
BMC Teammachine SLR01 2014
27.01.14 07:30 37.6722014-01-27T07:30:00+00:00Text: Reini HörmannFotos: Erwin HaidenDas diesjährige Rennrad-Highlight der Schweizer im Test. Auf den ersten Blick sieht es seinem Vorgänger aus 2010 recht ähnlich. Erst der zweite offenbart viele innovative Details am neu entwickelten Edelrenner.27.01.14 07:30 37.7842014-01-27T07:30:00+00:00BMC Teammachine SLR01 2014
27.01.14 07:30 37.7842014-01-27T07:30:00+00:0012 Kommentare Reini Hörmann Erwin HaidenDas diesjährige Rennrad-Highlight der Schweizer im Test. Auf den ersten Blick sieht es seinem Vorgänger aus 2010 recht ähnlich. Erst der zweite offenbart viele innovative Details am neu entwickelten Edelrenner.27.01.14 07:30 37.7842014-01-27T07:30:00+00:00Laut BMC ist bei der 2014er Teammachine SLR01 kein Stein auf dem anderen geblieben. Ich sage frei von der Leber weg: gut so! Das Vorgängermodell war mit Sicherheit kein schlechtes Rad - immerhin fuhr Cadel Evans damit zum Toursieg. Dennoch konnten sich sehr kraftvolle Fahrertypen meist nicht wirklich mit dem „ziemlich komfortablen“ Rahmen anfreunden.
Aber reden wir nicht von der Vergangenheit, blicken wir in die Zukunft:
Rein optisch war das mit BMC ja schon immer so eine Sache. Die einen nehmen zwecks Beschreibung schlimme Wörter in den Mund, die anderen erotische. Ich persönlich finde die Optik speziell, vielleicht auch polarisierend, aber auch erfrischend anders.
Das Unterrohr ist extrem breit dimensioniert, die typische BMC Verstrebung zum Sattelrohr darf natürlich nicht fehlen, die dezente schwarz-rote Grafik gefällt. Die Gabel ist großvolumig wie auch das Steuerrohr und sie verläuft so gerade nach unten, dass man die daraus resultierende (vertikale) Steifigkeit leicht erahnen kann.
Fast schon selbstverständlich sind die Bowdenzüge innen verlegt. Bei näherer Betrachtung der Ausstattung des Testrades gibt es ebenfalls nichts zu bemängeln. Die mechanische Dura Ace 11-fach ist komplett verbaut und die Laufräder derselben Gruppe machen das Konzept vollends schlüssig. Vorbau, Lenker, Sattelstütze - alles aus Carbon, alles steif und leicht - pippifein, sag ich.
BMC Teammachine SLR01 2014
Spezifikation
Rahmen | Teammachine SLR01, ACE carbon | Tretlager | BB86 Shimano Press fit |
Größen | 48, 51, 54, 56, 58, 61 | Kurbel | Shimano Dura Ace FC-9000, 52-36 |
Steuersatz | 1-1/8” - 1-1/4”, tapered | Kassette | Shimano Dura Ace CS-9000, 11-28 |
Gabel | Teammachine SLR01, ACE carbon | Kette | Shimano Dura Ace CN-9000 Kette |
Vorbau | 3T ARX Team | Schalthebel | Shimano Dura Ace ST-9000 |
Lenker | 3T Ergosum Team | Schaltwerk | Shimano Dura Ace RD-9000 |
Lenkerband | Fizik Lenkerband, schwarz | Umwerfer | Shimano Dura Ace FD-9000 |
Sattelstütze* | teammachine SLR01, Offset 15 mm, carbon | Bremsen | Shimano Dura Ace BR-9000 |
Sattel | Fizik Arione R3 braided | Reifen | Continental GP4000S 700x23C Drahtreifen |
Laufräder | Shimano WH-9000 C24-CL | Schnellspanner | Shimano WH-9000 Schnellspanner |
Gewicht | 6,37 kg | Preis | € 6.990,- |
* Sattelstütze optional auch mit 30 mm Offset erhältlich
Vor dem Testantritt musste die Teammachine den Weg gehen, den alle Testräder bei uns gehen müssen, nämlich jenen auf die Waage: Exakt 6,37 kg (ohne Pedale) ist ein tadelloser Wert, mit entsprechend leichten Laufrädern und Reifen lässt sich das Gewicht noch um einiges weiter nach unten revidieren. Ich selbst würde die Laufräder und Reifen aber niemals eintauschen.
