
Sidi Wire 2 Carbon
07.05.19 06:35 14.3322019-05-07T06:35:00+00:00Text: Luke Biketalker Fotos: Erwin HaidenOb der italienische Verkaufsschlager seinem guten Ruf gerecht wird? Wir haben den Wire 2 Carbon auf und abseits des Rennrads ausprobiert.07.05.19 06:35 14.4682019-05-07T06:35:00+00:00Sidi Wire 2 Carbon
07.05.19 06:35 14.4682019-05-07T06:35:00+00:009 Kommentare Luke Biketalker Erwin HaidenOb der italienische Verkaufsschlager seinem guten Ruf gerecht wird? Wir haben den Wire 2 Carbon auf und abseits des Rennrads ausprobiert.07.05.19 06:35 14.4682019-05-07T06:35:00+00:00Lange Zeit war der Wire Topseller bei Sidi, und auch, als ihm der Shot den Rang als Flaggschiff ablief, blieb der Wire eine beliebte Alternative. Dessen legitimer Nachfolger, der Wire 2 Carbon ist der jüngste Neuzugang im Sortiment der Italiener und weiß sich erneut mit einer ganzen Reihe von Features bei Profis wie Amateuren beliebt zu machen.
Hinter der Bezeichnung Techpro versteckt sich ein im Obermaterial vernähtes Mikrofaser-Kunstleder. In Italien hergestellt und mit dem OEKO-TEX Zertifikat ausgezeichnet, soll es für Langlebigkeit, Atmungsaktivität und Wasserresistenz sorgen.
Reichlich Carbon steckt hingegen in der Vent Carbon Sohle. Leicht und steif, das darf man sich in der Preisklasse des Wire 2 erwarten. Etwas anders gedacht ist allerdings der eingearbeitete (leichte) Flexgrad im Zehenbereich. Diese nachgiebige Zone entlastet die Sehnen und hilft die Durchblutung zu fördern. Integrierte Kanäle in der Sohle sorgen - daher der Name Vent Carbon - für gute Belüftung. Diese können über einen Schieber im Zehenbereich geöffnet oder geschlossen werden. Austauschbare Fersen- und Zehenabsätze aus PU sorgen für überraschend gute „walkability“.
Geschlossen wird der Wire 2 über Sidis hauseigenes Kabel-System Tecno-3 mit Push-Button. Dieses zieht sich über den gesamten Vorfuß und erlaubt eine präzise Einstellung des Volumens. Zwei Stellräder finden sich am Wire 2. Eines, das den Spann über eine Art Schnalle fixiert und eines, das nun wie am Shot zentral über der Zunge sitzt und eben den Vorfuß reguliert.
An der Ferse garantiert eine feste Fersenkappe guten Sitz. Sidi-typisch lässt sich deren Weite über eine Klammer verstellen.
Dass so viel Technik ihren Preis hat, ist klar. Der UVP liegt bei 360 Euro …
Was wir mögen, und was nicht
Schlüpft man in den Sidi Wire 2 Carbon, stellt sich noch im Stand der erste Aha-Effekt ein. Zwangen ältere Sidi-Modelle - zumindest meinen Fuß - stets in eine etwas unangenehme Supination, so überzeugt das neue Modell mit sehr neutralem Stand im Schuh, was sich subjektiv auch während der Fahrt positiv auf die Beinachse auswirkt.
Ein kleiner roter Knopf entriegelt das Tecno-3 System, lässt dann das Stellrad über einen kleinen Henkel drehen, um den Schuh enger zu machen. Wieder eingeklappt, sitzt der Schuh zuverlässig.
Will man aussteigen, müssen ein bzw. zwei Hebel direkt am Ergo-Dial gedrückt werden. Die zweite Hand hebt dann die Zunge an und öffnet den Schuh. Das können die diversen Boa-Systeme deutlich komfortabler.
- 12 km Spaziergang über Schotter, Wiese und Asphalt haben zwar die Look-Cleats ruiniert. Die Carbonsohle des Sidi Wire 2 scheint davon allerdings unbeeindruckt.12 km Spaziergang über Schotter, Wiese und Asphalt haben zwar die Look-Cleats ruiniert. Die Carbonsohle des Sidi Wire 2 scheint davon allerdings unbeeindruckt.
Top ist hingegen der Tragekomfort des Schuhs. Sollte die Zunge im Rist auch nach den ersten Ausfahrten noch nicht geschmeidig geworden sein und drücken, kann sie an den drei Kerbungen gekürzt werden. Selbst meine schmale Ferse sitzt außerordentlich gut. Um den Effekt der dort ansässigen Breitenverstellung zu erahnen, braucht es aber wohl mehr Fleisch.
Im Vorfuß fällt der Sidi breiter aus als vergleichbare Modelle von Shimano, Giro oder Specialized. Dennoch hat man nicht das Gefühl zu schwimmen oder das Volumen weiter reduzieren zu müssen. Nach wenigen Kilometern breiten sich die Zehen aus, so wie sie es sollen und sorgen für gute Kraftübertragung. Denn ein verkrampfter Vorfuß in zu schmalen Schuhen, das hat man mittlerweile erkannt, ist wenig leistungsförderlich. Specialized beispielsweise tritt dem mit einer Wölbung im Vorfußbereich entgegen, der den Zehen so mehr Raum für einen aufgefächerten Stand gibt. Sidi löst das Problem offensichtlich durch etwas mehr generelle Breite im Vorfuß.
Ohne Druckstellen und mit gutem Sitz überträgt die steife Sohle die Kraft erwartungsgemäß effizient. Ein unfreiwilliger 12 km Fußmarsch quer über die dämmernde Donauinsel und vorbei an den schönsten Orten des 20. Wiener Gemeindebezirks attestiert den austauschbaren Fersen- und Zehengrippern zudem guten Gehkomfort. Und auch die Sohle selbst scheint für die Ewigkeit gebaut. Denn wirkliche Spuren hat die Abendwanderung keine hinterlassen. Dabei sind 12 km wohl weit mehr als die meisten Wire 2 in ihrem Leben per pedes jemals werden abspulen müssen.
Ein kleiner Wermutstropfen für alle Gramm-Feilscher ist das Gewicht. Denn mit 315 g je Schuh in Größe 44 (Bikeboard-Messung 320 g) fällt der Sidi Wire Carbon 2 eher ans schwere Ende des Spektrums. Da ist sogar manch preislich ähnlich angesiedelter MTB-Treter leichter. Preislich liegt der Sidi Wire 2 Carbon, wie bereits erwähnt, bei € 360.