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Flyer Uproc 7 6.30

Flyer Uproc 7 6.30

04.07.19 08:22 15.321Text: Luke Biketalker
Lukas Schnitzer
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Fotos: Erwin Haiden
Kräftiger Panasonic GX0 Antrieb in einem fehlerverzeihenden Paket aus Geometrie und top Fahrwerk. Das Flyer Uproc 7 weiß am Trail zu begeistern.04.07.19 08:22 15.463

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04.07.19 08:22 15.4636 Kommentare Luke Biketalker
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Erwin Haiden
Kräftiger Panasonic GX0 Antrieb in einem fehlerverzeihenden Paket aus Geometrie und top Fahrwerk. Das Flyer Uproc 7 weiß am Trail zu begeistern.04.07.19 08:22 15.463

Wer denkt, in der Schweiz ticken die Uhren ob der Schwere ihrer Güte langsamer, dem sei versichert: sie tun es nicht. Dies belegt auch der eidgenössische E-Bike Spezialist Flyer, der nach zwei Saisons bereits wieder kräftig Staub von seiner Panasonic-basierten Linie Uproc2/4/7 klopft. Herzstück der Neuauflage ist Panasonics neuer GX0 Motor mit gerade einmal 2,9 kg und kräftigen 90 Nm an Drehmoment. Er macht die Palette an Fullys und Hardtails nicht nur leichter, sondern angeblich auch leistungsstärker und sportlicher. Mit dem Flyer Uproc7 6.30, dem mit 160 mm Federweg abfahrtslastigsten Modell der Palette, konnten wir bei einigen Probetouren den Marketing-Claims auf den Grund gehen.

 Eines der spaßigsten Räder der letzen Jahre - gesetzt der Gummi bleibt mit dem Boden in Kontakt. 

Felsen, Geröll, Waldboden und Wurzeln: ja! Luft und Spitzkehren? Nein Danke.
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Flyer hat seiner E-Fully und Hardtail Linie Uproc - genauer gesagt den Modellen Uproc7, Uproc4 und Uproc2 - also kürzlich eine tiefgreifende Frischzellenkur gegönnt. Aus Trail-fokussierter Perspektive stellt das 27.5+ bereifte Uproc7 mit seinen 160 mm das Topmodell im Sortiment dar. Die L-förmige Konstruktion des Unterrohrs mit passend geformtem Gegenstück in Form des 630 Wh Akkus übernahm man vom Vorgängermodell. Durch die smarte Semi-Integration der Energiereserve soll sich die Steifigkeit deutlich verbessern. So ziemlich alles andere am Uproc7 wanderte allerdings nochmals ans Reißbrett.

So wurde etwa die Kinematik des Fullys für mehr Effizienz im Up- und besseres Ansprechverhalten im Downhill nochmals überarbeitet. Ein Claim, den jeder gerne in seine Marketingunterlagen streut. Im Falle des Flyer allerdings eine Tatsache, die sich auch im Test bestätigt, doch dazu später mehr. Außerdem setzt Flyer für das Uproc7 nun auf Trunnion-Mount Dämpfer von RockShox. Bei gleichem Hub erlauben diese Dämpfer (nicht nur von RockShox, sondern am Aftermarket auch von anderen Herstellern verfügbar) ein kürzeres Einbaumaß. Den Entwicklern wird es so möglich, den Rahmen kompakter zu bauen, was sich dann in der Überstandshöhe positiv auswirkt. Gerade an E-MTBs, bei denen der Motor ohnehin bereits Bauraum für sich beansprucht, ein sinnvoller Schritt. Zudem wurde - natürlich - der Lenkwinkel gegenüber dem Vorgänger um 0,5° abgeflacht (66°) und der Sitzwinkel um dasselbe Maß steiler (75°). Der Reach ist mit 460 mm in Größe Large noch immer eher konservativ gehalten, die Kettenstrebenlänge des Vorgängers von 450 mm bleibt unangetastet. Das Sitzrohr hingegen fällt nun einen ganzen Zentimeter kürzer aus - wer mit längeren Droppern unterwegs ist, wird dies begrüßen.

