
Scott Foil Disc & Addict Disc 2018
06.09.17 07:35 35.0992017-09-06T07:35:00+00:00Text: Luke BiketalkerFotos: NoPain; Luke Biketalker; Markus Greber (Action)Disc-O Party. Sowohl das aerodynamisch optimierte Foil, als auch das neu entwickelte und frisch platzierte Addict bekommen Scheibenbremsen.06.09.17 07:35 35.2242017-09-06T07:35:00+00:00Scott Foil Disc & Addict Disc 2018
06.09.17 07:35 35.2242017-09-06T07:35:00+00:006 Kommentare Luke Biketalker NoPain; Luke Biketalker; Markus Greber (Action)Disc-O Party. Sowohl das aerodynamisch optimierte Foil, als auch das neu entwickelte und frisch platzierte Addict bekommen Scheibenbremsen.06.09.17 07:35 35.2242017-09-06T07:35:00+00:00Bei Scott glaubt man fest an die Zukunft und vor allem Performance-Vorteile von Rennrad-Scheibenbremsen. So fest, dass es für 2018 die gesamte Palette an Rennrädern auch mit Disc geben wird.
Besagte Palette schließt neben dem neuen Addict, welches nun etwas entspannter auftritt und Solace wie CR1 ersetzt, auch das Foil mit ein. Der erste Aerorenner, welcher 2016 Paris-Roubaix gewinnen konnte, kommt nun also in den Genuss von mehr Bremspower.
Wir waren im Vorfeld der Eurobike bei Scott und haben sowohl das Foil Disc als auch das Addict Disc genauer unter die Lupe genommen.
Foil Disc
Das aktuelle Foil in Felgenbrems-Variante wurde ja bereits Mitte 2015 vorgestellt und errang seither zahlreiche Pro-Tour Siege. Mit der nun nachgereichten Disc-Variante möchte Scott diese Tradition aufrecht erhalten. Dabei will Scott das Foil nicht als reinen Aerorenner verstanden sehen, sondern als durchaus komfortablen, fahrstabilen und leichten Untersatz für Fans schneller Kilometer. Aerodynamik, leichtes Gewicht, Steifigkeit und Komfort - so betiteln die Entwickler die vier Eckpfeiler des scheibengebremsten Renners.
Aerodynamik
Scheibenbremsen mögen vieles sein, und, wenn richtig dimensioniert, auch vieles bieten - bloß per definitionem aerodynamisch, das sind sie gewiss nicht. Laut den bei 48 km/h erhobenen Messdaten von Scott gerät ein beliebiges Rennrad durch die bloße Addition von Scheibenbremsen im Schnitt drei Watt in Rückstand. Dies war der Penalty, mit dem sich die Ingenieure konfrontiert sahen und den es möglichst auszugleichen galt.
Am direktesten dem Wind ausgesetzt, soviel ist klar, ist die vordere Scheibe selbst. Dies ist gleichzeitig auch jener Bereich, welcher sich schon rein optisch am stärksten vom felgengebremsten Foil unterscheidet. Dafür wurde die Gabel von Grund auf neu entwickelt. Längst nicht nur, um den asymmetrischen Kräften der Scheibenbremse gewachsen zu sein.
Die Leitung verläuft windgeschützt im Inneren der Gabel. Zwei Finnen, eine etwas kleinere antriebsseitig sowie eine größere über dem Bremssattel, nehmen sich der Aerodynamik an. Etwa ein Watt dürfte sich dadurch einsparen lassen. Gleichzeitig ist der Hebel der 12 x 100 mm Steckachse, wie auch jener der hinteren 12 x 142 mm abnehmbar, der Gewindekopf sitzt etwas tiefer in der Gabel als üblich. Nebst sauberer Optik eliminiert sich so ein weiteres Watt. Im Rohrquerschnitt, wenn man so will, „rundere“ Ecken und Abrisskanten am Rahmen sollen für bessere Seitenwind-Stabilität sorgen.
