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Specialized Venge 2019

Specialized Venge 2019

03.07.18 13:56 60.080Text: Luke Biketalker
Lukas Schnitzer
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Fotos: Luke Biketalker; Valentin Rapp
Schneller als der Vorgänger, leichter als manche Bergziege - das neue Specialized Venge dürfte vielen den Kopf verdrehen, verlangt aber auch seinen Preis.03.07.18 13:56 60.481

Specialized Venge 2019

03.07.18 13:56 60.481120 Kommentare Luke Biketalker
Lukas Schnitzer
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Luke Biketalker; Valentin Rapp
Schneller als der Vorgänger, leichter als manche Bergziege - das neue Specialized Venge dürfte vielen den Kopf verdrehen, verlangt aber auch seinen Preis.03.07.18 13:56 60.481

One ring to rule them all, one ring to find them, one ring to bring them all, and in the darkness bind them. Zugegeben, was einst ein gewisser J.R.R Tolkien über den sagenumwobenen Ring aufs Papier brachte einem Rennrad anzudichten, scheint vielleicht ein Stück weit über das Ziel hinauszuschießen. Doch die Eckdaten des neuen Specialized Venge beschwören derartige Analogien, gewollt oder nicht, unabdingbar herauf. Kalibern eines Weltmeisters Peter Sagan auf den Leib geschneidert, ausschließlich mit Discs und elektronischen Schaltungen zu haben, vorhersehbar schneller, weil aerodynamischer als das „alte“ Venge Vias, und doch eher überraschend leichter als das alte Tarmac SL5. Dazu optisch deutlich leiser und massentauglicher als der Vorgänger. Längst nicht nur in der Welt der aerodynamisch optimierten Superbikes holen die Amerikaner mit ihrer Neuentwicklung zum gründlichen Rundumschlag aus. Und eines sei an dieser Stelle vorweggenommen - der Schlag sitzt.

In drei Generationen Venge lernte die Entwicklungsabteilung von Specialized gehörig dazu, bekam immer ausgeklügeltere Software zur Seite gestellt und gönnte sich den Luxus eines eigenen Windkanals. Mangelnde Leidenschaft und Hingabe kann man in Morgan Hill tatsächlich niemandem vorwerfen. War das erste Venge, vor sieben Jahren noch im gemieteten Windtunnel und mit CFD-Simulationen entworfen, ein balancierter Mittelweg aus Aerodynamik, Steifigkeit und Gewicht, schöpfte man beim Venge Vias mit eigenem Windkanal aus dem Vollen. Gewicht, Steifigkeit, Optik - alles wurde dem Thema der Aerodynamik untergeordnet. Man wollte sehen, was machbar ist - aero is everything war der Leitspruch. Jetzt, für die dritte Generation, hatte man nicht nur neue Simulationssoftware und eine sogenannte FreeFoil Shape Library mit einer riesigen Datenbank an vielfach optimier- und manipulierbaren Rohrformen zur Verfügung, sondern auch neue Ziele. Das Rad sollte so „normal“ wie möglich aussehen, Aerodynamik, Gewicht, Steifigkeit und Handling gleichermaßen im Fokus haben. Ingenieurswissen, Simulationstechnik, Windkanal und Fahrerfeedback auf der Jagd nach der mythischen eierlegenden Wollmilchsau.

  • Shimano Dura Ace Di2, serienmäßiger Powermeter, High-End Rahmen - das S-Works Venge Disc Di2 ist ein wahres Superbike. Der Preis von € 10.999,- spiegelt dies auch wieder.
    Shimano Dura Ace Di2, serienmäßiger Powermeter, High-End Rahmen - das S-Works Venge Disc Di2 ist ein wahres Superbike. Der Preis von € 10.999,- spiegelt dies auch wieder.
    Shimano Dura Ace Di2, serienmäßiger Powermeter, High-End Rahmen - das S-Works Venge Disc Di2 ist ein wahres Superbike. Der Preis von € 10.999,- spiegelt dies auch wieder.
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Aerodynamik

Detailansicht

Free Shape Optimization nennt sich die Simulationssoftware, welche sich das Specialized Team für das neue Venge erstmals in vollem Ausmaß zunutze machen konnten. In vollem Ausmaß darum, weil die Technik - respektive deren Anwendung - am Tarmac noch in den Kinderschuhen steckte. Mit den Worten eines technisch unbegabten AHSlers wiedergegeben, lässt sich mittels Free Shape Optimization aus vorgegebenen Parametern hinsichtlich Gewicht, Steifigkeit und Aerodynamik eine jeweils ideale Rohrform modellieren. Für jedes Ziel und jedes Rahmenbauteil wurden so diverse Modelle errechnet. Ein groß angelegte Datenbank verwaltet die Summe der optimalen Rohrformen und diente im Entwicklungsprozess schließlich als "Bausatz". Nach dem Prinzip "welche Eigenschaften erwarte ich mir vom Steuerrohr" und unter Mitwirkung des Windkanals entstand so Stück für Stück das neue Venge.

