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Wandelbares Lienz

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25.09.17 10:05 14.733Text: Luke Biketalker
Lukas Schnitzer
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Fotos: Ronny Kalchhauser, Lukas Salzer
Biken in all seinen Facetten rund um Großglockner und Gefolgschaft - das MTB-Angebot rund um die Osttiroler Hauptstadt wächst und gedeiht. 25.09.17 10:05 14.786

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25.09.17 10:05 14.7866 Kommentare Luke Biketalker
Lukas Schnitzer
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Ronny Kalchhauser, Lukas Salzer
Biken in all seinen Facetten rund um Großglockner und Gefolgschaft - das MTB-Angebot rund um die Osttiroler Hauptstadt wächst und gedeiht. 25.09.17 10:05 14.786

Dort, wo Isel und Drau ihre gletschergespeisten Wassermassen vereinen, wo sich bergaffine Gemüter des kühlen Atems und schroffen Rufes der Lienzer Dolomiten, des Großglockners und Großvenedigers kaum mehr erwehren können, und wo Jahr für Jahr unzählige Teams beim Red Bull Dolomitenmann an und über ihre Grenzen gehen - genau dort müssen sich doch auch für unsereins und die geliebten Bergräder lohnenswerte Tagesziele finden. Osttirol und die Stadt Lienz gelten nach wie vor als Geheimtipp unter Tourenfahrern. Dabei finden sich in der Region mit ihren 266 (!) Dreitausendern gut 600 Kilometer offizieller Mountainbikerouten vor herrlichem Bergpanorama. Von den vielen versteckten Pfaden gar nicht erst zu sprechen; schließlich erarbeiteten sich wohl weder Marathonass Alban Lakata, noch Tausendsassa Fabio Wibmer - beides Kinder Osttirols - ihre Karrieren auf plattgewalzten Forstautobahnen.

 Gemma bei Sonnenaufgong
Im Nebelfeld drunt fliagn die Tram niemols weit
Gemma bei Sonnenaufgong
S'gibt koan bessern Tog koan bessern ols heut 

Übern Berg, Die Seer
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Bisher galt es, sich Ausblicke, zünftige Hüttenjausen und Abfahrten rund um Lienz stets mit stählernen Waden und brennenden Lungen selbst zu erarbeiten. Doch nach und nach erkennt man auch in einer der sonnenreichsten Regionen Österreichs, welches Potential die eigenen Berge für die abfahrtsorientierte und oft liftverwöhnte Fraktion birgt. Darum schneiden erfahrene Trailbauer rund um Lienz gerade frische Wege in die Hänge, werden Liftanlagen für den Radtransport fit gemacht - und bleiben knackige Auffahrten und lange Touren dennoch Teil der DNA Osttirols. Man möchte von familien- und einsteigerfreundlich sanft über lungenberstend steil bis hin zum Downhillflow jedweden Gusto bedienen...

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Tag 1: Ederplan

Einquartiert in der Hauptstadt Lienz machen wir uns am ersten Tag unseres Erkundungstrips an den Anstieg zum Anna Schutzhaus und aufs Ederplan. Die Route ist Teil der 4 Hütten Tour, welche die Stadt Lienz gegen den Uhrzeigersinn über die Ausläufer von Schobergruppe, Deferegger Alpen und Lienzer Dolomiten umrundet. Dank „scenic-route“ im Navi und damit leicht verspäteter Ankunft unsereins in Osttirol rollen wir in Erwartung einer dämmrige-dunklen Heimfahrt mit Lampen gewappnet entlang der Drau flussabwärts aus dem Stadtgebiet von Lienz bis nach Dölsach. Auf eine asphaltierte Rampe vorbei an Schwimmbad, Obstbäumen und Schnapsbrennerei Kuenz folgt eine kurze Zwischenabfahrt nach Gödnach - gleichzeitig die letzte Entspannungsmöglichkeit für die folgenden 1300 Höhenmeter.

 Gödnach - die letzte Chance auf Entspannung für die nächsten 1300 hm. 

