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Biken in den Hohen Tauern

Es plätschert und glitzert. Es tost und grollt. Es säuselt, summt und wogt. Links, recht, vor, hinter uns - rundherum und überall ist Gletscher, ist Wiese, ist Bergsee, ist Wald. Von drüben pfeift ein Murmeltier seinen spitzen Warnton in mein Ohr. Von hüben schneiden Sensenscharten durchs kniehohe Gras, so nah und unmittelbar, als ob wir nur einen Steinwurf davon entfernt sitzen würden. Noch keine zwei Minuten läuft der Film auf der 56 Meter langen Rundumleinwand samt 360° Projektions- und Soundtechnik. Und schon produziert das Kopfkino Fortsetzungen, dass es eine wahre Freude ist.

 Ost-West-Erstreckung 100 km, Nord-Süd-Erstreckung 40 km, 266 Dreitausender, 130 km² Gletscher, 550 Seen 

Der Nationalpark Hohe Tauern in Zahlen
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„Allwetterprogramm“. Mit diesem Schlagwort lädt der Nationalpark Hohe Tauern seine Besucher, speziell auch Familien, ins Besucherzentrum in Mittersill. Wir meinen: Unbedingt gleich bei der Anreise den futuristischen Bau mit seinen Holzlamellen und Betonstelzen erkunden – egal, welches Wetter herrscht. Denn es gibt keine bessere Einstimmung auf das, was kommen wird, als die 1.800 m² große Ausstellung mit ihren zehn alpinen Erlebniswelten.

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"Wir wollten ein Museum zum Anfassen, das auf kurzweilige und abwechslungsreiche Art viel Wissenswertes vermittelt", erklärt Christine Wopfner vom Nationalparkzentrum. Und tatsächlich gibt es von Flügen aus Adlerperspektive und Sagenerzählungen in Felsspalten über Tierspuren-Quiz und Lawinendom bis zum bekriechbaren Murmeltierbau und 3D-Kino unglaublich viel zu sehen, hören und tun, um die Besonderheiten des 1.800 km² großen Schutzgebietes zu erfassen.
Rund zwei Stunden werden für den Besuch empfohlen. Wir haben nicht ganz so viel Zeit, sind danach aber umso sicherer: Von alledem, was uns hier gezeigt und erklärt wurde, wollen wir jetzt mehr ...

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Steine suchen

Also gleich noch am Spätnachmittag die Gäule gesattelt und ab ins Habachtal. Wir sind im ebenso familiären wie herzlich geführten Smaragdhotel Tauernblick in Bramberg stationiert. Insofern ist der Ausflug in das nur wenige Kilometer westlich davon beginnende, enge Trogtal mit seiner schroffen Schönheit ideal zum Einrollen und Kennenlernen der Region.

Apropos Region ... Bramberg am Wildkogel, klingelt da was? Hier und im benachbarten Neukirchen wurde vor fast zehn Jahren eines der ersten Freeride-Zentren des Landes etabliert. Bei der Trailmaster-Challenge verschränkten sich innovative Rennformate bei Tag und Nacht mit Partys und Grillereien zu einem Mehrtages-Event voller Flow und guter Stimmung. Beim Profi-Contest Nine Knights 2011 erreichte die Freeride-Welle ihren regionalen Höhepunkt.
Heute ist von diesem frühen Hype eigentlich nur der Nine Knights Trail (6,4 km/1.150 Hm, Start Bergstation Wildkogelbahn) samt Talanbindung (Servus Line im Hubertuswald oder Wildkogel Trail 2.0) geblieben. Die monströse Ritterburg am Wildkogel wurde, ebenso wie die Parkanlagen, zurückgebaut, der Rob-J Trail aufgelassen. "Es war nur mehr vom Freeriden am Wildkogel die Rede. Das Genussbiken, wofür ja die gesamte Nationalparkregion förmlich prädestiniert ist, geriet ins Hintertreffen", lässt Christine Wopfner hinter die Kulissen dieser Entscheidung blicken.