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Panasonic GX0

Die gravierendste Neuerung am Flyer betrifft allerdings den Antrieb. Hier setzen die Eidgenossen auf Panasonics neuen GX0-Motor, der im Vergleich zum alten GX stolze 700 Gramm verloren hat - und dabei deutlich kompakter und Q-Faktor-freundlicher baut. Mit einem Motorgewicht von 2,9 kg positioniert sich Panasonic inmitten der Spitze um den neue Brose Drive S Mag und den Shimano Steps E8000. Der Q-Faktor wurde auf erfreuliche 165,8 mm verschmälert, was nicht nur gegenüber dem Vorgänger, sondern gegenüber vielen anderen Konzepten deutlich spürbare Verbesserungen in der Ergonomie mit sich bringt. Der GX0 unterstützt nun in einem breiten Band bis zu einer maximalen Trittfrequenz von 130 rpm, erzeugt aber auch in tiefen Bereichen guten Druck, das maximale Drehmoment liegt bei 90 Nm. Über etwas klobige Taster sind die Stufen (Modus/Unterstützung in %) Off/0; Eco/70; Standard/150; Auto/70-300 und High/300 wählbar. Ähnlich Shimanos Trial oder Boschs E-MTB Modus steuert der High-Modus am GX0 je nach Anforderung des Geländes selbst.

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Am Uproc7 ist die Antriebseinheit durch eine belüftetet Aluabdeckung vor Stößen und Steinschlägen gut geschützt; der Magnet für den Geschwindigkeitssensor ist ebenfalls schlau in der Bremsscheibe, der Sensor selbst in den Ausfallenden integriert. Der SIB-Akku im Flyer bringt dazu 630 Wh an Leistung, das 2“ Farbdisplay D0 ist Serie, wer nach mehr Informationen oder einem größeren Display sucht, kann bei Flyer ein kostenpflichtiges Upgrade auf das D1 Display buchen.

Geometrie

Rahmenhöhe: S M L XL
Sitzrohrlänge (mm): 410 440 480 505
Oberrohrlänge (mm): 565 590 623 655
Steuerrohrlänge (mm): 120 130 140 150
Kettenstrebenlänge (mm): 450 450 450 450
Lenkwinkel (°): 65 65 65 65
Sitzrohrwinkel (°): 75 75 75 75
Tretlagerabsenkung (mm): 8 8 8 8
Tretlagerhöhe (mm): 358 358 358 358
Radstand (mm): 1174 1200 1235 1268
Überstandshöhe (mm): 775 775 775 775
Stack (mm): 605 614 623 632
Reach (mm): 408 430 460 490
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Dran & Drin

5000 Euro ruft Flyer für das Uproc7 6.30 auf. Dafür gibt es neben besagtem Motor, D0 Display und 160 mm Alu-Rahmen einen Mix aus Shimano XT und SLX mit 11-47 Z Kassette, eine würdig dimensionierte Shimano ZEE mit 203/180 mm Scheiben und DT Swiss H 1900 Spline 35 Laufräder. Gerollt wird auf Gravity-lastigen Schwalbe Magic Mary in 27.5 x 2.6“ und griffiger Addix Soft Mischung. Das Fahrwerk stammt aus dem Hause RockShox. An der Front werkt eine Lyric RC mit 160 mm Federweg, über den Hinterbau herrscht ein Super Deluxe RC3. Vorbau und Sattelstütze (150 mm am Large) sind mit Flyer Branding versehen, ein gefälliger Lenker von Answer mit 25 mm Rise und 780 mm Breite sowie ein E-Bike spezifischer Ergon SMX40 Sattel runden die Ausstattung ab. Die am Testbike verbaute Supernova Lampe kostet € 250,- Aufpfeis, den man zahlen kann, aber nicht muss. Dass das Rad dann trotz des leichten Motors und der eigentlich "leichteren" Teilintegration mit 24,8 kg auf die Waage schlägt, trübt etwas das Gesamtbild. Aber es gibt ja einen Motor…

