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Pivot Firebird

Pivot Firebird

24.05.17 10:42 17.955Text: Ralf Hauser
Ralf Hauser
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Fotos: Chiara Stifer, NR22
Gemacht für's Grobe, zeigt das Pivot Firebird mit 170 mm Federweg, wo der Hammer hängt - auch finanziell. Der US-Rahmen im Bikeboard-Härtetest.24.05.17 10:42 18.021

Pivot Firebird

24.05.17 10:42 18.0216 Kommentare Ralf Hauser
Ralf Hauser
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Chiara Stifer, NR22
Gemacht für's Grobe, zeigt das Pivot Firebird mit 170 mm Federweg, wo der Hammer hängt - auch finanziell. Der US-Rahmen im Bikeboard-Härtetest.24.05.17 10:42 18.021

Nach einem Jahr Abstinenz im Lineup der amerikanischen Edelschmiede Pivot lässt das neue Firebird 2017 die Grenzen zwischen Enduro und Freeride verschwimmen. Mit 170 mm Federweg schreckt es auch vor Abfahrten der Marke "absurd" nicht zurück und hat auch im Bikepark seinen Spaß. Nicht weiter verwunderlich, sind doch die Geometrie und Federung vom Downhill-Kollegen Phoenix DH inspiriert.
Erhältlich mit unterschiedlichen Ausstattungspaketen mit konkurrenzfähigen Preispunkten, kommt in unserem Test ein Custom-Aufbau basierend auf dem mit 3.599 Euro empfindlich teuren Rahmenset (obwohl dieser Preis verglichen mit vielen Herstellern von Carbon-Enduro-Rahmen auf einer Ebene, beziehungsweise sogar billiger ist) mit Fox Float X2 Dämpfer, Steuersatz und Kabelzügen zum Einsatz.

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Die Daten

Der Vollcarbon-Rahmen wird in einem eigenständigen Produktionsverfahren mittels Hollow Core-Technologie mit internem Hochkompressions-Prozess geformt.
Der Aufbau des Firebird muss die selben rigorosen Testbedingungen für Steifigkeit und Haltbarkeit wie der Downhill-Rahmen überstehen - allerdings in einem leichteren Paket.

Hinter der Federungs-Kinematik versteckt sich Dave Weagles DW-Link, ein bewährtes System mit virtuellem Schwingendrehpunkt. Seit dem Start von Pivot wurde jedes Full-Suspension in enger Zusammenarbeit mit dem Namensgeber auf die unterschiedlichen Einsatzbereiche hin optimiert.
Im Fall des Firebirds muss es den Spagat zwischen Kletterperformance und Abfahrtspotenzial schaffen, was durch die Anti-Squat-Eigenschaften und die anpassbare Raderhebungskurve des DW-Systems erzielt werden konnte.
Im Detail beschreibt das Hinterrad - ähnlich dem Downhiller - durch eine leichte Rückwärtsbewegung im ersten Drittel des Federwegs ein verbessertes Überrollverhalten von scharfkantigen Hindernissen. Pedalieren soll es hingegen ähnlich effizient wie der kleinere Bruder des Firebirds, das Mach 6 mit 160 mm Federweg.

Mit 27,5" Reifengröße und 148 mm Boost-Standard ist das Bike für die Zukunft gerüstet und wird für steife Laufräder gesorgt. Die maximale Reifenbreite wird mit 2,5" angegeben, wobei selbst dann ausreichend Platz zu den Streben vorhanden ist, um im Gatsch nicht steckenzubleiben. Eine Kompatibilität mit 27,5" Plus-Bereifung schließt Pivot allerdings aus.

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Das Bike ist mit Shimano E-Type Umwerfern kompatibel und nimmt dank ISCG 05-Aufnahmen auch Kettenspanner auf. Die Postmount-Aufnahme ist für 180 mm Rotoren gedacht, mit Adapter dürfen auch 200 mm große Scheiben gefahren werden.