Konditionstest
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Von Görtschach stemmt sich ein asphaltierter Güterweg steil gegen den Berg, wird aber bald etwas flacher und geht mit einer Mautschranke in eine gut ausgebaute Forststraße über. Während es uns langsam durch den Wald höherschraubt, passieren wir immer wieder stoisch weidende Kühe, geben freie Ausblicke immer tiefere Einblicke über den Lienzer Talboden, ins Puster- und Iseltal. Gerade, als sich die zurückgelegten Höhenmeter und der Hunger langsam bemerkbar machen, wird die Umgebung almerischer, bäumt sich der Weg vor uns nochmals gewaltig auf. Regenfälle und damit entstehende Bäche hinterließen tiefe Furchen, grobes Gestein. Den Lenker auf Schiene und das Vorderrad am Boden zu halten, wird zunehmend herausfordernder.

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Wo die Kapazitäten zu engagiert gewählter Einfachantriebe langsam an ihre Grenzen gelangen, ist es wohl auch keine Schande, die übrigen gut 150 Höhenmeter zum Tagesziel neben seinem Fahrrad herzulaufen. Ohnehin lässt sich schiebend weit mehr von Landschaft, Flora und Fauna wahrnehmen. Leicht schielend, schwer hyperventilierend die Beine zu einer weiteren Kurbelumdrehung überredend, verliert man doch manchmal den Blick für Natur und Drumherum. Einige kleine Almhütten künden vom nahen Anna Schutzhaus. Doch bevor wir es uns dort, wo der Maler Franz von Defregger anno 1882 für seine geliebte Anna eine Hütte zum Schutze errichtet hatte, gemütlich machen, schultern wir noch unsere Räder und stapfen hinter dem Holzzaun weiter gen Gipfel des Ederplan. Das Heimkehrerkreuz stets im Blick, führt der Steig wenige Minuten hinauf zum mit 2062 Metern höchsten Punkt der Tour.

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Wir stehen direkt an der Grenze zum Nationalpark Hohe Tauern, Venedigergruppe, Großglockner und Lienzer Dolomiten im Blick. In der Ferne glänzt wohl der Triglav unter den letzen Sonnenstrahlen. Zu unseren Füßen gehen in Lienz bereits die ersten Lichter an, als wir über den kurzen Trail zurück zur Hütte tänzeln. Wildgerichte - der Bruder der Wirtin geht höchstpersönlich zur Jagd und trägt Sorge für Hirschwurst, Rehleberknödelsuppe und Co. - und Kaiserschmarren am Nachbartisch helfen uns und unseren Nasen bei der Entscheidungsfindung. Man hätte natürlich eine Nacht auf der gastfreundlichen Hütte bleiben, den Abend mit ein paar Gläschen und Stamperln gemütlich ausklingen lassen und den erarbeiteten Ausblick, die herrliche Ruhe hier oben genießen können. So aber montieren wir unsere Notbeleuchtung, schlüpfen in die wärmenden Jäckchen und machen uns auf den Weg in die Dämmerung.

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Einheimische hatten uns von versteckten Trails gen Tal erzählt - wohl nicht ganz legale Schmankerl, nach denen zu suchen uns an diesem Tag nicht mehr genügend Licht bleibt. Stattdessen schlägt unser kleines Grüppchen den offiziellen Weg zurück zum Fuße des Berges ein. Mit dem letzten Quäntchen Licht spült es uns hinunter zur Drau, entlang welcher wir im Kegel unserer Scheinwerfer zurück in den Goldenen Fisch, unseren Ausgangspunkt während der Tage, schwimmen. Ja, auch in noch so sonnigen Gefilden sind Regenschauer mitunter heftig und unerwartet.

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Tag 2: Von Kals zur Adler Lounge

Wohl wissend, in wenigen Stunden im Schatten des Glocknermassives unsere Runden zu drehen, sind die Rucksäcke längst gepackt, als der Weckruf meines Smartphones sein nervtötendes Liedchen trällert. Noch mit den letzten Bissen vom Frühstück ringend, machen wir uns an die 30-minütige Autofahrt hinauf ins Dorf Kals. Wir haben ein Treffen mit Gunnar Kopf vereinbart. Der gebürtige Kalser verdient seine Brötchen eigentlich im fernen Innsbruck; des Sommers zieht es ihn aber zurück in die Heimat. Mit Glockner Adventures bietet er Bike-Touren, Hike & Bike Abenteuer oder SUP-Ausfahrten an. Und auch am ebendort gerade entstehenden Trailpark am Fuße der Cimaroß ist er mittlerweile involviert. Als uns Gunnar am Parkplatz der Kalser Talstation empfängt, beginnt sich Österreichs höchster Gipfel bereits gemächlich in Watte zu packen. In der Furcht, ohne entsprechenden Fotobeweis heimzukehren, beschließen wir kurzerhand, uns zu trennen. Fotokünstler und Kamera begehen den Anstieg hoch zum Traileinstieg zwecks besserer Fotoausbeute in bester Bikepark-Manier kraft- und vor allem zeitsparend mit der Gondel, Schreiberling und Rechercheteam treten gemeinsam mit unserem ortskundigen Guide in die Pedale. Kurbeln, gondeln oder beides - in Kals führen viele Wege ins Glück.

