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Christkindls Lesetipps

Christkindls Lesetipps

10.12.21 12:46 2.025Text: NoMan
Lisi Hager

nicht mehr sehr blond, immer noch blauäugig, schokosüchtiger denn je

Klicke für alle Berichte von NoMan
Fotos: Erwin Haiden
Bücher unterm Christbaum haben Tradition - auch im Radsport. Tipps für Flandern-Fans, Gravel- oder Timetrial-Aspiranten, Langdistanz-Aficionados uvm.10.12.21 12:46 2.038

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10.12.21 12:46 2.0382 Kommentare NoMan
Lisi Hager

nicht mehr sehr blond, immer noch blauäugig, schokosüchtiger denn je

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Erwin Haiden
Bücher unterm Christbaum haben Tradition - auch im Radsport. Tipps für Flandern-Fans, Gravel- oder Timetrial-Aspiranten, Langdistanz-Aficionados uvm.10.12.21 12:46 2.038

Der Straps

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Das druckfrischeste aller hier genannten Werke stammt aus der Feder von David Misch und handelt vom jüngsten und vielleicht sportlich größten Projekt des erfolgreichsten Ultraradsportlers der Welt, Christoph Strasser.
Mit der für Außenstehende etwas kryptischen Zahlenkombination 1000/24 bezeichnet der Steirer seinen im Juli aufgestellten Weltrekord in der Kategorie "Road" von über 1.000 Kilometern (de facto wurden es 1.026,2) binnen 24 Stunden. Und Misch, selbst einst Rookie of the Year beim RAAM und nach wie vor leidenschaftlicher Radfahrer, schildert unter dem gleichen Namen Christoph Strassers Jagd nach dem perfekten Tag.
Ein ganzes Jahr lang begleitet er seinen Freund und Trainingspartner in dem Buch, hält den mitunter durchaus holprigen Weg von der Idee bis zur Umsetzung inmitten einer globalen Pandemie literarisch fest und blickt dabei auch immer wieder deutlich weiter zurück. Unterteilt in - natürlich - 24 Kapitel, bietet das Buch dabei nicht nur Erwartbares von Materialfragen über Trainingsdetails bis zu mentalen oder ernährungstechnischen Aspekten. Thematisiert wird alles und noch viel mehr: Beziehungen, Corona, Teamkonstellationen, Verantwortung, Podcasts und deren Vorbereitung, das Verhältnis zur Konkurrenz und wie es zu Strassers Leidenschaft für Lego kam.
Das Ergebnis ist eine beeindruckend illustrierte, gleichermaßen packende wie lehrreiche Erzählung über immense Willenskraft und penible Planung, über die Freude an kleinen Schritten und den Wahnsinn, etwas wahrlich Großes zu schaffen. Ein sehenswert illustriertes Buch, das einen Blick hinter die Kulissen einer denkwürdigen Leistung gewährt und eine Bereicherung nicht nur für Strasser-Fans!

