
"Doppelt so kraftvoll in jeder Hinsicht" - das verspricht der Hersteller GoPro von seiner neuen Kamera. Bereits das Auslaufmodell HD Hero war in Bezug auf Preis/Leistungs eine sehr gute Wahl und die Bildqualität auf dem Niveau wesentlich teurerer Systeme. Unser Redaktionsmodell tut seit Jahren seinen Dienst bei Regen, Schnee, in der Luft und am Bike. Die Kamera musste dabei etliche Abstürze und böse Erschütterungen erleiden, doch bis auf ein paar Kratzer am Gehäuse sind die Folterungen ohne Spuren an Optik und Elektronik vorüber gegangen.
Letzten Herbst hat GoPro das neue Modell HD Hero 2 mit einigen evolutionären Veränderungen und ein paar revolutionären Aussichten präsentiert. Dabei wurde offensichtlich einiges an Kunden-Feedback verarbeitet, ohne dabei die Form der Kamera zu verändern. Die ergonomisch auffälligste Änderung ist das Display.
Display
Ohne Anleitung drückten wir an der alten GoPro oft irgendwelche Tasten, ohne genau zu wissen, was wir eigentlich verstellten, aber immer mit der Hoffnung, zufällig doch die richtige Einstellung zu treffen. Das minimalistische Display der Hero HD mit seinen kryptischen Bezeichnungn (LFF, oSF, bl0, bPF,... ) gehört nun der Vergangenheit an.
Die neue HD Hero 2 bietet ein Punktmatrixdisplay, das verständlich und übersichtlich alle Funktionen und Einstellungen anzeigt. Im Aufname-Betrieb den Modus (Video, Foto, …), die Auflösung, die Anzahl der Clips, die noch verbleibende Aufnahmedauer (Speicherplatz) und den Batteriestand. Im Setup-Menü kann man einfach und schnell durch alle Einstellungen springen – und zwar selbsterklärend statt kryptisch.
Optik
Die Steigerung von "scharf" auf "doppelt so scharf" konnten wir leider aus technischen Gründen nicht kontrollieren. Aber die Tatsache, dass die neue HD 2 bei voller HD-Auflösung (1920x1080) ein Sichtfeld einstellbar von 170°, 127° oder 90° bietet, dürfte auf die deutlich schärfere Optik zurückzuführen sein. Die alte Herocam bietet bei Full-HD ein Feld von 127° und bei 1280x960 ein Feld von 170°.
Was außerdem auffällt ist, dass die Kamera wesentlich schneller auf Licht-Schatten-Wechsel reagiert und der Weißabgleich etwas harmonischer wirkt. In unserem kleinen Testvideo ist deutlich der Unterscheid im Weißton zu merken, wobei das Bild der HD Hero 2 eher der Realität des warmen Lichts der untergehenden Sonne entspricht.
Bei wenig Licht im winterlichen Wald konnten wir in unserem Test, was die Lichtstärke angeht, keine allzu großen Unterschiede zwischen der alten und neuen Kamera entdecken. Hier stößt die Optik der GoPro, zumindest am bewegten Bike, an ihre Grenzen.
Extrem wichtig in diesem Zusammenhang ist die Montage: Je fester und vibrationsärmer die Verbindung von GoPro und Bike, desto besser werden die Aufnahmen. Der Rolling-Shutter-Effekt ist bei starken Vibrationen schwer vermeidbar - das liegt auch an der Konstruktion, da Optik und Elektronik eine relativ schwere Kamera-Einheit bilden. Ist das Objektiv vom Rest der Kamera getrennt, wie z.B. bei der V.I.O. P.O.V. HD, lassen sich zwar Vibrationen minimieren, die Montage des separaten Aufnahmegerätes wird aber im Regelfall umständlicher.
Die Fotoqualität ist bei optimalen Lichtverhältnissen in Ordnung, bei schwierigem Licht (Gegenlicht, schräger Lichteinfall, Licht-Schatten, usw.) stößt die kleine Optik natürlich auch hier an ihre Grenzen. Eine Zusammenstellung an GoPro Fotos wird noch nachgereicht.