Um möglichst breite Lager verbauen zu können, setzt Pivot auf ein 92 mm PressFit Innenlager. Auch der Steuersatz ist massiv angelegt und fasst einen Zero Stack Steuersatz mit 49,6 mm Durchmesser (oder External Cup mit 1,5" Standard) an der Ober- sowie Zero Stack 56 mm an der Unterseite. Damit lassen sich auch Anglesets mit Winkelverstellung einsetzen.

Das Pivot Cable-Port System versteckt die Seilzüge im Inneren des Rahmens, und sogar eine Di2-Vollintegration (mit Batteriefach im Unterrohr) ist möglich.
Gummi-Einsätze, um den Rahmen vor der Kette zu schützen und Geräuschentwicklungen zu unterdrücken, sind direkt in die Sitzstreben und die Kettenstrebe integriert.

Mit einem Rahmengewicht von 2.856 Gramm ohne Dämpfer (Größe S) gehört das Firebird auf den ersten Blick nicht zu den leichtesten Rahmen seiner Gattung. Bedenkt man aber, dass seine Positionierung ihn auch für härteste Beanspruchungen, denen sich normalerweise nur Downhill-Bikes stellen müssen, wappnet, geht das Gewicht der stabilen Rahmenbauweise völlig in Ordnung. Mit einem Griff in die Trickkiste sollen auch Gesamtgewichte von unter 13 kg möglich sein.

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Hinterbauelement

Der Hinterbau steuert über einen Querlenker das Fox Float X2 Federelement an. Das Float X2 ist mit einer Vielzahl an Verstelloptionen ausgestattet - High- und Lowspeed Zug- und Druckstufendämpfung lassen sich getrennt voneinander justieren. Auch die Federkennlinie kann mittels Volumen-Spacern (in unserem Größe S Rahmen war ein Volumen-Spacer ab Werk verbaut) angepasst werden.
Über einen Climb-Switch-Hebel an der Kompressions-Kammer des Dämpfers kann die Low-Speed Zugstufe zwischen Open und Firm schnell umgeschalten werden.

Dank Kashima-Coating, reibungsarmen Dichtungen sowie der EVOL-Kammer mit erhöhtem Luftvolumen wird für exzellentes Ansprechen gesorgt.

Der Sag wird über Markierungen auf einem eigenen Sticker von Pivot am Reservoir abgestimmt. Diese Empfehlung entspricht beim Firebird ungefähr 28 Prozent des gesamten Federwegs.
Mit 63 mm Hub ergibt sich ein Hebelverhältnis von 2,67:1. Das Gewicht beträgt mit einer Einbaulänge von 216 mm 537 Gramm.

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Geometrie

Obwohl man es bei Pivot bis vor nicht allzu langer Zeit eigentlich nicht gewohnt war, fällt der Reach lang aus und ist den heutigen Anforderungen von Enduro-Racern gut angepasst. Daraus ergibt sich automatisch auch ein längerer Radstand für hohe Laufruhe. Die Kettenstreben hingegen fallen für einen Kick an Wendigkeit mit 430 mm relativ kurz aus.
Auch das Sattelrohr wird bei allen Rahmengrößen schön niedrig gehalten (z.B. 343 mm bei S, 426 mm bei Größe M).
Mit 65 Grad fällt der Lenkwinkel schön flach aus, die 74 Grad des Sattelrohrs zählen heutzutage allerdings schon fast zur gemäßigten Kategorie und dürften für eine möglichst effiziente Tretposition ruhig noch etwas steiler ausfallen.

Die Geometrie des Bikes ist auf das Zusammenspiel mit einer 170-mm-Federgabel abgestimmt, maximal sind 180 mm an der Front freigegeben.