Das Steuerrohr des Foil mit seinem ganzflächigen Aero-Profil garantiert einen maximal aerodynamischen Übergang zwischen Rahmen und Gabel. Die das Sitzrohr und dessen Formsprache weiterführende Sattelstütze mit fünf oder 20 mm Setback sowie die integrierte Sattelklemme fügen sich ebenfalls dem Luftstrom.
Ein weiterer Aerovorteil liegt in den durch die Scheibenbremsen möglichen Laufrad/Reifen-Kombinationen. Bis zu 30c Reifenfreiheit bietet das Foil. Ausgeliefert wird mit 28 mm Continental GP 4000 S II Pneus. Am Topmodell Foil Premium Disc Di2 etwa schließen die serienmäßigen Zipp 303 NSW bündig mit dem 28 mm Reifen ab - aerodynamisch erwiesenermaßen ein großer Vorteil.
Und auch die gemeinsam mit dem hauseigenen Komponentenhersteller Syncros entwickelte Vorbau-Lenkereinheit trägt weitere vier Watt zur Leistungsfuchserei bei. In insgesamt neun Kombinationen erhältlich, wiegt das Syncros Aero RR 1.0 Cockpit ab 395 g, zwei Montagemöglichkeiten für die Garmin Edge Serie inklusive. Leider wird es nur an den Topmodellen serienmäßig zu finden sein.
Leichtgewicht
Aerodynamisch optimiertes Rahmenset, kräftige Scheibenbremsen, Steckachsen, und dennoch stoppt die Waage des Topmodells bei 7,3 kg - inklusive Zipp 303, 28 mm Conti-Pneus und - das macht besonders froh - 160 mm Scheiben rundum.
Im Gegensatz zum Standard-Foil kommt die Gabel des Foil Disc bereits in einem Stück aus der Form. Die Ausfallenden sind dabei eben nicht mehr einlaminiert, sondern bereits Teil der Forke. Dadurch, dass die Carbonfaser in einem Guss von Ausfallende bis Steuerrohr laufen kann, musste die optimierte Gabel trotz Aerofinnen, Flatmount-Aufnahmen und höherer Steifigkeit lediglich 15 g gegenüber ihrem Pendant für Felgenbremsen einbüßen.
Am hinteren Rahmendreieck - die Scheibenbremsen befreien den Übergang von Tretlager zu Kettenstreben von der Felgenbremse, machen aber Adaptationen an der linken Kettenstrebe notwendig, um die Kräfte der Flatmount Disc in den Rahmen einzuleiten - wurde ebenfalls Hand angelegt.
Besagtes hinteres Rahmendreieck ist nun auch in einem Stück gefertigt, die Ausfallenden sind hohl und kommen ohne schwere Alu-Inserts aus. In diesem Bereich spricht Scott von 25 g Mehrgewicht gegenüber dem Plattformbruder Foil. Insgesamt soll das Foil Disc dadurch lediglich 40 g Zusatzballast mit sich herumschleppen - beinahe schon vernachlässigbar, oder nicht? Das Rahmengewicht soll jedenfalls bei 985 g, jenes der Gabel bei 350 g liegen.
Steifigkeit
Was wäre ein Aero-Renner, würde er sich unter den Beinen der Pro-Tour Athleten bei Ausreißversuchen oder im harten Positionskampf der finalen Meter einer Sprintankunft winden wie Balsaholz? Nicht zuletzt dank der Steckachsen (welche durch ein schlauen Systems weniger Umdrehungen benötigen, um fest zu sitzen, und damit auch schneller aus- und eingebaut werden können) und der höheren Belastungen von Scheibenbremsen liegt die Steifigkeit der Foil Disc-Gabel über dem Niveau des Foil. Tretlagerbereich und Steuerrohr, so sagen die Scott-Ingenieure, bleiben zwischen den beiden Modellvarianten gleichwertig.