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Vom Parkplatz führt uns Gunnar auf direktem Weg über einen steilen Wiesenpfad gen Temblerhof. Doch er weiß zu beruhigen: so steil wie gestern wird es vorerst nicht. Alsbald wir die Forststraße erreichen, ist das Gefälle bereits angenehmer. Wir schlängeln uns dort gemächlich auf Schotterboden nach oben, wo des Winters ob all der Fangzäune wohl die Skifahrer über die Ziehwege rutschen. Die hochalpine Bergwelt ringsum stets im Blick, tauchen auch immer wieder Fragmente des Glocknergipfels zwischen den Wolken auf. Mit dem Finger zeichnet Gunnar Linien in die gegenüberliegenden Bergflanken. Wer bereit ist, sein Rad einige Höhenmeter auf die Schultern zu nehmen, der kann von Kals aus hoch hinaus. Alpine Trails, technische Traumpassagen, epische Aussichten und endlose Abfahrten zurück ins (Nachbar-)Tal. Hike & Bike heißt das Zauberwort, welches weniger ortskundige des Sommers auch bei Glockner-Adventures buchen können. Wir schrauben uns indes auf offiziell ausgeschilderten Wegen weiter hoch zur Mittelstation. Wenige Höhenmeter darunter, am Einstieg in den Gornerwaldtrail, findet unser Grüppchen schließlich wieder zusammen. Das verräterisch breite Grinsen über dem am Boden liegenden Fotorucksack legt die Vermutung nahe, jemand könnte sich die Wartezeit längst nicht nur hinter der Kamera vertrieben haben. Gondeln sind schnell...

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Wir lassen den Gornerwaldtrail allerdings vorerst rechterhand liegen, begeben uns hinter den Weidezaun und fahren weiter bis zur Mittelstation. Auch wenn zwischendurch immer wieder durchaus fahrbare Passagen eingestreut sind, schultern wir wenige Trailmeter über der Liftanlage unsere Räder. Die Forststraße und MTB-Tour erreicht einstweilen nur den Gornerwaldtrail. Um die Adler Lounge, welche den Einstieg in den gerade im Bau befindlichen Familientrail markiert, zu erreichen, gibt es aktuell nur zwei Möglichkeiten: tragen oder schwerelos mit der Gondel schweben. Eine fahrbare Variante als Verlängerung der offiziellen Route ist angedacht. So stapfen wir eben gleichmäßigen Schrittes voran. Erst mäßig steil und vorbei an blökenden Schafherden, dafür in entgegengesetzter Richtung zum Tagesziel, später steil bergan und in direkter Linie aufs Kals-Matreier Törl auf 2207 Meter Seehöhe. Würden wir kein Ziel vor Augen haben, könnte auch das dortige Kals-Matreier-Törl-Haus in seiner Ursprünglichkeit zur Einkehr laden.

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Direkt an der Hütte gabelt sich der Weg zum Cimaroß. Ausgetretene Serpentinen, zu steil um berghoch zu fahren, führen auf direktem Wege zur Adler Lounge. Eine breiter Forstweg verliert erst einige Höhenmeter, bevor er steil bergan ebenfalls wieder zur Bergstation der Gondel, gleichzeitig die Adler Lounge, steigt. Aber wenn die Räder schon mal auf den Schultern baumeln - warum nicht gleich weiterstapfen? Schließlich weiß ein schöner Bergrücken auch zu entzücken. Vor allem mit viel Aussicht. Bereits vor gut 250 Höhenmetern haben wir die letzten dichten Baumgruppen hinter uns gelassen. Sonne und Wolken wechseln sich ab, stoßweise kündet der kalte Atem der umliegenden Bergwelt von unserer hochalpinen Lage. Die 266 Dreitausender Osttirols - hier am Grat zwischen Matrei und Kals, zwischen Glocknermassiv und Venedigergruppe, sind sie nicht nur im Panorama omnipräsent. Kurz unter der Bergstation wird der neu angelegte Flowtrail sichtbar, der Pfad wieder zum fahrbaren Weg. Oben am kleinen Plateau erreichen wir den höchsten Punkt unserer Tour - 2405 Meter. Dass die fetten Lettern an der Glasfront der Bergstation uns in 2621 Metern Seehöhe wägen, ist eine andere Geschichte…

