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Bildbericht Arlberg Giro 2016

Mit einem Triumph für Lokalmatadorin Daniela Pintarelli und einem Deutschen Doppelsieg bei den Herren endete die sechste Auflage des Arlberg Giro. 1.300 Rennradfahrer aus 20 Nationen boten den Elementen die Stirn und stellten sich trotz widriger Wetteraussichten dem Ritt über Arlberg und Silvretta Hochalpenstraße.
Während die Damen-Siegerin in 4:28:04 einem ungefährdeten Start-Ziel-Sieg vor Esther Van-Veen (NED) und Anna Bachmann (AUT) inklusive Gewinn der Bergwertung auf die Bielerhöhe entgegenfuhr, blieb das Herren-Rennen bis zum Schluss extrem spannend: Eine siebenköpfige Gruppe preschte, nachdem sie den diesjährigen King of Mountain Fabio Tugnoli (ITA) eingeholt hatte, gemeinsam Richtung St. Anton. Nach 4:04:07 Stunden, 2.500 Höhenmetern und 148 über weite Teile nassen Kilometern fiel die Entscheidung im Sprint.
Der Deutsche Raphael Bertschinger (Team Erdgas Schwaben) konnte sich gegen die harte Konkurrenz durchsetzen, vier Zehntelsekunden dahinter folgte dessen Landsmann Peter Clauß (Rad Union Wangen). Der bekanntlich am linken Oberarm amputierte Österreicher Patrick Hagenaars komplettierte weitere 0,2 Sekunden dahinter das Podest. Andy Traxl (Team MooserWirt) blieb mit knapp zwei Sekunden Rückstand nur der undankbare vierte Platz, dafür erntete der Local Hero eindeutig den meisten Applaus vom Publikum.

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Eine Kostprobe ihrer Stärke hatte die Sieger-Mannschaft des Marathons bereits tags zuvor gegeben. Traditionell steigt am Vorabend des Arlberg Giro ein spektakuläres Kriterium, und die Erdgas-Schwaben waren beim Fight um die Punkteränge an vorderster Front der 30 Sprint-Spezialisten dabei. Letztlich durchsetzen konnte sich jedoch Patrick Jäger. Der Österreicher vom Team Vorarlberg entschied die taktische Hatz' durch das Zentrum von St. Anton bereits zum zweiten Mal für sich und verwies Fabian Danner (Team Erdgas Schwaben) und Lukas Rüegg auf die Plätze.
Titelverteidiger Matthias Brändle konnte leider nicht wie geplant versuchen, den Hattrick einzufahren. Der amtierende Staatsmeister war auf dem Weg zum Kriterium gestürzt und musste daraufhin verletzungsbedingt absagen.
Erstmals wurde auch ein Damenbewerb mit acht Teilnehmerinnen ausgetragen - anders als jener der Herren (Punkterennen) im Ausscheidungs-Modus. Lokalmatadorin Daniela Pintarelli wurde auch hier ihrer Favoritenrolle gerecht und gewann die Premiere souverän vor Mooserwirt-Teamkollegin Natahlie Lamborelle und Kathrin Schweinberger (tomsiller.at).

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Sei im Element

Ich weiß es noch, als ob es gestern gewesen wäre. Was wahrscheinlich daran liegt, dass es gestern gewesen ist: Die Sonne brannte unbarmherzig auf meine Oberarme, der Schweiß tropfte mir unaufhaltsam von der Stirn. Als ich kurz vor der Heinrich Findelkind Galerie auf meinen Kollegen wartete, zuzelte ich bereits die letzten Tropfen aus der ersten von zwei Flaschen.
Und jetzt? Vor lauter Wolken nichts zu sehen vom imposanten Patteriol, dem „Matterhorn vom Arlberg“. Was mir heute übers Gesicht rinnt, ist ganz eindeutig Regen. Und etliche Mitstreiter nützen den Schutz des nach dem Gründer der Bruderschaft St. Christoph am Arlbergpass benannten Tunnels, um ihre Regenjacken anzuziehen.

Kann es wirklich sein, dass zwischen diesen beiden Bildern keine 17 Stunden liegen? Es kann. So traumhaft schön sich St. Anton und Umgebung am Samstag Mittag präsentierte, so verlässlich verdunkelte sich der Himmel unmittelbar vor dem Start zum Profi-Kriterium, welches das Radsportwochenende am Arlberg traditionell einläutet. Und weckten zögerliche Sonnenstrahlen am frühen Sonntag Morgen noch Hoffnungen auf einen trockenen Rennverlauf, mussten wir diese begraben, sowie wir die letzten, wie Adlerhorste am Steilhang klebenden Hotels von St. Anton hinter uns gelassen hatten.
Der St. Antoner Tourismusdirektor Martin Ebster trägt es mit Humor: „Was drüben in Vorarlberg ist, dafür sind wir nicht zuständig.“ Mehr noch: Gemeinsam mit seinem Team hat der findige Marketingspezialist die für das alpine Grenzgebiet gar nicht so untypischen Wetterkapriolen in ein eigenes Konzept gegossen und dem Arlberg Giro ein darauf basierendes Corporate Design verpasst.