Technischer Background
Um die Performance des Carbon-Rahmens auf ein neues Level zu heben, wurde eine computerbasierte Technologie namens ACE (Accelerated Composite Evolution) entwickelt. Dieses Computermodell errechnete im Zeitrahmen von nur einem Jahr über 34.000 Rahmengenerationen. Geometrische Struktur, Rohrquerschnitte und Carbonlagen-Aufbau wurden dabei mittels eines Optimierungsalgorithmus so lange verändert, bis die laut BMC perfekte Kombination aus Gewicht, Steifigkeit und vertikaler Nachgiebigkeit erreicht war.
Das Resultat: Das SLR01 ist das leichteste Rennrad der BMC-Produktpalette. Mit einem Rahmengewicht von 790 Gramm und einem Setgewicht von 1.380 Gramm (inkl. Sattelstütze, Gabel, Headset und Kleinteilen) ist die neue Teammachine beinahe 15 Prozent leichter und - laut Hersteller - dennoch 25 Prozent steifer als ihr Vorgänger.
Komfortoptimiert ist das SLR01 außerdem: Wie auch bei der Vorgängerversion wurde auf das Tuned Compliance Concept (TCC) vertraut - und zwar in einer verbesserten Variante. Die präzise Ausrichtung spezifischer Carbonfasern sowie der Einsatz optimierter Rohrformen sollen dabei die Absorption von Vibrationen und Schlägen, die vom Untergrund kommen, gewährleisten und nebst dem Komfort auch die Traktion erhöhen.
Wer genau hinschaut erkennt, dass kaum noch ein Rohr jenem des Vorgänger-Modells gleicht. Die Kettenstreben sind asymmetrisch und weisen komplett ungleiche Querschnitte auf, die Sitzstreben sind zwar dünn geblieben, aber dreieckig ausgeführt. Das Unterrohr ist deutlich fetter, wiegt jedoch weniger, und wiewohl im Steuerrohr ein konischer Gabelschaft sitzt, widerspiegelt sich das nicht an dessen Form – außen ist ein umgekehrter Konus: oben weiter, unten schmäler.
Der Rahmen wird in sechs Größen von 48 - 61 cm angeboten und ist mit mechanischen wie elektronischen Schaltungen kompatibel. In der Mitte hockt ein BB86 Shimano Pressfit Tretlager, an der Front eine ebenfalls ACE-optimierte Vollcarbon-Gabel mit konischem Schaft (1 1/8 - 1 1/4") und 330 Gramm Kampfgewicht. Das Standard-Offset der 180g-Sattelstütze beträgt 15 mm, 30 sind ebenfalls verfügbar.
On the road
Mit dem ersten Aufsteigen weiß ich persönlich meistens bereits, ob ein Rad in die Liga meiner ausgesuchten Lieblinge aufsteigt, oder eben nicht. Ich bin nicht vorschnell und gebe jedem Rad mehrere Chancen, dennoch bestätigt sich für mich der allererste Eindruck sehr oft. Nicht ganz so verhielt es sich auf der Teammachine.
Nach dem Einfahren suchte ich mir eine verwinkelte, kleine Landstraße mit vielen engen Kurven und recht holprigem Belag. Das Rad ist bei Gott nicht unwillig, aber auch nicht so agil, wie ich es von einigen anderen Edelrennern der aktuellen Stunde gewohnt bin. Es läuft dadurch auch bei hohem Tempo sehr gut gerade aus, in die Kurve lässt es sich exakt lenken, dabei zeigt sich das BMC aber völlig unaufgeregt und insgesamt eher neutral.
Ich gebe zu, nach all den Klasserädern auf demselben Niveau, bei denen man spürt, dass sie förmlich "der Hafer sticht“, war das eine neue Erfahrung. Ob das nun am relativ breiten Lenker liegt, oder am 120 mm Vorbau, kann ich nicht sagen. Sicher ist, im Laufe der Ausfahrten begann ich diese „Ruhe“ im Fahrwerk doch zu schätzen.
Vorne zeigt sich der Rahmen extra steif, hinten ist der Komfort in der Vertikale sehr gut. Das massive Steuerlager sorgt auch bei richtig harten Antritten für sehr gute Beschleunigung. Das gesamte Fahrwerk ist ein ausgewogener Mix von Komfort und hoher Steifigkeit.