Von der Sonnenterrasse der Adler Lounge, aber auch durch die großzügige Glasfront des Restaurants oder - für Schwindelfreie - vom kleinen Steg an der dem Großglockner zugewandten Nordostseite, lassen sich beim entspannten Gourmet-Mahl gut 60 der besagten Dreitausendergipfel erspähen. Westlich öffnet sich der Blick hinunter nach Matrei. Wäre da nicht dieses Panorama, die moderne Architektur, könnte fast meinen lassen, man diniere in Sakko und keckem Cocktailkleid. Schön, dass uns die durchschwitzte Bike-Wäsche eines besseren belehrt. Besonders empfehlenswert: mal wieder der Kaiserschmarren, aber auch die hausgemachte Limetten-Minze Limonade und die liebevoll angerichteten Fleischgerichte haben es in sich.

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Durchs Fenster beobachten wir den Bagger, wie er am fürs Frühjahr 2018 geplanten Flowtrail zu Werke geht. Das Projekt leitet der Kalser Robert Trenkwalder, die Linien des sich vor uns gen Mittelstation windenden Spielplatzes am Rande des Nationalparks Hohe Tauern entstammen jedoch aus der Feder von Vertrider Urgestein Christian "Picco" Piccolruaz, klärt uns Gunnar auf. Beginnend direkt unter dem Cimaroß, vor den Toren unserer Labe, reihen sich auf etwa 400 Tiefenmeter um die 40 Anlieger dicht an dicht aneinander. Ein spaßiger Trail für alle Könnensstufen soll es werden, oberhalb der Baumgrenze und mit dem Glockner, zumindest peripher, fest im Blick. Aufkommendes Achterbahn-Feeling am Weg zur Mittelstation können wir zum Zeitpunkt unseres Lokalaugenscheins allerdings nur erahnen, als wir uns über die ersten bereits fertigen Trailmeter hermachen. Bevor es wirklich los geht, weichen wir ob des Work in Progress auf eine Alternativroute aus.

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Gemeinsam mit dem schwarz markierten und eher weiter fortgeschrittenen Piloten zu empfehlenden Gornerwaldtrail und seinen 411 Tiefenmetern sowie den kurzen Verbindungsstücken kommen so ab 2018 gut 900 legale Abfahrtsmeter zusammen. In Kombination mit lift- und muskelbetriebenem Aufstieg dürfte so wenig Langeweile aufkommen. Diese stellt sich auch am Gornerwaldtrail nicht ein. Etwas versteckt, aber gut beschildert, will bereits der Einstieg mit einer Hürde die Spreu vom Weizen trennen. Wer den eröffnenden 40 Zentimeter Drop meistert, so scheint der Gedanke, kommt auch mit dem weiteren Streckenverlauf zurecht. Chickenline? Fehlanzeige. Aber man kann ja auch klettern. Vor allem der obere Teil der erst kürzlich fertiggestellten Abfahrt ist immer wieder gesäumt von Sprüngen und Drops - dort dann stets mit gut ersichtlicher Umfahrung. Durchwegs recht steil, wurde der bestehende Steig von Hand ausgebaut und um einige Anlieger ergänzt. Nur wenige Wurzeln verirren sich noch auf den frisch gegrabenen Gornerwaldtrail, Steinfelder halten sich ebenfalls (noch) in Grenzen. Wir sind gespannt, wie sich der Trail nach einer durchfahrenen Saison entwickelt. Mit einem kurzen Steilhang - Finger weg von den Bremsen - sind künstliche Elemente komplett aus der Streckenführung entschwunden, dem natürlich Charakter des alten Steiges soll hier freier Lauf gelassen werden.

Einige Meter über dem Temblerhof spült es uns wieder auf die Forststraße. Hier, so erklärt uns Gunnar während wir weiter zur Talstation rollen, plant man einen kleineren Übungstrail für Nachwuchs und Einsteiger, aber auch als Abfahrtsalternative zur breiten Schotterpiste. Es tut sich was in Kals. Man darf gespannt sein, wie sich die Strecken in und um den Ort am Großglockner im Frühjahr entwickeln.

