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Imprägnieren von Funktionsbekleidung

Funktionsbekleidung funktioniert mittlerweile recht passabel. Nur einen echten Engpass gibt es noch: die Imprägnierung (auch DWR für " durable water repellent" oder "wasserabweisende Ausrüstung" genannt). Selbst die Originalimprägnierung der besten Funktionsmaterialien hält nicht ewig -irgendwann saugt sich der Oberstoff mit Wasser voll. Die unangenehmen Folgen:

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Perfekte Imprägnierung bei einer neuen Jacke. Foto: Fibertec

  1. Die Atmungsaktivität lässt bis zu 60 % nach.
  2. Die Wärmeableitung nimmt stark zu. Schnell fühlt man sich nass, kalt und unwohl.
  3. Das Trocknen nasser Bekleidung dauert viel länger.
  4. Im Extremfall können Schmutz und Körperfette sogar bewirken, dass die Jacke kaputt geht: Die Nahtbänder lösen sich oder die Membran delaminiert (= der Oberstoff löst sich von der Membran und wirft dabei Blasen).
Was tun, damit das Wasser wieder abperlt? Die serienmäßige Ausrüstung der meisten Funktionsmaterialien kann man nach den ersten Wäschen durch Wärme reaktivieren (30 min. im Trockner bei 60°C oder bei niedrigster Stufe bügeln). Wenn trotz dieser Behandlung kein Abperleffekt eintritt, ist der Zeitpunkt zur Nachimprägnierung gekommen.

Schritt 1: Waschen

Zunächst muss man das gute Stück auf jeden Fall waschen. Die Mär‘, dass man Gore-Tex & Co. so selten wie möglich waschen soll, ist Unfug! Schmutz verschlechtert den Wasserdampfdurchgang und die Imprägnierung. Und gute Laminate bzw. Beschichtungen halten viele Wäschen aus.
Allerdings sollte man nicht gedankenlos ins Supermarktregal greifen und das billigste Pulver in die Waschmaschine kippen. Guido Augustiniak, Chef des deutschen Pflege- und Reinigungsmittelspezialisten Fibertec, erklärt: "Es ist kein Zufall, dass praktisch alle Hersteller von Nachimprägniermitteln die Wäsche mit einem eigenen Waschmittel empfehlen. Wir haben bei unseren Versuchsreihen festgestellt, dass die Chemie des Waschmittels und des Imprägniermittels zusammen passen müssen."

Wichtig bei der Wäsche ist in jedem Fall:
  • Die Waschanleitung der Bekleidung beachten!
  • Verklebte Waschpulverreste im Einfüllschacht der Waschmaschine zuvor entfernen!
  • Hände weg von Weichspülern! Wer ohne ein Spezialwaschmittel wäscht, sollte ein Feinwaschmittel ohne Weichspülerzusatz verwenden.
  • Nach der Wäsche nochmals NUR mit Wasser nachspülen.
  • Bekleidung mit Membranen oder Beschichtungen NICHT schleudern.

Schritt 2: Imprägnieren

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Nach der Wäsche stellt sich die Frage nach dem Imprägniermittel. Derzeit werden im Allgemeinen vier Technologien verwendet: Wirkstoffe auf Basis von C8- oder C6-Fluorcarbon-Verbindungen, von Silikonen und von Polyurethan-Dendrimeren. Alle Wirkstoffe haben Vor- und Nachteile (siehe Tabelle), wobei C8 Fluorcarbon zwar am besten wirkt, jedoch so umwelt- und gesundheitsschädlich ist, dass es in vielen Ländern bereits verboten ist oder verboten wird. C8 Fluorcarbon (bzw. dessen Vorprodukte) enthält nämlich perfluorierte Tenside (PFT).
Eine „grüne Alternative“ stellen Imprägnierungen auf Basis von Polyurethan-Dendrimeren dar. Sie funktionieren annähernd so gut wie C6-Fluorcarbon, aber sie sind umwelt- und gesundheitsverträglich. Gegenüber Silikonen bieten sie weitere Vorteile:
  • Sie sind biologisch abbaubar.
  • Ihre Wirkstoffe sind „kompatibel“ mit der auf Fluorcarbon basierenden Originalausrüstung der meisten Funktionsjacken.
  • Silikone können die Atmungsaktivität von Funktionsjacken spürbar reduzieren.
  • An Polyurethan-Dendrimeren bleibt – anders als bei Silikon – kein Schmutz haften.

Zurzeit (Stand: Oktober 2010) gibt es nur einen Hersteller von Nachimprägniermitteln auf Basis von Polyurethan-Dendrimeren: die kleine deutsche Firma Fibertec mit dem Mittel GreenGuard. Daneben gibt es weitere Hersteller mit umweltfreundlichen, weil wasserbasierenden, Produkten – allen voran der britische Marktführer Nikwax.
  • GreenGuard und ProWash von Fibertec.GreenGuard und ProWash von Fibertec.
    GreenGuard und ProWash von Fibertec.
    GreenGuard und ProWash von Fibertec.
  • Wasch- und Imprägniermittel von Nikwax.Wasch- und Imprägniermittel von Nikwax.
    Wasch- und Imprägniermittel von Nikwax.
    Wasch- und Imprägniermittel von Nikwax.

Schritt 3: Hitze hilft

Fast alle Imprägniermittel funktionieren besser, wenn man die Bekleidung nach dem Imprägnieren mit Hitze behandelt. Idealerweise steckt man sie für mindestens 30 Minuten bei 60°C in den Trockner. Wer keinen Trockner hat, kann auch auf niedrigster Stufe bügeln.
Besonders wichtig ist die Hitzeeinwirkung bei den Polyurethan-Dendrimeren: Ohne Hitze entwickeln sie keine Imprägnierwirkung! Aber auch Fluorcarbone und Silikone funktionieren mit Hitze besser als ohne.

Ob mit oder ohne Hitze – Wunder sollte man von keinem Imprägniermittel erwarten. Wäre bereits die Original-DWR-Ausrüstung perfekt (= „ewig“ haltbar), gäbe es auch keinen Bedarf zur Nachimprägnierung. Die Haltbarkeit sämtlicher Original- sowie Nachimprägnierungen bietet noch Verbesserungspotenzial.

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