Tech Specs

Rahmen: FLYER engineered, hydroformed tubing, 4-link suspension, 160 mm travel, 27.5+ Bremsen: Shimano ZEE M640, 203/180 mm
Größen: S,M,L,XL Laufräder: DT Swiss H 1900 Spline 35
Farben: Lime Green/Black; Opal Green/Lime Green; Pool Blue/Black; Space Blue/Magma Red Reifen: Schwalbe Magic Mary SnakeSkin Apex Addix Soft 27.5 x 2.60
Dämpfer: RockShox Super Deluxe RC3, 205 x 65 mm Lenker: Answer ProTaper Alloy, 780 mm, 8°, 25 mm
Gabel: RockShox Lyrik RC, 160 mm, 110 x 15 mm Boost Vorbau: FLYER Alloy, 31.8 mm, 50 mm, 3°
Motor: Panasonic 36V GX0 Front Mount Sattelstütze: FLYER Dropper Post MT171, 100 (S) / 125 (M) / 150 (L-XL) mm travel, 31.6 mm
Akku: FLYER Smart Integrated Battery SIB-630 (630 Wh / 16.75 Ah / 36 V) Sattel: Ergon SMC40
Antrieb: Shimano XT/SLX, 11 speed, 11-46 Z Gewicht: 24,8 kg (Large)
Preis: € 4.999,00
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Bergauf

Tourentauglich nimmt man im - nicht am - Flyer Uproc 7 Platz und fühlt sich überraschend rasch wohl im Sattel. Stellt sich ein derart heimisches Gefühl bereits nach wenigen Metern ein, weiß die Erfahrung, dies meist als Indiz für hochkarätige Entwicklerarbeit zu deuten; doch wir wollen nicht voreilig mit Lorbeerkränzen um uns werfen.

Wie auch immer: In der Ebene, jenseits der 25 km/h oder im Panikmodus ohne Akku-Restreichweite pedaliert sich das Flyer besser als es seine 24,8 kg im ersten Vorurteil nahelegen würden. Klar, ohne Motor macht ein E-Bike wenig Spaß. Doch rein auf die Effizienz der Sitzposition bezogen könnte man, wenn man wollte, auch ohne Elektronik sein Ziel erreichen. Über all seine Modi verteilt bedient der neue Panasonic GX0 eigentlich auch alle Fahrertypen. Der Antrieb kann sowohl sportlich mit hoher Kadenz als auch mofamäßig faul mit niedriger Trittfrequenz bewegt werden. Grundsätzlich fühlt er sich ab 80, lieber noch 85 rpm bis hinauf zu 110 rpm am wohlsten, liefert ordentlich Schub. Unter 80 rpm ist allerdings der High-Modus nötig, um nicht träge zu werden. Dieser breite Einsatzraum macht den Antrieb und damit das Flyer Uproc sehr vielseitig. Im High-Modus liefert der Panasonic subjektiv die kräftigste Unterstützung am Markt - wohl auch bedingt durch sehr viel „Rückenwind-Gefühl“. Die Geräuschkulisse und die Reichweite scheinen unter dem kräftigen Vortrieb allerdings etwas zu leiden und der 630 Wh Akku wird im High Modus eher zur Pflicht denn zur Kür. Auf Eco hingegen sind je nach Fahrer und zurückgelegter Distanz auch mal 1.900 hm drinnen.

Fluch oder Segen - der Motor schiebt jedenfalls bei reduziertem Pedaldruck stark nach. Das kann gut sein, will man etwa auf steilen Forststraßen zurückschalten. Am Trail und vor allem in engen Passagen oder über langsam gefahrene Uphill-Stufen macht es sich allerdings negativ bemerkbar. Doch der traktionsstarke, satt liegende Hinterbau macht hier einiges wieder wett. Mit genügend Gewicht am Vorderrad und etwas Balance klettert das Flyer auch willig durch wurzeliges Gelände und engere Kehren. Der SLX Antrieb reicht am E-Bike vollkommen aus und lässt auch Schaltvorgänge unter Last zu.

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Bergab

Satt, sicher und äußerst fehlerverzeihend präsentiert sich das Flyer Uproc 7 in der Abfahrt. Sowohl in langsamer Fahrt als auch bei höherer Geschwindigkeit und über losen Untergrund bleibt das Rad gut kontrollierbar, Gabel und Hinterbau agieren äußerst harmonisch. Bocken an der Front oder Hängenbleiben am Heck kennt der Schweizer in keinem Geschwindigkeitsbereich. Zusätzlich reagiert das Rad wenig sensibel auf falsche Gewichtsverteilungen des Fahrers und straft auch passive Piloten nicht mit übersteuerndem Vorderrad.

