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Sellaronda und mehr - Mountainbiken im Südtiroler Grödnertal

Sellaronda und mehr - Mountainbiken im Südtiroler Grödnertal

28.07.23 08:06 4.087Text: NoMan
Lisi Hager

nicht mehr sehr blond, immer noch blauäugig, schokosüchtiger denn je

Klicke für alle Berichte von NoMan
Fotos: Erwin Haiden
Wo alles bekannt ist und doch so fremd klingt. Umgeben von alter Sprache und modernem Tourismus, entdeckten wir beim Gondel-Biken im Val Gardena mit much Gatsch und much fun die Dolomiten neu.28.07.23 08:06 5.402

Sellaronda und mehr - Mountainbiken im Südtiroler Grödnertal

28.07.23 08:06 5.4021 Kommentare NoMan
Lisi Hager

nicht mehr sehr blond, immer noch blauäugig, schokosüchtiger denn je

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Erwin Haiden
Wo alles bekannt ist und doch so fremd klingt. Umgeben von alter Sprache und modernem Tourismus, entdeckten wir beim Gondel-Biken im Val Gardena mit much Gatsch und much fun die Dolomiten neu.28.07.23 08:06 5.402

"Gatsch?" Mit nachdenklich gerunzelter Stirn wiederholt Manuel mein zuletzt abgefragtes Wort und blickt mich dabei ein wenig verständnislos an.
"Dreck, Matsch", springt Michi geistesgegenwärtig ein. Die Geschäftsführerin der BikeHotels Südtirol ist im Dolmetschen zwischen Österreichisch und Deutsch offensichtlich geübt. Aber Manuels Gesichtsausdruck bleibt grüblerisch, während er mit einem kleinen Löffel in seinem Espresso rührt; als ob er gerade wirklich nicht wüsste, was nasse, quatschige Erde sei. Oder es im Ladinischen kein Wort dafür gäbe.
Gestern um die gleiche Zeit, auf den staubtrockenen Wegen zwischen Col Raiser und Grödnerjoch, hätte ich ihm beides vielleicht noch abgekauft. Aber nach dem abendlichen Wolkenbruch, infolge dessen uns heute Vormittag bereits jede Menge Dreck um die Ohren geflogen ist, dünkt mich das unwahrscheinlich.
"Mauta!", fällt es unserem Guide schließlich doch noch ein.

Mauta. Wieder ein Vokabel mehr in meinem imaginären Deutsch-Ladinisch-Wörterbuch. Und zwar ein sehr wesentliches, wie ich im Laufe der heutigen Tour noch feststellen werde.
Gedanklich versuche ich, es gleich neben Tiëra, Erde, und Giara, Schotter, abzulegen. Allein: Diese himmelalte Sprache gibt sich widerspenstig, flüchtet schneller wieder aus meinen Gehirnwindungen als die Murmeltiere auf der Seceda in ihren Bau.
Zeit, das Erlernte aufzuschreiben. Zeit, das Erlebte festzuhalten.

 Ladinisch für Anfänger, Biken für Fortgeschrittene 

Bewegtes Lernen in Gröden per Trailbikes und Aufstiegshilfen
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 Bleiche Berge, Menschenzwerge 

Lifte hin, Straßen her: In den Dolomiten regiert die Kraft der Natur

Wer bislang nur Bahnhof versteht: Wir sind im Grödnertal, einem Seitental des Eisacktals - dort, wo sich zum ohnehin selbstverständlichen Bilingualismus Südtirols mit dem Ladinischen noch eine dritte Sprache gesellt.
Und dort, wo Schlagworte wie Sellaronda, Saslong oder Seiser Alm für wissendes Nicken unter Sportlern auf zwei Rädern, Brettern oder Beinen sorgen. Diese landschaftlich zutiefst beeindruckende Ecke der Dolomiten, gelegen zwischen den Naturparks Puez-Geisler und Schlern-Rosengarten, ist schließlich Berg-Fans aller Art ein verlockender Begriff.