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Tag 3: Bikepark Lienz

Doch längst werden nicht nur im Umland von Lienz die Schaufeln geschwungen. Auch in der Hauptstadt selbst stellen sich nach und nach die Weichen zum offiziellen Trailbau. Am Ortsende von Lienz, direkt an der Talstation der Hochsteinbahn, sind wir mit Renè Unterwurzacher verabredet. Hier, unweit des mittelalterlichen Stadtkerns, werden wir mehr oder minder Zeugen der Geburt eines Bikeparks. Das imposante Schloss Bruck zu Füßen, wacht der 2056 Meter hohe Hochstein über der Stadt. Ist eigentlich Ski-Hausberg der Lienzer und Schlachtplatz der Biker und Paragleiter während des Red Bull Dolomitenmanns. Seit Jahren schon kämpft Renè ebendort um einen legalen Singletrail, hat mit Ride Free Osttirol einen eigenen Bike-Verein ins Leben gerufen, und auch sein Arbeitgeber Dolomite Bike steht voll und ganz hinter seinem Traum. Tourismus, Bergbahnen und Grundbesitzer zeigen sich mittlerweile ebenfalls überzeugt - es wird gebaut!

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Mit unserem Besuch Anfang September 2017 ist alles noch im Bau - Work in Progress, sozusagen. Für die ersten Frühjahrstrips dürfte es aber dann bereits wirklich rund gehen. Einstweilen nimmt uns der Bauher mit auf eine behutsame Rundtour. Unten an der Talstation soll ein Pumptrack entstehen, der des Winters immer verschwindet, und im Anschluss an die Skisaison frisch aufgeschüttet wird. Renè träumt auch von einem Bag-Jump. Hier herunten wird in naher Zukunft neben einem neuen Hotel auch ein Bike-Center für Verleih, Verkauf und Guiding aus dem Boden gestampft.

Ein freundlicher Liftwart fädelt unsere Räder einzeln am Sattel an die Sessel der Schlossbergbahn Hochstein 1. Während der Auffahrt plaudern wir mit Renè über das Potential der Region. Über die vielen Möglichkeiten, die es gäbe mehr Trails zu schaffen und zugänglich zu machen. Über die lange Bike-Saison in und um Lienz und seine Passion zum Sport selbst. Wie sehr er Geschwindigkeit und große Sprünge liebt, aber auch, was die Neueinsteiger und der Nachwuchs im Rad Shop Dolomite Bike wünschen, brauchen und verlangen. Das Projekt Bike Park Lienz Hochstein scheint wohl durchdacht.

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Auf der Moosalm warten unsere Räder bereits auf ihre Besitzer. Der zugehörige Lakata-Trail soll noch in diesem Jahr finalisiert werden, und ist damit der erste Puzzleteil im neuen Bikepark. Lakata? Ja, der mehrfache Marathon-Meister Alban Lakata kommt in seiner Heimat zu Trail-Ehren. Erst möchte uns Renè aber noch höher auf den Berg führen. Ein alter Doppelsessellift bringt uns weiter zur Sternalm. Die Haken für den Radtransport kommen erst in einer späteren Ausbaustufe an den Lift. Einstweilen gibt es nur ausnahmsweise eine Mitfahrgelegenheit für unsere Räder in der Transportgondel. Mit der Stadt Lienz im Rücken und dem Mischwald ringsum schweben wir langsam bergan bis auf 1505 Meter - dem höchsten liftbedienten Punkt im zukünftigen Bikepark. Mit Muskelkraft soll es hingegen von hier aus noch weit höher hinaus gehen. Gerade für die wachsende Zahl an Enduristen, welchen ja wirkliche Trainingsreviere in heimischen Gefilden dünn gesät sind, aber auch für Allmountain-Fahrer. Eine breite Forststraße führt nochmals 340 Höhenmeter weiter Richtung Hochstein. Auf naturbelassenen Wanderwegen lassen sich selbige schließlich im Eiltempo wieder vernichten. Die genaue Streckenführung steht noch in Verhandlung - mit den gegebenen Höhenmetern sehen wir aber mehrfachen Auf- und Abfahrten im Rahmen eines Bikepark-Tages positiv entgegen.

