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Bildbericht Arlberg Giro 2017

Bildbericht Arlberg Giro 2017

01.08.17 09:09 10.860Text: Luke Biketalker
Lukas Schnitzer
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Fotos: Ralf Hauser
Herrliches Radsportwetter, 1.400 Starter und heimische Siege durch Daniela Pintarelli und Patrick Hagenaars.01.08.17 09:09 10.870

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01.08.17 09:09 10.8703 Kommentare Luke Biketalker
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Ralf Hauser
Herrliches Radsportwetter, 1.400 Starter und heimische Siege durch Daniela Pintarelli und Patrick Hagenaars.01.08.17 09:09 10.870

Unbarmherzig brüllt der Handywecker seine Anweisungen in die Weiten des Hotelzimmers. 04:30 Uhr - für einen notorisch nachtaktiven Schreiberling eigentlich mitten in der Nacht - wird es höchste Zeit, am Frühstücksbuffet den Sweetspot zwischen wenig leistungsförderlichem Überfressen und der eines Alpen-Radmarathons würdigen Basisgrundlage zu treffen.
In der Hoffnung, nach zwei wässrig-nebelverhangenen Starts beim Arlberg Giro nun endlich das vielbesungene Bergpanorama zwischen Arlberg, Silvretta und Paznauntal leibhaftig zu erleben, war unser Redaktionsteam zu einem dritten Anlauf nach St. Anton gereist. 150 km, rund 2.500 Hm, der Startschuss mitten in der Altstadt um 06:00 Uhr morgens.

Mehr als 1.400 Teilnehmer aus unglaublichen 28 Nationen stellen sich gemeinsam mit uns der Herausforderung Arlberg Giro - diesmal unter dem Motto Wie ein Baum in der Erde. "Wie ein Baum bist du mit der Erde verwurzelt, weder aufgewirbelter Staub noch Dreck kann dich erschüttern."
Wer spätestens jetzt Fragezeichen über der eigenen Stirn aufsteigen sieht, dem sei erklärt: Die Veranstalter widmen bis zum zehnjährigen Jubiläum im Jahr 2020 jede Austragung einem bestimmten Element. Luft war es im Vorjahr, die Erde in diesem. Es folgen noch Wasser, Feuer und - als krönender Abschluss - das eigene Ich. Ganz im Element, sozusagen.

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Tags zuvor war die Altstadt noch Schauplatz eines gänzlich anderen Spektakels. Gut, Sportgerät wie teilweise auch Piloten deckten sich mit dem sonntäglichen Hauptprogramm. Doch die Natur des mittlerweile traditionell am Vorabend des Giro stattfindenden Kriteriums war und ist dann doch eine komplett andere: Verwinkelt, Ellenbogen an Ellenbogen, Millimeterarbeit mit Puls 180 inmitten der Gassen von St. Anton.
Das Profi-Rennen zählt zu den schnellsten im Lande; entsprechend hochkarätig besetzt präsentiert sich in der Regel auch das Starterfeld. Seit vergangenem Jahr sind übrigens auch Damen im Kampf um Sieg und Zentimeter mit von der Partie. Nicht in einem Punkterennen wie die Herren, sondern im Ausscheidungsmodus, dafür aber direkt vorm Männerstart mit bester Stimmung am Streckenrand.

Harte Zwischensprints quittieren die Athleten ebenso mit einem Schulterzucken wie Stürze und Materialausfall. Wer dreißig Runden auf Anschlag um Punkte und gegen alles und jeden fährt, hat andere Prioritäten. "Entweder du bremst, oder wir landen beide auf dem Boden" - so scheint es zumindest auf außenstehende Beobachter zu wirken.
Die besten Beine und stärksten Nerven bewiesen an diesem Samstag Abend Benjamin Brkic bei den Herren sowie Lokalmatadorin und Premierensiegerin Daniela Pintarelli bei den Damen.

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Derart auf die Welt der tief geduckten Oberkörper, der gestählten Waden und zuckenden Oberschenkel eingestimmt, fiel der Gang zum frühmorgendliche Renneinsatz dann doch ein klein wenig leichter. Wobei: "Rennen" entspricht, zumindest für uns Amateure, nicht ganz der Definition des Arlberg Giro. Als Radmarathon, eingebettet zwischen StVO und (durch vorbildhafte Streckensicherung kaum vorhandenen) Verkehr, will die Veranstaltung doch auch eine etwas gemütlichere, entschleunigtere Gangart bieten.
Zumindest in den vorderen Reihen ist davon naturgemäß natürlich wenig wahrzunehmen. Eigentlich, so war der Plan, sollte es dieses Jahr darum in die hinteren Reihen des Giro gehen. Plaudern, Motive und Beweggründe für die Reise nach St. Anton austauschen, das ob der sonnigen Aussichten greifbar nah erscheinende Bergpanorama genießen und jeden der 150 km bewusst wahrnehmen - soweit die redaktionelle Theorie. Sogar ein Startplatz im hinteren Drittel des Feldes war reserviert, der Geist bereits auf stressbefreite Stunden im Sattel vorbereitet. Entlang des Dorfzentrums und über die ersten Meter Bundesstraße Richtung max. 15 % steilen Arlberg Pass schien die Welt in bester Ordnung.

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Lautlos das Morgengrauen durchschneidend, wellenschlagende Vordermänner umschiffend, in Spongebob-Schwammkopf-würdiger kontaktfreudiger Erwartung vor mich hinkurbelnd, wich die Müdigkeit langsam aus den Knochen.
Kaum schien sie endgültig entfleucht, schärften sich die Sinne. Hart beschleunigende Hochprofilfelgen übermotivierter Morgenmenschen, respektive deren unverkennbarer Sound, bewirkten, dass mir meine noblen Pläne langsam entglitten. Man könnte doch zumindest fünfzig, vielleicht sechzig Positionen gut machen, und dann weiter nach Lebensgeschichten Ausschau halten ...
Schlussendlich setzte der nach etwa 400 Hm beginnende Regen (!) kurz vor der Passhöhe mein Vorhaben endgültig unter Wasser.