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Genussbiken also. Wie vielerorts wird dieser Begriff von den Nationalpark-Verantwortlichen, Hoteliers und Guides der Region als Synonym für technisch einfache Routen auf Forststraßen und Radwegen verwendet, die es konditionell aber zu durchaus nennenswertem Anspruch bringen können. Eingebettet in eine grandiose Naturlandschaft und garniert mit den festen und flüssigen Köstlichkeiten, welche deren Bewohner mit ihrer Hände Arbeit herstellen, brauchen wir keine drei Pedaltritte, um uns mit dieser Interpretation von Genuss anzufreunden. Und wir sind damit nicht allein, wie der rege frequentierte Tauernradweg, der uns hurtig zum Eingang des Habachtals bringt, beweist.

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Mit Guide Andrea haben wir die ideale Begleitung für diese Tour an unserer Seite. Die Wander- und Bike-Führerin unseres Hotels weiß uns den Ausflug in das Tal der Smaragde mit vielen Geschichten, Anekdoten und Fakten auszuschmücken.
Tal der Smaragde? Richtig gelesen. Das Habachtal gilt als einzige bekannte Fundstelle des grünen Goldes in Europa und seine Schätze zieren sogar die britischen Kronjuwelen. Damit des Mineralienreichtums noch nicht genug, zählen auch Bergkristalle oder Rauchquarze zu den regelmäßigen von „Steinesuchern“ aufgespürten Edelstein-Vorkommen. Das Smaragdbergwerk in der Leckbachrinne oberhalb des Gasthof Alpenrose ist öffentlich nicht zugänglich. Hier hält die Strahlerfamilie Steiner die Schürfrechte und versorgt u.a. Museen und Sammler. Damit aber auch Touristen ihren Spaß und Erfolgserlebnisse haben, werden bei der Alpenrose Siebe und Rechen verliehen und Führungen sowie Nationalpark-Exkursionen veranstaltet. Und es dauert nicht lange, dass auch wir uns am Flussufer hockend wiederfinden, fasziniert auf graue Steinchen im glasklaren Wasser starrend. Man sollte nicht meinen, welches Suchtpotenzial im Durchwühlen eisig kalter Flusssedimente steckt!

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Vom Smaragd-Spa unserer Unterkunft über den Smaragd-Express (ein Wander-Taxibus) und die Smaragdbiker (der örtliche Radverein) bis zum obligatorischen Smaragdweg (ein geologischer Themenweg mit Erlebnisstationen, Aussichtsplattformen und Spielplätzen, für Biker tabu) ist das grüne Gold auch abseits der Schürfstelle kurz vor dem Talschluss omnipräsent.
Die Einheimischen schätzen das Habachtal aber nicht nur wegen der Edelstein-Vorkommen. Gerade unter Bikern ist ein Ausflug zum Habachkees auch als Feierabendrunde sehr beliebt. Warum, wird spätestens beim gemütlichen Plaudern und Lehnen an der von Jahren und Witterungseinflüssen schwarz gegerbten Holzwand der urigen Moaralm klar: so ruhig, so naturbelassen, so fern von Hektik und Stress! Außer dem steten Bimmeln der Kuhglocken, dem gelegentlichen Pfeifen der Murmeltiere und dem sanften Rauschen des Wassers ist hier, kurz vorm Talschluss, kaum ein Laut zu hören.

