Buchdrucker47 Geschrieben 10. Juni 2012 Geschrieben 10. Juni 2012 Liebe Boardies, dass ich noch nicht Voll- oder Teilinvalide bin, ist nur dem einen Umstand zuzuschreiben: Ich habe mir stets äußerste Zurückhaltung auferlegt, was die Verwendung von Werkzeugen anbelangt. Schon bei dem Gedanken an Hammer (mmpf) und Schraubenzieher (grmmpf) packt mich das kalte Grausen! Alleine das Schreiben solch obszöner Worte wie "Schlagbohrmaschine" oder "Heckenschere" verursacht bei mir psychosomatisch bedingte Asthmaanfälle, nur kurz unterbrochen von kalten Schweißausbrüchen. Gott sei Dank nenne ich einige wenige gute Freunde mein Eigen, die der komplizierten Technik unseres Jahrhunderts keck ins umweltverschmutzte Auge blicken. Da kommt mir dann immer dieser Schlager in den Sinn, der vor 20 oder 30 Jahren im Rundfunk- gerät zu vernehmen war: "Wenn`s a Weh braucht`s, ruaft`s mi au"! Erst seit ich meiner Mutter sel. ihr klein Häuschen erbte, weiß ich, welch Unbillen des Schicksals ich ausgeliefert sein könnte und später dann auch anheimfiel. Zum Beispiel der an und für sich gutmütigen Fichte. Wir entrissen dieses Zwergerl vor über 60 Jahren dem Waldviertler Heimatboden, brachten es nach Wien und schmückten es mit rot- und goldglänzenden Glaskugeln, mein Kinderauge strahlte, es war schließlich Weihnachten! Nach dem Feste gruben wir es (das Zwergerl) husch husch wieder im Garten ein, um es ein Jahr später wieder zu exhumieren und mit rot- goldglänzenden usw.... Dieses Ritual funktionierte vielleicht fünf Mal, dann konnte das Wachstum des Wohnzimmers mit dem Wachstum des uns liebgewordenen Baumes nicht mehr Schritt halten. Irgendwie dürfte der jetzt etwa 25 Meter hohe Nadelriese doch nicht vergessen haben, dass wir ihn einst mit Brachialgewalt dem heimatlichen Boden entrissen, denn jetzt folgt ein Kapitel, das ich: "Die Rache der Fichte" oder "Wenn Fichten vernichten" betiteln möchte. Heimtückisch geräuschlos hoben sich die Waschbetonplatten auf der Wetterseite des Hauses um mehrere Zentimeter und mir schwante Böses: Jetzt ist das Haus dran. Um dem hintanzuhalten (welch schönes behördensprachliches Wort!), rief ich meine private Hausrettungshotline an und schon wenige Tage später war der Retter vor Ort. Bewaffnet mit Spaten und Kettensäge (grusel) beamte er binnen einer Stunde das störende Erdreich weg, sägte die beiden Wurzeln durch, die umfangsmäßig den Oberschenkeln eines noch knusprigen Schwarzeneggers entsprachen, entfernte sie (die Wurzeln) und füllte mit der Routine eines langgedienten Totengräbers die Lücke wieder auf. Dann ging er, nach Erhalt des ihm gebührenden Lohnes, fröhlich pfeifend seines Weges. Wenige Monate später schien unser Zentralgestirn sommerbedingt wieder besonders hell in meine kleine Küche und mir, dem vor 10 Jahren der Zustand eines Linoleums soviel bedeutet hatte, wie einem Inuit eine Tsetse-Fliege, war das seltsamerweise nicht mehr egal. Das Linoleum war in Auflösung begriffen, ein Abbild der (auch meiner) Vergänglichkeit. Schnell zum Handy gegriffen, "Serwas, host Zeit" gehechelt, schon war er da, mein Retter aus fußbodenlosen Situationen! Maßlos (er nahm das Augenmaß) notierte er mit einem rostigen Nagel in altassyrischer Schrift einige Krakel auf eine Lehmtafel, bestieg sein Raumfahrzeug (weil hinten genügend Laderaum), entschwebte zu Baumaxen und kam mit den Früchten der Shopping City Nord beladen alsbald wieder, mit LAMMI NAHT! Es hob nun ein furchtbares Gesäge an, molto rapido e furioso und schon zwei Stunden später war meine Küche derart verändert, dass ich versehentlich anklopfte, als ich sie betreten wollte, weil ich dachte, mich in einer fremden Wohnung zu befinden. Und, wie schon vorher erwähnt, ging mein Freund, der Heimwerker, nach Erhalt des ihm gebührenden Lobes und Lohnes fröhlich pfeifend seines Weges. Ich beglückwünsche alle Boardies, die es schafften, die Story bis zu Ende zu lesen, ich liebe Euch. Gute Nacht, Hans Zitieren
