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Cannondale CAAD 12 Ultegra Langzeittest

Cannondale CAAD 12 Ultegra Langzeittest

26.09.16 11:50 64.838Text: Luke Biketalker
Lukas Schnitzer
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Fotos: Erwin Haiden
Das Cannondale CAAD12 Ultegra im Langzeittest. Wie sich der edle Alurenner in der Praxis schlug, und warum es nicht immer Carbon sein muss.26.09.16 11:50 65.755

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26.09.16 11:50 65.75527 Kommentare Luke Biketalker
Lukas Schnitzer
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Erwin Haiden
Das Cannondale CAAD12 Ultegra im Langzeittest. Wie sich der edle Alurenner in der Praxis schlug, und warum es nicht immer Carbon sein muss.26.09.16 11:50 65.755

Beim Lesen dieser Zeilen hat unser oranges – laut offizieller Nomenklatur eigentlich in „Red“ getauchtes – CAAD 12 Ultegra bereits wieder die Heimreise zu Cannondale angetreten. Was von dreieinhalb Monaten bleibt, ist die Erkenntnis, dass es die Amerikaner nach wie vor äußerst ernst nehmen, mit dem Aluminiumrahmenbau. Denn eins vorweg, zu verstecken braucht sich Cannondales jüngste Alu-Entwicklung selbst vor einigen weit teureren Rädern zu keiner Zeit.

Das CAAD 12 hatte die zweifelhafte Ehre, mich nach einem kleinen spätherbstlichen Fotoshootings-Hoppala samt längerem Totalausfall auf der Suche nach der zwischenzeitlich kurz, nennen wir es aus den Augen verlorenen Form durch den Frühling zu begleiten. Gesucht hatten wir auf einsamen Nebensträßchen, weniger einsamen Bundesstraßen, zerbröckelten Güterwegen, geschotterten Radwanderwegen, im niederösterreichischem Sturm und auf mehr oder weniger befahrenen steirischen Bergpässen. Wirklich geschwächelt hatte im Testverlauf allerdings wenn, ausschließlich der werte Testpilot.

Technik

Das Vorgängermodell CAAD10 war ja unter Alufans eine beliebte Waffe der Wahl. Für das CAAD12 haben die Entwickler nochmals tiefer in ihre Trickkiste gegriffen. Mit beinahe 30 Jahren Erfahrung in der Verarbeitung von Aluminium zu leistungsfähigen Rennmaschinen ist es vermutlich beinahe schon ein Leichtes, dieses Know-how zu nutzen und weiter auszubauen. Herausgekommen ist ein Rahmen, der zwei Klassen besser sein will als sein Vorgänger - CAAD11 schien dem Evolutionssprung in den Augen der Entwickler namentlich nicht gerecht zu werden. Damit aber genug des schönen Marketinggesülzes.

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Generell eine wichtige Rolle bei Cannondale und damit auch in der Entwicklung des CAAD12 spielt die hausinterne Systemintegration. Damit wird es möglich, Rahmen, Gabel und Anbauteile wie Kurbel oder Sattelstütze gemeinsam zu entwickeln und optimal aufeinander abzustimmen. Vorteil dabei ist, dass alle Schritte durch dieselbe Hand gehen – Materialeigenschaften, Rohrquerschnitte und Formen von Komponenten und Rahmenset ergänzen sich somit gegenseitig. Damit soll Gewicht sinnvoll reduziert werden, ohne die Steifigkeit negativ zu beeinflussen. Dank Systemintegration und SmartForm Alloy Technologie für die Produktion des Rahmens konnten im Vergleich zum CAAD10 etwa 200 g eingespart, gleichzeitig die markentypische Steifigkeit beibehalten werden.