So lange man rollt, lässt sich das Bike wendig, agil, verspielt und intuitiv bewegen. Mit Körpereinsatz geht es wie auf Schienen durch die Kurve. Mit etwas lockeren Zügeln in ruppiger Geradeausfahrt sucht sich das Flyer auch sicher selbst seinen Weg und der Hinterbau rettet, wo die Reflexe versagen. Nervosität kennt die Schweizer Bergziege in Otto-Normalos Geschwindigkeitsbereich eigentlich nicht. Auf den steirischen Hometrails - hands down - eine der spaßigsten Maschinen der vergangen Jahre.

Unwohl fühlt sich das Flyer, sobald ein oder beide Räder den Bodenkontakt verlieren. So schwerelos und souverän es seine Spur zieht, so bleiern wirkt es in der Luft. Und auch in engen Spitzkehren beim Hinterradversetzen oder beim Stolperbiken in Schrittgeschwindikgeit kann es - konträr zum Fahrbetrieb - sein Gewicht plötzlich nicht mehr verstecken. Und auch die Shimano ZEE erweisen sich trotz kräftiger 203/180 mm Scheiben als schwammige und kraftlose Enttäuschung.

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Fazit

Flyer Uproc 7 6.30
Modelljahr: 2019
Testdauer: 2 Wochen
Preis: € 4.999,- UVP
+ sehr kräftiger Motor
+ 630 Wh Akku
+ Potentes Fahrwerk
+ Ausgewogene Geometrie
+ Top Abfahrtseigenschaften, solange alle Reifen am Boden sind
+ Reichweite im Eco-Modus
o Reichweite in den stärkeren Unterstützungsmodi
o Fahrverhalten in Spitzkehren und in der Luft ist sehr träge
- Schwer
- Bremsen
BB-Urteil: Big Fun

Mit 5000 Euro liegt das Flyer Uproc 7 6.30 überraschend günstig, kann aber natürlich im Flyer-Konfigurator mit diversen Upgrades auf FIT-Komponenten in höhere Preisregionen gebracht werden. Wirklich notwendig ist dies allerdings nicht. Das Basic-Display deckt die wichtigsten Informationen für den E-MTB Einsatz ab, die Remote ist intuitiv zu bedienen, die SLX reicht am E-Bike vollkommen aus und ein Licht ist auch an Bord. Einzig die Shimano ZEE könnten eines bissigeren Upgrades bedürfen.

Bergan überzeugt das Rad mit Vielseitigkeit, kann sowohl schaltfaul auf der Forststraße als auch sportiv im Wald bewegt werden. Der ausgesprochen kräftige Motor meistert alle Hürden, kann allerdings durch seine verzögerte Abschaltung manchmal am Trail für kurzen Traktionsverlust sorgen. Der aktive und dennoch effiziente Hinterbau gleicht dies aber meist aus. Selbst ohne Motorunterstützung fühlt man sich im Sattel es Flyer nicht vollkommen verloren. Auch, wenn das hohe Systemgewicht natürlich nicht zum analogen Pedalieren motiviert. Bergab gibt das Uproc 7 viel Sicherheit und Kontrolle, macht am Trail Laune wie wenige andere Bikes seiner Klasse. Fahrwerk und ausgewogenen Fahrposition harmonieren gut und liefern stets gutes Feedback und Handling. Bloß Sprüngen und akrobatische Spitzkehren-Aktionen kann es ob seines Gewichtes nicht wirklich etwas abgewinnen.

Wer nach einem spaßigen Allmountain mit stets genügend Reserven für etwaige Überraschungen und Fahrfehler sucht, ist am Flyer Uproc 7 6.30 goldrichtig. Wenige Testräder der vergangen Jahre machen auf flowig bis technischen Trails mehr Spaß. Fühlt man sich hingegen in der Luft oder in verblocktem Geläuf heimisch, gibt es sicherlich besser Alternativen.

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