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GEOMETRIE

Größe: S M L XL
Oberrohr (mm): 594 616 638 661
Sitzwinkel (°): 74 74 74 74
Lenkwinkel (°): 65 65 65 65
Steuerrohr (mm): 100 110 120 130
Kettenstrebenlänge (mm): 430 430 430 430
Radstand (mm): 1.175 1.205 1.229 1.253
Stack (mm): 586 595 604 613
Reach (mm): 420 445 465 485
Standoverheight (mm): 708 717 717 723
BB Höhe (mm): 349 349 349 349
Federweg Hinterbau (mm): 170 170 170 170

Komponenten

Die Ausstattung würfelten wir hauptsächlich aus zu testendem Equipment und teils aus bewährten Teilen zusammen, wobei dazugesagt werden muss, dass kein einziger Teil das Gesamtbild trübte und ähnlich mancher Ausstattungspakete von Pivot ist.

Eine kurze Übersicht: Passend zum Fahrwerk des Firebirds wurde eine Fox 36 Float Evol Jahrgang 2018-Federgabel montiert. Die gesamte Schaltarbeit übernahm Srams exzellente Eagle X01-Gruppe, gestoppt wurde mit Maguras brachial verzögernder MT7 Danny MacAskill-Edition und die Laufräder wurden aus DT Swiss 240s Naben und asymmetrischen Nextie NXT27WC38-Carbon-Felgen mit Cushcore Anti-Platten-System aufgebaut. Als Reifen kamen die von Pivot empfohlenen Maxxis DHF 2,5" an der Front und DHR II 2,4" am Heck - beide mit MaxxTerra Compound - zum Einsatz. Ein SQlab 611 Ergowave Carbon Ltd Tibor Simai Sattel, KS Lev Integra Teleskopstütze und Burgtec Cockpit rundeten das Paket ab.

Ab Werk ist das Pivot Firebird in zwölf unterschiedlichen Ausstattungsvarianten erhältlich, welche bei 5.899 Euro (XT Pro 1x) anfangen. Mit XTR Di2 und Reynolds Carbon-Laufrädern in der Top-Variante werden heftige 12.099 Euro fällig.

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Auf dem Trail

Up

Auch wenn das Firebird in unserer Ausstattung auf den ersten Blick wie ein Mini-Downhiller dasteht, lässt es sich überraschend mühelos den Berg hinaufbewegen.
Mittels Sticker am Ausgleichsbehälter zum Abgleich des Gummirings am Schaft des Float X2 empfiehlt Pivot den Wert des Sag. Dieser liegt bei ungefähr 28 Prozent und sollte eingehalten werden, da das DW-Link in dieser Stellung sein optimales Federungsverhalten bereitstellt und Ketteneinflüsse während des Pedalierens möglichst unterbindet.

Lässt man den Fox X2-Hinterbaudämpfer auch beim Bergauffahren in seiner offenen Position, wippt er aufgrund seiner hohen Sensibilität ganz leicht mit jeder Pedalumdrehung mit. Würde man nicht zum Hinterbauelement während des Tretens hinunterblicken, würde man davon aber eigentlich nichts mitbekommen. Entsprechend seiner Feinfühligkeit gleitet das Bike über Unebenheiten locker hinweg und lässt sich in seinem Verlangen nach Bodenkontakt nicht beirren.
Einmal den Climb Switch-Hebel umgelegt - welcher durch seine Positionierung unterhalb des Oberrohrs wirklich leicht während der Fahrt zu erreichen ist - wird ein Wippen effizient unterbunden. Gesperrt ist der Dämpfer dennoch nicht, weshalb er über gröbere Unebenheiten immer noch etwas Federweg bereitstellen kann und Schlagspitzen vortriebsfördernd den Biss nimmt.

Anders als vermutet, zeigt es sich auch von wildem Malträtieren der Pedale im Wiegetritt recht unbeeinflusst. Ohne tief im Federweg zu versinken, lässt sich das Firebird dann gut beschleunigen - zumindest in Relation zur Bike-Kategorie gesehen.
Naturgemäß spürt man das Mehrgewicht und die fetten Schlappen in Kombination mit dem Cushcore-Anti-Platten System unserer Ausstattung bei längeren Ausfahrten, allerdings nicht in der Form, dass dies einen halbwegs trainierten Biker vom beherzten Gipfelsturm jenseits der 1.000 Höhenmeter abhalten könnte. Zur Alpenüberquerung wird man aber vermutlich dennoch nicht ansetzen wollen.