Für die CAAD12 Serie werden ausschließlich Rohre der 6069 Legierung verwendet, die im Verarbeitungsprozess ein ganzes Füllhorn an Verfahren durchlaufen, mit denen aufwendige, mehrfach verjüngte Rohrformen möglich werden.
Als erstes Bike der Amerikaner wird am CAAD12 der Flow Modeling Prozess angewandt. Besonders organische Rohrformen sind so möglich. Doppelte Schweißnähte schließlich fügen die Rohre sicher zusammen, heraus kommt ein Rahmengewicht von unter 1.100 g. Die Qualitätsansprüche im Fertigungsprozess sind dabei so hoch, dass sich die Amerikaner dazu hinreißen haben lassen, dem Rahmen eine lebenslange Garantie mit auf den Weg zu geben.
Ein sanduhrenförmiges Steuerrohr und modifizierte Ober- und Unterrohre erhöhen die STW am Lenkkopf um 10 %, ein breiteres BB30a Tretlager und größere Durchmesser von Kettenstreben und Sitzrohr sorgen im Tretlagerbereich ebenfalls für ein um 13 % höheres STW-Verhältnis. Für letzteres wurde das 73 mm Tretlagergehäuse nicht nur verbreitert, sondern auch asymmetrisch gestaltet, sodass die Kettenstrebe der Antriebsseite breiteren Kontakt findet und der Pedaldruck effektiver in Vorwärtsbewegung umgewandelt werden soll - so zumindest die Theorie.

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Mit der SpeedSave Technologie will Cannondale durch vertikal nachgiebige Sitz- und Kettenstreben sowie eine ebenfalls vertikal flexende Gabel wie bei einem Mini-Fahrwerk die Traktion und den Bodenkontakt auf schlechten Straßen verbessern.
Dass dabei Komfort und Ermüdungsprophylaxe - es ist erwiesen, dass die Muskulatur durch Mikroerschütterungen im hochfrequenten Bereich beträchtliche Leistungseinbußen erfährt - nicht zu kurz kommen, ist für die Renningenieure ein positiver Nebeneffekt zum höheren Kurvenspeed. Möglich wird dies durch zwei "Zonen": Gabel und Streben sorgen für Bodenkontakt - Sitzrohr und Sattelstütze kümmern sich um den erweiterten Komfort.
In Zahlen ausgedrückt, vermochte die Entwicklungsabteilung eine um 10 % erhöhte Auslenkung aus der neuen, einteiligen SpeedSave Carbongabel holen als bisher. Am Heck übertrifft man den alten Wert laut Hersteller gar um 50 %.

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Tech Specs

Rahmen:CAAD12 , SmartFormed 6069 Alloy,
Speed Save, BB30a, Di2 Ready
Schaltwerk:Shimano Ultegra 6800
Größen:48, 50, 52, 54, 56, 58, 60, 63 cmBremsen:Shimano Ultegra 6800
Gabel:CAAD12, Speed Save, BallisTec
Full Carbon, 1 1/8" to 1 1/4" steer
Shifter:Shimano Ultegra 6800
Steuersatz:CAAD12, 1 1/4" lower bearing,
25 mm top cap
Lenker:Cannondale C3, butted 6061 Alloy,
Compact, 31.8 mm
Tretlager:FSA BB30 BearingsVorbau:Cannondale C2, 7050 Alloy, 31.8 mm, 6°
Kurbel:Cannondale HollowGram Si, hollow
forged, OPI Spider Ring, BB30 a
52/36 Z
Lenkerband:Cannondale Bar Tape Gel, 2.5 mm
Laufräder:Mavic Aksium EliteSattelstütze:Cannondale C2, UD Carbon, 25.4 x 300 mm
Reifen:Mavic Yksion Elite Guard, folding,
WTS, 700 x 25 c
Sattel:Fizik Arione R7, Magnesium Gestell
Kette:Shimano HG700-11Gewicht:7,4 kg (7,6 kg laut BB Waage)
Kassette:Shimano Ultegra 6800, 11-28 ZPreis:€ 1.999,-
Umwerfer:Shimano Ultegra 6800, braze-on

Komponenten

Zur mechanischen Version des Klassikers aus dem Hause Shimano gibt es wohl nicht weiter viel zu sagen. Die Produktmanager gönnen dem CAAD12 Ultegra eine, wie der Name ja schon verrät, fast komplette Ultegra Ausstattung. Nur die Kurbel muss bzw. darf der höherwertigen, hauseigenen HollowGram Si-Road weichen. Als kleine Konzernschwester der Si-SL2 verfügt auch sie über nahtlose, hohle Kurbelarme, die mit jedem beliebigen HollowGram Spider und Kettenblatt kombinierbar sind. Standardmäßig wird am Testmodell eine 52/36-Kombination mit 11-28er Ritzel verbaut, womit wohl für jede Topografie ein Gang mit dabei sein sollte.
Bei Laufrädern und Reifen bedient man sich im Regal von Mavic. Die Aksium Elite Laufräder sind mit 1.735 g sicherlich kein Fliegengewicht, doch als robuster Trainingslaufradsatz vielfach bewährt. Bei einem Preis von unter € 2.000,- im Jahr 2016 ein wohl verkraftbarer "Abstrich", der für den Renneinsatz ja schnell durch leichtere Garnituren behebbar ist. Im Mavic-Internen Reifen/Laufrad System sind die Aksium Elites mit 230 g schweren Yksion Elite-Guard Reifen in 25 mm Breite bezogen.