Trotz deutlich massentauglicherer Optik erlaubten diese neuen Konstruktionsmöglichkeiten teils große Fortschritte in allen Bereichen. Ziel des Venge Vias war es damals die Aerodynamik des Zeitfahrrades Shiv TT zu knacken - was ja auch gelang. Im Vergleich zum Vias konnte man jedoch am neuen Venge nochmals 8 Sekunden auf 40 km (errechnet mit 0° Yaw-Angle) einsparen. Im realen Straßeneinsatz und mit Seitenwind, so behauptet Specialized, soll der neue Aero-Renner dank der auf Seitenwind hin optimierten Rahmenform nochmals deutlich schneller sein.

  • Chris Yu, Director of Integrated Technologies erklärt sein Baby.
    Chris Yu, Director of Integrated Technologies erklärt sein Baby.
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  • Ein langer Weg, bis alle Einzelteile...Ein langer Weg, bis alle Einzelteile...
    Ein langer Weg, bis alle Einzelteile...
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  • ... den Ansprüchen der Ingenieure entsprechen.... den Ansprüchen der Ingenieure entsprechen.
    ... den Ansprüchen der Ingenieure entsprechen.
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  • Kein Unfall: So viel müsste vom Venge Vias geschnitten werden, um das Gewicht des neuen Venge zu erreichen!
    Kein Unfall: So viel müsste vom Venge Vias geschnitten werden, um das Gewicht des neuen Venge zu erreichen!
    Kein Unfall: So viel müsste vom Venge Vias geschnitten werden, um das Gewicht des neuen Venge zu erreichen!

Gewicht

Für einen Aero-Rahmen in der Tat ungewöhnlich - das Venge ist leichter als die alte Generation des Race-Bikes S-Works Tarmac SL5 Disc! Ohne Kleinteile bringt der Rahmen des 2019er Venge in Größe 56 cm und inklusive Satin Black/Holographic Foil Lack lediglich 960 g (+/-30 g) auf die Waage, am Tarmac waren es 1020 g. Für das Komplettbike S-Works Venge Disc mit Dura Ace Di2 und Hochprofilfelgen bedeutet das ein Gesamtgewicht von 7,1 kg - das sollte selbst Skeptikern weder die Entscheidung pro Scheibenbremse (eine andere Variante wird es schlichtweg nicht geben) noch jene pro Aero-Vorteil schwer machen.

Den großen Gewichtssprung schafft das Venge in der Summer seiner Teile. Gegenüber dem alten Venge Vias Disc spart das neue Venge 240 g am Rahmen, 25 g an der Gabel, 107 g bei Lenker und Vorbau, 25 g an der Sattelstütze und nochmals angegebene 63 g in den Anbauteile - im System ergibt sich somit beeindruckendes Minus von 460 g!

  • Specialized Venge 2019
  • Die Profi-Teams haben es gefordert: Selbst aus dem Teamauto leicht erreichbar positioniert und mit cleaner Optik sitzt die Di2 Junction nun in der Sattelstütze integriert.Die Profi-Teams haben es gefordert: Selbst aus dem Teamauto leicht erreichbar positioniert und mit cleaner Optik sitzt die Di2 Junction nun in der Sattelstütze integriert.Die Profi-Teams haben es gefordert: Selbst aus dem Teamauto leicht erreichbar positioniert und mit cleaner Optik sitzt die Di2 Junction nun in der Sattelstütze integriert.
    Die Profi-Teams haben es gefordert: Selbst aus dem Teamauto leicht erreichbar positioniert und mit cleaner Optik sitzt die Di2 Junction nun in der Sattelstütze integriert.
    Die Profi-Teams haben es gefordert: Selbst aus dem Teamauto leicht erreichbar positioniert und mit cleaner Optik sitzt die Di2 Junction nun in der Sattelstütze integriert.
  • Das Venge wird es nur mit Disc geben. Flat-Mount Standard und 142 x 12 mm sowie 100 x 12 mm Steckachsen inklusive.Das Venge wird es nur mit Disc geben. Flat-Mount Standard und 142 x 12 mm sowie 100 x 12 mm Steckachsen inklusive.Das Venge wird es nur mit Disc geben. Flat-Mount Standard und 142 x 12 mm sowie 100 x 12 mm Steckachsen inklusive.
    Das Venge wird es nur mit Disc geben. Flat-Mount Standard und 142 x 12 mm sowie 100 x 12 mm Steckachsen inklusive.
    Das Venge wird es nur mit Disc geben. Flat-Mount Standard und 142 x 12 mm sowie 100 x 12 mm Steckachsen inklusive.