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Mit unserer auf Abfahrt getrimmte Komponentenauswahl belief sich das Gesamtgewicht mit Tubeless-Setup auf 13,39 kg. Da wir zusätzlich ein Cushcore Anti-Platten-System zum Test in den Laufrädern montiert hatten (ohne ein derartiges System würden wir heutzutage mit einem solchen Bike sowieso nur mehr ungern unterwegs sein wollen), zeigte die Waage 13,9 kg, mit Flat Pedals 14,25 kg.
Kein schlechter Wert für ein Bike mit 170 mm Federweg und Genen, die auch in einem Bikepark den Fahrspaß bis über beide Ohren quellen lassen.

Pivot bietet ein Dokument, welches die maximale und minimale Sattelhöhe der Verwendung von Teleskopstützen mit verschiedenen Verstellbereichen angibt - zumindest jene der Fox Transfer 125 und 150 bzw. KS Lev Integra 100.
Für kleinere Personen, die ein Maximum an Versenkbarkeit der Stütze herausholen wollen, lohnt sich ein Blick in das Regal von KS. Bauen die Modelle von Fox nämlich recht hoch, ist die KS um einige Zentimeter in Einschubtiefe und Bauhöhe kürzer. Zumindest beim Größe S Rahmen ein wichtiger Faktor, da der Einschub beim oberen Lager der Schwinge endet. So ist es knapp möglich, bei ca. 780 mm Schrittlänge (Höhe zwischen Mitte Tretlager zu Mitte Sitzstreben des Sattels von ca. 640 mm) eine Teleskopstütze mit 150 mm Absenkung zu verbauen.

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Der Sitzwinkel fällt mit 74 Grad für heutige Standards eher flach aus und dürfte für eine möglichst effiziente Tretposition ruhig um ein bis drei Grad steiler ausfallen. Fährt man eine Fox 36 Gabel mit 170 mm Federweg, die nicht mit absenkbarer Funktion erhältlich ist, wird diese Geometrie-Eigenheit noch wichtiger. Schiebt man allerdings den Sattel bis zum Anschlag an der Sattelstütze nach vorne, gewinnt man ein paar Grad dazu, und verschwendet kaum einen Gedanken daran.

Wer glaubt, dass an steilen Anstiegen Schluss ist, der irrt. Sogar ohne eine Absenkfunktion der Federgabel gräbt sich der Hinterreifen in den Untergrund und schiebt voran, ohne dass sich die Front aufbäumt - sofern man seinen Oberkörper etwas über den Lenker absenkt.

Die Reifenfreiheit des Hinterbaus hindert auch in schlammigen Verhältnissen den Reifen nicht am ungehinderten Drehen, allerdings neigt das untere Link dazu, Dreck und kleine Kieselsteine anzusammeln. Dadurch, dass der Umlenkhebel keinen Platz für Aussparungen besitzt (die Distanz zwischen den Drehpunkten ist zu gering dafür), können Schmutz und kleine Steinchen nicht durchfallen und werden zwischen Rahmen und Link durch Bewegungen des Hinterbaus eingequetscht, was zu kleinen Kratzern führt. Ein kleiner Fender kann hier schützen.

Down

Mit dem Firebird verliert so mancher Trail, den man zuvor mit Vorsicht genoss, seinen Schrecken. "Fast schon zu leicht", denkt man sich dann in manchen Sektionen, aber man kann ja auch einfach schneller fahren. Mit dieser Einstellung kann auch das Firebird gut leben.