Was die übrigen Anbauteile betrifft, setzt man stark auf hauseigene Produkte. 25,4 mm Cannondale C2 Sattelstütze aus Carbon für Komfort, ein 31,8 mm C2 Aluvorbau klemmt den C3 Alulenker. Einzig der Sattel stammt aus dem Hause Fizik. Mit dem Arione R7 setzt man auch dabei auf ein lang bewährtes Modell.
In Summe stoppt unser Testbike in Größe 54 die Waage bei 7.6 kg. Der Hersteller attestiert dem CAAD12 Ultegra 200 g weniger.

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Detailansicht

Nicht nur technologisch will sich das CAAD12 von der Konkurrenz abheben. Auch in Sachen Geometrie und Sitzposition folgt man strikt seinen Rennwurzeln, hat es doch die beinahe selbe Geometrie, wie sie auch beim Supersix Evo verwendet wird –Stack und Reach der beiden Schwestern sind grundsätzlich ident. Nur die hohe Steuersatzkappe verlängert das Steuerrohr künstlich und entschärft die Sitzposition. Wer sie durch eine flachere Kappe ersetzt, sitzt, sofern gewünscht und sinnvoll, schnell deutlich aggressiver am Rad.

Gewiss kann das CAAD12 Ultegra in Rot – wir würden es eher als Neon-Orange bezeichnen – Vieles. Den neuen n + 1 Status verheimlichend unentdeckt an Frau, Hund und Kindern vorbei in die Garage geschmuggelt zu werden, zählt aber definitiv nicht zu seinen Stärken. Dafür flasht die Farbe zu sehr. I like.

Geometrie

 Maße:4850525456586063
AOberrohr Horizontal (cm):51.052.253.454.756.157.559.160.7
BSitzrohr (cm):53.554.556.057.058.560.061.562.5
CSitzwinkel effektiv (°):74.774.474.173.873.573.272.972.6
DLenkwinkel (°):71.572.072.672.973.173.273.373.4
EKettenstrebenlänge (cm):40.540.540.540.540.540.540.740.9
FGabelvorlauf (cm):4.54.54.54.54.54.54.54.5
GTretlagerhöhe (cm):26.626.626.926.926.927.127.127.1
HRadstand (cm):96.396.797.298.098.9100.0101.3102.7
ITrail (cm):6.66.35.95.85.65.65.55.4
JÜberstandshöhe (cm):76.077.078.279.681.283.185.187.5
KBB-Drop (cm):7.47.47.27.27.26.96.96.9
LFront  Center (cm):56.556.957.458.159.060.161.262.4
MSteuerrohrlänge (cm):10.711.512.513.915.517.519.521.9
NStack (cm):51.652.653.655.156.758.460.362.6
OReach (cm):36.937.538.138.739.339.940.541.1
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Erfahrungswerte

Was ein Nissan GT-R mit dem CAAD 12 gemein hat? Auf dem ersten Blick wenig. Und auf den zweiten? Nun ja, zwei Räder, einen Motor, viel Blech und Elektronik hat der Japaner im Vergleich zu viel. Doch auch dem GT-R mag manch voreingenommener Geist seine tatsächliche Klasse a priori in Frage gestellt haben. Ein mit Technik vollgepackter, und in Relation preisgünstiger Nissan will gegen die vor Leichtbau und Aerodynamik strotzende, in unvorstellbaren Preissphären schwebende Supersportkonkurrenz antreten? Spätestens nachdem die ersten Rundenzeiten auf der legendären Nordschleife durchsickerten, und fassungslose Ingenieure eines deutschen Sportwagenurgesteins Selbsthilfegruppen gründeten, wurde dann aber schnell klar, wie es um die Realität gestrickt war. Nicht immer müssen Exklusivität und exorbitant hohe Preise Grundvoraussetzung bester Performance sein. Erst probieren, dann ein Urteil fassen.