Tatsächlich hat uns dieses abgeschiedene, niemals dauerhaft besiedelte Tal aber schon viel früher fasziniert: An seinem Anfang, wo es sich fast schluchtartig und eng vom Boden des Salzachtals erhebt. Moose und Farne in allen Größen und Farben belegen dort eindrucksvoll, welchen Artenreichtum der Nationalpark selbst auf kleinstem Raum versammelt.
Etliche Kaskaden und Wasserfälle später registrierten wir die nunmehr typische Trogform. Im Winter sausen hier mächtige Lawinen zu Tal. Riesige Schutthalden und über die kargen Almböden verteilte Gesteinsbrocken zeugen davon. Geschichten wie jene vom "Venedigermandl" oder vom "Fazenweib", dem sogar eine Holzskulptur gewidmet ist - es wurde von hochmütigen Bauern verhöhnt und verjagt statt versorgt, als es hungrig an deren Tür klopfte, woraufhin es die Sippschaft verfluchte - dienen als sagenhafte Erklärung für Steinschläge oder Felsstürze.
Und auch am Talschluss, im Angesicht des Gletschers und weiterer Zwei- bis Dreitausender, weiß uns dieser Teil des Nationalparks zu gefallen. Als eine von mehreren Einkehrmöglichkeiten haben wir die Alpenrose gewählt. Dampfend heiße Suppentöpfe und flaumiger Kaiserschmarrn gefolgt von etwas "Gletscherwasser" mit wahlweise Marillen-, Enzian-, Zirben- oder Honiggeschmack bereiten uns auf die ob der hereinbrechenden Dämmerung ziemlich frische Abfahrt vor. Und dank einer kleinen Vitrine, in der Edelsteine zum Verkauf angeboten werden, können wir abschätzen, wie reich wir geworden wären, wenn unsere "Stoanasuche" erfolgreich gewesen wäre ...

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Wasser schauen

Der Nationalpark Hohe Tauern, 1981 begründet, ist nicht nur Österreichs ältestes Schutzgebiet. Mit seinen 1.856 km², die sich vom Pinzgauer Salzachtal südwärts vorrangig über das Bundesland Salzburg, aber auch Kärnten und Tirol erstrecken, bildet er gleichzeitig den größten Nationalpark Europas.
Selbst schon ein Superlativ, verwundert es wenig, dass er weitere auf seinem Gebiet vereint - allen voran der Großglockner, mit 3.798 m der höchste Berg Österreichs. Fast ebenso berühmt und mindestens so spektakulär ist eine weitere Rekord-Erscheinung, die am zweiten Tag auf unserem Tourenprogramm steht: die Krimmler Wasserfälle.

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Die Mehrzahl ist angebracht, denn tatsächlich kommt diese Attraktion nur durch einen Trick zu ihrem Titel des größten Wasserfalls Europas: Ihre beeindruckende Höhe von 380 Meter erreicht sie über insgesamt drei Fallstufen. Was freilich nichts daran ändert, dass dieses Tosen und Brausen, Rauschen und Platschen, Fallen und Prallen ein beeindruckendes Naturschauspiel ist, dessen Wucht sich nicht auf optische und akustische Reize beschränkt.
Fast meint man, die Urgewalt des Wassers bis in den Bauchraum hinein zu spüren, dem Wummern von Bässen gleich, wenn Musikboxen aufs Äußerste belastet werden. Und natürlich kriecht die Nässe am Fuße der untersten Fallstufe - zumal jetzt, da die Krimmler Ache nach der Schneeschmelze und den vielen Regenfällen vom Frühsommer enorme Wassermengen führt - in jede Ritze und unter die Haut.
Asthmatiker und Allergiker wissen diesen Umstand besonders zu schätzen, sitzen, eingehüllt in bunte Pelerinen, inmitten des Sprühregens und genießen die Tatsache, dass die hohe Konzentration an negativen Luftionen ihre Atemwegs- und Lungenfunktion nachhaltig verbessert. Unsereins steht nicht minder andächtig vor den brüllenden, stürzenden Massen, in denen sich spektakulär das Sonnenlicht bricht. Welch Auftakt für einen Tag, an dem dank Fönwind 30 Grad und mehr prognostiziert werden!

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Die WasserWelten Krimml mit ihrem Aquaszenarium, Aquapark und Ausstellungsbereich sowie die zweite und dritte Fallstufe des Wasserfalls sind Fußgängern vorbehalten. Macht aber nichts. Auf uns wartet nach kurzem Intermezzo auf der Gerlospaß-Alpenstraße ein anderes Highlight für Wasserratten: das Krimmler Achental.
Mit seinen knapp 20 Kilometern ist es die längste der 14 Geländefurchen, welche die Tauern zwischen Schwarzach-St. Veit und dem Feriendorf Kirchleiten in Nord-Süd-Richtung durchziehen. Und mit seinem imposanten Talschluss, malerischen Almboden, idyllisch mäandernden Flusslauf, seinen unzähligen kleinen und größeren Wasserfällen, knorrigen Zirben, mächtigen Schwemm- und Murenkegeln, lieblichen Almhütten, farbenprächtigen Blumenwiesen, friedlich weidenden Kühen, majestätisch grüßenden Gipfeln uvm. wahrscheinlich auch das Schönste. Aber das behaupte ich zugegebenermaßen, ohne z.B. das zu Großvenediger bzw. Großer Geiger führende Unter- bzw. Obersulzbachtal gesehen zu haben.

