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Fulcrum Wind 55 DB im Test

Fulcrum Wind 55 DB im Test

03.02.20 10:44 21.028Text: Luke Biketalker
Lukas Schnitzer
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Fotos: Erwin Haiden
Preis-Leistungs-Kracher im Bikeboard-Test: Ausfahrt mit den neuen Fulcrum WIND 55 DB.03.02.20 10:44 22.610

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03.02.20 10:44 22.61012 Kommentare Luke Biketalker
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Erwin Haiden
Preis-Leistungs-Kracher im Bikeboard-Test: Ausfahrt mit den neuen Fulcrum WIND 55 DB.03.02.20 10:44 22.610

Jahrelang waren die Racing Quattro Carbon Modelle einer der Kassenschlager bei Fulcrum. Doch mit der wachsenden Zahl von Disc-Rennern und dem größer werdenden Interesse an Tubeless-Reifen war es an der Zeit, den Klassiker weiterzuentwickeln. Wobei aus der Weiter- rasch eine komplette Neuentwicklung wurde, frischer Name inklusive. Die neue Carbon-Mittelklasse bei Fulcrum hört künftig auf den Namen WIND und wird in zwei der am häufigsten verlangten Profilhöhen angeboten: 40 und 55 mm. Wir haben den Disc-spezifischen Aero-Laufradsatz Fulcrum WIND 55 DB für einige Kilometer ans Dauertest-Venge geschraubt.

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Die italienischen Laufradspezialisten siedeln ihren neuen Aero-Laufradsatz ganz bewusst unterhalb des absoluten Highend-Segments an, stecken aber dennoch sehr viel Hirnschmalz und Technologie in die WIND 55 DB. Ein robuster, vielseitiger Carbon-Laufradsatz sollte der WIND werden. Mit Reifenfreigabe bis 50 mm (wenn Rahmen und Gabel das schaffen) und dank ASTM Cat. 2 Klassifizierung selbst für schottrige Wege und leichten Gravel-Einsatz geeignet. So viel einmal zu den Rahmenbedingungen.

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Von der Felge zur Nabe

Für Hochprofil-Felgen führt kein Weg an Carbon vorbei. Durch ausgereifte Verarbeitungsprozesse und bewussten Verzicht auf Spezial-Fasern und -Verfahren, die den teureren Rennsport-Modellen vorbehalten sind, konnte für den WIND DB 55 ein gelungener Mix aus Preis und Leistung gefunden werden. Insgesamt sparen die WIND Räder gegenüber den auf den Profi-Sport ausgerichteten SPEED Modellen rund 900 Euro zum verkraftbaren Mehrgewicht von 150 Gramm. Wobei hier wohl wenig Gewicht an der Felge und viel an den Naben zu suchen ist - was dem geneigten Hobby-Sportler das „Übergewicht“ noch leichter verschmerzbar macht. Beim Entwicklungsaufwand wurde allerdings scheinbar nicht gespart …

Denn beim Zeichnen der neuen WIND Felgenprofile nutze die R&D Abteilung ihr gesamtes, auch auf der World Tour gesammeltes, Know-how. Aus den Studien, Windkanal- und Straßentests sowie Simulationen entstand ein sehr breites - no na - aerodynamisches Design. Bei 55 mm Höhe bauen die Felgen 27 mm breit, die Innenweite liegt bei zeitgemäßen 19 mm. Fulcrum verspricht nicht nur bei frontalem, sondern selbst bei seitlichem Wind top Aero-Werte bei geringem Einfluss auf das Lenk- und Fahrverhalten. Durch die bauchige Form ergänzen sich die Felgen aerodynamisch optimal mit Reifen zwischen 25 und 28 mm Breite. Dank der 19 mm Innenweite bekommen die Reifen ordentlich Volumen - genau das, wohin der Trend mit den Tubeless-Reifen nun mal geht. Und exakt dafür wurden die Felgen auch optimiert.

