geht mit dem KTM auch, keine Frage. Aber zusätzlich macht plötzlich auch anzupfen, attackieren oder Rhythmus wechseln Spaß - einfach, weil's so gut geht.

  • KTM Scarp 29 Prestige

 "Fährt wie von allein!" 

Co-Tester NoNa
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Fazit

KTM Scarp 29 Prestige 11
Modelljahr:2016
Testdauer:3 Wochen, 320 km
+Sehr leicht und steif
+Spritzig wie Schampus
+Sensibles, aber gleichzeitig effizientes Fahrwerk
+Top verarbeitet mit Sinn für Details
oRS-1 Fummelei & kein Sattelstützen-Schnellspanner: mühsamer Auto-Transport
-Pseudo-Reifen
-Passt erst ab 1,70 m Körpergröße
BB-Urteil:Ready to race, ready to win

Das KTM Scarp ist ein Vollblut-Racer. Langgestreckt, aber modern interpretiert, zieht das steife Carbongeschoss mit seinen zehn Kilos ab wie ein Pfitschipfeil und gefällt mit einem sehr ausgewogenen Handling und Präzision in der Umsetzung von Lenkbefehlen; Spezialdisziplin leicht rumpelig, wellig, sanft kurvig.
Der neue SLL-Hinterbau überrascht mit exzellenten Nehmer-Qualitäten und Traktionsstärke, bleibt dabei aber so effizient, wie man sich das von einem Rennboliden nur wünschen kann und so sensibel, wie es speziell Langstreckenfahrer auf Dauer lieben werden. Die Gabel ist ein Paradebeispiel an Feinfühligkeit bei gleichzeitiger solidester Reaktion auf größere Schläge oder Stufen. Den in anderen Testberichten konstatierten Mangel an Steifigkeit der RS-1 konnten wir (gewichtsbedingt?) nicht nachvollziehen, dafür nervte uns die (aufgrund etlicher Auto-Transporte häufig nötige) Fummelei beim Laufradein- und -ausbau.

Die Ausstattung ist, dem Hochpreissegment entsprechend, top. Schaltung und Bremsen verrichten ihre Dienste durchgehend präzise und zuverlässig, die übrigen Parts, speziell auch die Laufräder, sind feine Mischungen aus leicht, steif und haltbar. Einzig entbehrlich (wann ist's heuer schon trocken?) sind die Semislicks. Um die rund 300 g Mehrgewicht für vernünftige Reifen wird man nicht umhin kommen. Und die paar Gramm für einen Sattelstützenschnellspanner wären ebenfalls noch eine Überlegung wert ...
Fairerweise bleibt die Bestückung auch bei den etwas günstigeren Modellen sehr wertig und wird der Vollcarbon-Rahmen bis hinunter zur Viereinhalbtausender-Marke ausgegeben, erst dann kommt Alu ins Spiel. Somit steht unterm Strich viel Lobenswertem nur ein echter Wermutstropfen gegenüber: In den Genuss all dessen kommen nur Fahrer ab 1,70 m Körpergröße. Wer kleiner ist muss hoffen, dass KTM ein 15" nachlegt.

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Bin das Scarp auch gefahren.

Mir war das 19" zu lang. Was ich aber schon vorher vermutete.

Die Kettenstreben sind zu lang, was ohne Knick im Sitzrohr auch nicht möglich wäre. Das Gefühl von Wendigkeit kam bei mir nicht so auf. Laufruhe hingegen dadurch sehr.

Preis Leistung ist bei den unteren Modellen wirklich Top. Rahmenset gibt's auch zu einem guten Kurs. Mein Herz hat das Scarp aber nicht erobert, deshalb wird's was anderes.

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Hinterbau sollte das wenigste sein. Flexende Streben gibt es ja schon länger bei unter 1kg Carbonrahmensets.

 

Ja, ist mir schon bekannt. Cannondale müsste damit beim Scalpel angefangen haben, den Hinterbau in vertikaler Richtung flexend auszuführen und so eine Lagerstelle zu sparen. Wurde jedoch auch gleich wieder verworfen.

 

Mir sind aber auch die Probleme bekannt, wenn man ein Fachwerk überbestimmt und in einem Knoten somit ein Biegemoment einleitet ;)

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Bin immer noch zufrieden mit dem Scarp 29er . Funktioniert so wie ich es mir vorgestellt habe. Gesperrt ist gesperrt ohne lästiges Wippen. Dämpfer und Gabel funktionieren und harmonieren einwandfrei. Der Vorderrad Einbau geht auch schon flott. Anfangs aber sehr gewöhnungsbedürftig. Die RS1 kommt der Lefty schon sehr nahe.*

Hab lediglich eine gerade Sattelstütze montieren müssen. Anderer Sattel, leichte Scheiben und Schwalbe RR 2.1 ergeben ein Gewicht von 9,85 kg.*

Mit leichteren Laufräder wär da noch einiges nach unten möglich.*

Würds wieder kaufen und bin schon auf die Ausstattung des 2017 Modell gespannt. Vielleicht mit 1 x 12 u leichter Fox Federgabel 😊

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Ja, ist mir schon bekannt. Cannondale müsste damit beim Scalpel angefangen haben, den Hinterbau in vertikaler Richtung flexend auszuführen und so eine Lagerstelle zu sparen. Wurde jedoch auch gleich wieder verworfen.

;)

Aber nicht lange. Das Habit hat hinten auch keine Gelenke (Zero Pivot?) und beim Scalpel FSi weiß ichs jetzt nicht.

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Aber nicht lange. Das Habit hat hinten auch keine Gelenke (Zero Pivot?) und beim Scalpel FSi weiß ichs jetzt nicht.

 

Okay ja, die haben jetzt alle den flexenden Hinterbau. Finde die Lösung von Cannondale besser, da die Wippe steiler steht und somit beim Einfedern nicht so einen weiten Weg nach unten beschreibt. Aber da wird sich KTM (oder wer auch immer den Rahmen gestaltet hat) sich etwas überlegt haben.

 

Bei keine Gelenke am Hinterbau, was verworfen wurde, hab ich mehr ans 2011 Scalpel Modell gedacht. Hatte auch im Tretlagerbereich kein Gelenk.

http://fcdn.mtbr.com/attachments/cannondale/609520d1303133472-post-your-scalpel-scalpel_sir.jpg

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