Funktionen
- 120fps Slow-Motion Aufnahmen bei 848x480
- 60fps Slow-Motion Aufnahmen bei 1280x720
- 170°, 127° oder 90° bei 1920x1080
- 10 Fotos/Sekunde
- Zeitrafferaufnahmen (alle 0,5, 1, 2, 10, 30, 60 Sekunden)
WiFi Bacpac
Die unserer Meinung nach revolutionäre Ergänzung zum System GoPro ist das WiFi Bacpac. Mit dem neuen Aufsteckmodul, das ab März erscheinen soll, lässt sich die Kamera nicht nur mittels Fernbedienung steuern sondern auch mit iPhone bzw. Android-Handies. Das wird nicht nur die Einrichtung der Kamera erleichtern, sondern unter Umständen auch zu völlig neuen Anwendungsbereichen führen. Laut GoPro sollen damit bis zu 50 Kameras fernsteuerbar und Live-Streaming auf Computer oder ins Web möglich sein.
Gehäuse
Wichtigste Neuerung am Gehäuse sind die vier Record-LEDs, die nun von allen Seiten gut sichtbar zeigen, ob die Kamera aufnimmt oder nicht. Neu sind ein Mini-HDMI Anschluss und ein 3,5mm Klinkenstecker für ein externes Mikrofon. Ansonsten hat sich an der äußeren Erscheinung nichts geändert. Sowohl Akkus als auch 3D-Gehäuse und Module (LCD Bacpac, Battery Bacpac, Floaty-Backdoor für Surfer) sind kompatibel zur alten Hero HD. Die lange Liste an Montagezubehör von der Lenker-/Sitzrohrhalterung über Brustgurt, Helmhalterung, Surfbrett-Halterung bis zu Stativanschluss, Saugnapf, usw. lässt kaum Wünsche offen.
Kritik
Einzig wirklich störender Punkt bei der Bedienung der GoPro ist das Aus- und Einschalten im One-Button-Mode. Gerade am Bike ist dieser Modus fein, da mit einem Knopf die Kamera ein- und ausgeschaltet werden kann. Beim Ausschalten muss man allerdings mehrere Sekunden am Knopf bleiben, bis die Kamera durch mehrmaliges Piepsen das Ausschalten bestätigt. Was auf einfachen Trails kein Problem ist, kann während der Fahrt auf rumpeligen Pisten schon mal zur Nervenprobe werden.
Der Schiebeknopf bei den Contour-Kameras ist nicht nur einfach zu bedienen, er liefert auch optisches und haptisches Feedback, ob die Kamera läuft oder nicht. Vielleicht schaffen ein Firmware-Update oder die neue Fernbedienung Abhilfe für unser Problem.
Fazit
GoPro HD Hero 2 | |
---|---|
+ | Bildqualität |
+ | Neues Punktmatrix-Display |
+ | 4 Record LEDs |
+ | Mikro-Eingang |
+ | Linse (170°-90° bei Full-HD) |
+ | 120fps Slow-Motion Modus |
+ | Beheizter Akku |
+ | Module (WiFi, LCD, Zusatzakku) |
o | Lichtstärke des Objektivs |
o | Fotoqualität |
- | Record-Knopf |
BB-Urteil: | oida, voi leiwand |
GoPro ist auf dem richtigen Weg. Die HD Hero 2 bietet viele Neuerungen die das Arbeiten mit der Kamera erleichtern (Display, Record-Lichter) und auch kreativ mehr Möglichkeiten eröffnen (Slow-Motion, 10 Fotos/Sekunde, Mikro-Eingang). Gleichzeitig ist das Gehäuse unverändert, sodass man Zubehör wie diverse Montage-Vorrichtungen oder die "Bacpacs" weiter verwenden kann. Die schärfere Optik stößt bei schlechtem Licht zwar weiterhin an ihre Grenzen, erlaubt aber bei Full-HD ein Aufnahmefeld von 90°-170° (per Software einstellbar). Außerdem lieferte bereits das Vorgängermodell HD Hero eines der besten Videobilder in diesem Segment.
Gespannt sind wir jedenfalls auf das neue Wifi Bacpac mit iPhone und Android-App, das wir nach Erscheinen in diesem Bericht vorstellen werden. Das größte Potenzial dieser Mini-Kameras sehe ich vor allem in der Weiterentwicklung der Chips und Optiken, was Rauschverhalten und die Bildqualität bei schlechten Lichtverhältnissen angeht. Weitere Miniaturisierung und elektronische Optimierung könnten Vibrationen verringern und zum Reduzieren des Rolling-Shutter-Effekts beitragen.
Unterm Strich ist die GoPro Serie schon auf einem sehr hohen Level, was Qualität und Funktionsumfang betrifft. Selbst professionelle Produktionen greifen aufgrund des niedrigen Preises und der guten Bildqualität gelegentlich auf die Herocam zurück.