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Bënuni te Gherdëina

Gherdëina also, oder Val Gardena, oder Gröden. Die Ladiner sind da nicht so. Schmeißen ihre um Christi Geburt aus der Fusion der römischen Eroberer mit den rätischen Siedlern hervorgegangene Sprache in einen großen, gemeinsamen Topf mit den (erst später ausgebildeten) Zungen italienischer und deutscher Sprache, und bedienen sich daraus, wie es die Situation gerade gebietet.
Nicht-Ansässigen mag das vorkommen wie das ärgste, babylonische Sprachgewirr: Hier eine Bestellung auf Italienisch, da ein Smalltalk auf Ladinisch, dort ein Touren-Briefing auf Deutsch; und nicht selten wird, dem Schulsystem sei Dank, Touristen gegenüber auch noch astreines Englisch, Französisch, Spanisch oder Russisch eingestreut. Fakt ist: Die linguistische Vielfalt geht mit großem kulturellem Reichtum einher, hält die Ladiner geistig flexibel und vermittelt unsereins ein noch viel intensiveres Urlaubserlebnis, als dies die "Bleichen Berge" und landestypische Küche allein zustande bringen würden.

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Aber ich schweife ab. Eigentlich ist ja Mountainbiken unser Thema. Oder Gondel-Biken, wie ich die hiesige Spielart des Geländeradsports nennen würde. Denn Aufstiegshilfen sind selbstverständlicher Bestandteil des vielfältigen Tourenangebotes im Val Gardena, und keine Lifte oder Seilbahnen nutzen hier eigentlich nur einmal jährlich im Juni jene 4.000 Heldinnen und Helden, die am MTB-Marathon Hero Südtirol Dolomites, dem früheren Sellaronda Hero, teilnehmen.
Also eingesteckt die wunderbare Sorglos-all-in-Dolomiti-Supersummer-Card und losgerollt in Richtung St. Ulrich, St. Christina oder Wolkenstein – je nachdem, wohin die Reise gehen und welche Bahn (Seiser Alm, Furnes, Monte Pana, Ciampinoi oder Dantercepies) die ersten 400 bis 1.200 Höhenmeter übernehmen soll.

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Tag 1: Gardena Ronda

Unser Plan für den Auftakt hieß Gardena Ronda. Wobei wir selbst genau gar nichts planen mussten. Denn wie immer, wenn uns die BikeHotels Südtirol unter ihre Fittiche nehmen, werden wir bestens umsorgt und betreut.
Diesfalls von Ellis und Wolly, den rührigen Inhabern der Kedul Alpine Lodge - einem kleinen, aber feinen Bed&Breakfast am Sonnenhang von Santa Cristina, direkt an der Promenade der alten Grödner Bahn gelegen und mit einem fantastischen Blick auf den Langkofel gesegnet, der sich unmittelbar vor unseren Zimmern 3.181 m hoch erhebt.
Weiters von Daniel und Manuel, unseren Guides für Tag 1 bzw. 2. Ehrenamtlicher Lebensretter und trotz jungen Jahren bereits (Bike-)Hotelchef der eine, Skischulleiter und damit Herr über 60 Skilehrerinnen und -lehrer der andere, würden sich beide, typisch Ladiner, lieber die Zunge abbeißen als mit ihren Lebensläufen und Fähigkeiten zu prahlen. Über Land und (andere) Leute erzählen sie uns hingegen gerne.
Und zu guter Letzt begleitet uns am zweiten Tag auch noch Michaela Zingerle. Die Geschäftsführerin der BikeHotels Südtirol nützt unseren Besuch, um endlich auch selbst wieder einmal "g'scheid" MTB zu fahren.

