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OneUp - Einfach zahlt sich mehrfach aus

OneUp - Einfach zahlt sich mehrfach aus

18.04.16 09:40 10.696Text: Ralf Hauser
Ralf Hauser
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Fotos: NR22, Chiara Stifter
Einfachschaltungen sind in aller Munde. Es muss aber nicht gleich die ganze Schaltgruppe gewechselt werden, um einen Schalthebel loszuwerden. Die vifen Geister von OneUp Components bieten mittels nachrüstbaren Riesen-Ritzeln Wege zum günstigen "Abrüsten".18.04.16 09:40 10.723

OneUp - Einfach zahlt sich mehrfach aus

18.04.16 09:40 10.7231 Kommentare Ralf Hauser
Ralf Hauser
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NR22, Chiara Stifter
Einfachschaltungen sind in aller Munde. Es muss aber nicht gleich die ganze Schaltgruppe gewechselt werden, um einen Schalthebel loszuwerden. Die vifen Geister von OneUp Components bieten mittels nachrüstbaren Riesen-Ritzeln Wege zum günstigen "Abrüsten".18.04.16 09:40 10.723

Ich muss gestehen, ich war noch nie ein besonders großer Freund von Umwerfern. Es fängt bei der mühsamen Einstellung an, erreicht bei einem verhunzten Gangwechsel in Form eines Chainsucks seinen Höhepunkt und hört beim ständigen Schleifen in irgendeiner Gangkombination auf. Natürlich variieren derartige Frustrationen je nach Jahrgang und Modell (oder treten im besten Fall gar nicht auf). Dass man sich in gewissen Situationen allerdings darauf konzentrieren muss, in welcher Gangkombination man sich nun eigentlich befindet, um nicht über Kreuz zu schalten (zumindest bei Dreifach-Kettenblattkombinationen), und der eigentliche Schaltvorgang mit einer gewissen Verzögerung abläuft, darum kommt man kaum herum.

Darum: Weg mit dem D****, aber wenn's geht, bitte kostengünstig. Auftritt eine Firma aus Kanada. OneUp wurde von drei ehemaligen Ingenieuren der Firma Race Face gegründet und positioniert sich als Antriebs-Spezialist. Im Portfolio: ovale und runde Kettenblätter, Kettenführungen u.ä. Dem von OneUp entwickelten Zusatzritzel wurde ein Patent zugesprochen. Es ist mittlerweile bis für 11-fach Ritzelpakete als 44 und 45er-Ritzel erhältlich und bei Shimano-Schaltungen neuerdings sogar auf eine Größe von bis zu 50 Zähnen umrüstbar.
Kettenblätter sind für 104 mm (30, 32, 34, 36t) und 94 mm (30, 32, 34t) Loch-Durchmesser erhältlich. Das 42er-Ritzel wird aus 7075-T6 Aluminium gefertigt, das 16er Ritzel aus gehärtetem verchromten Stahl. Alle Versionen sind auch in eloxiertem Grün zu bekommen.
Bestellbar sind die Teile im Direktvertrieb über die Website www.oneupcomponents.com

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Die Daten

Im Test: Das OneUp 42T-Ritzel 1x10 (mit OneUp16er Ritzel; Preis: $80,-) und ein OneUp 30er Kettenblatt mit Narrow Wide-Profil ($ 50,-) an der Front.
Für den Umbau eines Sram-Setups wie in unserem Fall benötigt man einen Zehnfach-Schalthebel, Schaltwerk mit mittlerem oder langem Käfig und ein X0 oder X5 11-36er Ritzelpaket (oder 12-36 der Gruppen X7 oder X9).
Ein mittlerer Käfig von Sram kann im Normalfall 39 Zahnsprünge abdecken (Shimano 37) und ein langer Käfig 45 Sprünge (Shimano 43), somit kann das OneUp 42t-Ritzel auch mit manchen Zweifach-Kettenblättern an der Front kombiniert werden.

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Die Montage ist denkbar einfach. Das 16er Ritzel tritt anstelle des 15er und 17er Ritzels des Zahnkranzes. Dadurch wird für das 42er Ritzel und einen speziellen Spacer Platz gemacht. Gegebenenfalls müssen die Anschlagschrauben des Schaltwerks nachjustiert werden (für Shimano ist auch ein spezieller Käfig für verbesserte Schaltfunktion zum Nachrüsten erhältlich).
Je nachdem, ob man das Kettenblatt auf einer ehemaligen Zweifach- oder Dreifach-Kurbel montiert, werden Spacer auf der Innen- oder Außenseite angebracht.

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Insgesamt spart man in unserem Fall gegenüber einer Dreifach-Kettenblatt-Kombination ca. 180 g. Die Kassette wird gegenüber einem Sram X5 11-36 Modell um 54 g schwerer, dafür spart man die 147 g eines XT Direct-Mount-Umwerfers und 87 g im Vergleich zu drei Race Face-Kettenblättern.

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Unter Zug

Um nicht lange um den heißen Brei herumzureden: Die Schalt-Performance befindet sich auf einem ähnlich hohen Niveau wie mit der originalen Abstufung. Man muss recht oft zwischen den beiden größten Gängen hin- und herschalten, um überhaupt einen Unterschied zu spüren. Am ehesten manifestiert er sich darin, dass der Wechsel aufgrund des größeren Sprunges vielleicht eine Spur länger dauert.