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 Wie ein Vogel im Wind 

Du kannst Luft nicht schmecken, nicht riechen, nicht sehen - aber fühlen, wie ein Vogel im Wind!
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Vier Elemente – Luft, Erde, Wasser, Feuer – prägen nunmehr das Gesicht des Langstreckenbewerbs mit 148 Kilometer und 2.500 Höhenmeter. Den Auftakt bildete heuer die Luft. Wie Vögel im Wind sollten wir uns demzufolge fühlen und uns mit diesem Element verbrüdern. Ein „Hurricane“ - so die Bezeichnung für das Rennleiter-Auto – und „Rückenwind“ – der Name für den Besenwagen – würden uns den Weg frei halten und uns unterstützen.
Pünktlich zum Zehnjahres-Jubiläum 2020 kommt sodann ein fünftes Element ins Spiel: das eigene Ich, die innere Stimme, die Fahrer selbst. Die Elemente überwinden und dabei auch selbst ganz im Element sein; gleichzeitig nie mehr wieder über zu kalte, nasse, heiße, stürmische, trockene oder sonstwie unpassende Bedingungen nörgeln können, denn: all das ist beim Arlberg Giro nunmehr Programm – eine geniale Idee …

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Schon beim Kriterium (noch nie seit Bestehen hat dieses unter trockenen Bedinungen stattgefunden) sparte ich mir also das Hadern und Jammern und reihte mich stattdessen ein in die stimmgewaltige, enthusiastische Zuschauerkulisse samt Saxophon- und Cheerleader-Gruppe entlang der Fußgängerzone im Zentrum des Orts.
Dicht an dicht standen dort die Schlachtenbummler an den Absperrgittern und feuerten ihre Helden und erstmals auch Heldinnen an. Die wahren Fans hielten auch dann noch die Stellung, als Wind und Wolken ihre Drohungen wahr machten und die Schlussphase des Herrenbewerbes unter Wasser setzte. Andere verfolgten das Geschehen von den Schanigärten der angrenzenden Cafes und Gasthäuser aus. Wieder andere nützten die Terrassen, Balkone und Fenster ihrer Hotelzimmer oder Wohnungen, um die spektakulären Bilder von fightenden, sprintenden, taktierenden, um die Kurve fetzenden Rennradfahrern aus der Luft zu genießen.

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Und auch am Sonntag gab es keinen Grund, Trübsal zu blasen. Unser Hotel hatte, wie etliche andere im Ort auch, bereits um 5 Uhr morgens das Frühstücksbuffet eröffnet und alles aufgefahren, was Biker für einen langen Tag in den Bergen benötigen könnten. Die Temperaturen waren gedämpft, aber nicht kalt, und Aufwärmen wie Startaufstellung passierten bei zartem Morgenrot.
Entsprechend gut war die Stimmung im dritten von vier Startblöcken, dem ich mich zugeordnet hatte. Er war dem Element Wasser gewidmet und würde die darin versammelten Genussfahrer jeweils drei Minuten nach den Profis und den ambitionierten Hobbybikern und drei Minuten vor den Einsteigern auf die Strecke entlassen.

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Gesagt, getan. Erwähnt sei an dieser Stelle noch: Beim Arlberg Giro gibt es keine halben Sachen und Exit-Strategien. Eine Streckenlänge für alle Starter, und wer über die Grenze nach Vorarlberg gefahren ist, muss unweigerlich wieder über einen hohen Berg zurück.
Nach einer kurzen Schleife durch den Ort zeigte auch schon der Arlberg seine Zähne. Fast durchgängig zieht die Passstraße mit 10-13% bergan, nur manchmal senkt sie sich auf gnädigere 7%. Dafür ist der Spuk nach zehn Kilometern und 500 Höhenmetern auch schon wieder vorbei und es wartet die erste von zwei ewig langen Abfahrten: durchs Klostertal hinunter bis Bludenz, mit 580 m der Rundstrecke tiefster Punkt.

Wir hatten jedoch kaum die erste Viertelstunde hinter uns, als uns schon wieder Starter aus den beiden vorderen Blöcken entgegen kamen. Die meisten trugen Windwesten und blickten grimmig. Was, um Himmels Willen, würde uns auf der Passhöhe erwarten?
Und da stehe ich also nun am Eingang der Heinrich Findelkind Galerie kurz vor St. Christophen und stelle fest: Nichts, was sich nicht mit einer Regenjacke, etwas Vorsicht in der Abfahrt und Disziplin bei der Versorgung - trotzdem genug trinken - regeln lässt.