Eine Runde durchs Gherdëina könne so ziemlich alles sein, erklärte uns Daniel beim von Wolly liebevoll gedeckten Frühstückstisch: Kurz oder tagesfüllend, mit oder ohne Bahn, technisch durchwegs einfach oder teilweise anspruchsvoller.
Uns empfahl er jene Variante, welche die MTB-Guides auch gern privat als Hüttentour fahren: Rauf auf die Seceda, über die weiten, welligen Wiesen am Rand der Geislergruppe hinunter ins Langental, und von dort je nach Wetter - die Prognose lautete gewittrig - entweder direkt retour oder via Grödnerjoch und Ciampinoi noch mit bis zu zwei weiteren Bahnen in luftige Höhen und auf lustige Trails.

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Gesagt, getan. Wir rollten los, rund fünf Kilometer talauswärts zum ersten Hauptort des Grödnertals, St. Ulrich bzw. Ortisei/Urtijëi. Abschnittsweise nutzten wir hierfür die ebene Trasse der ehemaligen Ferata de Gherdëina.
1915 inmitten der Wirren des ersten Weltkriegs von 6.000 russischen Kriegsgefangenen unter unmenschlichen Bedingungen in nur fünf Monaten erbaut, diente die von Klausen nach Plan führende Schmalspurbahn ursprünglich der Versorgung der Dolomitenfront mit Kriegsmaterial. Als feudaler Fuß- und teilweise Radweg erfüllt die sodann zum Personenzug umfunktionierte, aber 1960 stillgelegte Verbindung heute einen neuen, für uns ausgesprochen bequemen Zweck.

Noch gemütlicher wurde es alsbald dank der Seilbahnen Furnes und Seceda, die uns mit kombinierten Kräften im Nu von knapp 1.300 auf über 2.400 beamten. Und das im Falle der Großraumkabine sogar denkbar spektakulär, führt diese im obersten Abschnitt doch haarscharf an den imposanten Westwänden des beliebten Foto-Hotspots vorbei.
Die Luft war dünn, da oben, und das Prachtpanorama umwölkt. „Nibles“, notierte eilig das lernwillige Hirn ins fiktive Vokabelheft.
Raschötz, Seceda und Geislerspitzen versteckten sich fast vollständig hinter eilig ziehenden, grauen Schleiern, und auch vorne raus, Richtung Sellagruppe, Langkofel, Rosengarten und Seiser Alm, blieb uns die echte Fernsicht, für die dieser Logenplatz der Dolomiten so berühmt ist, verwehrt. Umso dramatischer wirkte die Szenerie, wenn die Wolken sich kurz hoben und für ein paar Sekunden schroffe Wände, wilde Abbrüche und unendlich beeindruckende Kessel offenbarten.

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Eigentlich gibt’s seitens des Tourismusverbandes Bemühungen, das Mountainbiken auf der Seceda zurückzufahren. Zu stark begangen die Wege, zu begehrt das nicht zuletzt durch einen Windows-Bildschirmschoner berühmt gewordene Fotomotiv, um an schönen Tagen problemlos neben den vielen Asiaten und Insta-Jüngern Platz zu haben.
Aber die breiteren Schotterwege unterhalb des markanten Hinkelsteins Pieralongia wurden noch nicht gesperrt, und so hantelten wir uns über die herrlichen Almen des Ski- und Wandergebietes Col Raiser und die Hütten Sofie, Daniel und Odles hinüber Richtung Stevia-Massiv. Je weiter runter und östlicher wir kamen, desto einsamer wurde es auch wieder; obgleich man bei Raststationen wie der „Utia de Ncisles“, wo wir einen kurzen Zwischenstopp einlegten, oder der „Juac“, wo wir die weich mit den Wolken um die Wette wogenden Wiesen bewunderten, nie wirklich allein sein wird.