Das Grund-Setup mit einem Volumen-Spacer im Fox Float X2-Hinterbauelement entpuppte sich allerdings binnen kürzester Zeit als zu linear. Zwar ließ sich dann auch bei moderatem Tempo der Federweg bereits gut ausnützen und der Dämpfer fraß kleine und mittelgroße Schläge mit Gusto, allerdings gelangte er bei jedem größeren Drop oder Sprung an seinen Anschlag. Dazu sei allerdings erwähnt, dass es sich nie anfühlt, als würde man hart durchschlagen, beziehungsweise überhaupt durchschlagen. Ob die Kinematik des Bikes oder das exzellente Federbein dafür hauptverantwortlich zeichnet, ist ohne einen Dämpferwechsel nicht zu bestimmen, wir würden aber vermuten, dass beides seinen Teil dazu beiträgt.
Um dem Problem Herr zu werden, fügten wir dem Federelement zwei extra Volumen-Spacer hinzu, um dem Hinterbau eine progressivere Federkennlinie zu verpassen. Beim Float X2-Modell mit 216 mm Einbaulänge entsprechen drei Spacer dem Maximum.

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Nachdem wir gerne die Low- und Highspeed-Kompressionsstufe so offen wie möglich fahren, ergibt sich bei empfohlenem Sag auf diese Art eine Kennlinie, die selbst bei hohen Drops im Bikepark genügend Schutz vor Durchschlägen liefert. Zwei zusätzliche Klicks des High-Speed-Kompressionssettings von vollkommen geöffnet unterbinden ein Durchrauschen des Federwegs bei unerwartet starken schnellen Schlägen und sorgt für ein Gefühl von daunengefüttertem Abfedern, wenn die Reifen nach einer Flugstunde am Boden aufsetzen - die Sprunggelenke danken es. Dennoch lässt sich der Federweg mit diesem Setup weiterhin gut nutzen und jeder Trail mit gesteigertem Selbstvertrauen in Angriff nehmen.
Apropos Flugstunden: Das Firebird liegt perfekt ausbalanciert in der Luft und liebt Whips wie kaum ein anderes Bike.

Je länger man mit dem Firebird unterwegs ist, desto mehr verliert man den Respekt für verblockte Trails. Sucht man sich normalerweise den Weg des geringsten Widerstandes durch Stein- oder Wurzelfelder, ertappt man sich nach und nach dabei, auf Felskanten gezielt zuzusteuern, um zu sehen, wie das Bike damit klarkommt. Ein kleiner Felsvorsprung als Absprungrampe hier, ein meterhoher Drop mit zerfurchter Landung da, und zum Drüberstreuen eine Murmelbahn aus faustgroßem Geröll durchpflügen steht dann am Tagesprogramm.
Dabei huscht das Bike, den Gummieinsätzen und der Sram Eagle Schaltgruppe sei Dank, flüsterleise über den Trail.
Irgendwann akzeptiert man die Fähigkeiten des Gefährts endgültig und lässt das Bike einfach laufen, egal was kommt. Ein bisschen bekommt man es dabei schon mit der Angst zu tun (auf eine gute Art und Weise), da selbst nach einigen Monaten Testbetrieb noch nicht der Punkt erreicht ist, an dem sich das Bike überfordert gefühlt hat und noch weiter am mentalen Gasgriff gedreht werden muss, um herauszufinden, wieviele Sekunden am Haustrail bergab noch abgezweigt werden können.

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Auch in steilen Sektionen fühlt sich der Fahrer pudelwohl. Mit 150 mm absenkbarer Sattelstütze und niedriger Überstandshöhe bleibt ständig genug Platz für Gewichtsverlagerungen und Balanceakte.

In Kombination mit einem breiten Lenker (getestet wurde mit 780 mm und 800 mm Breiten) und kurzem Vorbau (40 mm bzw. 35 mm) und dem kurzem Steuerrohr, welches niedrige Bauhöhen zulässt (mit kurzem Vorbau kann es sein, dass aufgrund der flachen und breiten Top Cap des Steuersatzes mindestens ein 7,5 bzw. 10 mm Spacer unter dem Vorbau gefahren werden muss, da sonst die Klemmung anschlägt), zieht das Firebird unbeirrbar seine Kurven, egal ob auf hartgepacktem Schotter oder steingespicktem Untergrund.
Eine Tretlagerhöhe von 349 mm ist ein gutes Mittelmaß, um nicht beim Treten ständig mit der Kurbel aufzuschlagen und bei dem sich das Bike dennoch leicht in die Kurven drücken lässt. Trotz des relativ langen Radstands lässt sich das Firebird (zumindest bei Größe S) ohne viel Nachdruck auch durch enge Kurven zirkeln und agiert selbst bei höheren Geschwindigkeiten flink auf Lenkeinflüsse und Gewichtsverlagerungen.

