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Rückkehr zu MTB nach schwerem Unfall & langer Pause(?)


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Hallo,

 

Ich bin mir nicht sicher, ob ich im richtigen Forum bin. Jedenfalls geht es darum, dass ich nach einem sehr schweren Unfall unentschlossen bin, zu MTB zurückzukehren. ( http://www.austrianwings.info/aw/?p=25237 )

 

Aber alles der Reihe nach.

 

Ich gehe seit fast 15 Jahren mountainbiken und hatte –wohl wie jede/r- mehr oder minder schwere Stürze. Am Freitag, den 22 April jedoch stürzte ich auf dem Weg vom Kahlenberg runter sehr schwer. Vor einem sehr harmlosen und von mir unzaehlige Male gefahrenen Drop (max. 0.5m) auf meiner Hausstrecke bin ich wegen 2 Wanderer (behaupte auf gar keinen Fall, dass die Schuld sind oder so) zu langsam gesprungen und aufs Vorderrad gelandet. Weder die Strecke ist ausserordentlich gefaehrlich, noch fuhr ich besonders schnell oder riskant. Es war, würde ich meinen 90% Pech, klarer Fall vomn Pech. Jedenfalls hat sich der Lenker 90 Grad gedreht und sich mit der rechten Spitze mir in den Leber reingebohrt. Ich bin danach über das Rad geflogen und nach einem Kopftreffen mit einem Stamm eines abgesaegten Baums im Flussbett neben der Strecke gelandet.

 

Mit letzter Kraft konnte ich zurück auf die Strasse kriechen und habe in furchtbaren Schmerzen in der Lebergegend den beiden dahergelaufenen Wanderern mein Handy zugeworfen und sie gebeten die Rettung anzurufen. Das letzte, woran ich mich erinnern kann, waren die Worte eines Wanderers am Telefon dann kollabierte ich.

 

Laut Spitalberichten konnte Gott sei Dank der Christophorus 9 Hubschrauber offenbar mit einer hervorragenden Millimeterarbeit des Pilots an der Strecke landen. Ich hatte laut des Protokolls schon am Unfallort einen Herzstillstand, musste reanimiert werden. Im Krankenhaus (AKH) haben sie eine Riesenmengen von Flüssigkeit gesehen, ich gehe sofort in die OP, mein Oberleib wird praktisch wie ein Buch geöffnet. Die innere Blutung war offenbar so stark und mein Zustand so kritisch, dass sie nicht einmal Zeit gehabt haben, meine Blutgruppe zu bestimmen und mir stattdessen 10 (!) Liter 0- gegeben haben. Weiters war neben Rippenbrüchen meine Leber zerfetzt, daher wurde ca. 1/3 davon entfernt. Sie stopften mich mit Tampons und liessen schlafen. Am 24 April haben sie mich wieder geöffnet und geschaut, Gott sei Dank hatte die Blutung aufgehört. Tampons wurden entfernt, mich liessen sie jedoch weiterhin im künstlichen Schlaf, erst am 28 April, 6 Tage nach dem Unfall wurde ich aufgeweckt und auf die Internsivstation gebracht.

 

Neben meiner Leber hatte ich ein Multiorganversagen, meine Galle und Nieren gaben den Dienst auf. Ich kriegte seitliche Drainagen, um die Gallenflüssigkeit nach draussen in einen Beutel zu leiten. Wegen des Nierenversagens 3 Wochen blieb ich am Dialysegeraet haengen, erst dann haben sie angefangen, minimalst zu arbeiten. Meinen Urin hat man mit einer Sonde nach draussen in einen geleitet, weil ich nicht pinkeln konnte. In der 4. Woche konnte ich zum ersten Mal selbst pinkeln.

 

Als waere das ganze nicht genug, hatte sich die Radhose beim Sturz, offenbar durch die Reibung auf dem Weg ins Flussbett, mir in die Beine und in den Unterleib eingebrannt, so, als haette man mit einem heissen Eisen daraufgefahren. Ich wurde ein drittes Mal deswegen operiert, die eingebrannten Teile der Radhose wurden samt meiner Haut entfernt, Spalthaut von anderen Stellen meiner Beine wurden entnommen und an jene Stellen gesetzt. Das bescherte mir neben einer mir gleichgültigen optischen Verunstaltung meiner Beine und Unterleib auch noch eine Kompressionshose, die ich ein Jahr lang tragen muss.