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Wer mit gewissen festgefressenen Stereotypen am CAAD 12 Platz nimmt, wird in einer Vorannahme bereits auf den ersten Metern bestärkt. Denn wie man es sich von hochwertigem Aluminium erwartet, zeichnet sich auch das Rahmenset des Cannondale durch vorzügliche laterale Steifigkeit aus. Gehemmt wird der Vortrieb lediglich durch die etwas schwerfälligen Aksium Laufräder. Doch auch so nimmt das Rad diktierte Tempowechsel mehr als willig an, und animiert zur flotten Fahrweise. Unterstützt wird dies durch eine sportlich gestreckte Sitzposition und spritziges Handling, das auch mit verwinkelten und engen Streckenführungen bestens zurechtkommt. Anbremsen, Schräglage und im Wiegetritt wieder herausbeschleunigen – das Cannondale beherrscht auch den Kriterium-Style.

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Eines besseren wird allerdings belehrt, wer Aluminium ein etwas raueres, ungefiltertes Fahrgefühl zuschreibt. Denn mit sinkender Qualität des Straßenbelages, steigt der Respekt vor Cannondales Entwicklungsarbeit. Klar, hyperkomfortables Grandfondo ist das CAAD12 keines - möchte es auch gar nicht sein. Doch in Anbetracht seines Rohmaterials und der doch sehr rennsportlichen Grundauslegung, ist das Ausmaß, in dem schlechten Untergründen die Spitzen genommen werden dann doch beachtlich. Selbst längere Passagen auf geschotterten Begleitwegen nimmt das Cannondale tapfer hin - unterstützt sicherlich auch durch die breiteren 25 mm Mavic-Pneus und die, zwar wie bereits erwähnt etwas schwereren, dafür aber überragend robusten Mavic Aksium Laufräder. Gemeinsam mit der 25,2 mm Carbonsattelstütze - an den teureren Modellen verbaut Cannondale die noch besser dämpfende Variante Save, ein Austausch gegen ebendiese wäre interessant und als Upgrade überlegenswert - wägt man sich auf schlechten Straßen keine Sekunde auf einem Alurenner. Selbst einige Carbonrahmen rangieren mit dem CAAD12 in dieser Hinsicht nicht auf Augenhöhe.

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Wie bei den Komfortwerten, kommen Carbonräder aus selbiger, mitunter auch aus höheren Preislagen bei Gewicht und Uphillperformance durchaus unter Bedrängnis. Denn mit 7,6 kg in Größe 54 gehört das CAAD12 Ultegra keines Wegs zum schweren Eisen. Gemeinsam mit der ausgewogenen Sitzposition, der hohen Tretlagersteifigkeit und der 52/36 Kurbelblattkombi treibt selbst die Kombination aus langen Anstiegen und madigem Fitnesszustand zu Wiederholungstaten. Schade, aber bei einem UVP von € 1999,- meiner Ansicht nach verschmerzbar, sind die etwas schwerfälligen Laufräder, die dem CAAD12 als rotierende Masse vor allem im Clinch mit der Gravitation doch ein merkbarer Klotz am Bein sind. Leichtere Rundlinge würden dem spritzigen Rahmenset definitiv besser zu Gesicht stehen - der Preis lässt ja eventuell Spielraum im familiär abgesegneten Budget, und Schwupps hat man einen zuverlässigen Trainingslaufradsatz, Plus eine leichte Garnitur für die flotten Tage. Wenn nicht, so ist man in jedem Fall schon mal im Besitz eines herausragenden Rahmensets, und kann gemächlich upgraden. Wenn man das überhaupt möchte.

In der Abfahrt macht sich erneut die ausgewogene Geometrie und die hohe laterale Steifigkeit der CAAD12 Serie positiv bemerkbar. Selbst anbremsen aus weniger Familienfreundlichen Geschwindigkeiten quittiert der Renner mit ausreichender Ruhe, enge Radien lassen sich präzise durchzirkeln, und kleine Linienfehler unaufgeregt korrigieren. Am Kontinuum zwischen agil und stoisch lässt sich das Cannondale eher ersterem zuordnen, ohne dabei jemals den Eindruck von Nervosität zu erwecken.