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Beim Reinfahren jedenfalls: absoluter Kitsch-Alarm. Schon auf den ersten vier Kilometern der hier noch relativ steilen Forststraße ist's wildromantisch: Alle paar Meter plätschert irgendwo ein kleiner Wasserfall über den Fels, Grün in den unglaublichsten Nuancen säumt unseren Weg, Sonne und Himmel strahlen um die Wette. Kurz gibt der Wald den Blick auf Krimml mit seinem spitzen Kirchturm und etliche Bergspitzen frei, dann verschluckt uns ein Tunnel.
Hinter dem rund 300 m langen, dunklen Schacht wird's flacher und wellig. Es dauert nicht lange, bis eine letzte Kuppe den Weg ins Hochtal frei gibt. Und plötzlich sind sie alle da: der heftige Wind, fast schon Sturm, fürs Krimmler Achental anscheinend typisch und deshalb schon bei unserer Abfahrt von den Einheimischen vorausgesagt; die hübschen Pinzgauer Kühe, anders als viele Artgenossen mit jeweils zwei stolzen Hörnern am Kopf; die mächtigen, schroffen Gipfel der Hohen Tauern, etliche bedeckt von ewigem Eis; die unzähligen Bächlein, welche sprudelnd und glitzernd und glucksend die sich über den Almboden windende Krimmler Ache speisen; die vielen Hütten und Unterstände mit ihren typischen Holzschindeln, manche frisch renoviert, manche steinalt. Auch Wanderer und Taxibusse und fleißig arbeitende Menschen treffen wir. Letztere flicken Zäune, machen Käse - Graukäse, Bergkäse, uvm. -, hüten nach wie vor zu Fuß über den Tauern getriebenes (!) Südtiroler Vieh, schleppen Milchkannen oder werken emsig am Ausbau des Krimmler Tauernhauses, traditionsreicher Stützpunkt für Tauern-Reisende mit überraschend modernen Annehmlichkeiten.

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 Absoluter Kitsch-Alarm 

Im Krimmler Achental

"Da geht's auch in ein total schönes Tal, erst steil durch den Wald zur Rainbachalm, dann flach oben dahin, bis fast zur Richterhütte", deutet Gerlinde hinter die beiden großen Baukräne, welche das Tauernhaus flankieren.
Unsere heutige Begleiterin ist des Smaragdhotel Tauernblicks Frau fürs Lange, Weite, Schnelle. Zäh wie Leder und multisportiv, gibt es keinen besseren Guide für ausgedehnte Touren gepaart mit vielen Tipps für weitere Abenteuer (z.B. über den Krimmler Tauern oder die Birnlücke mit zwei- bis, je nach Fahrtechnik, dreistündiger Tragepassage weiter ins Ahrntal).
Und es gibt auch keine bessere Verhandlerin für die Vielfalt der kredenzten Brotzeit, wie sich bei unserem Einkehrschwung in der urigen Außerkees Alpe, am Fuße des gleichnamigen Gletschers beim Talschluss gelegen, herausstellt. Denn laut der lustig-reschen Sennerin der - übrigens vorzüglichen - Almkäserei gibt's "an Kas ... und an Kas ... und an Kas." Dass wir schließlich auch Speck, Brot, Buttermilch und sogar Pfeffer bekommen, verdanken wir Gerlindes Hartnäckigkeit. Das hierzulande obligatorische Schnapserl hingegen bietet die käsende Quereinsteigerin aus der IT-Branche wieder ganz freiwillig an - wohl bekomm's!

