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Sportherz


MARIO
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DAS SPORTHERZ

 

KURZTEXT

 

  1. • Das Sportherz ist ein gesundes, vergrößertes Herz als Ergebnis einer sinnvollen Anpassung an eine vermehrte Dauerbelastung bei regelmäßigem Ausdauertraining.
  2. • Hochleistungs-Ausdauersportler haben oft das doppelte Herzvolumen als das von Normalpersonen.
  3. • Die Ruhe-Herzfrequenz kann bei Spitzen-Ausdauerathleten bis unter 30 Schläge pro Minute sinken.
  4. • Das Sportherz hat aufgrund seines vergrößerten Herzvolumens eine größere Schlagvolumen-Reserve ("Hubreserve"), wodurch es ein größeres Herzminutenvolumen erreichen kann (HMV = SV x HF)
  5. • Je größer das HMV, desto mehr Blut und damit auch mehr Sauerstoff gelangt zur Arbeitsmuskulatur (VO2).
  6. • Ein Sportherz bildet sich nach Beenden des regelmäßigen Ausdauertrainings wieder zurück.

LANGTEXT

 

Nicht jeder, der Sport treibt, bekommt ein Sportherz!

Das Sportherz ist das Ergebnis einer normalen, sinnvollen Anpassung an eine vermehrte körperliche Dauerbelastung, wie es nach langjährigem, regelmäßigen, umfangreichen und intensiven Ausdauertraining der Fall ist.

Das typische Sportherz findet man in den klassischen Ausdauersportarten wie z.B. Langstreckenlauf, Radrennfahren, Schilanglauf, Rennrudern, Triathlon, deren Charakteristikum ein zyklisches Bewegungsmuster der Ausdauerbelastung ist. Sportarten mit einer azyklischen Bewegungsform, wie z.B. die Ballspielsportarten, führen in der Regel zu keinem typischen Sportherz. Kraft- und Sprintsportarten bewirken niemals eine Ausbildung eines Sportherzens.

Das Sportherz ist ein gesundes(!), vergrößertes Herz, gekennzeichnet durch eine regulative Erweiterung aller Herzkammern (inkl. der zuführenden und abgehenden Gefäße) mit Verdickung der Herzmuskulatur sowie gleichzeitiger Erweiterung der Herzkranzgefäße, um die entsprechende Durchblutung und damit Ernährung sowie Sauerstoffversorgung des starken Herzmuskels zu gewährleisten. Es kann sogar zu einer Vergrößerung des Herzkranzgefäßbettes, sowie - analog zum Trainingseffekt auf die Skelettmuskulatur - zur sog. "Kapillarisierung" der Herzmuskulatur kommen.Das Resultat ist ein optimal durchbluteter, überdurchschnittlich leistungsfähiger Herzmuskel.

Gerade hierin unterscheidet sich das gesunde Sportherz von einem kranken Herz mit verdickter Muskulatur, wie es z.B. bei Patienten mit unzureichend behandeltem Bluthochdruck der Fall ist: Das sog. "Hochdruckherz" besitzt kein optimiertes Herzkranzgefäßsystem wie das Sportherz und leidet daher ständig unter einer relativen Mangeldurchblutung, die sich vor allem bei körperlicher Belastung negativ auswirkt.

Durch die Erweiterung der Herzkammern beim Sportherz wird das Herzvolumen größer. Die Herzgröße von Normalpersonen beträgt 10-12ml/kg Körpergewicht (Mann) bzw. 9-11ml/kg (Frau). Hochleistungs-Ausdauersportler haben oft das doppelte Herzvolumen als das von untrainierten Normalpersonen.

Durch das größere Herzvolumen steigt natürlich auch die Förderleistung des Herzens, denn mittels seiner hypertrophierten und damit stärkeren Muskulatur kann es nun bei Bedarf ein größeres Schlagvolumen (SV) auswerfen.

• Das Schlagvolumen ist diejenige Blutmenge, die pro Herzschlag ausgeworfen wird.

In Ruhe fördert unser Herz gerade so viel Blut, wie für die entsprechende Durchblutung aller Organe und damit Versorgung mit Nährstoffen und Sauerstoff benötigt wird. Diese Größe wird Herzminutenvolumen (HMV) genannt, das ist diejenige Blutmenge, die in einer Minute aus dem Herz in den Kreislauf gepumpt wird.

• Das Herzminutenvolumen ist das Produkt aus Schlagvolumen und Herzfrequenz : HMV = SV x HF

 

Je größer das Schlagvolumen ist, desto niedriger kann die Herzfrequenz sein, um ein bedarfsgerechtes HMV und damit einen Kreislauf mit bedarfsgerechter Organdurchblutung aufrechtzuerhalten.