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Insgesamt, so der Plan, sollen am Hochstein fünf Trails entstehen. Neben dem Lakata-Trail sind zwei weitere, ausgehend von der Sternalm, fixiert. Im nächsten Jahr werden dort eine leichte blaue Variante für Einsteiger sowie eine etwas anspruchsvollere rote Abfahrt realisiert. Als wir über die - nicht nur mit Hardtails - anspruchsvolle Dolomitenmann-Strecke zurück zur Moosalm gelangen, verlocken Sonne, Terrasse und Guster nach Süßem zur Einkehr. Bei Vollbetrieb und entsprechender Anstrengung - nimmt man zukünftig den geplanten Hochstein- und Sternalmtrail mit dem Moosalmtrail zusammen, kommt man so auf immerhin 1000 Tiefenmeter Abfahrtsspaß. Erst naturbelassen technisch, dann bikeparktypisch flowig - könnte es hier ein entspanntes Mittagsjäuschen werden. Ob unserer Besichtigungstour bleiben wir aber dann doch lieber bei Kaffee und Kuchen.

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Konnten wir bis zu Moosalm die geplanten Strecken großteils nur erahnen, so rollen wir nun wenige Meter nach der Alm und unweit der Bergstation bereits auf verfestigten Pfaden in den Wald. Der Lakata-Trail beginnt sanft, kleine Wellen laden zum pushen ein. Vor der ersten tiefen Anliegerkombi bleibt Renè stehen. Freudig angespannt eröffnet er uns: es ist auch für ihn die erste Probe auf’s Exempel. Ob alle Radien richtig gewählt wurden? Das anerkennende Nicken unseres kanadageeichten Fotografen nach der Sektion spricht jedenfalls dafür. Für den Bau zeichnen ob größerer Abwechslung gleich zwei Trailbaufirmen gemeinsam verantwortlich. Mit Wurzeln in Kanada und Sitz in Innsbruck schwang das Team von Trailtech unter anderem bereits in Serfaus, Nauders, Sölden und auf der Muttereralm die Schaufeln. Alpfreif steht seinerseits hinter den Parks in Schladming und Wagrein. Als der Boden unter unseren Stollen rapide weicher wird, steigen wir von den Rädern und schieben. Immer wieder blitzt die Stadt Lienz hinter den Bäumen hervor, als wir die kleinen Bagger und fleißigen Schaufler erreichen. Weil die Strecke bei ihrer Fertigstellung vorerst die einzig offizielle am Berg sein wird, soll sie möglichst allen Erfahrungsleveln entsprechen. Niemand soll sich langweilen, aber auch Einsteiger müssen sicher und mit Freude ins Tal rauschen können. Eine Gratwanderung, doch das erfahrene Team weiß, wie es seine Linien zu setzen hat. Sobald mehr Routen realisiert sind, soll stärker differenziert werden. Einem unüberwindbaren Fels im unteren Teil spendiert man eine hölzerne Rampe. Die übrigen Meter bleiben ohne künstliche Bauwerke. Fahr- und springbare Wellen, Anlieger und griffiger Boden auf etwas über 300 Tiefenmetern direkt vor die Tore der Stadt. EDIT: Mittlerweile haben die beiden Weltmeister Alban Lakata und Peter Sagan den Trail eingeweiht. Es wird aber noch an der Strecke gearbeitet. Sobald er für die Öffentlichkeit freigegeben ist, sind Tickets (Tages-, 4stündige Halbtageskarten und Einzelfahrten) an der Kassa der Talstation Hochstein erhältlich. Tageskarte inkl. Biketransport: € 21,-, 4-Stunden Karte inkl. Biketransport: € 16,-. Der „Lakata“-Trail kann dann bis zum ersten Schneefall, auf alle Fälle bis Ende Oktober, benützt werden! Gratis Parkplätze gibt es direkt bei der Talstation Hochstein.

Über unseren Lokalaugenschein sinnierend, schieben wir unsere Räder wenig später über den mittelalterlich anmutenden Lienzer Hauptplatz. Auf der Suche nach einem Kaffee könnten man hier leicht fündig werden. Uns zieht es aber jenseits der alten Stadtmauern und über die Isel. Im herrlichen Gastgarten des Mocaffees - Osttirols einziger Kaffeerösterei - sitzt es sich herrlich entspannt direkt am Wasser. Was sich hier den Kajakfahrern unter dem Mauerwerk noch als Isel entgegenstellt, mündet wenig später in die Drau, die in weiterer Folge genau wie wir gen Osten aus dem Tal entfleucht. In und um Lienz tut sich was für uns Bergradfahrer. Wir halten euch an dieser Stelle auf dem Laufenden - wenn ihr die Osttiroler Berge bis dahin nicht schon selbst erkundet habt.