 

Nach 4 Wochen Intensivstation konnte ich kaum auf den Beinen stehen, geschweige denn gehen. Ich wurde danach auf die Unfallchrirurgie “versetzt”, lag noch 2 Wochen da und wurde nach insgesamt mehr als 6 Wochen auf Krücken, kaum auf den Beinen stehend, entlassen. Ich wog 18kg weniger als vor dem Unfall.

 

Nach fast 3 Monaten seit dem Unfall funktionieren meine Nieren immer noch nicht auf dem Nivau eines gesunden Menschen (gottlob sind sie in weit besserem Zustand und von Dialyse ist keine Rede mehr), meine Haemoglobinwerte etc. sind ziemlich niedrig, dh körperlich bin ich relativ schwach. Meine Leber waechst angeblich von selbst wieder. Derzeit bin ich im Rehazentrum in Klosterneuburg, damit ich bisschen kraeftiger werde.

 

An den Unfall kann ich mich ziemlich gut erinnern und es ist mir auch durchaus bewusst, was für ein Riesenriesenglück ich hatte, dass ich heute überhaupt lebe. Es hing offenbar wirklich an Sekunden, ich habe sozusagen auf allerletzter Rille die Kurve gekratzt. Ich bin den Aerzten, dem Piloten des ÖAMTC Hubschraubers, den Schwestern und Krankenpflegern auf der Intensivstation auf AKH unendlich dankbar. Worte können meine Dankbarkeit nicht ausdrücken. Das ganze Leben sehe ich in einem anderen Licht, es ist ein unglaubliches Geschenk, mit dem wir, oder zumindestens ich, bisher eigentlich ganz sorglos umgegangen bin.

 

Nun hat das ganze aber bei mir neben dem körperlichen auch ein physikalisches Trauma bezüglich Mountainbiken ausgelöst. Ich komme mir vor, wie von einem sehr sehr guten Freund betrogen, kann das Rad kaum noch sehen. Dass von meinem geliebten Hobby aus so eine Gefahr ausgehen kann, haette ich nie gedacht. OK, beim Freeriden oder DH von mir aus, aber ich fahre bloss XC/Tour. Beim Wochenendausgang letzte Woche bin ich kurz mit dem Rennrad eine Runde gefahren und –abgesehen von meiner körperlichen Schwaeche- es war ein sehr fremdes Gefühl.

 

Gibt es eventuell Leute, die selbst einen schweren Unfall gehabt haben und dann doch zurück zum Mountainbiken gefunden haben, das will ich im Grunde fragen, und wie es denen dabei gegangen ist.

 

Vielen Dank.

Bearbeitet von ckazok
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Hi, ich hatte zwar keinen unfall - aber trotzdem möchte ich dir alles erdenklich gute wünschen!!

Und ich denke das da noch ein bisschen "gras" über die sache wachsen muss und du das psychisch sicher noch verarbeiten musst!

Ich würd mir da keinen stress machen und zuerst solltest du wieder vollständig (soweit das hat geht) gesund werden und dein leben geniessen!

 

Also nochmals alles gute!

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vielleicht kannst du dir professionelle hilfe für die aufarbeitung der psychischen narben holen - ich weiß nicht ob es dafür berufene leute gibt aber das bikeboard weiß hier sicher rat. meiner meinung nach ist die psychische aufarbeitung von so einem trauma fast genau so wichtig wie die physische.

ich wünsche dir auf jeden fall dass beste.

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auch von mir alles gute, da wird einem wieder einmal bewusst, was eigentlich so passieren kann wenn man im wald unterwegs ist.

 

ich hatte vor sehr langer zeit einen freizeitunfall beim inline-skaten - danach war schon das über die fußgänger-ampel gehen leicht angstbehaftet, vom skaten ganz zu schweigen. ich bin aber dann irgendwann doch wieder einmal drauf gestanden. das braucht einfach zeit, wichtig ist, dass du dich am bike wieder sicher und wohl fühlst. ich würde da nix erzwingen, biken soll ja schließlich spaß machen.