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Also übergezogen die Plastikhaut und ab nach Vorarlberg mit Gebrüll. Besser gesagt: Gequietsche, Gekreische, Gefluche, denn die wenigsten Bremssysteme reagieren geräuschlos auf ihre Betätigung und kaum ein Mitstreiter kann seine Fuhre wie geplant verzögern. Aber wie denn auch, wenn die Regenmännchen nur so über den Asphalt tanzen und die Laufräder Wasserfontänen produzieren, die einem Gartenschlauch zur Ehre gereichen würden?
Auch meine Bergab-Performance war schon mal besser. Mit eindeutigem Trocken-Setup - der Wetterbericht hatte ja schön gemeldet - taste ich mich ab der Posteck-Großbaustelle mehr vorwärts, als ich fahre, bis schließlich Stuben und damit kurvenfreies Terrain erreicht ist. Aber so bleibt immerhin Zeit, festzustellen, dass sich hinter dieser wuzeldicken Wolkenwand, welche uns soeben einsaut, eine gar wunderbare Gebirgskulisse verbergen muss. Schließlich sind ihre Grundfesten - kilometerlange Flanken, mächtige Steinfelder, riesige Kessel - gut zu sehen.

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Die Grosstobel Galerie schafft, was die Sonne mangels Anwesenheit nicht leisten kann: Der ein Kilometer lange Tunnel spendet Wärme und Trockenheit, was in diesem Moment eindeutig mehr wiegt als der unheimliche Aufenthalt in der dunklen Röhre, die jedes Motorengeräusch dermaßen verstärkt, dass selbst eine Vespa zur wildgewordenen Harley wird.
Mittlerweile ist aus den versprengten Glückrittern von der Abfahrt eine respektable Gruppe geworden. Ihre Mitglieder tragen mehrheitlich die blauen Rückennummern meines eigenen Startblocks, aber auch grüne und rote von jenem davor bzw. dahinter sind dabei. Zu einen scheint sie alle der Wunsch, den kommenden Abschnitt bis zur Mautstelle der Silvretta Hochalpenstraße nicht alleine absolvieren zu müssen, denn es wird relativ gut zusammengearbeitet und ohne große Temposchwankungen immer wieder an eine neue Spitze übergeben.
So düsen wir kräfteschonend und, soweit im Sprühwasser der immer noch nassen Straße möglich, entspannt durch Klösterle und Dalaas und schwenken kurz vor Bludenz 'gen Südosten ins Montafon. 40 Kilometer bergauf prophezeit ab hier das Höhenprofil, wobei es erst die letzten zwölf vor der Bielerhöhe in sich haben werden.

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Die Labstation in Gortipohl kommt deshalb wie gerufen. Nach fast 70 Kilometern ist das Frühstück verdaut und fürs würdevolle Erklimmen des mit 2.032 m höchsten Punktes Nachschub von Nöten. Außerdem bietet die kurze Pause eine gute Gelegenheit, sich der Regenjacke zu entledigen, ist es doch deutlich trockener und wärmer geworden. Von der unerbittlichen Hitze des Giro-Elementes Feuer sind wir zwar noch ein ganzes Stück entfernt. Aber man wird ja genügsam – zumal sich hinter der Mautstation die Straßensteigung in den zweistelligen Prozentbereich heben wird. Wir werden doch heute nicht noch schwitzen?!

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 Wie ein Baum in der Erde 

Wie ein Baum bist du mit der Erde verwurzelt. Weder aufgewirbelter Staub noch Dreck kann dich erschüttern.
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Die Silvretta Hochalpenstraße ist eines der schönsten Stücke Asphalt, das Österreich zu bieten hat. Schlangengleich windet sie sich ab Partenen durch die Bergflanken – erst rechter Hand der Ill, dann linker Hand, dann wieder rechts davon. Auf insgesamt 34 Kehren bringt es das Bauwerk, wobei sich jene unterhalb des Vermuntstollens dermaßen steil übereinander stapeln, dass sogar das Stilfserjoch neidisch werden könnte. Die Steigung selbst bleibt dabei erstens meist knapp einstellig und zweitens ziemlich regelmäßig. Es ist also, sofern die Beine noch mitmachen, ein wahres Vergnügen, sich Kurve um Kurve hochzuschrauben, dabei immer weiter runter ins Tal zu sehen und immer mehr der Kehren nicht nur geistig, sondern auch optisch abhaken zu können.

