Auf Achse: Berge, Ballern, Sonnenflimmer - Ein paar Tage Malle gehen immer!

Das Leben ist zu kurz für beschissene Regenausfahrten im Dezember - absolut keinen Bock auf Nebelsuppe, gepaart mit feuchtem Hintern vom Spritzwasser. Oder noch besser: Frösteln am Rennrad. Sinnloses Leiden? Sicher nicht mit mir!

Aber Rouvy? Auch keine wirkliche Option. Ich habe mir zwar wieder einen Wahoo Kickr ins Wohnzimmer gestellt, aber der fungiert aktuell eher als teure Deko. (Im neuen Jahr dann. Wirklich, versprochen, hoch und heilig. Ehrenwort.)

Also, was bleibt? In meiner Verzweiflung bin ich inzwischen regelmäßig ins Schwimmbad gepilgert, um dort Bahnen zu ziehen - wie ein wildes Tier, das im Käfig seine Kreise dreht. Eine Lösung? Wohl kaum.

Ergo muss das Weihnachtsgeld verfrüht dran glauben - immerhin für einen guten Zweck. Für das Ticket steck' ich der AUA gern die zwei Hunderter in die Turbine, und weil ich über die Jahre ein wirklich fauler Hund geworden bin, nehm' ich nicht mal mein eigenes Rad mit auf die Insel. Den Sehnsuchtsort vieler (gescheiterter) Rennradamateurprofis kenne ich bisher nur aus Erzählungen, doch jetzt ist es soweit: Malle!

Der Flughafentransfer wird diesmal dankenswerterweise von der NoPain Taxi, Import & Export GmbH übernommen. Pünktlich steht der Chauffeur am Reisetag vor der Tür. "Also, fit bin i ned wirklich, wird eher a gemütliche Partie", sagt er. "Ja, das passt mir ganz gut", antworte ich. Mehr wird nicht gesprochen - Worte werden ohnehin überbewertet.

Kurz nach Mittag landen wir in Palma de Mallorca. Es hat knapp 24 Grad, die Sonne scheint - das Leben ist doch lebenswert. Ich verstehe all die deutschen Rentner:innen, die sich in der Pension die Haut hier unten gerben lassen. Es ist tatsächlich nicht so übel im 17. Bundesland.

Dann geht alles recht schnell: Transfer zum Hotel. Natürlich die feinste Absteige gewählt: Im Iberostar Cristina werden wir die nächsten Tage verbringen. Schnell den Kram aufs Zimmer gebracht, und ab zum Radverleih, um das Material auszuheben. Das Rennraderlebnis im Disneyland namens Mallorca kann beginnen!

#1 Wir waren selbstverständlich zu spät dran, entdeckten jedoch die Mechaniker hinter verschlossenen Türen bei der Arbeit und "stellten diese zur Rede". Freundlicherweise nahmen sie sich spontan Zeit, uns beide Bikes auszuhändigen - quasi: "Wenn wir schon da sind, können wir's auch gleich machen."
Super Einstellung, großes Dankeschön! Keine 30 Minuten später waren wir bereits unterwegs.

​​​​​​Zeit, eine monetäre Zwischenbilanz zu ziehen.

* Inkl. 23 kg Aufgabegepäck, 8 kg Handgepäck plus kleinem Gepäckstück
** Inkl. Huerzeler Sportbeutel, Trinkflasche, Huerzeler Team Trikot, Radsportkarte, kl. Geschenk
*** Weitere Einsparungen möglich: ein Miettag weniger, billigerer Flug, ohne Haftungsausschluss

Tipp zur Mitnahme des eigenen Rads:
Die Austrian hätte für den Radtransport 300 Euro veranschlagt, und Huerzeler zusätzlich 50 Euro für den Flughafentransfer. Der Radkeller ist kostenlos. Zum Aufwand des Verpackens, dem Risiko des Transports und möglichen Beschädigungen während des Urlaubs kommen in unserem Beispiel also noch 350 Euro an Kosten hinzu.

Oder man mietet ein solides Rennrad mit Di2 für 212 Euro (inkl. Haftungsausschluss) direkt bei Huerzeler und gibt das verdreckte, angeschwitzte, geschundene Bike einfach kurz vorm Abflug an der Verleihstation ab.