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Auch von mir gute Besserung! Ich hatte keinen so schweren Unfall wie du, deine Story liest sich leider wie eine Gruselgeschichte, aber nach einem Absturz beim Biken (ca.4m rückwärts in einen Graben) war ich auch bedient. Das m.E. schlimmste ist aber die Psyche - da gebe ich den anderen Postern Recht. Du solltest dir wirklich überlegen, hier professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Mir fällt es nach 4 Jahren immer noch schwer an der Unfallstelle vorbeizukommen, immer wieder steige ich ab und schiebe obwohl ich schwierigere Passagen bewältige. Aber geh' es langsam und mit viel Gefühl für deinen Körper an.

Alles Gute!

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Hallo,

 

alles erdenklich Gute für die Genesung - auch unbekannterweise! Ich selbst hatte vor 20 Jahren einen Unfall beim Klettern (Absturz aus 6 Meter Höhe auf ein Felsplateau und wäre ich nicht gesichert gewesen, wäre ich weitere 30 Meter gefallen...) und habe seither beim Vorstieg große Angst. Weil mein Sohn aber auch gerne klettert, werde ich demnächst mit einem Trainer, dem ich hoffentlich vertrauen kann, wieder langsam an die Sache rangehen.

Ich wünsche dir, dass sich dein Körper in der nächsten Zeit weiter gut regeneriert und dass du den ganzen Unfall psychisch gut verarbeiten kannst, sodass du wieder alle Sportarten ausüben kannst, die dir Freude machen - auch das Mountainbiken.

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Deine Geschichte hat mich wirklich sehr berührt, so im allerallerallerletzten Moment noch "von der Schaufel zu springen", das ist verständlicherweise für die Psyche eine sehr heftige Sache. Dass Du beschreibst, Du fühltest Dich "wie von einem guten Freund betrogen", ist ebenso wirklich nachvollziehbar.

 

Ich kann jetzt nur von eigenen, viel lächerlicheren Unfällen, sprechen und da ist die Lust am Sport immer nach einger Zeit wiedergekommen. Ich würde mir da aber zunächst gar nicht so viele Gedanken machen und einmal abwarten, ob Du selbst wieder Lust zum Biken oder Rennradfahren verspürst und dann auch mit der Aufarbeitung beginnen. Die hier angesprochene professionelle Hilfe ist sicher gut und hilfreich, vor allem, wenn Du das Gefühl hast, "irgendwie ohne das Radln nicht zu können" (Dein Posting vermittelt ja doch den Eindruck, dass Du Dich vom Radln zwar weit weg entfernt fühlst, es aber nicht mit BEstimmtheit an den Nagel gehängt hast), trotzdem aber merkst, dass Dich einfach noch viel belastet.

 

Ich wünsche Dir jedenfalls alles, alles Gute bei der Reha, in Klosterneuburg (Weißer Hof?) sind ja gute Spezialisten für so etwas :)

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alles alles gute!!!!

 

3 monate ist das her?

lass dir zeit! die normalität wird noch länger nicht zurückkehren, darum gehe es langsam an und versuche nicht ungeduldig zu werden.

 

aber, die jetztigen gefühle und ängste sind absolut normal...

 

ich hatte auch einen rad-unfall (RR) - zwar nicht mal annähernd in dieser schwere, aber auch bei mir hat sich der genesungsprozess über ca. 10monate gezogen - das zehrt an der substanz.

mein vorteil war aber wahrscheinlich, dass ich mich nicht an den unfall erinnern kann. meine erster gedanke war,(noch im KH) welches neue rad ich mir nun kaufe und wann ich endlich wieder draufsitzen kann...:rolleyes:

 

aber auch ich bin alle "aggregatzustände" durchlaufen....zuerst freude dass es nicht schlimmer ausgegangen ist, dann demut, wut, ungeduld, gereiztheit, resignation, aufbruchstimmung, neuer ehrgeiz, zufriedenheit, wut,....:f:

was so ein trauma alles auslösen kann:s:...aber da musst du durch, (und deine angehörigen)..... aber eins steht fest...es wird besser...:toll:

 

wünsch dir nochmal alles gute für die reha :toll::toll::toll:

Bearbeitet von AFX
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ich hatte zwar gott sei's gedankt noch keinen schweren radunfall, habe aber nach einem motorradunfall auch nicht mehr zu meinem ursprünglichem enthusiasmus zurückgefunden... bin zwar nach meiner genesung noch ab und an gefahren, jedoch wich der ursprünglich erlebte spass nur noch der angst ;o(

kann verstehen, dass man nach solch erlebnissen die diese auslösende tätigkeit an den nagel hängt, jedoch ist das auch sehr individuell.

kannte z.b. jemanden, der sich nach zwei abgetrennten beinen im zuge eines sturzes eine beiwagenmaschine gekauft und umgebaut hat und damit fährt wie sau!

ich kann das jedenfalls nicht und hoffe, dass mir nix vergleichbares beim radfahren passiert, da ich ansonsten wohl gänzlich auf das einspurige vergnügen verzichten würde...