Warum dann überhaupt dort rauf, wo’s doch an würdigen und uneingeschränkt erlaubten Alternativen wahrlich nicht mangelt? Weil es angesichts all der felsigen Pracht und alpinen Herrlichkeiten wirklich schade wäre, sich diese entgehen zu lassen.
Zumal nach der Regensburgerhütte, wenn die zinnenartigen Türme der Stevia immer näher rücken, dann wieder ein Waldwegerl samt Bach für Abwechslung sorgt und sich schließlich das Tor zum Vallungo auftut, steinern und mächtig und mystisch und hoch – links die Wände der Puezgruppe, rechts die Chedul-Berge (übrigens Namensgeber unserer Unterkunft) und der Col Turond, und in der Mitte jetzt saftigst grüne Lärchenwälder, die im Herbst dann gewiss kitschigst bunt werden und schön.
In der Tat empfiehlt auch Daniel, Gröden entweder gleich im Juni, quasi zu Saisonbeginn, oder dann erst wieder im Herbst zu besuchen, wenn die Verfärbung der ohnehin schon grandiosen Landschaft nochmal ihren ganz besonderen Stempel aufdruckt. „Ab September gehören die Wege und Hütten wieder den Bikern alleine, und das Wetter ist dann auch immer sehr stabil“, weiß unser Guide.

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Apropos Wetter: Es war schon mal finsterer und feuchter an diesem ersten Tag. Frisch gestärkt durch Speckjause, Penne und Gnocchi, ging’s deshalb nach einer späten Mittagsrast in der Ciampac Hütte am Fuße der Stevia weiter aufs Grödnerjoch. Die Dantercepies-Gondelbahn übernahm dankenswerter Weise die 646 Hm umfassende Auffahrt zu dieser Passhöhe zwischen Cirspitzen und Sella-Massiv.
Mit Cir Tiëra und Cir Giara hatten wir hier erstmals die Wahl zwischen zwei gebauten MTB-Trails. Um die in Folge anvisierten Plans de Frea zu erreichen, entschieden wir uns für die Schottervariante, also Cir Giara – und tatsächlich: Vor allem anfangs machte der Trail seinem Name alle Ehre und kurvte in einigermaßen rutschiger, loser Bodenbeschaffenheit im Zickzack ’gen Passo Gardena. Dabei stets spektakulär und zum Angreifen nah vor unseren Augen: das Sella-Massiv.
War das ein Schweben und Schwelgen, ein Staunen und Schauen! Mir fiel ob dieser unglaublichen Kulisse die Konzentration auf den Trail ein wenig schwer, dabei hätte er sich aufgrund einiger Absprünge und kleiner Stufen, Anlieger und schließlich sogar Holzhindernisse durchaus Aufmerksamkeit verdient!

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 War das ein Schweben und Schwelgen, ein Staunen und Schauen! 

Am Cir Giara im Angesicht des Sella-Massivs, hinter uns die Cirspitzen, vor uns die Fea-Ebene
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Der berühmten Gebirgsgruppe förmlich zu Füßen, surften wir anschließend ungleich beschaulicher durch die blumenbewachsenen Wiesen der Plans de Frea und deren waldigen Rand, Schotterrinnenquerung inklusive.
Noch war es trocken, und kurz schraubten wir uns sogar erneut auf über 2.000 m Seehöhe. Aber am Ende dieses lustigen Aufs und Abs begann es dann doch zum zweiten Mal an diesem Tag zu tröpfeln. Bloß diesmal standen die Chancen auf Besserung ungleich schlechter als am Vormittag, und nebst dem Wetter sprach auch unser bereits ausgereiztes Zeitbudget gegen das optionale Finale am Freeride Ciampinoi.
Hurtig schlüpfen wir also in unsere Regenjacken und flitzten, die Passstraße mehrmals querend, nach unten. Kurz vor Wolkenstein taten sich dann endgültig die Schleusen auf. Aber was macht’s schon aus, dass einem der Regen beim Kragen rein und bei den Schuhen wieder raus rinnt, wenn’s leidlich warm ist und nicht mehr weit!