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Nachgebessert

Große Worte des Lobes, die sich da im Laufe der Kilometer angesammelt hatten. Doch wo viel Licht, dort bekanntlich auch Schatten - wenn auch der schlanke Auftritt des CAAD 12 nur wenig davon wirft. Lediglich in kleinen, subjektiven Details gab es Nachbesserungsbedarf meinerseits. So wuchs die Vorbaulänge über den Testzeitraum um 2 cm, der Fizik Arione wich dem, mein Gesäß feiner umschmeichelnden, Selle Italia SLR. Für etwas Unmut beim Tausch sorgte die fummelige Sattelklemmung. Bei Sätteln mit geschlossener Satteldecke lässt sich die vordere der beiden Schrauben nur sehr mühsam bewegen, was die Feineinstellung der Sattelneigung zur Fuddelei macht. Bis auf die Klemmung (wie oft wechselt man seinen Sattel?) alles individuelle Vorlieben, und damit keinesfalls echte Schwächen.

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Als schwach erwies sich hingegen die Verarbeitungsqualität des Felgenstoßes an den Aksium Laufrädern. Der Stoß war groß genug, um sich bei gezogener Bremse mit mehr als deutlichem Rucken bemerkbar zu machen. Erst großzügiger Einsatz von Schmirgelpapier an den Bremsflanken schuf Ruhe. Abgesehen von diesem kurzen Heimwerkereinsatz überzeugen die Laufräder aber mit ihrer hohen Robustheit. Trotz vielschichtigem Einsatz stehen sie noch immer Mittig wie am ersten Tag.

In sehr engen Kehren bergauf macht sich leider ein recht deutlicher Toe Drag am Vorderrad bemerkbar. Gut einen Zentimeter überlappen sich Vorderrad und meine – mit Größe 43 nicht unbedingt als Außergewöhnlich groß für einen 54er Rahmen anzusehenden – Schuhe bei waagerechter Kurbelstellung. Kaum genug, um sofort zu stürzen, aber dennoch genug, um in unbedachten Momenten Unruhe ins System zu bringen. Abgesehen davon, und von gegen Testende einmalig gelockerten Konterschrauben an der Kurbel gab es keine Auffälligkeiten zu verzeichnen. Auch wenn mir die Nörgelei im Blut liegt, und ich intensiv nach weiteren Schwächen gesucht hatte – Cannondale hat seine Hausaufgaben gemacht.

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Fazit

Cannondale CAAD12 Ultegra
Modelljahr:2016
Testdauer:4 Monate, > 2.000 km
+hohe Steifigkeit
+Komfort des Rahmensets
+Was Alu alles kann
+Preis
+Ultegra und Hollowgram Kurbel
oLaufräder
-Toe Drag am Vorderrad
BB-Urteil:Top Renner abseits vom Carbonhype.

Mit dem CAAD 12 Ultegra ist Cannondale ein herausragender Wurf gelungen. Erstklassig verarbeiteter und konstruierter Aluminiumrahmen, mit toller Steifigkeit und erschütterndem Komfort, der auch den Vergleich mit teils höherpreisigeren Carbonrennern keinesfalls zu scheuen braucht. Mit mechanischer Ultegra, der leichten HollowGram SI Kurbel, robustem Mavic Aksium Laufradsatz und hauseigenen Anbauteilen ergibt sich ein schlüssiges Paket, das beim Preis von € 2000,- vielleicht auch Spielraum für spürbare Upgrades erlaubt. Leichtfüßigere Laufräder, gutes Schuhwerk, ein Powermeter oder einfach nur Blumen, weil schon wieder ein neues Bike im Wohnzimmer parkt.

Sportlich orientierte Einsteiger werden im ausgewogen rollenden CAAD 12 ebenso einen treuen Begleiter finden, wie Racer auf der Suche nach einem zuverlässigen Trainingsuntersatz, oder einem günstigem Wettkampfrad. Dank der vielen Spacer samt hoher oberer Steuersatzkappe lässt sich die Sitzpostion entsprechen Einsatz und Vorlieben sehr stark variieren. Ob (Trainings-) Kilometer in der Ebene, auf verwinkelten Gässchen oder auf Alpenstraßen. Anlass zur Enttäuschung lieferte das ausgewogene CAAD 12 kaum. Kann man auf Carbon verzichten, findet man im CAAD 12 Ultegra einen verhältnismäßig günstigen Renner mit überragendem Rahmenset. Join the Aluminati – warum nicht?