#2 S'Arenal ist bekannt für den Ballermann, wirklich Rennrad fahren kann man hier jedoch nicht. Zumindest nicht ab dem Hotel, denn der Weg zu den richtig guten Gegenden dauert recht lange. Die Serra de Tramuntana, der einzige tatsächlich hügelige Abschnitt, liegt eine gute Radstunde im Norden. Der Weg zum Einstieg ist zwar keineswegs furchtbar, aber sicherlich auch kein Highlight. Der Vorteil unserer südlichen Lage ist jedoch die Nähe zum Flughafen - kein ewiger Transport, der zwischen dir und dem Rennradvergnügen steht, sowie diverse Radshops, die für Ersatzteile, Reparaturen oder zu Hause vergessenes Equipment geöffnet haben.

ad #1: Mit Komoot und einem Radcomputer oder Smartphone mit guter Kartenauflösung lassen sich schon vom ersten Meter an abwechslungsreiche, windgeschützte und verkehrsarme Straßen abseits von Autobahnen und Städtechaos unter die Slicks nehmen.

#4 Gravel ist kaum interessant. Nachdem ich ein großer (der größte?) Gran Canaria-Fan bin und letztes Jahr das Eiland mit meinem Crux durchpflügt habe, liebe ich das Gravelbike als Ausflugsfahrrad. Plötzlich bieten sich immer wieder neue, interessante Abkürzungen oder Wege, und auch das Planen der Routen mit Komoot ist viel aufregender, da man nicht an Asphalt gebunden ist. Auf Mallorca sind mir jedoch kaum Schotterwege ins Auge gestochen, und die wenigen, die mir aufgefallen sind, waren fast alle mit dem Hinweisschild "Privada" versehen.

ad #3: Graveln ist auch auf Mallorca möglich, jedoch nicht in den Gegenden, in denen wir mit unseren Rennrädern unterwegs waren.

Die Rahmenbedingungen für ein kurzes und intensives, aber sorgloses Radcamp könnten nicht besser sein: Kurze Wege, günstig und unkompliziert. Ein Rezept, das funktionieren muss. Wir haben unser Gesamtpaket über Huerzeler gebucht, bis auf Flug, all inclusive. Das schaffen selbst Talentbefreite wie wir ohne Probleme. Das Cube Agree mit Ultegra Di2 ist jetzt zwar kein Rad, das wir uns privat kaufen würden, aber als Leihrad gibt es daran nichts auszusetzen.

Unser Hotel war wirklich schön, liegt direkt am Strand (wenn man auf sowas Wert legt), verfügt über einen eigenen Indoor-Pool sowie Sauna und Fitnessbereich, und das Buffet war sowohl am Morgen als auch abends immer top. Dazu kommt der doppelt abgesperrte Radkeller, für Gäste zugängliche Waschmaschinen und Trockner sowie kostenlose Trinkwasserspender auf dem Gang.

Mallorca selbst hat auch genug zu bieten: Der Nordwesten mit seiner malerischen Küstenlandschaft und vielen Klassikern wie Coll de Sóller, dem Orient oder Sa Calobra bietet eine wunderbare Kulisse für schöne Ausfahrten.

Auch der Rest der Insel ist nicht übel. Die Gegenden, in denen wir unterwegs waren, hatten definitiv ihren Reiz. Es müssen ja nicht immer epische Bergpässe sein, deren Passage man im Schweiße seines Angesichts hart erarbeiten muss – manchmal reicht auch der Puig de Randa mit seinen knapp 500 Höhenmetern. Besonders die kleinen Städtchen im Hinterland haben es mir angetan. Petra, Santa Margalida, Sineu und wie sie alle heißen, sind im Vergleich zu Palma und der angrenzenden südlichen Bucht wahre Kleinode und definitiv einen Kaffeestopp wert.

Werde ich wieder hinfahren? Soviel ist sicher: Sobald das Thermometer bei uns wieder unter 10 Grad fällt, liegt diese Option auf dem Tisch.

Dein nächstes Radsporterlebnis wartet – greif jetzt zu!