Ich finde einen guten Rhythmus und arbeite Kilometer um Kilometer der Bergwertung ab. Schilder am Straßenrand informieren exakt über den Stand der Dinge: noch 11, noch 10, noch 9 … Kilometer. Das Absurde daran: die Spitzenreiter des Marathons formieren sich im gleichen Moment bereits zur finalen Attacke. Aber sei's drum, die hatten dafür gewiss keine Zeit, das herrliche Farbspiel der Moose, die hastig ziehenden Wolkenfetzen oder den schier unendlich langen Bandwurm aus bunt gekleideten Radfahrern zu bewundern!

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Fast hätte ich mich in einen wahren Flow geradelt, als mich am Vermuntstausee ein Déjà-vu ereilt: Als ich das letzte Mal an diesem stets intensiv türkisen Gewässer gewesen bin, hat der Himmel justament hier seine Schleusen geöffnet und nebst Regen auch gar hässliche Blitze und Donner entsandt.
Von einem Gewitter bleiben wir diesmal verschont, aber erneut beginnt es am Fuße der Staumauer zu regnen. Das angeblich fantastische Panorama auf Piz Buin & Co: Ich bekomme es auch heute nicht zu sehen.

Statt dessen bibbere und hasardiere ich nach kurzem Zwischenstopp an der zweiten Labstation direkt am Silvretta-Stausee zum zweiten Mal an diesem Tag im Nassen talwärts. Die Abfahrt ins Paznaun hat gottlob nur zwei Kurven. Danach zieht die Straße, vorbei an Galtür, Ischgl, Kappl und See, mehr oder weniger gerade bis Pians. 40 Kilometer Abfahrt, davon fast die Hälfte reichlich feucht. Es wird Zeit, das Motto meines Startblocks als Mantra zu verinnerlichen: Wie ein Fisch im Wasser, wie ein Fisch im Wasser, wie ein Fisch …

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 Wie ein Fisch im Wasser 

Ob kalter Regen oder nasse Kleidung - wie ein Fisch im Wasser bezwingst du die atemberaubende Strecke.
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Erneut markiert ein Tunnel die Wende zum Besseren. Hinter der Röhre kann gefahrlos von Kiemen- auf Lungenatmung umgestellt werden, wird’s allmählich wieder wärmer und offenbart mir ein Blick nach hinten, dass sich erneut eine Gruppe passabler Größe gebildet hat.
Das schöne Bianchi-Rad ist wieder da, die gelbe Regenjacke, der Schulterwackler. Mit manchen dieser Teilnehmer fahre ich bereits seit den frühen Morgenstunden mehr oder weniger gemeinsam, und bis wir Pians erreichen, kommen von vorne wie hinten weitere dazu. Dank einer schlauen Idee der Veranstalter habe ich das Gefühl, sie alle schon gut zu kennen: Unsere Vornamen sind auf den Rückennummern vermerkt.
Da ist Markus aus Deutschland, der mit seinem Windschatten geduldig auf mich gewartet hat, bis ich endlich durch die beiden Kehren hinter der Bielerhöhe geeiert bin. Sein Landsmann Frederik, der mit seinen respekteinflößenden, rundherum tätowierten Waden im Flachen Druck macht wie eine Diesellok. Tea aus Italien, die sich in brüchigem Englisch um den Verbleib möglichst vieler Frauen in unserem feinen Zug kümmert. Und schließlich André, die Maschine. Den hat Petrus kurz nach Pians als Wiedergutmachung geschickt, ganz gewiss. Am Unterlenker förmlich festgeschnallt, schraubt der Niederländer das Tempo auf den letzten 20, stetig ansteigenden Kilometern zurück zum Arlberg fast im Alleingang beständig in die Höhe.

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 Ganz im Element 

Angetrieben von deiner inneren Stimme überwindest du nicht nur die Elemente - nein, du bist auch selbst ganz im Element!
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Die Luft ist dünn hinter zwei tief gebeugten Schultern, und nicht alle schaffen es, bis zum Ende an André dranzubleiben. Auch ich muss einen Kilometer vor dem Ziel reißen lassen, aber das ist mir in dem Moment relativ egal.
Ich bin wie ein Fisch im Wasser über Arlberg und Bielerhöhe geschwommen, wie ein Vogel im Wind durchs Klostertal und das Paznaun geflogen. Stoisch wie ein Baum in der Erde habe ich den Wetterumschwung hingenommen, und das bereits verloschen geglaubte innere Feuer fürs Rennfahren, fürs Durchhalten, fürs Leiden und Obsiegen wieder entfacht. Ich war einen wunderbaren Tag lang ganz in meinem Element. Ich habe mir das Finisher-Trikot des Arlberg Giro 2016 redlich verdient ...

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 Wie Öl im Feuer 

Wie Öl entfachst du dein inneres Feuer und bekämpfst die unerbittliche Hitze, wenn die Sonne auf die Straße brennt.
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