Nice to know

Vier Hütten Tour:
Die Vier Hütten Tour umrundet die Stadt Lienz gegen den Uhrzeigersinn über die Ausläufer von Schobergruppe, Deferegger Alpen und Lienzer Dolomiten. 112 Kilometer und 5350 Höhenmeter verteilen sich auf vier Tagesetappen mit je einer Hüttenunterkunft. Mehr unter maps.osttirol.com.

Kals:
In Kals am Großglockner finden sich viele Almwege und Straßen, um durch herrliche Landschaften zu radeln – vom gemütlichen Ausflug für die ganze Familie bis zu anspruchsvollen Tagestouren mit Tragepassagen und Einkehrmöglichkeiten. Das gerade entstehnde Singeltrail-Netz ist sowohl über die Forststraße, als auch via Gondel erreichbar. Die Gondel Kals am Großglockner stellt mit 24.09. den Sommerbetrieb ein - Preise und Liftzeiten für die Saison 2018 werden unter www.gg-resort.at aktualisiert.
Aktuelle Preise:

  • Vormittagskarte Erwachsene: € 21,00
  • Vormittagskarte Kind: € 10,50
  • Nachmittagskarte Erwachsene: € 23,00
  • Nachmittagskarte Kind: € 11,50
  • Tageskarte Erwachsene: € 28,00
  • Tageskarte Kinder: € 14,00


Alle Mountainbike Routen sind markiert und beschildert, weitere Information erhalten Sie in der Tourismusinformation Kals am Großglockner Tel. 0043 (0)50 212 540. Guiding und Fahrtechnik mit Glockner Adventures.

Bikepark Lienz Hochstein:
Mit dem Bikepark in Lienz hat Osttirol spätestens ab Frühling ein weiteres Mountainbike-Schmankerl im Ärmel. Gerade befindet sich der flowige Lakata Trail im Bau. Zwei weitere Strecken von der Sternalm folgen 2018. Weitere Abfahrten und Trails sind in Verhandlung. Pumptrack und Verleih (Bikestation) direkt an der Talstation in Planung.Der Einstieg ist nur wenige Minuten vom Ortskern Lienz entfernt. Lifttransport mit Sesselliften - Tageskarte inkl. Biketransport: € 21,-, 4-Stunden Karte inkl. Biketransport: € 16,-. Preise und Öffnungszeiten für die Saison 2018 werden nachgereicht. www.osttirol.com

Radtransport VVT:
Der Radtransport für einzelne Fahrräder - etwa von Lienz hinauf nach Kals - ist möglich. Allerdings beurteilt ein Buschauffeur die Situation vor Ort so "wenn Platz ist dann kein Problem, wenn der Bus voll ist geht das leider nicht." Besser vorab telefonisch unter 04852 6494515 mit Postbus Lienz abklären.
Mit Dezember 2017 tritt die Regelung in Kraft, dass jeder Gast mit der Gästekarte gratis Bus fährt – damit wäre die Fahrt kostenlos!

Bikeshops & Verleih:
Lienz: Probike Lienz, Verleih und Shop, Dolomite Bike, ab kommender Saison Verleih auch direkt an der Talstation der Hochsteinbahn.
Kals: Sport Gratz, direkt an der Talstation der Kalser Bergbahnen.

OSTTIROL's Glockner-Dolomiten Card:
26 TOP Attraktionen auf einer Karte. Drei oder sieben Tage lang Bergbahnen, Schwimmbäder sowie Natur- und Kulturangebote ohne Zusatzkosten nutzen.
Weitere Infos unter: www.osttirol.com

Veranstaltungen:
Ride Hard on Snow: 20. Jänner 2018
Dolomitenrundfahrt und SuperGiroDolomiti: 09. - 10. Juni 2018
Red Bull Dolomitenmann: 8. September 2018
UCI Road World Championships Innsbruck - Tirol: 22. - 23. September 2018

Weitere Infos zu:

  • auf Biker spezialisierten Unterkünften
  • Restaurant-Tips
  • Bike-Verleih
  • Biketransport per Bus & Bergbahn
  • Guiding

unter radfahren.osttirol.com.

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