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 Hat der Langkofel einen Hut, wird das Wetter schlecht oder gut 

Die Ladiner legen sich vorab – nicht nur meteorologisch – ungern fest
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Die einzig richtige Art, einen solch herrlichen Tag in Italien auch kulinarisch stimmig ausklingen zu lassen, heißt pizza, vino rosso und caffè. Im La Tambra, keine fünf Gehminuten von unserer Unterkunft in St. Christina entfernt, wurde unser Begehr auf delikate Weise gestillt.
Danach waren wir nicht nur satt, zufrieden und müde. Sondern aufgrund von Ellis und Wollys Schilderungen auch schon richtig gespannt auf Tag zwei.

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Tag 2: Sellaronda

Denn am Programm unseres Tourenmenüs stand mit der Sellaronda nicht nur das Aushängeschild der Region, das sich wahlweise auch als alpine Skischaukel, Motorrad-Runde, Skitour oder Rennrad-Klassiker bezwingen lässt. Laut Wetterprognose winkten uns nach letzten, morgendlichen Regenresten auch Traumbedingungen, um das einzufangen und aufzusaugen, wofür diese Rundtour um das Sella-Massiv und durch vier Dolomitentäler – Val Gardena, Alta Badia, Val di Fassa, Val Fodom – in sämtlichen Varianten so berühmt ist: den atemberaubenden Blick auf alles, was in den Dolomiten Rang und Namen hat.

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Und da sitzen wir nun in der Hütte bei der Bergstation des Braia Fraida Sessellifts und sehen: wenig bis nichts.
Graue, regenschwere Wolken oder dichter Nebel, aus dem es feucht herausnieselt, haben uns seit unserem Aufbruch begleitet und das Panorama getrübt oder gleich ganz verschwinden lassen. Wo wir tags zuvor beinahe mit der Nase an die Nordabbrüche des Sellastocks gestoßen wären und uns nicht sattsehen konnten am felsigen Dialog aus Cirspitzen und den Türmen der Beinahe-Dreitausender, war heute nur tröpfelnde, watteweiße Unendlichkeit. Und wo’s gestern staubte und locker-sandig rieselte, regierte nun schmierige Erde und feuchter Lehm.

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Auch das hat seinen Reiz. Ideales Fotowetter ist es jedoch nicht. Also eingekehrt in die Ütia i Tabla, um bei Cappucchino oder Espresso auf die vorhergesagte Besserung zu warten und bei dieser Gelegenheit ein paar Vokabel der ältesten Sprache Südtirols zu lernen.
Eisenbahn? Ferata.
Gondel? Condla.
Alm? Mont.
Und Übrigens: Dass Utia, das Wort für Hütte, im Gherdëina ohne Punkten über dem Anfangsbuchstaben geschrieben wird, hier heroben im südlichen Gadertal jedoch mit, ist kein Schreibfehler. Gröden ist eines von fünf Dolomitentälern rund um das Sellamassiv, in denen sich das Ladinische ob der früheren Abgeschiedenheit dieser Regionen erhalten hat – aber jedes Tal hat dabei seine Eigenheiten bis hin zu völlig abweichenden Worten entwickelt.
Murmeltier? Muntaniola.
Hallo? Hoi.
Manuel erweist sich als sehr geduldiger Lehrer, zumal, wenn’s um die teils sehr schwierige Aussprache geht. Wobei: Er versäumt ja auch nichts. Draußen hängen die Wolken noch immer so tief, dass man kaum den gegenüberliegenden Berghang ausmachen kann.