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Wiesen streicheln

Unser dritter und letzter Tourentag führt uns raus aus dem Nationalpark, rein in die Kitzbüheler Alpen. Und damit steht optisch ein totaler Szenenwechsel bevor: Uns erwarten die sanft anmutenden Grasberge nördlich des Pinzgauer Salzachtales statt der schroffen Zacken des geologisch so interessanten Tauernfensters, das sich südlich auftut.
Zunächst jedoch starten wir wie schon gewohnt: über den Tauernradweg westwärts, diesmal rund zehn Kilometer bis Neukirchen. Einmal mehr herrscht reger Betrieb auf diesem beliebten, 270 km langen Weitradweg. Beginnend bei den Krimmler Wasserfällen führt er Trekkingbiker, Familien und immer häufiger auch E-Biker bis in die Mozartstadt Salzburg bzw. nach Passau. Gerne nehmen die Pedalritter aber auch die Dienste der Pinzgauer Lokalbahn in Anspruch, um Teilstrecken oder den Rückweg zu absolvieren. Im Stundentakt transportiert die über 115 Jahre alte Schmalspurbahn mit eigenem Rad-Waggon Ausflügler an ihr Wunschziel. Wer Glück hat, erwischt sogar eine historische Dampflok – und sei es nur als pittoreske Begleiterscheinung beim Strampeln durch den Oberpinzgau.

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Die sportlich steile Asphaltstraße hinauf zum Alpengasthof Rechtegg eröffnet uns erstmals die Möglichkeit, weite Teile des Salzachtales von oben zu sehen. Bisher wurden wir ja jeweils recht hurtig von tiefen Taleinschnitten verschlungen. Nun allerdings arbeiten wir uns in aussichtsreichen Kehren durch die Venedigersiedlung mit ihrem großartigen Blick auf den imposanten Berg, dessen Erstbesteigung heuer exakt 175 Jahre zurückliegt.
Hinterm Alpengasthof heißt's Abschied nehmen vom Großvenediger und seinen respekteinflößenden Schnee- und Eismassen, und auch vom Asphalt. Auf Schotter drehen wir uns nordwärts, arbeiten uns entlang des Trattenbachs immer weiter empor und hinein in die Grasberge, und schließlich, nach einem kurzen Abstecher Richtung Filzenscharte (wieder so ein sportlicher Tipp von Gerlinde: die "Tiroler Runde" ... über den Filzensattel 25 km bergab durchs Windautal nach Westendorf brausen - Variante Brechhorn mit 500 Hm mehr zweigt halbmitt' ab - weiter nach Aschau auf dem Radweg, dann via Rettensteinhütte und Stangenjoch zurück ins Mühlbachtal, wo ganz Fleißige auch noch auf den Wildkogel fahren können; macht in der Minimalversion 80 km und 2.000 Hm) sogar in Richtung Sonnenschein.

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Beim Frühstück hat es noch Schusterbuben geregnet, weiter oben war sogar Neuschnee gefallen. "Bei uns schneit es nur zwei Monate im Jahr nicht: im Dezember und im Jänner", hatte Gerlinde geäzt. Nun bricht die Sonne schneller durch, als wir uns ausziehen können, die gerade noch in dichte Wolken gehüllten Berggipfel glänzen frisch angezuckert, und binnen kurzem wird uns angenehm warm.
Ideale Voraussetzungen, um nach geschaffter 1.000-Hm-Auffahrt zur Trattenbachalm etwas für unsere Gesundheit zu tun: An der Hauswand dieses vor allem auch für Skitouren-Camps beliebten Refugiums lehnen, "Grant'nwasser" - also zerquetschte Preiselbeeren und damit natürliches Penicillin - trinken und zur Sicherheit dann auch noch ein Schnapserl, nachdem mittels Leberknödelsuppe und Schmandkuchen die entsprechende Basis gelegt wurde.