  • Cannondale CAAD 12 Ultegra Langzeittest

guter bericht, lukiss !

:toll:

 

 

 

bin auch zufrieden mit dem CAAD12

:)

und die felgen sind wirklich schlecht verarbeitet ... leider

Als schwach erwies sich hingegen die Verarbeitungsqualität des Felgenstoßes an den Aksium Laufrädern. Der Stoß war groß genug, um sich bei gezogener Bremse mit mehr als deutlichem Rucken bemerkbar zu machen. Erst großzügiger Einsatz von Schmirgelpapier an den Bremsflanken schuf Ruhe. Abgesehen von diesem kurzen Heimwerkereinsatz überzeugen die Laufräder aber mit ihrer hohen Robustheit.

war beim CAAD10 besser

 

 

nachrüsten auf 50/34 kostet leider mind. 170€

:(

 

der schwarze rahmen (anodisiert) spart 200g zum lackierten (rot/schwarzen) rahmen

Bearbeitet von st. k.aus
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Bitte was ist Toe Drag?

Shoe Overlap-Schuh/Zehen Überlappung?

Oder a Zechn Drag Queen ;-)?

 

Wie wartikan richtig sagt: Vorderrad und Zehe berühren sich. Der Begriff Toe Drag ist wohl nyx annerkanntes im Radsport. Ist eher ein Relikt aus meinen Snowboard-Tagen. Beim Biken wäre der korrekte Ausdruck wohl eher "Toe-Overlap".

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  • 1 Monat später...
  • 4 Monate später...

Danke für den schönen Test! Aufgrund dessen hab ich mich auch für dieses Rad entschlossen.

 

Drauf kommen Mavic Cosmic Pro Carbon Exalith und ich hätte gern #gumwall. In Anbetracht des Testes des Speci Turbo Cotton in 28mm stellt sich die Frage, ob der bei dem Rahmen in Kombi mit der Felge passt? Hat jemand Erfahrung mit 28er?

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Danke für den schönen Test! Aufgrund dessen hab ich mich auch für dieses Rad entschlossen.

 

Drauf kommen Mavic Cosmic Pro Carbon Exalith und ich hätte gern #gumwall. In Anbetracht des Testes des Speci Turbo Cotton in 28mm stellt sich die Frage, ob der bei dem Rahmen in Kombi mit der Felge passt? Hat jemand Erfahrung mit 28er?

 

 

 

Das passt, ist genug Platz.

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  • 2 Monate später...

Jetzt hab ich noch eine Frage an die erfahrenen Zangler!

 

Ich bin mit dem konischen Spacer nicht ganz zufrieden und hätte gern noch etwas niedrigeres.. hab den Vorbau abmontiert, den konischen Spacer abgezogen. Der lässt sich aber nicht mehr aufteilen, das ist massives Alu, sprich ich brauch einen niedrigeren Konus. Jetzt bin ich etwas verwirrt ob der vielen Optionen und hab mir jetzt diesen hier ausgegoogelt. Bevor ich bestelle möchte ich aber sicher gehen, das das passt! Kann das jemand bestätigen? Oder würde mir der Kunststoffspacer auch reichen?

 

An der Unterseite ist eine Art Gummidichtung, die Richtung Lager abdichtet. Die Frage ist, ob das auf dem einfachen Kunststoffspacer auch drauf ist oder wirklich nur ein Plastikteil ist?

 

Danke für die Hilfe!

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  • 3 Jahre später...

Hi, ist ja schon etwas her, dass hier jemand was gepostet hat.

Da dies ein sehr ausführlicher Testbericht über genau das Rad ist, welches ich auch fahre, fühle ich mich mit meiner Frage hier gut aufgehoben. Nach ca. 2 Jahren Fahrzeit, in welcher ich mit diesem Rad den Spaß am Rennrad fahren gefunden habe, möchte ich nun Upgraden. Hier würde ich gerne bei den Laufrädern anfangen. Im Testbericht wurde auch immer wieder auf einen besseren Laufradsatz verwiesen, jedoch leider nicht konkret. Gibt es, explizit für das CAAD12, Laufräder die Ihr empfehlen könnt? Ich habe zwischen 1000 und 1500€ Budget.

Ich hoffe mir kann jemand weiter Helfen :).

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