Wer in Sachen Abstufung sensibel reagiert, wird sich an das Setup vermutlich kurz gewöhnen müssen. Der Sprung im Bereich des 16er Ritzels ist bezüglich der Bandbreite nicht wahrzunehmen, der Wechsel zwischen den beiden größten Gängen naturgemäß schon, liegen doch sieben Zähne zwischen ihnen. Darin unterscheidet sich die Abstufung allerdings auch nicht in irgendeiner Art und Weise zu einer Sram 1x11 Kassette - von der nunmehr angekündigten 12-fach ganz zu schweigen.
Mich persönlich haben größere Sprünge bei Gängen noch nie gestört, mir ist aber durchaus bewusst, dass es Fahrer gibt, die ihren Tritt gerne in feinen Stufen an die Belastung anpassen. Nur bei Shimanos 1x11 gibt es feinere Abstufungen, dafür wird allerdings auch keine größere Bandbreite erzeugt. Wer auf 1x10 oder 1x11 umsteigt, wird also zwangsläufig diese Kompromisse eingehen müssen.

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Die Justierung der Schaltung erfolgt in gewohnter Manier, nur die Anschlagschraube des Schaltwerks muss bis zum Maximum hineingeschraubt werden, damit das Schaltwerk genügend Abstand zum größeren Ritzel bekommt. Einmal eingestellt, gab es keinerlei Probleme mit Fehlschalten oder Ghost-Shifting.

Auch in puncto Haltbarkeit gibt es bei der OneUp-Variante nicht viel zu bemängeln, jedoch wird das größte Ritzel im Vergleich zu herkömmlichen Zwei- oder Dreifach-Schaltungen etwas stärker beansprucht, da Gipfelstürmer den höchsten Gang vermutlich häufiger verwenden werden. Ein Phänomen, um das auch 1x11-Antriebe nicht herumkommen.
Im Fall von OneUp kann bei vorzeitigem Verschleiß dann aber auch nur das größte Ritzel getauscht werden, und nicht gleich die ganze Kassette. Während unserer Testphase hat das OneUp-Ritzel nur an manchen Ecken durch die Schaltvorgänge seine schwarze Eloxierung einbüßen müssen, die Schaltqualität war noch nicht in Mitleidenschaft gezogen.

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Mit einem 30er Kettenblatt an der Front ist für einen kletterfreundlichen Berggang gesorgt. Da es sich beim kleinsten Gang um ein 11er Ritzel, und nicht wie bei Sram's 1x11-Kassetten um ein 10er Ritzel handelt, liegt hierin wohl der größte Nachteil der 1x10-Nachrüstung begraben. Die Bandbreite ist dementsprechend geringer.
In Zahlen ausgedrückt, umfasst die Bandbreite einer 10-42-Abstufung 420 %, bei 11-42 kommt man immerhin noch auf 382 %. Vergleicht man das OneUp-Paket mit Shimanos 1x11-Varianten, die zuerst nur ein Paket mit 11-40 und erst später 11-42 angeboten haben (2017 soll auf 11-46 erweitert werden), steht man dieser Bandbreite allerdings in nichts nach. Srams angekündigte 12-fach-Schaltung wird's hingegen auf 500% bringen. Aber in unserem Pflichtenheft stand ja "kostengünstig" ...

Auch die Einschränkung der Bandbreite ist also nicht unbedingt ein Deal-Breaker. Wer genug Power in den Beinen hat, fährt ein größeres Kettenblatt, wer auch Steilhänge gemütlich hinauf pedalieren will, wählt ein demensprechend kleineres. In meinem Fall ist der Wunsch nach einem kleineren Ritzel nur in Situationen aufgetreten, wo es im leicht abschüssigen Gelände darum gegangen wäre, Druck zu machen. Wer kein Rennen gewinnen will, dem wird vermutlich auch das egal sein, beziehungsweise ergibt auch eine Kombination mit 32/42 einen brauchbaren Gang zum Klettern.

Auch bei OneUps Kettenblatt mit der NarrowWide-Verzahnung hat sich gezeigt, dass es ohne Kettenführung gehen kann. Während der gesamten Testzeit ist auch im extremen Gelände die Kette kein einziges Mal vom Blatt hinuntergefallen.

Fazit

OneUp 42t (+16t) Sprocket + 104 BCD 30t Chainring
Modelljahr:2015
Testdauer:ca. 6 Monate
Preis:42t (+16t) Sprocket $80,–
104 BCD 30t Chainring $50,–
+günstige Umrüstung
+gleiche Bandbreite zu Shimanos 1x11 Kassetten (bis zum Erscheinen der 11-46-Version)
+gute Schalt-Performance
+kein Herunterfallen der Kette von NarrowWide Kettenblatt
+Gewichtsersparnis gegenüber Mehrfach-Kettenblättern
-geringere Bandbreite als Sram 1x11 bzw. Zwei- oder Dreifach-Kurbeln
BB-Urteil:Die günstigste Alternative, um mit überschaubaren Kompromissen auf Einfach umzurüsten.
Um es auf den Punkt zu bringen: Ich bin ein großer Freund sämtlicher Einfach-Systeme, die ein zweites oder gar drittes Kettenblatt samt Umwerfer obsolet machen - und das System von OneUp erlaubt dies.

Der größte Kritikpunkt liegt sicher in der reduzierten Übersetzungsbandbreite gegenüber einer Elffach-Schaltung von Sram. Jener von Shimano steht sie hingegen - zumindest momentan - in Nichts nach.

Der größte Vorteil ist wohl die günstige (vgl. Kasten rechts) Umrüstung einer bestehenden Zehnfach-Schaltung. Zusammen mit der guten Schalt-Performance ist das System von OneUp also als echte Alternative zu einer Investition in eine komplette Schaltgruppe zu sehen.
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