Fulcrum WIND 55 DB

Gewicht (BB-Messung): 1.693 Gramm Höchstgewicht Fahrer: 109 kg
Gewicht (Herstellerangabe): 1.680 Gramm Art der Lager: Industrielager
Typ: Set Speichen Vorderrad: 24
Material Felge: Carbon Speichen Hinterrad: 24
Felgenhöhe: 55 mm Typ Speiche: Straight pull
Felgenbreite (außen): 27 mm Material Speiche: Edelstahl
Felgenbreite (intern): 19 mm Material Nippel: Aluminium
Reifentyp: Clincher/Tubeless Typ Nippel: Extern
Empfohlene Reifenbreite: 23 mm / 25 mm / 28 mm / 30 mm / 32 mm / 35 mm / 37 mm / 40 mm / 44 mm / 47 mm / 50 mm Garantie: 2 Jahre
Einbaubreite Vorderradnabe: 100 x 12 mm Steckachse Crash Replacement: Nein
Einbaubreite Hinterradnabe: 142 x 12 mm Steckachse Preis: € 1.249,-
Typ Bremse: Scheibenbremse - Centerlock

Hinter dem Begriff 2-Way-Fit (nicht zu verwechseln mit 2-Way-Fit ready) versteckt sich im Marketingdeutsch der Italiener die werksseitige Tubeless-Kompatibilität. Soll heißen, die Felgen der WIND Serie bedürfen keiner Vorbereitung, um sie schlauchlos zu fahren. Da das Felgenbett ohne Bohrlöcher für die Speichen-Nippel auskommt, ist es von Natur aus luftdicht. Es gilt nur, das Ventilloch mit dem mitgelieferten Tubeless-Ventil auszufüllen, das Ventil mit der Hand über die Mutter festzudrehen und den Reifen aufzuziehen. Ein Felgenband ist theoretisch weder bei der Verwendung mit, noch ohne Schlauch nötig. Faktisch war dies tubeless betrieben nur am Hinterrad der Fall. Aber dazu später mehr.

Doch das Fehlen der Speichenlöcher macht sich nicht nur beim Setup der Laufräder positiv bemerkbar. Weniger Bohrlöcher bedeuten gleichzeitig auch weniger Stress für das Material und somit mehr Sicherheit und höhere Lebenserwartung. Die Technologie, die bei Fulcrum hinter der Loch-Losigkeit steckt, nennt sich MoMag - Mounting Magnet. Die Nippel sitzen dabei nicht, wie sonst üblich, im Felgenbett, sondern sind im Profil verankert. Über einen Magnet werden diese durch das Ventilloch in die Felge eingeführt und zu ihrem Bestimmungsort gebracht. Dort werden sie dann konventionell mit der Speiche verbunden.
Interessant, dass Fulcrum für die 24 Straight Pull Speichen auf runde Profile setzt. Doch selbst an den rennorientierten SPEED sind dieselben zweifach konifizierten Speichen mit rundem Profil verbaut. Keine flachen Aero-Speichen bei Fulcrum, wie es scheint. Die Einspeichmuster sind dabei den Anforderungen der jeweiligen Achse angepasst. So nehmen am Vorderrad 16 Speichen links und acht Speichen rechts die Bremskräfte sicher und stabil auf. Das Hinterrad wird hingegen exakt umgekehrt eingespeicht, um die Antriebskräfte der Kassette effizient in Vortrieb umzuwandeln.

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Am anderen Ende der Straight-Pull Speichen bilden Aluminium-Naben den Dreh- und Angelpunkt der Laufräder. Die aus dem Vollen CNC-gefrästen Naben sollen zusätzliche Steifigkeit ins System bringen. Fein einstellbare Indurstrielager sorgen für Leichtgängigkeit, die Einbaubreiten 100 x 12 mm und 142 x 12 mm sind Standard und kommen gänzlich ohne Adapterlösungen aus. Bremsscheiben werden via Centerlock-Verschluss montiert, beim Freilaufkörper bleibt die Wahl zwischen Shimano HG11, Sram XDr oder - wie es sich für ein Produkt von Fulcrum gehört - Campagnolo.

Alles in allem landen die Fulcrum WIND 55 DB bei einem Gewicht von 1.693 Gramm (Herstellerangabe: 1.680 g). Ergänzt durch die hochwertige Verarbeitung scheint der UVP von 1.249 Euro ein fairer Deal.

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In der Hand

Optisch wie haptisch wirken die Fulcrum WIND 55 DB sehr hochwertig, kein hässlicher Grat oder Lackfehler mindert die Freude am neuen Laufrad, sowohl Vorder- als auch Hinterrad sind perfekt zentriert - aber das muss man sich auch erwarten dürfen.