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 Nibla - Wolke
Surëdl - Sonne
Plueia - Regen
Plan - Ebene
Troi - Weg 

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 Crëp - Berg
Utia - Hütte
Giara - Schotter
Mauta - Gatsch
Devertimënt - Spaß 

Mountainbiken auf Ladinisch
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Aber es wird besser werden und trockener. Auf den steilen Schotterrampen über die blumenübersäten Pralongia-Wiesen werden uns nicht nur die Höhenmeter gepaart mit der dünnen Höhenluft einheizen, sondern erstmals auch die Sonnenstrahlen. Die Wolken werden reißen und immer wieder kurze Blicke erlauben ins Alta Badia und auf die Ostflanken der Sellagruppe.
Wir werden mit dem Flé-Trail eine wahre Kurvenorgie unter die Räder nehmen – butterweich gebaut, der erste Teil in sanfte Almwiesen eingebettet und an sumpfigen Stellen mit sich schlängelnden Holzbrücken garniert, der zweite spaßig drehend durch einen märchenhaften Wald.

Wir werden hinauf zum Passo Campolongo die einzigen nennenswerten Höhenmeter zum Selbertreten absolvieren und nach der Verlängerung durch den gleichnamigen Sessellift unseren ersten Singletrail der Kategorie S2 in Angriff nehmen: Etwas stufiger und steiniger, wie sein Name Bec de Roces schon vermuten lassen hat, und vom nächtlichen Regen schön rutschig eingeseift außerdem.
Und wir werden überraschend fürstlich speisen in der von außen eher wie eine Imbissbude wirkenden Bar Peter in Arraba. Ich sage nur: Casunziei – eine Art mit roter Rübe gefüllte Ravioli, in Mohn-Salbei-Butter geschwenkt und mit Käse bestreut.

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Es wird allerdings auch wieder schlechter werden und nasser. Viel nasser sogar.
Die Marmolata, vergletscherte Siegerin des Wettkampfs um den Titel „höchster Berg der Dolomiten“, wird sich, ganz schüchterne Schönheit, an der Portavescovo hinter einer undurchdringlichen Wolkenwand verstecken. Statt mit dieser Paradeansicht wird uns der mit 2.485 m höchste Punkt unserer Runde mit Nieselregen und einem letzten Schneefeld überraschen.
Wir werden wohl die entzückenden und namensgebenden Almröschen auf dem anschließenden Wiesentrail hinunter nach Fodom sehen. Der große, grüne Rest des traildurchzogenen Buchensteintals und vor allem auch die hier im Süden höchsten Gipfel der Sellagruppe werden jedoch bloß vage Ahnung bleiben.

Am Pordoijoch erwischt uns endgültig der Regen. Und der Bodenbeschaffenheit nach wütet er dort schon länger: Schlamm, mauta, und Wasser, ega, überall … Schade um den wurzelig-knackigen Infinity-Trail (S2), den wir deshalb nur bedingt genießen und fotografisch nicht festhalten können!
Andererseits gewinnen wir dadurch wertvolle Zeit. Zum Betriebsschluss unserer letzten Gondel von Canazei auf den Col Rodella um 17:30 Uhr wäre es mit weiteren Fotostopps nämlich knapp geworden.

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Doch kaum der riesigen Kabine der Pendelbahn vom oberen Fassatal zum Sellajoch entstiegen, begrüßt uns strahlender lum del soreie – Sonnenschein.
Die selbe Reisegemeinschaft, die eben noch mit vom Wasser aufgeweichten Händen ein paar Kekse teilte und schon ein wenig missmutig in die Regenschleier vor dem Kabinenfenster starrte, tritt nun hinaus auf den Vorplatz der Rodella-Bergstation und kann gar nicht glauben, was sie da auf der anderen Seite des Berges, im Grödnertal, sieht:

Den Langkofel, wie er sich langsam und bedächtig aus der Umklammerung der Wolken schält. Die Sella, wie sie ihren grauen Hut Stück für Stück nach oben schiebt, um ihn schließlich ganz zu lüften. Die Marmolata, wie sie immer öfter aus dem Wolkenmeer hervorblitzt, bis sie dann kurz bevor wir das Sellajoch erreichen, wirklich vor uns steht in ganzer Pracht.
Und plötzlich sogar ein Regenbogen, der sich über und zwischen und neben all dem spannt, in doppelter Aufmachung und schillernd vor Lebensfreude in Rot, Orange, Gelb, Grün, Blau, Violett.

