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Test: Fox Float X2 Factory 2pos

Test: Fox Float X2 Factory 2pos

01.10.20 07:18 11.662Text: Ralf Hauser
Ralf Hauser
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Fotos: No Sane, NR22
Das Kronjuwel unter den abfahrtsorientierten Luftdämpfern im Lineup von Fox, hat die nächste Generationsstufe erreicht. Auf den ersten Blick kaum zu erkennen, unterscheidet sich das Hinterbauelement in zahlreichen Details von seinem Vorgänger.01.10.20 07:18 11.833

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01.10.20 07:18 11.8331 Kommentare Ralf Hauser
Ralf Hauser
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No Sane, NR22
Das Kronjuwel unter den abfahrtsorientierten Luftdämpfern im Lineup von Fox, hat die nächste Generationsstufe erreicht. Auf den ersten Blick kaum zu erkennen, unterscheidet sich das Hinterbauelement in zahlreichen Details von seinem Vorgänger.01.10.20 07:18 11.833

Erhältlich in verschiedensten Einbaumaßen im Inch-Maß, für Metric und Trunnion, sind alle Größen unterhalb eines gewissen Hubs - den man vorwiegend bei Downhill-Bikes benötigen würde - ausschließlich mit 2-Positionshebel zu bekommen.
Je nach Ausführung beginnen die empfohlenen Verkaufspreise ab € 889,-.

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Details

Es ist von außen nicht leicht zu erkennen, aber die 2021er Modelle des X2 sind mit neuem Chassis und Dämpfer versehen. Die Innenseite des Gehäuses wurde mit Finnen für höhere strukturelle Integrität und reduzierte Hysterese versehen. Unter Hysterese kann man den zeitlichen Übergang zwischen Ein- und Ausfederbewegung, beziehungsweise den Stillstand des Kolben zwischen diesen Bewegungen verstehen. Dieser “Stillstand” konnte verkürzt werden.

Ein neues High-Flow Main Piston ist Teil des Dämpfungssystems. War beim Vorgänger der Kolben mehr oder weniger nur eine “Wand” die das Öl vor sich hergeschoben hat und der befindliche Shimstack nur bei sehr schnellen Schlägen geöffnet ist beim MY21 Design der Kolben nun eines der wichtigsten Bauteile um die Dämpfung zu erzeugen – samt ausgeklügeltem Rebound- und Kompressions-Shimstack sowie aufwendigen Ölfräsungen.

Eine der größten Änderungen, die man auch von außen erkennen kann, ist folgende: Der 2-Positionshebel sitzt nun auf dem Ausgleichsbehälter und ist nicht mehr Teil der eigentlichen Dämpfungsverstellung. Er agiert neuerdings in einem unabhängigen Kreislauf und verfügt über eine steifere Lockout-Funktion. Der Hebel an sich schliesst den regulären Ölkreislauf und öffnet einen anderen im Firm-Mode-Bauteil unter dem Hebel.

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Die High-Speed-Kompressions- und High-Speed-Rebound-Dämpfungsverstellung erfolgt in Anlehnung ans Grip2-System bei den Gabeln nun in acht Clicks. Der Low-Speed-Rebound und die ie Low-Speed-Kompression kann in 18 Clicks justiert werden.
Zusätzlich wurde der High-Speed-Rebound mit VVC (Variable Valve Control) versehen. Dabei handelt es sich um eine Technologie, die es ermöglicht, Dämpfungsabstimmungen zu erzielen, die normalerweise nur mittels mühsamer interner Änderungen der Shim-Stacks möglich wären.

Ein neuer MCU Bottom-Out-Bumper soll dafür sorgen, dass selbst harte Durchschläge nicht in einem metallischen Anschlag enden und die Kräfte sanfter absorbiert werden.

Die Gleitfläche der Aircan-Hauptdichtung ist beim Factory-Modell mit Kashima Coating beschichtet, welche für geringe Reibung und niedriges Losbrechmoment sorgt. Der Dämpferschaft ist mit Hart-Chrom beschichtet. Das Kompressionsverhältnis wurde geändert, der maximale Luftdruck beträgt 300 psi.
Wie gewohnt kann je nach Einbaulänge eine unterschiedliche maximale Anzahl an Volumen-Spacern verbaut werden, um die Federkennlinie progressiver zu gestalten.

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Das EVOL Luftfederungssystem, welches das Volumen der negativen Luftkammer für besseres Ansprechverhalten erhöht, produziert eine generell linear verlaufende Federkennlinie mit sensiblem Losbrechmoment, Support im mittleren Federungsbereich und Progression gegen Ende des Federwegs. Auch die Dichtung der Luftkammer ist neu, um für nochmals geringere Reibung zu sorgen.

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Auf dem Trail

Für unseren Test habe ich die E-Bike-Variante geordert, die sich aber, anders als zum Beispiel die 38er Federgabel, nicht vom herkömmlichen Modell unterscheidet. Dementsprechend kann man diesen Testbericht auch 1:1 für reguläre Bikes übernehmen.