Cockpit

Aerodynamik bedeutet bis zu einem gewissen Grad immer auch Integration. So sind der Übergang von Steuerrohr zu Vorbau, der Vorbau selbst und auch der Lenker einerseits dem Wind ausgesetzt, andererseits unabdingbarer Teil des aerodynamischen Konzepts. Eine spezielle Steuersatzabdeckung und angepasste Spacer schaffen so einen optimalen Übergang zum neuen Vorbau. Dieser ist nicht nur in diversen Längen und Winkeln (siehe nächster Absatz) erhältlich, sondern wurde auf Verlangen der Profi-Teams auch in seiner Konstruktion gänzlich neu gedacht, wirkt optisch deutlich schlanker als die alte Vias-Variante. Gerade kräftigen Sprintern war der alte Vorbau zu weich, vielfach wurde zum im Peloton als Benchmark gehandelten Zipp SL Sprint gegriffen. Der neue Venge-Vorbau überflügelt besagten Zipp SL Sprint nun aber in puncto Steifigkeit genauso, wie sämtliche andere von Specialized getesteten Vorbauten. Damit können Peter Sagan und Co. wieder getrost ins eigene Regal greifen.

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Charakteristisch am Venge Vias war der flügelhaft anmutende Lenker. Dieser ist nun Geschichte. Der Aerofly II Lenker profitiert in seiner Rohrform wie auch das Rahmenset selbst von der Erfahrung aus drei Generationen Venge und den Möglichkeiten der Free Shape Optimization. Er ist leichter, steifer und deutlich aerodynamischer als sein Vorgänger. Eine feine Textur am Oberlenker sorgt auch dort, wo kein Lenkerband gewickelt ist, für guten Griff. Im Lenker integrierte "Endanschläge" für das Lenkerband selbst garantieren auch selbst gewickelt Profi-Optik.

Die Klemmung des Vorbaus nimmt, so gewünscht, natürlich sämtliche Lenker mit 31,8 mm Durchmesser auf. Mancher hat hier ja seine ganz speziellen Vorlieben. Selbes gilt auch für den Vorbau selbst. Das Venge ist somit zu so gut wie allen Aftermarket-Vorbauten kompatibel. Ein dazu nötiger universeller Spacer, welcher anstelle der Venge Spacer den Übergang zum Rahmen schafft, befindet sich im Lieferumfang. Die Stack-Höhe kann dann einfach mit konventionell Runden Spacern angepasst werden, die mit Original-Cockpit innerhalb von Lenker und Vorbau in den Rahmen laufenden Züge laufen dann eben sichtbar seitlich des Steuersatzes in den Rahmen.