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Als wenig später Sonne und blauer Himmel die Oberhand zurückeroberten, fand ich mich bereits tief über den Lenker geduckt dem Grüppchen vor mir hinterherjagend wieder. Bis Bludenz war schließlich in Hinsicht auf den Tagesplan Hopfen und Malz verloren - dafür jedoch eine gut zusammenarbeitende Gruppe gefunden.
Im Wind kämpfend, bis die Wattkurve abriss, an einem freien Hinterrad ausrastend, trieb es unseren motivierten Zug durchs Feld weiter nach vorne entlang des Montafon. Jede Sekunde, die wir hier im Flachen gut machten, würde eine Sekunde mehr sein, die ich in den mit über 1.000 Hm gespickten 13 Kilometern der Silvretta Hochalpenstraße zur Bieler Höhe verlieren dürfte. Wobei es ja streng genommen von Bludenz an gut vierzig stetig steigende Kilometer mit deutlich über 1.400 Hm bergauf geht - die finalen 13 Kilometer entlang der herrlich geschlängelten Hochalpenstraße markieren lediglich den ebenfalls gewerteten King/Queen of the Mountain. Mit knapp unter 40 Minuten war es dort der Deutsche Simon Betz, der sich das Zepter für den Tag sichern konnte.

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Krämpfen beinahe hypochondrisch mit Iso-Klump vorbeugend, stets zumindest einen Gang in eiserner Reserve haltend, versuchte ich ebendort, meine Mitstreiter aus der Ebenen nicht aus den Augen zu verlieren und das Hinterrad der mit strenger Miene den Tacho fixierenden Dame vor mir nicht zu verlieren. Bis die herrlich wilden Gipfel und Hänge des Silvretta-Gebirges allgegenwärtig schienen, war zumindest Zweiteres gnadenlos gescheitert.
Hätte mich das Antlitz der Berge und Stauseen zu späterer Stunde erreicht, hätte ich an meinem ursprünglichen, entspannten Plan festgehalten; ich hätte mich wohl durch das Pfeifen der putzigen Murmeltiere rundherum dazu hinreißen lassen, auf über 2.000 m einen Moment innezuhalten. Ein ortskundiger Mitstreiter hätte mir die Namen der einzelnen Erhebungen nennen, und ich ihm von einer herrlichen Mountainbiketour zurück an den Fuß des mächtigen Piz Buin vorschwärmen können ...

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So aber blieb kaum Zeit, bewusst zu genießen. Landschaft und Fauna nur peripher wahrgenommen, galt alle Aufmerksamkeit der Labestation bzw. der darauffolgenden langen Abfahrt über Galtür und Ischgl hinaus durchs Paznauntal.
Auf wundersame Weise fand die "entersberg" formierte Gruppe auch auf herübiger Bergseite wieder zusammen. Wobei das Wunder hauptsächlich darin bestand, dass sie dies in meinem Beisein tat. Den gefürchteten Pass im Rücken, zauberte mir mein etwas spät gefasster Entschluss, heute doch "Rennen" zu fahren, ein breites Grinsen ins schweißverkrustete Gesicht, welches über die welligen, immer leicht geschmierten Kilometer zurück zu Start/Ziel in St. Anton genau dort stehen bleiben sollte.
Dem konnten auch die Dutzenden, kilometerlang ausschließlich am Hinterrad lutschenden Konsorten respektive deren triumphaler "Zielsprint" um die goldene Ananas keinen Abbruch tun. Schließlich hatte ich ja meine ursprünglich so sozial engagierten Pläne auch über Bord geworfen ...

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Einen Zielsprint, den hatte Tagessieger Patrick Hagenaars nicht nötig. In einem von Beginn an schnell gefahrenen Rennen konnten sich am Weg durchs Montafon Hagenaars, Andreas Traxl, David Aberer, Lukas Pössl und Daniel Pechtl aus dem Spitzenfeld lösen. Die Gruppe stürmte über die Bieler Höhe und lieferte sich eine rasante Windschattenjagd entlang der Skiorte Galtür und Ischgl. Auf dem Weg nach Flirsch konnte sich Hagenaars schließlich von seinen Mitstreitern absetzen. Auch wenn Lokalmatador Andreas Traxl und Daniel Pechtl nochmals nachsetzten, konnten sie den nach 2013 bereits zweiten Sieg von Patrick Hagenaars nicht mehr gefährden.
Im Feld der Damen war es ein weiteres Mal Daniela Pintarelli, die mit einer Siegeszeit von 4:27:49 als schnellste Dame den Weg zurück nach St. Anton fand. Lediglich 20 Minuten hinter dem Tagessieger, und damit auch mitten im Spitzenfeld der Herren - Chapeau!

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Herren Gesamt:

  1. Patrick Hagenaars, AUT, 4:07:11 (Radsport Stangen)
  2. Andreas Traxl, AUT, 4:09:28 (Team MooserWirt)
  3. Daniel Pechtl, AUT, 4:09:31 (union-sporthuette.at)

Damen Gesamt:
  1. Daniela Pintarelli, AUT, 4:27:49 (Team MooserWirt)
  2. Verena Krenslehner-Schmid, AUT, 4:34:41 (mountain-rider.com)
  3. Clarissa Mai, GER, 4:49:47 (SC Hausach/ Link Rad Quadrat)

Alle Ergebnisse unter www.arlberg-giro.com/at/ergebnisse.

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