Covadonga Verlag, ISBN 978-3-95726-061-1; € 24,80

Der Baranski

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Achtung, Nerdalarm! UCI-Regularien, Drucktabellen, Übersetzungsverhältnisse, Schmiermittel-Additive ... es geht ans Eingemachte in Radfahren im Triathlon und Einzelzeitfahren. Kein Wunder, muss man doch für die vielzitierte "Stunde der Wahrheit" Mensch und Maschine optimal vorbereiten. Einfach nur trainieren, schnell zu fahren, ist da zu wenig.
Es gibt viele Strellschrauben, an denen man drehen kann, damit sich der Output am Ende um das entscheidende Quäntchen verbessert: Material, Sitzposition, Ernährung, mentale Aspekte und ja, natürlich auch Training - hartes Training, um genau zu sein. Niemand weiß das besser als Marcus Baranski.
Der Zeitfahrspezialist, Blogger und langjährige Autor des Triathlon-Magazins gilt in der Szene als Detailverliebtester aller Detailverliebten und Erfolge wie der Sieg beim King of the Lake, Europas größtes Zeitfahren am Attersee, 2018 geben ihm Recht. Im vorliegenden Praxisband teilt der Amateur mit Profi-Know-how nun seine gesammelten Erfahrungen mit der geneigten Leserschaft. Und zwar auf - angesichts der fallweise durchaus trockenen Materie - überraschend lockere, ja, sogar humorvolle Art und illustriert mit wirklich coolen Bildern.
Er beleuchtet alle Themen von der Auswahl des passenden Rades samt Kleidung über das richtige Training plus Regeneration bis hin zur idealen Ernährung - g'schmackige Rezeptideen inklusive. Hilfreiche Tipps für den Wettkampf, etwa der 60-Minuten-Leitfaden für die finale Stunde bis zum Start, und Dos & Don'ts im Rennen motivieren - nicht ohne selbstironische Eigenreferenzen - für den nächsten Kampf gegen die Uhr.
Seine Leser Schritt für Schritt schneller machen ... nicht mehr und nicht weniger möchte Marcus Baranski mit seinem Handbuch erreichen. Wir meinen: Wenn's nicht klappt, ist's nicht seine Schuld.

Delius Klasing Verlag, ISBN 978-3-667-12232-2; € 34,90

Die Pilgerreise

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Wo Radsport Religion ist und Profis Priester sind ... Reisebericht und Rennreportage, Geschichtsausflug und Tagebuch. Quer durch Flandern ist vieles, vor allem aber eines: Lesenswert!
2019 verfasst von Harry Pearson und 2021 übersetzt von Olaf Bentkämper, erzählt es das Resultat eines langen, ausgesprochen matschigen Frühjahrs, das der britische Sportjournalist zu Recherchezwecken in Flandern verbrachte. Er besuchte Radrennen, Radsportmuseen, -kneipen und -denkmäler, durchwühlte Archive, sprach mit den Menschen vor Ort und beobachtete ihr Tun und Lassen.
Heraus kamen zwölf kurzweilige Kapitel, in denen er seinen humorvollen Erlebnisbericht mit erhellenden Exkursionen in die Geschichte dieses Landstrichs und seiner kopfsteinpflastergestählten Helden verwebt - unterhaltsam, liebevoll, temporeich, gut.
In seiner Heimat war Pearsons Reportage über die große Leidenschaft der Flamen zum Sportbuch des Jahres nominiert. In der deutschen Übersetzung des Covadonga-Verlags vereint es nicht weniger wunderbare Geschichten, skurrile Begebenheiten und feine Beobachtungsgabe. Von Fritten und Mattentartjes über Bier und Abführmittel bis zu als Hühnern verkleidet Fans und sachkundige Omis liefert es eine gelungene Einführung in die Art und Weise, wie Radsport in Flandern gelebt wird.