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Fazit

Pivot Firebird
Modelljahr: 2017
Testdauer: 3 Monate
+ Schluckfreudiges Fahrwerk
+ Klettenartige Traktion
+ Geniale Abfahrtsgeometrie
+ Anpassbare Federkennlinie
o Kleine Steinchen können Rahmen beim unteren Link zerkratzen
o Sitzwinkel könnte etwas steiler sein
- Sehr teures Rahmenkit (aber konkurrenzfähige Komplettausstattungen)
BB-Urteil: Das Pivot Firebird ist eine echte Ansage bergab und macht trotz viel Federweg auch bergauf keine schlechte Figur.


Für wen ist das Pivot Firebird am besten geeignet? Definitiv für den abfahrtsliebenden Downhiller, der sich auch gerne selbst den Weg bergauf erkämpft; für Enduristen, die sich auch an die Enduro World Series heranwagen wollen, oder Parkratten, die sich kein zweites Bike anschaffen wollen und mit einem Rad einfach alle Arten von abfahrtslastigen Ausfahrten in Angriff nehmen wollen.

Dennoch klettert das Firebird mit seinem passablen Gewicht, besonders mit aktiviertem Climb-Switch, auf langen Schotterstraßen oder technischen Trails, recht passabel und ohne sich von Treteinflüssen aus der Ruhe bringen zu lassen. Dabei sucht es - sowohl bergauf wie auch bergab - nach ständigem Bodenkontakt und saugt sich wie ein Tintenfisch fest, wo es nur kann.
Seine Verwandtschaft zum Downhill-Boliden Phoenix kann es nicht verleugnen, dementsprechend hart will es auch rangenommen werden.

Mit der vollen Anzahl an Volumen-Spacer im exzellent arbeitenden Fox Float X2-Hinterbauelement ist das Bike auch für harte Schläge bestens gewappnet. Von der Performance her gibt es also - bis auf den etwas flachen Sitzwinkel, der sich mit weit nach vorne geschobenem Sattel halbwegs ausgleichen lässt - wirklich nichts auszusetzen.

So wird die Frage, ob man das exklusive Pivot Firebird als Rahmenset in seinen Fuhrpark aufnehmen will, am Ende des Tages eher zu einer finanziellen denn leistungsmäßigen Entscheidung. Monetär besser als mit dem 3.599 Euro teuren Frameset fährt man naturgemäß mit einer der zwölf Komplettausstattungen, wobei vor allem die günstigeren Varianten bereits kaum Wünsche offen lassen und das Firebird als Gesamtpaket preislich konkurrenzfähig zu einigen anderen Händlerbikes wird.

Müsste man die Eigenschaften des Firebird in einem Satz zusammenfassen, dann ist es ein Bike, das man unbesorgt auf den nächsten Roadtrip von den Gravity-Card-Bikeparks hinunter zur Küste nach Finale Ligure mitnehmen kann - gern auch mit Zwischenstationen in Nauders, Latsch, am Gardasee und einigen Runden im Bikepark Livigno ...

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Wie groß ist der Tester?

 

Um möglichst breite Lager verbauen zu können, setzt Pivot auf ein 92 mm PressFit Innenlager.

Die Lager sitzen gleich weit auseinander - egal ob Pressfit oder BSA ... ;)

 

Schön gemacht sind sie, dass muß man Pivot lassen.

Wobei man sich bei dem Preis das erwartet.

 

Warum innenverlegte Züge so oft unter dem Tretlager das Hängebauchschwein machen müssen werd ich in diesem Leben nicht mehr verstehen.

Soviel Aufwand mit Löcher in hochbelasteten Bereichen samt (ja eh schön gemachten) Abdeckungen und dann ein großer Bogen an einer der exponiertesten Stellen.

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