 „Vahuck'n“ 

Innerhoferisch für Die-Zeit-beim-Einkehrschwung-übersehen
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Zweifelsfrei ließe es sich hier länger aushalten, was genau genommen nur den regionalen Gepflogenheiten entsprechen würde. „Habt's eich vahuckt?“, fragt denn auch mit wissendem Grinsen Maria Innerhofer, als wir deutlich später als erwartet schließlich ins Hotel zurückkehren. Die Chefin des Smaragdhotel Tauernblick ist, ebenso wie ihr Mann und Koch Günter, auch ausgebildeter Bike-Guide „mit Spezialdisziplin übersäuern“, wie sie selbstironisch anmerkt. Wiewohl schon recht knapp vorm Abendessen und damit zu einer Zeit, da unsere beiden Gastgeber alle Hände voll zu tun haben, lassen sie es sich auch heute nicht nehmen, in der gemütlichen Hotel-Laube einen Kaffe und – ja, erraten! – ein Schnapserl mit uns zu trinken, unseren Eindrücken vom Tag zu lauschen und weitere Tourentipps und eigene Erlebnisse einzustreuen.

Ihre Freude kommt von Herzen, als wir schlussendlich beschließen, noch einen Tag zu verlängern und auf den Großglockner zu fahren. Aber das ist eine andere Geschichte. Für hier und jetzt soll's reichen zu wissen, dass das 360°-Panoramakino aus dem Nationalparkzentrum mit seinen großartigen Bildern kein bisschen übertrieben hat. Und dass Nationalparkschauen live immer noch ein bisschen besser ist ...

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Nützliche Links und Hinweise

Quartier-Tipp:
****Smaragdhotel Tauernblick, familiär und herzlich geführtes Bike-Hotel (Mitglied von Mountain Bike Holidays) mit guter Küche, schönen Zimmern, feinem Wellness-Bereich und attraktivem Wochenprogramm für Groß & Klein. Biker-Stammtisch, geführte Touren, Bike-Garage, -Werkstatt und -Waschplatz, Leih-Räder (E-Bikes) uvm. www.tauernblick.at

Einkehr-Tipps:

Service, Verleih:

Kartenmaterial, Tourentipps:
  • Tauernbike. Mountainbiken | Radfahren | E-Biken. Panoramakarte inkl. Tourenbeschreibungen
  • GPS-Download & PDF auf www.nationalpark.at
  • Wander- und Freizeitkarte, M 1:60.000 bzw. 1:30.000, Schubert & Franzke

Nationalparkzentrum Mittersill:
Besucherzentrum mit absolut empfehlenswerter Ausstellung (10 alpine Erlebniswelten zum Anfassen), Souvenirshop, vielfältigem Infomaterial und Produkten aus der Region – auch im zugehörigen Café-Restaurant. www.nationalparkzentrum.at

Pinzgauer Lokalbahn:
Eigener Rad-Waggon; tgl. kostenlose Nutzung mit der Nationalpark Sommercard mobil – ausgenommen Sonderfahrten wie Dampfzugfahrt. www.pinzgauer-lokalbahn.info

Wildkogel-Bergbahn:
Der Zubringer zum Nine Knights Trail (6,4 km/1.150 Hm)! Tgl. kostenlose Nutzung mit der Nationalpark Sommercard mobil; geöffnet 10.6.-9.10., 9-15:30 Uhr, www.bergbahnen-wildkogel.at

Nationalpark Sommercard (mobil):
Seit heuer neu sind zwei attraktive all-in-Karten, welche es ermöglichen, die Region besonders intensiv auszukosten. Alle Urlaubsgäste, die in einem Mitgliedsbetrieb nächtigen, erhalten mit diesen Karten die Möglichkeit, täglich aus 60 Attraktionen zu wählen (jeweils eine Gratis-Leistung, z.B. NP-Ranger-Wochenprogramm, Tagesticket Großglockner Hochalpenstraße, Museums-Eintritt, E-Bike-Verleih) sowie weitere Ermäßigungen in Anspruch zu nehmen. Gültig 1. Mai – 31. Oktober 2016 www.nationalpark.at
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Ja, eh wunderschöne Gegend, und ich bin gern dort, vor allem im Winter. Warum ich aber zum Biken nicht ein paar Kilometer weiter Richtung Süden über die Grenze fahren sollte, wo ich auch noch Singletrails befahren darf, ohne von irgendwelchen Freizeitnazis zusammengeschissen zu werden, muss mir auch erst jemand erklären. Gletscherpanoramen und einsame Hochtäler gibts dort auch, und man fühlt sich als Biker akzeptiert und willkommen. Nicht so wie bei uns, da ist man als Biketourist nur geduldet, wenn man mit ein paar grünen Scheinen wachelt.
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Warum ich aber zum Biken nicht ein paar Kilometer weiter Richtung Süden über die Grenze fahren sollte, wo ich auch noch Singletrails befahren darf,