Für das Sportherz bedeutet das, dass sein Schlagvolumen in Ruhe in Abhängigkeit von der Ruheherzfrequenz größer als das von Untrainierten ist, weil es in der Regel langsamer schlägt. Dies erklärt sich durch das umfangreiche extensive Grundlagen-Ausdauertraining. In Extremfällen sinkt die Ruheherzfrequenz, messbar als Ruhepuls unmittelbar nach dem morgendlichen Erwachen, bei Spitzenausdauerathleten bis unter 30 Schläge pro Minute (Beispiel Miguel Indurain). Es kann vorkommen, dass solche Sportler schlecht einschlafen, weil aufgrund der langsamen Herzfrequenz und des damit verbundenen großen Schlagvolumens das Herz "stärker" schlägt, was in Ruhe als unangenehm empfunden werden kann. Um ein ausreichendes Herzminutenvolumen in Ruhe zu gewährleisten, genügen dem Sportherz also weniger Schläge pro Minute als dem untrainierten Herz, es arbeitet somit ökonomischer:

Da pro Herzschlag nur ein Teil des Herzblutvolumens ausgeworfen wird (Schlagvolumen), bleibt dem Sportherz aufgrund des vergrößerten Herzvolumens ein größeres Restvolumen, das mit zunehmender körperlicher Belastung ausgeschöpft wird (Schlagvolumenreserve, "Hubreserve").

Das heißt, dass zunächst das Schlagvolumen und erst in weiterer Folge die Herzfrequenz ansteigt, um das erforderliche Herzminutenvolumen, das je nach Belastungsintensität und -dauer durch den Mehrbedarf an Blut- und damit auch Sauerstoff-versorgung der Arbeitsmuskulatur zwangsläufig ansteigen muss, zu gewährleisten. Hingegen kann das untrainierte Herz sein Schlagvolumen aufgrund der geringeren Hubreserve nur wenig steigern, wodurch es schon bei relativ geringen körperlichen Belastungen schneller schlagen muss, um das Herzminutenvolumen zu erhöhen, und erreicht daher früher seine Leistungsgrenze.

(Analog dazu erhöht der Ausdauertrainierte mit zunehmender körperlicher Belastung zunächst die Tiefe seiner Atemzüge und später erst die Atemfrequenz, der Untrainierte beginnt jedoch sehr bald, schneller zu atmen.)

Aus der Formel HMV = SV x HF ergibt sich, dass das Sportherz bei körperlicher Ausbelastung ein viel größeres Herzminutenvolumen als ein untrainiertes Herz erreicht, wobei die maximale Förderleistung bei Weltklasseathleten 40 Liter Blut pro Minute betragen kann, zwei- bis dreimal so viel als bei Untrainierten. Das setzt bei einer maximalen Herzfrequenz von z.B. 190 pro Minute ein Schlagvolumen von mehr als 200 Milliliter voraus.

Je größer das Herzminutenvolumen ist, desto mehr Blut und damit auch Sauerstoff gelangt zur Arbeitsmuskulatur. Nach heutigem Wissensstand stellt das HMV die limitierende Größe für die maximale Sauerstoffaufnahme (VO2max) und damit die entscheidende Größe für die Ausdauerleistungsfähigkeit dar. Ausnahmen bestätigen die Regel!

Es gibt Spitzen-Ausdauersportler, die kein typisches Sportherz entwickeln, und es gibt auch solche, die keinen auffallend niedrigen Ruhepuls haben.

Daraus folgt, dass der Ruhepuls allein nichts über die eigentliche Leistungsfähigkeit aussagt, sondern vielmehr als Parameter der Ökonomie des Herz-Kreislauf-Systems, Zeichen eines guten Trainingszustandes mit guter Grundlagenausdauer ist.

Zwar haben gut ausdauertrainierte Athleten in der Regel einen niedrigen Ruhepuls und zeigen nach Ausbelastung eine gute Erholungsfähigkeit mit rascher Abnahme der Herzfrequenz, jedoch ist der Sportler mit dem niedrigsten Ruhepuls oder dem raschesten Rückgang des Erholungspulses nicht automatisch der ausdauerleistungsfähigste.

Abschließend noch ein Hinweis:

Ein Sportherz bildet sich nach Beenden des regelmäßigen Trainings relativ rasch wieder zurück. (Genauso wie sich ein hypertrophierter Skelettmuskel ohne regelmäßigen Trainingsreiz, sprich Krafttraining, wieder zurückbildet). Nicht immer ist die Rückbildung vollständig (genetische Einflüsse, erhöhtes Ansprechen der Herzmuskulatur auch auf geringe Trainingsreize).

Das bedeutet, dass man durch eine längere (z.B. verletzungsbedingte) Unterbrechung seines regelmäßigen Ausdauertrainings um die Früchte langer, intensiver Trainingsarbeit gebracht werden kann.

Das heißt weiters, dass man nicht von einem früheren Hochleistungstraining "zerren" kann,

Das heißt andererseits aber auch, dass kein Ausdauersportler Angst vor einem "bleibenden Schaden" nach Beenden der Karriere zu haben braucht. Ein gezieltes "Abtrainieren" ist keine absolute Notwendigkeit, jedoch sinnvoll.

Bearbeitet von MARIO
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