  • Sellaronda und mehr - Mountainbiken im Südtiroler Grödnertal
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Es ist fast zu kitschig, um wahr zu ein. Auf lieblich in der Sonne liegenden Almwiesen und durch einen wahren Teppich an intensivst rosa blühenden Alpenrosen suhlen wir uns in unserem Glück.
Wir belächeln die absurd winzigen Stehgondeln des legendären Sassolungo-Korblifts, einem touristischen Original aus den 50er-Jahren, und bewundern, wie verschieden ein und dasselbe Gebirgsmassiv aussehen kann, wenn man bloß ein paar Meter weiter fährt. Wir entdecken eine geheimnisvoll anmutende Felsformation, deren wie eine steinerne Stadt angeordnete Blöcke verschiedenster Größe den Menschen als Klettergarten dienen mögen; den Elfen, Zwergen und weiteren Fabelwesen aber, das ist gewiss, als idealer Wohnraum und Tummelplatz.
Wir belauschen Murmeltiere und bewundern Greifvögel. Und als wir schließlich die Bergstation des Gran Paradiso Sessellifts passieren, beginnen wir die letzte Abfahrt unserer Viereinhalbtausend-Tiefenmeter-Schlacht.

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Ich will ehrlich sein: Ich bin kein Fan von glatt geleckten Flowtrails. Aber die Paravis-Line ist wirklich großes Kino. Und das nicht nur wegen ihrer weiten Anlieger und hohen Wellen, die echtes Hochschaubahn-Feeling aufkommen lassen, das sich zudem dank der breiten, griffigen Spur richtig schnell genießen lässt.
Es ist auch und vor allem die gekonnte Einbettung in die weiten Wiesen zwischen Langkofel und Sella, die diesen Trail, ladinischer nomen est omen, paradiesisch macht. Wo sonst steht an dem einen Kurvenausgang eine fast 1.000 Meter aufragende Kletterwand, und am nächsten eine über sieben Kilometer breite Felsterrasse? Wann sonst hat man, mit Schwung aus der Kompression auftauchend, den Eindruck, geradewegs auf ein überdimensionales Bergplateau zu springen?

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Erst die abschließende Jumpline - alternativ zu dem S2-Trail kann man auf der einfachen Family Line ausrollen - beendet dieses permanente Panorama-TV, indem sie tiefer und tiefer in den Wald abtaucht.
Gut so, denn auf diesem letzten Abschnitt geht's deutlich enger, kickender und kraft manch riesig anmutenden Tables oder Step-downs auch ernster zur Sache, weshalb hier ein wenig Konzentration nicht schaden kann.

Einmal waschen, trockenlegen und pflegen später treffen wir uns im Restaurant L Fudlé wieder - noch so einer Kedul Lodge-Empfehlung inmitten der Fußgängerzone von St. Christina. Wer das Tris di canederli, das Steak in Kaffeekruste oder den köstlichen Vino della casa gekostet hat, weiß, warum.
Ein Blick über unseren reichlich gedeckten Tisch belegt: Die Opulenz unseres Abendessens steht jener der Naturkulisse des Grödnertals in nichts nach. Und ein Check unseres frisch erworbenen Wortschatzes offenbart: Uns fehlen noch zwei Vokabel, Manuel, Daniel, Michi, Ellis und Wolly ...

Danke? Dilan.
Und auf Wiedersehen? Assudëi!