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  • Shimano Di2, Sram eTap oder Campagnolo EPS - am Venge sind ausschließlich elektronischer Schaltungen mit innenliegendem Akku möglich.Shimano Di2, Sram eTap oder Campagnolo EPS - am Venge sind ausschließlich elektronischer Schaltungen mit innenliegendem Akku möglich.
    Shimano Di2, Sram eTap oder Campagnolo EPS - am Venge sind ausschließlich elektronischer Schaltungen mit innenliegendem Akku möglich.
    Shimano Di2, Sram eTap oder Campagnolo EPS - am Venge sind ausschließlich elektronischer Schaltungen mit innenliegendem Akku möglich.
  • Die Optik ist schlanker, aber nicht minder aggressiv.Die Optik ist schlanker, aber nicht minder aggressiv.
    Die Optik ist schlanker, aber nicht minder aggressiv.
    Die Optik ist schlanker, aber nicht minder aggressiv.
  • Die S-Works Modelle kommen serienmäßig...Die S-Works Modelle kommen serienmäßig...
    Die S-Works Modelle kommen serienmäßig...
    Die S-Works Modelle kommen serienmäßig...
  • ... mit Specializeds neuem S-Works Power Cranks Powermeter.... mit Specializeds neuem S-Works Power Cranks Powermeter.
    ... mit Specializeds neuem S-Works Power Cranks Powermeter.
    ... mit Specializeds neuem S-Works Power Cranks Powermeter.
  • Die Steckachsen selbst sitzen aerodynamisch optimiert besonders plan zu den Ausfallenden. Mit 67 g wiegen sie etwa halb so viel wie gewöhnliche Steckachsen.
Die Steckachsen selbst sitzen aerodynamisch optimiert besonders plan zu den Ausfallenden. Mit 67 g wiegen sie etwa halb so viel wie gewöhnliche Steckachsen.
    Die Steckachsen selbst sitzen aerodynamisch optimiert besonders plan zu den Ausfallenden. Mit 67 g wiegen sie etwa halb so viel wie gewöhnliche Steckachsen.
    Die Steckachsen selbst sitzen aerodynamisch optimiert besonders plan zu den Ausfallenden. Mit 67 g wiegen sie etwa halb so viel wie gewöhnliche Steckachsen.

Geometrie, Passform und Rider First Engineering

Klar, Rahmen auf Maß können große Hersteller für ihre Serienbikes aus offensichtlichen Gründen nicht anbieten. Doch um möglichst vielen Damen und Herren eine gute Basis-Passform bieten zu können, berücksichtigten die Amerikaner in ihrer Geometrie die Daten von mehr als 40.000 Retül-Vermessungen. Mit Vorbaulänge, Lenkerbreite, Spacern und Sattelstütze stehen Bike-Fittern später genügend Variablen fürs Feintuning zur Verfügung. Die Venge-Vorbauten sind in zwei Winkeln und diversen Längen zu haben. Die 6° Variante kann in 80, 90, 100, 110, 120, 130 oder 140 mm Länge, der aggressivere 12° Vorbau in 110, 120, 130 oder 140 mm Länge geordert werden. Die Aerofly II Lenker sind in den breiten 380, 400, 420 und 440 mm Breite geplant. Besonders für Triathleten interessant: Die Venge Sattelstütze ist neben zwei Längen auch mit 0 oder 20 mm Versatz zu haben. Auch wenn sich Stack und Reach zwischen Tarmac und neuem Venge am Papier unterscheiden mögen - durch das integrierte Design des Venge und dessen 18 mm Spacer über dem Steuersatz ist die tiefstmögliche Lenkerposition zum Tarmac (mit 10 mm Steuersatzkappe) identisch. Für uns Kunden vielleicht weniger gravierend, doch für Profis, die zwischen den Rädern wechseln, durchaus relevant.

Absolut relevant für Jedermann ist hingegen Specializeds Rider First Engineering Ansatz. Oftmals optimieren Hersteller die Fahreigenschaften auf eine Rahmenhöhe, die Maße kleinerer und größerer Räder werden darauf basierend einfach hochgerechnet. Doch gesammelte Messdaten zeigten Specialized, dass große (schwere) und kleine (leichte) Fahrer auf ihren jeweils passenden Rahmengrößen durchaus andere Bedürfnisse an Steifigkeit, Dämpfung und Handling haben. Carbon-Layup, Rohrdurchmesser und Geometrie sind so im Rider First Engineering für jede Größe optimiert - damit jeder Fahrer die von Specialized gewollte Fahrcharakteristik und Handling erfährt.

  • Specialized Venge 2019

Modelle

Um das Venge zu fahren, wird es vorerst nur zwei Möglichkeiten geben. Einmal das S-Works Venge Disc Di2 mit Dura Ace Di2, schnellen Roval CLX-64 Laufrädern und serienmäßigem S-Works Power Cranks Powermeter. Kostenpunkt: € 10.999,00. Vom S-Works wird es zusätzlich auch eine exklusiv lackierte Sagan Kollektion geben. Mit € 3.999,00 deutlich kostengünstiger schafft das Rahmenset S-Works Venge Disc die Basis für Custom-Aufbauten oder für jene, die Teile ihres aktuelle Rennrades weiterverwenden möchten. Aber nochmals - nur elektronische Schaltungen sind möglich. Mit der exklusiven Auswahl stellt sich das Venge klar als Superbike ins Produktlineup. Schmälere Brieftaschen müssen sich wohl noch bis in den Herbst gedulden. Alle Details zum 2019er Venge unter www.specialized.com.