Komfort
Klar, ein großer Teil des Komforts liegt bei modernen Bikes mit großer Reifenfreiheit gewiss in der Dämpfungscharakteristik der breiten Pneus. Bis zu 30 mm gibt Scott für das Foil frei, wobei wohl noch einige Bonus-Millimeter drinnen wären. Doch auch in den Rahmen flossen viele Stunden Entwicklungsarbeit, um ihm ein Extra an "Compliance", wie es im Englischen heißt, mitzugeben. So wandert der Übergang von Sitzstreben zu Sitzrohr etwas tiefer, die Streben selbst sind blattfedernartig abgeflacht. Zusätzlich sind, ganz dem Konzept von Stiffness-Zone (Steuer-, Unterrohr und Tretlager) vs. Comfort-Zone (Ober- und Sitzrohr) entsprechend, sowohl Ober- wie auch Sitzrohr so geformt, dass sie ein gewisses Maß an Nachgiebigkeit erlauben. Gemeinsam, und das können wir nach einer kurzen Testrunde bestätigen, filtern Reifen und Rahmen gekonnt die Einflüsse der Straße.
Scott bietet das neue Foil Disc voraussichtlich ab Anfang 2018 in vier Modellvarianten plus einem Rahmenset an. Den Einstieg macht das Foil 10 Disc mit € 2.999,-, gefolgt vom Foil 20 Disc mit mechanischer Ultegra für € 3.599,-. Ultegra Di2 gibt es am Foil 10 Disc zum Preis von € 4.699,-. Das (abgebildete) Topmodell Foil Premium Disc mit HMX Rahmen und Dura Ace Di2 kommt auf stolze € 11.999,-. Wer lieber selbst aufbaut, der kann gegen € 4.399,- auch nur das Rahmenset des Foil Premium bekommen.
Das (neue) Addict Disc
Im übrigen Rennrad-Lineup hat Scott etwas aufgeräumt, und stiftet gleichzeitig Verwirrung. Wir versuchen zu klären: Das bereits 2017 erhältliche Addict Disc geht, bis auf den Namen, großteils unverändert als Addict RC Disc in die Saison 2018. Mit rennorientierter Geometrie richtet es sich vor allem ans leistungsorientierte Publikum. Daneben wurden Solace und CR1 aus dem Katalog gestrichen, an deren Stelle rückt nun ein gänzlich neu entwickeltes Addict Disc.
Im Vergleich zur Race-Geo des Addict RC sitzt es sich am Addict deutlich komfortabler und massentauglicher. Bei Rahmenhöhe 54 fällt der Reach um 8 mm kürzer, der Stack um ganze 23 mm höher aus. Die Reifenfreiheit erhöht sich im direkten Vergleich zum rennorientierten Pendant von 28 auf 30 mm, was dem (Langstrecken-)Komfort ebenfalls zuträglich sein dürfte. Wie an allen Disc-Rennern bei Scott werden die Naben mit 100 x 12 mm und 142 x 12 mm Steckachsen geklemmt. Ein weiterer Schlüsselfaktor des Addict Disc ist ganz klar sein Preis. Um dem Kunden ein möglichst attraktives Paket schnüren zu können ohne Einbußen an der Performance hinnehmen zu müssen, arbeitete man an neuen Fertigungsmethoden.
Durch Optimierungen in der Logistik, insgesamt weniger Einzelteile und damit reduzierte Arbeitsschritte erreichte Scott etwa 20 % Zeitersparnis. Die Verwendung von etwas günstigeren MF-Carbonfasern trug ebenfalls das Ihre zur Kostensenkung bei.
Unterm Strich bringt es das Addict Disc auf das selbe Steifigkeitsniveau wie das Solace - allerdings bei deutlich geringerem Gewicht und günstigerem Preispunkt. 1.390 g bringt das Rahmenset auf die Waage - zum Vergleich: beim Addict RC sind es 1.175 g. Die Preise müssen erst bestätigt werden, dürften aber je nach Modell zwischen € 1.700,- und € 2.600,- rangieren.
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