 

Weil nicht jede/r Singletrails fahren will. Wir hatten die Diskussion erst neulich, sie wird allmählich langweilig. Und es steht nirgends geschrieben, dass du nur dorthin und nirgendwohin sonst fahren sollst. Jedem das Seine - hier eben etwas für Forststraßen-Fahrer, die entlang der Routen übrigens allesamt sehr gern gesehen und willkommen geheißen werden.

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Finde ehrlich gesagt nicht, daß diese Diskussion langweilig wird. Ich kann mich jedenfalls nach wie vor aufregen über die Heuchelei bei uns in Bezug auf den Mountainbike-Tourismus. Oder seid ihr bei diesem Trip nicht ein einziges Mal auf einen unerlaubten Trail am Wegesrand abgezweigt?

 

Nix für ungut übrigens, ich finde den Artikel ja trotzdem angenehm zu lesen und mit schönen Bildern garniert. :) Diese Art des Bikens findet sicher ihre Zielgruppe - entspricht halt nur für viele nicht der Definition des Mountainbikens.

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Oder seid ihr bei diesem Trip nicht ein einziges Mal auf einen unerlaubten Trail am Wegesrand abgezweigt?

Das sind wir in der Tat nicht. Oder doch, 3 mal für je 5 Meter. Einmal war ich am Häusl, zweimal haben wir fürs KTM noch Test-Fotos geschossen.

Trails standen diesmal einfach nicht am Programm, und wenn das von Anfang an klar und so kommuniziert ist, finde ich das völlig in Ordnung. Nicht zuletzt, weil mindestens so viele (ehrlicherweise muss man sagen: sogar mehr, Stichwort breite Masse) Mountainbiken für sich genau so definieren, wie du (und ebenfalls viele) es eben nicht tun.

Und nachdem das BB eine Plattform für möglichst alle Biker sein soll, gibt's auch solche Storys. Die nächste beinhaltet wieder Wegerl, und die überüberübernächste (circa) geht dann sogar downhillen. Und dazwischen Rennrad, All Mountain, Enduro ... die ganze, schöne Vielfalt eben :-)

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Es ist echt gscheit schön dort.

 

Die Wegerl die ich dort bislang - wie üblich zwangsläufig illegalerweise - sind kaum breitentauglich, waren recht anspruchsvoll.

Dort iss mir langsam wurscht, dass es net erlaubt ist. Hochalpin hat man eh am wenigsten Probleme -- weil dort i.d.R. keine Konsumtouristen, sondern Bergsteiger hinkommen (die verstehen's großteils), und Jaga auch keine...

 

Nerven tut mich mehr, dass ich bei mir daheim im Flachgau auf jeder Forststraße auf irgendeinen Hügel von irgendeinem 4WD-Kasperl angeschnauzt werde. Statt dass ich umweltverträglich motorfrei mich von der Haustür weg bewegen kann, müsste ich immer erst ins Auto steigen und rüber nach Bayern oder runter nach Italien fahren...

Aber das ist jetzt schon weit am Thema vorbei.

Also nochmal: schöne Gegend! Schöne Fotos!

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"Es war nur mehr vom Freeriden am Wildkogel die Rede. Das Genussbiken, wofür ja die gesamte Nationalparkregion förmlich prädestiniert ist, geriet ins Hintertreffen", lässt Christine Wopfner hinter die Kulissen dieser Entscheidung blicken.

 

Ein nebeneinander kann es nicht geben???

Wird da vom Bikeboard nicht nachgehakt weil man sonst nicht mehr eingeladen wird und kritisches Hinterfragen da kontraproduktiv wäre?

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