  • S-Works Venge Disc Di2
    S-Works Venge Disc Di2
    S-Works Venge Disc Di2
  • S-Works Venge Disc FramesetS-Works Venge Disc Frameset
    S-Works Venge Disc Frameset
    S-Works Venge Disc Frameset
  • in zwei Farben.in zwei Farben.
    in zwei Farben.
    in zwei Farben.

Erster Eindruck

Auf großen Teilen des WM-Kurses im heimischen Innsbruck hatten wir Gelegenheit, dem S-Works Venge vorsichtig auf den Zahn zu fühlen. Mit 180 cm und 86 cm Schrittlänge wäre sowohl der 56 wie der 54 cm Rahmen möglich. Individuelle Vorlieben lassen mich meist zur kleineren Variante greifen, so auch am Venge. Mit zwei Spacern unterm 110 mm Vorbau (100 mm wäre Serie) saß es sich sportlich, aber keinesfalls übertrieben rennorientiert - im Langzeittest würden wohl versuchsweise die Spacer fallen und der Vorbau in 120 mm Länge ausgetestet werden.

Bereits auf den ersten Kurbelumdrehungen, vorbei am Goldenen Dachl und durch die Innsbrucker Innenstadt, zeugen Kopfsteinpflaster wie Straßenbahnschienen vom hohen Fahrkomfort. Zwar wurde unser Langzeit-Venge Vias ebenfalls schon als leichtes Gravel missbraucht, das neue Venge dämpft in Kombination mit den 26 mm Turbo-Cottons aber gefühlt nochmals ein Quäntchen besser, ohne dabei an Feedback einzubüßen. Der Aerofly II greift sich auch am strukturierten Oberlenker bequem; solange die Handflächen nicht zu schwitzig werden, liefert das bearbeitete nackte Carbon überraschend guten Halt. Viel Front-Sweep streckt die Position, alsbald man an die Bremshöcker greift, und schafft außerdem Kniefreiheit im Wiegetritt. Eines Aero-Rades würdig, rollt das Venge königlich, drückt kleine Hügel unbeeindruckt weg. Sein präzises Handling lässt hohe Kurvengeschwindigkeiten zu, Tempoverschärfungen setzt der Racer sitzend wie im Wiegetritt mit beeindruckender Leichtigkeit um. Wäre da nicht das Preisschild, so müsste sich wohl der ideale Begleiter für Kriterien anfühlen.

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Lediglich 7,1 kg bringt das S-Works auf die Waage, in Größe 56 und inklusive Powermeter, wohlgemerkt. Die 6,8 kg Marke - etwa für gebirgige Einsätze - zu erreichen, scheint ob der serienmäßig hohen Laufräder ein Leichtes. Mit entsprechenden Naben, Speichen und Felgen aufgebaut, wäre einiges möglich. Bergan sind mit meinen nackten 84 kg jedoch die paar Gramm egal. Mit ausgewogener Sitzposition und gefühlt hoher Steifigkeit in jeder Faser zwischen Tretlager und Cockpit geht das Venge auch mit den CLX64 ordentlich bergan - selbst die berüchtigte Höttinger Höll mit ihren 25 % ließ sich dank 36/28 Übersetzung noch einigermaßen würdevoll bewältigen. Echte Bergziegen greifen dafür wohl nach wie vor zum Tarmac, spielen Allroundfähigkeiten mit in die Gleichung, scheint jedoch das Venge die bessere Wahl.

Beinahe am Ende meiner Fahreindrücke und noch immer kein negativer Punkt - im Gegenteil: Bergab, auf kurvigen Alpenstraßen und in Highspeed-Passagen, ist das Venge schlichtweg das beste Bike, auf dem ich jemals sitzen durfte. Kurvengeschwindigkeiten und Schräglagen auf einem neuen Level, dazu gleichzeitig vertrauenerweckende Stabilität und ein leichtfüßiges Handling, welches jederzeit das beruhigende Gefühl vermittelt, genügend Reserven zu haben, ohne je nervös zu werden. Die perfekte Balance aus Agilität und Stabilität - the balance of speed. Nach mehreren Abfahrten war kein Journalist zu finden, der das Venge nicht tief in seinen Alltime-Top 3 gerankt hätte - kein Vergleich zum deutlich schwerer beherrschbaren Vorgänger. Auf Nachfrage bei Chris Yu, ob vielleicht unscheinbare Änderungen in der Geometrie, die Reifenwahl oder sonstiges am beeindruckenden Fahrverhalten Schuld trugen, schien die Antwort einfach - "it's only stiffness".