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Good to know

Gröden ist ein Seitenarm des Eisacktals mit eigener Sprache - Ladinisch - und sehr lebendigem Brauchtum, gleichzeitig aber weltoffenem Lebensgefühl, moderner Infrastruktur und pulsierendem Tourismus. Die drei Hauptorte St. Ulrich, St. Christina und Wolkenstein sind umgeben von allem, was in der Welt der Alpinisten Rang und Namen hat: Geisler, Sella, Langkofel, Plattkofel, Schlern ... (sowie die zugehörigen Naturparks). Dazwischen liegt mit der Seiser Alm Europas größte Hochalm.
Für Südtiroler Verhältnisse ist die Bike-Saison kurz (Juni - Okt.). Als beste Reisezeit empfiehlt sich ob der Verfärbung, stabilen Wetterverhältnisse und geringeren Besucherdichte der Herbst.
www.valgardena.it
www.bikehotels.it

Tourenangebot
Die 22 beschilderten Touren des Grödnertals sind zwischen 1.200 und 2.500 m Höhe angesiedelt und mit zahlreichen Bergbahnen kombinierbar. Sie führen über eine gelungene Mischung aus Schotterstraßen, eher einfachen Naturwegen sowie gebauten Singletrails verschiedener Schwierigkeit und Charakteristik. Als Verbinder im Tal fungiert abschnittsweise die Promenade der alten Grödner Bahn.
Touren-Download
MTB-Karte Gröden - Seiser Alm

Als Aushängeschild der Region gilt die panoramareiche Sellaronda MTB Tour, eine (grundsätzlich auch ohne Aufstiegshilfen machbare) Gondeltour um das sich über drei italienische Provinzen - Südtirol, Belluno, Trentino - erstreckende Sellamassiv. Die Runde kann im Uhrzeigersinn (62,5 km/370 Hm, orange Beschilderung, Mitte Juni bis Ende September) oder dagegen (58,6 km/1.050 Hm, grüne Beschilderung, Mitte Juli bis Ende September) gefahren werden.
Beiden Richtungen gemein sind die vier möglichen Startorte Wolkenstein, Corvara, Arraba und Canazei, zahlreiche Hütten, die zum Einkehrschwung laden, und ein Tagespensum von rund 4.000 Tiefenmetern, wobei ergänzende Varianten und Zusatzschleifen möglich sind.
Sellaronda-Website
MTB-Karte Sellaronda

Lifttickets
Wer sich nur in Gröden aufhalten möchte, ist mit der GardenaCard gut beraten. Sie kostet € 135,- für sechs bzw. € 103,- für drei aufeinanderfolgende Tage uneingeschränkter Liftbenützung. Der Bike-Transport wird hier separat mit 3-5 Euro pro Rad verrechnet.

Das gesamte Dolomiti Superski-Gebiet und somit auch die Sellaronda erschließt die Dolomiti Super Summer Card. Das ist ein Ein- bzw. Mehrtagesticket (3 aus 4 bzw. 5 aus 7), welches für über 100 Liftanlagen gültig ist und auch den Biketransport beinhaltet. Es kostet 56/120/160 Euro, Kinder unter 16 zahlen weniger, Unter-Achtjährige fahren gratis. Das Ticket kann direkt an den Liftkassen oder online erworben werden.

Unterkunft
Kedul Alpine Lodge: Kleines, von Inhaber Walter "Wolly" Mussner und Partnerin Ellis Kasslatter herzlich und um die Bedürfnisse von Bikern wissend geführtes Bed&Breakfast im Zentrum von St. Christina mit fantastischer Aussicht, feinstem Frühstück und strategisch günstiger Lage direkt an der Grödnerbahn-Trasse.
Hotel Piccolo: Wenn Daniel Bernardi nicht gerade der BB-Crew seine Heimat zeigt, Einsätze fürs Weiße Kreuz oder die Feuerwehr bestreitet, sorgt er in seinem Bike-Hotel in Wolkenstein dafür, dass sich alle Gäste rundum wohl fühlen. Die familiäre Atmosphäre, Gourmetküche und sonnige Zentrumslage zeichnen den 4-Stern-Betrieb aus.
Weitere BikeHotels in Gröden

Nützliche Links
  • Sellaronda und mehr - Mountainbiken im Südtiroler Grödnertal

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