Übrigens: Mit Komfort umschreiben Tester ja gerne: weich wie eine gekochte Nudel. Aber nein, das meine ich nicht. Der Komfort ist am Hinterbau wirklich komfortabel und das Rad ist wirklich steif.
Außergewöhnlich, nahezu fantastisch fand ich die Dura Ace Laufräder. Die Bremsflanken sorgen zusammen mit der verbauten Bremse für enorm bissige, aber gut dosierbare Verzögerung. Die Laufräder sind schön, relativ leicht, sie beschleunigen gut, sie rollen gut, sie sind seitensteif - sie sind perfekt, einfach perfekt!
Auffällig war auch die Schaltfreudigkeit. Ob es an einer besonders gut eingestellten Schaltung lag, oder an der Schaltung/Laufrad-Kombi, kann ich nicht sagen; aber selten zuvor hat eine Schaltung so schnell, so exakt und so leicht den Gang gewechselt, wie die mechanische Dura Ace auf der Teammachine. Sogar am Umwerfer konnte ich kaum einen Unterschied zur DI2 erkennen - und das ist meiner Meinung nach die Stärke der elektronischen Version. Das war schon beindruckend, kann ich versichern.
Was ein leichterer Fahrer (~70 kg) als ich zum BMC sagt? Fragen wir „NoPain“, der mir nach wie vor keines der Testräder überlässt, ohne selbst darauf gefahren zu sein:
"Rein optisch gefällt mir die 2014er-Teammachine richtig gut, denn sie verfügt über eine forschere Lackierung als das Vorgängermodell. Über die Unterschiede in Bezug auf Gewicht, Steifigkeit und Komfort vermag ich kein Urteil zu fällen, da ich auf der "alten" nie gesessen bin.
Obwohl mir der Rahmen in der Größe 56 eine Spur zu groß war, konnte mich das Rad im Rahmen einer langen Probefahrt überzeugen. Es ist für mein Dafürhalten extrem steif, bei Antritten geht's richtig gut nach vorne und auch in schnellen Abfahrten verhält sich das Rad ausgeglichen und spursicher. Ein Rad für echte Rennfahrer - zumindest in meiner Gewichtsklasse.
Den von meinen Testern (und verschiedenen Seiten) angepriesenen hohen Komfort kann ich mit meinen gewonnenen Fahreindrücken nicht bestätigen. Die Gabel fühlt sich sehr hart an und der Hinterbau mit seinen dünnen Sitzstreben dämpft auf holprigem Untergrund die Stöße ausreichend. Ich bleibe dabei - das Rad ist mit Sicherheit der Traum eines jeden Rennfahrers. Für extreme Marathons, eine Alpenüberquerung oder die gemütliche Feierabendrunde wäre mir der Rahmen dann aber doch zu wenig komfortabel."
BMC Teammachine SLR01 | |
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Modelljahr: | 2014 |
Testdauer: | 6 Wochen, ca. 500 km |
+ | niedriges Gewicht ohne Mogelparts |
+ | hohe Steifigkeit trotz Komfort |
+ | neutrales Fahrverhalten |
+ | Dura Ace C24 Clincher LR |
+ | 100% alltagstauglich |
o | Preis mit € 6.990,- relativ hoch, aber nicht übertrieben |
o | leichte Fahrer empfinden den Komfort nicht ganz so hoch wie angepriesen |
BB-Urteil: | Moderner Edelrenner mit bester Ausstattung |
Ein reinrassiges Renngerät, nicht mehr und nicht weniger.
Fahrer mit über 80 kg werden mit dem Komfort recht zufrieden sein, leichtere Fahrer empfinden die Teammaschine (speziell im Steuerbereich) eher als hart und steif.
Das neutrale, sehr unaufgeregte Fahrverhalten war für mich persönlich gewöhnungsbedürftig, nach einer Einlaufphase fühlt man sich aber auch bei Abfahrten mit vielen engen Kurven sehr sicher.
Dass BMC viel Geld, Ingenieurskunst und Hirnschmalz in die Entwicklung dieses Renners investiert hat, spiegelt sich im Praxistest eindeutig wider. Die Ausstattung könnte nicht viel besser sein, ein weiteres, absolutes Highlight sind die Dura Ace Laufräder aus dem Hause Shimano.
Rennfahrer, die es sich leisten können (wollen), werden mit der Teammachine ganz vorne mit dabei sein - zumindest, wenn es um die Wettbewerbsfähigkeit des Materials geht.
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