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Es gibt Räder, auf denen fühlt man sich ab der ersten Kurbelumdrehung heimisch. Manche Räder brauchen etwas Eingewöhnungszeit und wieder andere bleiben immer ein Fremdkörper. Das Venge ist - zumindest für mich und meine Vorlieben - vom Schlag Draufsitzen und Wohlfühlen. Unkompliziertes Handling, hoher Komfort und noch besserer Vortrieb verlangen nach Tempo und Strecke, Höhenmeter verfliegen in Vorfreude auf die folgende Abfahrt. Kritik muss lediglich die jämmerlich kreischende Bremsscheibe der Dur Ace einstecken. Und gewarnt sei vor dem Toe-Drag: Denn mit Schuhgröße 43 nicht auf übermäßig großem Fuß unterwegs, berühren die Zehenspitzen in engen Radien durchaus mal den Vorderreifen. Ansonsten war ich noch niemals derart neidisch auf Peter Sagan - das Venge ist ein wahrhaftiges Superbike zum Verlieben, ob seines Preisschildes wohl für die meisten unter uns ein Traum. Wobei - inklusive Powermeter und angesichts der gebotenen Anbauteile sowie der Qualität des Rahmensets relativieren sich die ausgerufenen € 10.999,- beinahe. Anderswo gilt es dafür tatsächlich weitaus mehr zu investieren. One bike to rule them all...?


superschönes Radl, jedoch mech. Schaltungen nicht mehr möglich...da werden sichs einige auch überlegen , ich auf jeden Fall :(

Beim Vorbau habens auch mal BMC über die Schulter geguggt und dazugelernt, dass ein Vorbauwechsel ohne weiteres möglich sein sollte

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Viel von dem ganzen Preis/Leistungs und Aero/Gewicht und Scheibe/Felgenbrems Texten aus den Scott und Canyonfreds kann man sicher gleich 1:1 hier rüberkopieren.

 

Superexklusiv, DI2Only und für mich ist es von den dreien das gelungenste Rad.

 

Der Lenker ist endlich gerade und ansehnlich, keine komischen Knubbel mehr am Vorbau.

Ich bin schon auf die Pro-Only Versionen (die es so nicht zu kaufen geben wird) mit Felgenbremsen gespannt.

 

Also - Bausparer sprengen, Butterbrot statt Schnitzel kauen und den Kindern sagen das mit der Schule wird nix, sie müssen in die Lehre.

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Im Vergleich zu Scott und Cannondale finde ich das Speci in jeder Hinsicht besser. Schöner (subjektiv), leichter, bessere Detaillösungen, trotz Powermeter günstiger als die Mitbewerber.

Leider (für Normalverbraucher) nur mit Disc zu haben.

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Schön! (Bis auf den Lenker vielleicht und den Übergang zum Oberrohr)

 

Bleibt die Di2 Junction unversehrt im Spritzwasser und Dreck vom Hinterrad?

 

War auch meine erste Frage ;). Anscheinend war es der Wunsch der Teammechaniker. Die hätten sich solche Lösungen schon selbst gebaut. Mit der Junction unterm Sattel. Da war es problemlos. Sollte also in der Produktionsvariante auch funzn.

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Aber die über 1000g fürs Tarmac SW stimmt dann nicht!? Ist mit 800g (mit Disc) überall in den Test's. Das fertige Tarmac hat inkl. Disc 6.7...ohne 450 weniger.

 

Im Artikel ist vom SL5 die Rede, du meinst das SL6

 

das Venge ist leichter als das vor einem guten Jahr vorgestellte Race-Bike S-Works Tarmac SL5 Disc
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Das kann sein :). Ist nicht mein Spez©ialgebiet. Ist halt dann auch net vergleichbar....das Venge ist aber der Top Rahmen?

 

Naja, soll heißen, "der neue Aerorahmen ist leichter als der alte Allroundrahmen".

Das Venge ist neue Aero Top-Rahmen, das Tarmac der Allround/Berg Top-Rahmen (S-Works jeweils), kommen beide in der Protour zum Einsatz.

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