Lasse ich Positionshebel, die für eine steifere Pedalier-Plattform sorgen, grundsätzlich eher unbeachtet - am E-Bike sogar noch mehr, als bei regulären Bikes - muss ich gestehen, dass mir der neue Ansatz von Fox extrem sympathisch ist. Dadurch, dass sie den Kreislauf komplett von der regulären Dämpfung trennen konnten, war es ihnen möglich, die Funktion des 2-Positionshebel individuell zu beeinflussen.
Reduzierte man früher mehr oder weniger den gesamten Fluss der Kompressionsdämpfung, fühlen sich nun nach Betätigung des Hebels die ersten 10 bis 15 mm des Hubs beinahe so an, als könnte der Dämpfer fast ungehindert arbeiten. Erst danach verhärtet sich die Federung rapide. Dadurch hat der Hinterbau vor allem auf technischem Untergrund die Möglichkeit, dem Untergrund zu folgen und hohe Traktion des Hinterrades bereitzustellen, ohne tief in den Federweg einzusinken.
Die starke Reduzierung des Federwegs hilft dennoch selbst auf Forststraßen, je nach Federungssystem, ein unnatürliches Wanken durch die Tretbewegung einzudämmen.

Verbaut habe ich den X2 in einem 2020er Specialized Keneovo, welches in Originalausstattung mit einem Stahlfederdämpfer ausgeliefert wurde. Aufgrund dessen extrem linearen Setups der Hinterradfederung, war es mir nicht möglich, mit einem Sag von 30 % (geschweige denn 35 %) zu fahren, ohne bereits bei mittelmäßig hohen Drops hart durchzuschlagen.
Mit dem X2, gefüllt mit allen möglichen Volumen-Spacern und nur ein paar Clicks der High-Speed-Kompression, konnte ich auch bei extremerer Fahrweise der Hinterradfederung eine progressive Abstimmung herauskitzeln, um in einem breiteren Spektrum zu performen.
Im Vergleich zum DPX2-Dämpfer ist die Bandbreite der mit Volumen-Spacer erzielten Progression beim X2 zwar immer noch geringer, aber es sollte möglich sein, auch übertrieben lineare Federungskurven vor einem Durchrauschen durch den Federweg zu bewahren.

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Die Performance des neuesten X2-Luftdämpfers gegenüber der eines Stahldämpfers ist generell nur schwer zu unterscheiden. Selbst in puncto Feinfühligkeit kommt der X2 dem butterweichen Gefühl einer Stahlfeder ziemlich nahe, mit dem Vorteil, dass sich die Kennlinie des Luftdämpfers anpassen lässt und man etwas Gewicht einsparen kann, obwohl auch der X2 mit 692 g bei einem Einbaumaß von 230 mm keinen Leichtbaufan glücklich machen wird. Das ist in diesem Segment aber auch nicht wirklich gefragt.

Während der Testphase habe ich dem X2 von Enduro-Runden in Nauders bis hin zu Bikepark-Besuchen ordentlich zugesetzt, tangiert hat ihn das aber herzlich wenig. Fasziniert hat mich dabei, dass er über einen sehr breiten Einsatzbereich stets grandiose Kontrolle lieferte, ohne dass ich an den zahlreichen Settings spielen musste. Hat man also einmal eine Abstimmung gefunden, die einem zusagt, stehen die Chancen gut, dass man sich zwischen Sekundenjagd auf wurzeligen Trails und Drei-Meter-Drop im Bikepark über die Abstimmung des Bikes keine weiteren Gedanken machen muss.

Entgegen meiner Erfahrung mit manchen Luftdämpfern der Konkurrenz weiß ich die Möglichkeit, mit den vier Dämpfungseinstellungen am X2 auch ein lebendiges, aktives Federungsverhalten erzeugen zu können, sehr zu schätzen.

Fazit

Fox Float X2 2pos
Modelljahr: 2021
Testdauer: 2 Monate
Preis: € 889,- UVP
+ Exzellente Federungs-Performance
+ Smarte Pedalier-Plattform
+ Anpassbare Kennlinie
+ Vierfache Dämpfungsverstellung
+ Sensibles Ansprechverhalten
o Hohes Gewicht für Luftdämpfer
- Nicht billig
BB-Urteil: Exzellente Federungs-Performance, die selbst störrische Hinterbauten zähmt.

Ich bin bereits einige Generationen des X2 gefahren und auch dieses Mal kann ich bestätigen, dass die schrittweise Evolution auf einem hohen Level spürbar ist - zwar in Nuancen, aber vermutlich sogar mehr, als bei Stufen der Jahre zuvor.

Die grandiose Funktion des 2-Positionshebels kann sogar mich als Fan aktiver Federungen beim Klettern begeistern. Nicht, dass ich nun vor jedem Anstieg den Hebel betätige; aber doch wesentlich öfter als noch zuvor.
Mit seiner vorzüglichen Federungsperformance, jeder erdenklichen Abstimmungsmöglichkeit der Dämpfung und variierbaren Federkennlinie ist der X2 für mich persönlich vor allem aufgrund des letzten Punkts einem Stahlfederdämpfer überlegen.


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