Venomenon Geschrieben 11. Juni 2012 Geschrieben 11. Juni 2012 Respekt, es gehört schon einiges dazu zuzugeben, dass dein Werkzeug der Kugelschreiber ist und nicht der Hammer. Ist bei weitem Besser als ein Anruf der etwa so geklungen hat: Servus, komm bitte kurz vorbei, ich hab ein kleines Problem. ICh wollt nur an Nagel für a Bild einschlagen und jetzt is der Strom weg und Wasser kommt aus der Wand? Nein, einen Hammer hab ich nicht verwendet, dafür eine Schlagbohrmaschine, weil des ja einfacher is........ Liebe Grüße Johannes Zitieren
murdoc Geschrieben 11. Juni 2012 Geschrieben 11. Juni 2012 Ich habe auch schon davon gehört. Von diesen Dingen mit komischen, furchteinflößenden Namen ... Schlagbohrmaschine, Hammer (das ist aber nicht der Fahrrad Mann mit dem Hammer, oder?) usw. Sag mal Hans, kann man (oder Frau) sich auch ein Thema wünschen? Zitieren
Buchdrucker47 Geschrieben 11. Juni 2012 Autor Geschrieben 11. Juni 2012 Dear Murdoc: Natürlich kann man sich etwas wünschen! Denk an Deine Kindheit! Der Wunschzettel ans Christkind! Lametta, Wunderkerzen und draußen rieselt der Schnee! Große leuchtende Kinderaugen! Erfrorene Zehen! Also wer da nicht rührselig wird, ist wirklich hartherzig zu nennen! Zur Sache: Obwohl ich kein Prostituierter bin, erfülle ich den Boardies gerne (fast) jeden Wunsch und würde ihn auch gerne von deren Augen ablesen, so ich diese sähe! Also wünsch Dir was, aber bitte per PN, damit ich nicht als der Gelackmeierte dastehe, wenn mir zu einem von Dir gewählten Thema absolut nix einfallen will. (Z.B. Fußball). Das gilt auch für andere Boardiefreunde, vorausgesetzt, der Wunsch ist zu WENIG schrill oder schräg oder nihilistisch oder exorbitant! Also, auf zum frohen Wünschen! Halali! (Mensdorf- Puilli, oder so ähnlich). Wie immer, grüßt ganz herzlich die Soulsisters and Soulbrothers, der Hans Zitieren
murdoc Geschrieben 12. Juni 2012 Geschrieben 12. Juni 2012 Sch***e! Was habe ich den da angestellt!? Das mit dem Wünschen war als Scherz gemeint. Wenn ich allerdings so darüber nachdenke .... Zitieren
snowy Geschrieben 13. Juni 2012 Geschrieben 13. Juni 2012 (bearbeitet) @Hans, deine sehr feine Geschichte kennzeichnet dich wirklich als echten Philodendron ! Einer mörderischen Fichte, die es auf's ganze Haus abgesehen hat und möglicherweise auch vor dir nicht halt gemacht hätte, nur das Beinchen zu entfernen um sie praktisch ungestraft entkommen zu lassen, das grenzt an wirklich unerschrockene Naturliebe. Ich will ja nicht denken, dass es vielleicht auch nur deshalb so glimpflich für die Fichtn ausgegangen ist, weil du es dir nicht wirklich zugetraut hast den bürokratischen Dschungel zu durchschreiten, eine 25m Fichtn mitten in Wien zu erlegen. Wenn die dafür einzuhaltenden Randbedingungen nur halb so delikat sind wie in Graz, dann hast du mein vollstes Verständnis bei trotzdem weiterhin aufrechter Philodendron-Vermutung ! Deine heroisch outgesourcte (schreibt man das so ?) Tat würde ich aber nicht als einen Endsieg im klassischen Sinne betrachten, denn mit deinen jungen Jahren wirst du sicher schon öfters beobachtet haben, wie schnell verhätschelte Großstadtfichten sich neue Beine zulegen und beim nächsten Angriff wird dir Hören und Sehen vergehen. Damit ich dich nicht komplett mit den Nerven herunter zurücklasse, noch schnell ein Tipp aus der kriminellen Szene, mach's wie die Blauensteiner ---vergiften--- immer schön in kleinen Dosen etwas Blaukorn geben *gg*. Der Name Blaukorn leitet sich aber nicht von der Fr. Blauensteiner ab, weil das war ja die schwarze Witwe ... naja die Farben blau - schwarz... pfuh.. die Vergangenheit hat eigentlich eh gezeigt was für tötliche Mischung das sein kann, oder ? Nach praktisch einer Legislaturperiode war ma schon fast klinisch tot. Bevor ich thematisch jetzt zu sehr ins Schleudern gerate muss ich noch schnell einen Schluß erfinden, der das Ganze so aussehen lässt, als hätt ich's gar nicht geschrieben... Ok, ich hab's nicht geschrieben schön, oder ? lg Bearbeitet 13. Juni 2012 von snowy Zitieren
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