Covadonga Verlag, ISBN 978-3-95726-054-3; € 16,80

Der Gravel-Guide

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Nochmal Covadonga, nochmal Radsport auf schlechten Straßen oder gar abseits davon, aber (fast) ganz ohne Pathos und Poesie. Stattdessen kommt Ein Rad für alles mit viel Knowhow zu Fahrradtechnik & Co. daher - im Speziellen zu jener Gattung Fahrrad, die als Trenddisziplin der letzten Jahre für Furore sorgt: Gravelbikes.
Wobei: Autor Jan Heine bevorzugt den Begriff "Allroad" für das, was auch hierzulande immer mehr als Ein Rad für alles gilt - und attestiert ihm im Untertitel seiner umfassenden Einführung denn auch gleich revolutionäre Kräfte. "So machst du dein Fahrrad schnell, komfortabel und zuverlässig", steht weiters auf dem Umschlag des 256-seitigen Hardcovers. Und damit ist der Inhalt des Buches auch schon trefflich umrissen: Ein versierter Experte - der gebürtige Deutsche ist u.a. Herausgeber der Vierteljahres-Fachschrift Bicycle Quaterly, Stahlrahmen- und Komponentenhersteller sowie frühester Brevet-Fahrer - liefert leicht verständliches Technik- und Hintergrundwissen für den nächsten Fahrrad- oder Komponentenkauf ... wobei er sich dabei wie selbstverständlich auf moderne Gravelbikes konzentriert.
Das hat aus seiner Sicht gute Gründe, sagt man der Gattung doch nach, das Beste ganz unterschiedlicher Welten in einer einzigen Maschine zu kombinieren: Komfort, Performance, Tempo, ein lebendiges Fahrgefühl, Spurtreue trotz Wendigkeit, Montagemöglichkeiten für Reisegepäck uvm. Mehr noch: Jan Heine selbst war es, der durch Entlarvung manch vermeintlicher Weisheiten aus der Welt der Fahrradtechnik als populäre Irrtümer in seiner Fachzeitschrift die "Allroad-Bike-Revolution" vorantrieb. In Ein Rad für alles teilt er nun seine gesammelten Erkenntnisse und münzt sie um in detaillierte Erklärungen und praxistaugliche Ratschläge zu allem, was sich am Rad dreht, bewegt, befindet - von Reifenart und -breite über Rahmenmaterialien, Bremsenstandards oder -bauweise bis zu Antriebsarten und Übersetzung, Ausführungen von Gepäckträgern, Schutzblechen etc.
Breiten Raum nehmen auch wissenschaftliche Voraussetzungen ein, sei es aus der Physik oder Biomechanik. Dementsprechend wird über Widerstände, Steifigkeiten, Geometrien & Co. referiert - abschließend immer mit einer Zusammenfassung garniert, die das Wesentliche in aller Kürze herauskitzelt. Gepaart mit den Illustrationen von Myoshi ergibt das einen anschaulichen Ratgeber, der bei aller Verkopftheit doch nie den Spaß an der Sache aus den Augen verliert.

Covadonga Verlag, ISBN 978-3-95726-055-0; € 22,-

Das Bilderbuch

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Und last, but not least ein Tipp für Lesemuffel, lebt die betreffende Publikation doch über weite Strecken vor allem von Fotos, Illustrationen und der großen Kunst des Buchdrucks.
Idealerweise bringt, wer "The Brooks Compendium Of Cycling Culture" zur Hand nimmt oder geschenkt bekommt, eine gehörige Portion Anglophilie mit. Einerseits, weil das anlässlich des 150. Geburtstages von Brooks erstmals 2017 herausgegebene Handbuch in Englisch verfasst ist und demgemäß einschlägiger Sprachkenntnisse bedarf. Andererseits, weil es weniger den titelgebenden Hersteller edler Fahrrad-Lederwaren, als gleich dessen - zutiefst britische - gesamte Umgebung, die ihn inspiriert und die auch er mit seinen Produkten inspirieren will, in den Mittelpunkt stellt:
Die britische Genialität, dargestellt anhand bahnbrechender Erfindungen von Glühbirne bis Dampflokomotive, um hier mal die prominentesten zu nennen, oder Aludose bis Zahnbürste, um beim beliebten A-Z zu bleiben; Britische Kreative, Handwerker und Geschäftsführer, in knappen Worten und großartigen Bildern porträtiert; der britsche Rennsport und seine Natur, herausgearbeitet durch ein Interview mit David Millar, Fotografien von Bernard Thompson und vergleichende Betrachtung mit Größen und Rennen aus aller Welt.
Darüber hinaus entführt der opulent gestaltete Bildband mit kurzen Textskizzen in die Welt der Kunst und Kultur, um da wie dort befruchtende Wechselbeziehungen mit dem Objekt Fahrrad aufzuzeigen; begleitet in fein formulierten Essays Pilger und Pioniere auf ihren frühen Fahrradreisen, versammelt umfrageartig Zukunftsvisionen zum Thema Fahrrad in den nächsten 150 Jahren uvm.
Kurzum: Ein Buch zum Schmökern, Schmunzeln, Wundern, Immer-wieder-darin-Blättern, dem man nur ganz am Rande ansieht, dass es eigentlich eine Festschrift mit Marketing-Background ist.

Thames & Hudson, ISBN 978-0500519608; € 27,26

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