Die Felgen sind, wie bereits erwähnt, 2-Way-Fit. Bei Fulcrum das Synonym dafür, dass weder für den Tubelessbetrieb noch für den Einsatz mit Schlauch der Einsatz eines Felgenbandes vorgesehen ist. Dies spart im direkten Preis/Gewichts-Vergleich mit der Konkurrenz nicht nur nochmals einige Gramm, sondern macht auch die Montage deutlich einfacher. Fein, sollte in freier Wildbahn und bei widrigen Bedingungen einmal ein Reifendefekt auftreten: Schwalbes neue Pro One TLE beispielsweise lassen sich mit etwas Geschick sogar ohne Reifenheber montieren. Dass sich die Toleranzen von Felge und Reifen derart gut decken, war im Testbetrieb zu Tubeless-Zeiten schon lange nicht mehr der Fall.

Während der Hinterreifen im Tubeless-Betrieb mit Schwalbe Pro One TLE sofort dicht wurde, sollte allerdings erwähnt werden, dass das Vorderrad in unserer Testkonfiguration erst mit einer zusätzlichen Lage Felgenband nachhaltig - sprich über mehr als 24 Stunden - dicht wurde ...

 Tragen den Wind zu Recht im Namen 

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Sowohl aus dem Stand wie auch aus dem Rollen beschleunigen die Fulcrum WIND DB exakt so, wie man es sich von knapp 1.700 g schweren Aero-Laufrädern erwarten würde - und dann doch noch einen Ticken besser. Denn die Fulcrum sind steif genug, um sich selbst im sprintstarken Specialized Venge nie weich anzufühlen. Entsprechend willig nehmen sie Tempoverschärfungen an - sowohl sitzend, als auch im Wiegetritt. Selbst unter 85 kg Fahrergewicht bleibt mit den bis 109 kg freigegebenen Italienern alles im smaragdgrünen Bereich.
Was dabei etwas verschluckt wird, ist das sonst für Hochprofilfelgen so typische Woom-Woom-Geräusch. Und wo wir schon bei der Geräuschkulisse sind: Auch der fein gerasterte Freilauf verrichtet seinen Dienst kaum hörbar.

Einmal auf Drehzahl, nehmen die Laufräder die Geschwindigkeit außerordentlich gut mit. Kleine Wellen und Hügel lassen sich so mit ordentlich Dampf überwinden. Wer Spaß daran findet, im Rouleurs-Stil durch die Landschaft zu räubern, hat bestimmt seine Freude an den WIND 55 DB. Hierzu passt die Tatsache, dass sich die Laufräder auch in Peter Sagans Arbeitsgerät, dem Specialized Venge, perfekt integrieren. Und nimmt man einmal Druck vom Pedal - was in meinem Fall nach so gut wie jedem überzogenen Hügel der Fall ist - stechen der leichte Lagerlauf und das gute Rollverhalten in Verbindung mit den Schwalbe Pro One spürbar hervor. Steht der Wind günstig, treiben die Laufräder sogar zusätzlich vorwärts.

Fazit

Fulcrum WIND 55 DB
Modelljahr: 2020
Testdauer: 613 km
Preis: 1.249 Euro
+ Preis/Gewicht
+ Windunanfällig
+ Alltagstauglich
+ Felge breit genug für moderne Reifen
+ Steif und robust
+ Montage
o Tubeless-Montage kann je nach Reifen doch nach einer Lage Felgenband verlangen
BB-Urteil: Preiswerter Laufradsatz mit Nehmerqualitäten

Kein Knarzen, keine gelockerten Speichen, kein harsches Poltern über schlechte Straßenuntergründe, stattdessen weich laufende Lager und gute Beherrschbarkeit im Wind. Wirkliche Schwächen leisten sich die Fulcrum Wind 55 nicht. Berücksichtigt man den UVP von 1.249 Euro, rücken die 1693 g wiegenden Aero-Räder in ein noch besseres Licht. Sie sind unnachgiebig genug für steife Rahmen und kräftige 86 kg Körpergewicht, und breit genug, um modernen (Tubeless-)Reifen das ihnen zustehende Volumen zu geben. Trotz seiner Steifígkeit macht der Satz das "Fahrwerk" nicht unbarmherzig straff, sondern bleibt - in Verbindung mit den breiten Reifen - angenehm komfortabel. Klarer Kauftipp.

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