 

wünsche dir jedenfalls weiterhin gute genesung und hoffe für dich, dass du irgendwann keine - weder physische noch psychische - schäden mehr haben wirst!

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Hy !

Schlimme Geschichte ...

Aber fein, daß es doch noch "gut" ausgegangen ist ...

Ja, jeder Tag in Gesundheit ist ein Geschenk - nur denken wir viel zu selten daran ...

 

Dein psychischer Zustand ist absolut nachvollziehbar und es wird lange dauern bis Du das "verdaut" hast.

Ich hatte mal (vor über 10 Jahren) einen Motorradunfall. Ich habe damals (mit guten 100km/h) ein Auto überholt und

als ich neben ihm war ist er links abgebogen.

Mit viel Akrobatik und noch mehr Glück konnte ich einen Sturz vermeiden. Das Auto war auf der linken Seite arg beschädigt.

Ich blieb unverletzt. Aber mental war´s ein Wahnsinn. Die ersten Monate wollte ich überhaupt nichtmehr fahren.

Dann im Herbst noch eine Ausfahrt gemacht, mit Panik beim Anblick eines jeden Autos ...

Wollte dann eigentlich das Motorrad verkaufen. Im darauffolgenden Frühjahr hab ich noch eine 3-tägige Ausfahrt nach Südtirol gemacht und

da hat´s mir wieder so getaugt, daß ich heute noch Motorrad fahre ...

Was ich Dir sagen will ist: Mach Dir keinen Stress um wieder aufs MTB oder RR zu kommen ...

Du wirst selber merken wann Du soweit bist ...

Und nochwas:

Ja, jeder Tag den Du in Gesundheit erlebst ist ein Geschenk - keine Frage ...

Aber irgendwann habe ich mir die Frage gestellt ist es ein Leben jetzt nurmehr daheim "in Sicherheit" zu sitzen und aufs altwerden warten ???

Ich habe die Frage mit "nein" beantwortet ...

Aber ich geh es jetzt in allen Bereichen meines Lebens nicht mehr so arg an wie vor dem Unfall

Und mir ist immer bewusst wie schnell etwas passieren kann ...

 

Also, nimm Dir Zeit zum Gesund werden, nimm Dir Zeit um die Psyche heilen zu lassen und

entscheide selbst für Dich was Dir in Deinem "neuen" Leben wichtig ist und was nicht ...

 

Ich wünsch Dir nochmals alles Gute !!!

LG Michi

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  • 2 Wochen später...

Hallo,

 

Leider hatta ich keine gute Internetverbindung, daher die relativ spaete Antwort.

 

Vielen herzlichen Dank für die guten Wünsche.

 

Was die professionelle Hilfe angeht, habe ich's schon in Anspruch genommen auf dem Weissen Hof und werde es vermutlich noch wieder, hatte diesbezüglich nie Berührungsaengste. Ich denke schon, dass ich wieder mountainbiken werde, vielleicht diesmal mit einem Protektor oder so, vor allem für die Vorderseite, aber ganz verzichten werde ich wahrscheinlich nicht können. Ich denke aber schon, dass es wohl erst im naechsten Frühling losgehen wird.

 

Ich werde morgen entlassen, für mich die Lehre aus dem Unfall ist, Leute, macht euch keine Sorgen über belanglose Dinge. Es gibt wirklich so wenig, worüber man sich sorgen sollte im Leben. Nichts ist eigentlich selbstverstaendlich und wir sollten für jeden gesunden, glücklichen Moment sowas von dankbar sein. Es braucht nur ein Bruchteil der Sekunde und man ist weg, ja hat nicht einmal die Gelegenheit, sich von seinen Liebsten zu verabschieden.

 

Nochmals herzlichen Dank für die Kommentare.

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